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drücken und dieser somit die erforderliche Spannung zu geben. Diese Kraftanstrengung verursacht Friction und dadurch leicht Verschiebung einer oder mehrerer Lagen Garn, welche beim Packen oder Hantiren lose geworden sein können. Um die Schützenspindel leichter einstecken zu können, nimmt die Ar beiterin gewöhnlich den Pincop in ihre linke und die Spitze in ihre rechte Hand und schraubt dann sozusagen durch Hin- und Herdrehen die Spindel in den Pincop. Auf diese Weise werden dann oft die äussersten unteren Windungen zusammengedrückt und ein Theil davon nach innen vorgeschoben, wodurch es un möglich wird, diesen Theil abzuwinden. Es ist richtig, dass die Arbeiterin bei grosser Vorsicht dieses Verschieben des Gar nes bis zu einem gewissen Grade vermeiden kann, aber diese Extra-Vorsicht kann man kaum von ihr erwarten, wenn man die Kürze der Zeit bedenkt, welche ihr für die Operation des Aufsteckens zu Gebote steht. Ein gewöhnlicher Pincop 42er Garn im Gewichte von 15 Gramm enthält ungefähr 910 Meter Garn. Nimmt man nun einen Stuhl an von 45 Zoll Blattbreite, in dem Cotone von einem Meter Breite erzeugt werden und der 200 Schläge per Minute macht, und dann ein Drittheil hiervon für Aufenthalt abrechnet, so erhält man einen Verbrauch von 135 Schuss per Minute, von denen jeder einen Meter lang ist, oder 135 Metei Schussgarn. Auf diese Weise dauert ein Pincop nur 6*/ 2 Minu ten. Wenn nun eine gute Arbeiterin drei Webstühle besorgt, von denen jeder dieselbe Quantität Schussgarn verbraucht, so ergibt dies drei Wechselungen der Schütze oder des Pincop in ß’/a Minuten oder ein wenig mehr als zwei Minuten für jeden Stuhl, mit Einschluss alles anderen Aufenthaltes, als Anknüpfen der Kettengarne etc. Man kann daher die Arbeiterin nicht zu sehr tadeln, wenn sie das Aufstecken des Pincop mit einer zu grossen Eile besorgt und dadurch denselben beschädigt. Eine grosse Production von Waare ist für sie wichtiger, als etwas mehr oder weniger Abfall, keinenfalls aber für den Fabrikanten. Man findet gewöhnlich , dass eine einigermaassen vorsich tige Arbeiterin bei z. B. 42er Garn 3—6 Percent Abfall macht. Während das Garn vielleicht auf eine Mark zu stehen kommt, kann der Abfall kaum zu 30 Pfennigen verkauft werden. Wenn nun eine Arbeiterin per Stuhl 3 / 4 Pfund Abfall in der Woche macht und dieser auf die Hälfte reducirt werden könnte, so würde dies bei dem Unterschiede zwischen 100 und 30 Pfgn. eine Ersparniss von 26 Pfgn. per Stuhl und Woche geben, oder bei 200 Stühlen 52 Mark in der Woche = 2704 Mark per Jahr! Obgleich viele Pincops, namentlich diejenigen, welche von England in Fässern kommen, schon in einem zerdrückten Zu stande in der Weberei anlangen, so liegt doch auch ein Haupt grund des Abfalles in einer schlechten Construction der Schütze. Abgesehen von der Neigung vieler Fabrikanten, nur das zu kaufen, welches am wenigsten kostet und wodurch man ihnen dann anscheinend gute, aber in Wirklichkeit schlecht gemachte Schützen etc. liefert, liegt es auf der Hand, dass je besser und schöner gefertigt die Spindel der Schütze ist, desto besser sie auch in den Pincop einpasst. Ob es so sehr schwierig ist, eine Spindel und Feder aus gewalztem Stahl und völlig glatt zu machen, wollen wir dahingestellt sein lassen ; Thatsache ist es aber, dass eine Menge Spindeln und Federn nur aus wei chem Eisen bestehen. Die beste Spindel, welche vorkommt, ist jedenfalls diejenige, deren Feder aus gutem Stahle und welche vollkommen flach an die Spindel anliegt, wenn diese auf geschlagen ist, so dass beide leicht in die Oeflnung des Pincop eindringen können; die Feder springt in diesem Falle nur auf, wenn die Spindel mit dem Pincop niedergeschlagen wird, und da sie, wenn richtig gemacht, an einem Ende ganz frei ist, so fügt sie sich genau an die innere Form der Oeflnung des Pin cop an und kommt somit dem Ideal näher, das darin besteht, eine Schützenspindel von genau derselben Form zu haben, als die Spindel, auf welcher der Pincop gesponnen war. Schliesslich müssen wir die Webereibesitzer noch auf einen Umstand aufmerksam machen. Da wo keine Spinnerei mit der Weberei verbunden ist, muss der Fabrikant sich seine Garne kaufen, und dies thut er in der Regel dort, wo er seine Qua lität Garn gerade am billigsten findet. Dies wollen wir ihm auch nicht verargen. Nun findet es aber statt, dass kaum nur in zwei Spinnereien die Spindeln ganz genau denselben Durchmesser haben, folglich sind auch die Oeffnungen der gekauften Pincops von verschiedener Grösse. Einige Pincops werden daher fester auf der Spindel sitzen als andere und folglich auch oft mehr Abfall geben. Wir würden daher Fabrikanten rathen, sich vor dem Einkauf von Garnen einige Pincops zu verschaffen und diese auf ihren Schützenspindeln zu probiren. Ein kleiner Unter schied im Preise des Garnes könnte leicht durch Vermehrung des Abfalles aufgewogen werden. In Fabriken, welche ihr eigenes Garn spinnen, ist anders zu verfahren; hier sind oder sollen alle Spindeln von derselben Dicke sein; nicht so aber die Spindeln der Schützen, welche rascher schleissen; da müssen also die Schützen controlirt wer den. Wir besuchten neulich eine vorsichtig eingerichtete Fabrik von einiger Ausdehnung, in der ein Mann nichts weiter zu thun hatte, als Schützen zu probiren. Auf einem Tische hatte er eine aufrechtstehende Stahlplatte mit mehreren Löchern. Diese Löcher correspondirten mit der Dicke der Schützenspindel an drei verschiedenen Punkten, der Spitze, der Mitte und dem unteren Ende. Jeden Morgen wurden alle nicht in wirklichem Gebrauche befindlichen Schützen von ihm probirt und die Spin deln aller in alle drei Löcher eingepasst. Fand sich eine Schütze vor, welche zu weit durch eines der Löcher ging, so wurde sie bei Seite gelegt und eine neue Spindel probirt. Man hatte in dieser Fabrik die Erfahrung gemacht, dass dieser Mann seinen Taglohn reichlich verdiente. Wir haben über dieses scheinbar geringfügige Thema aus führlicher gesprochen, weil wir überzeugt sind, dass in manchen Fabriken dem Verlust, welcher durch die grössere oder geringere Menge des gemachten Abfalles entsteht, nicht die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt wird und weil in diesen für den Fabrikanten schweren Zeiten nichts vernachlässigt werden sollte, was zu einer Ersparniss in der Fabrication beitragen kann. + Neue Ablass-Vorrichtung für mechanische Wehstühle. Obgleich im Laufe der Zeit verschiedene Versuche ge macht worden sind, eine zuverlässige und selbstthätige Ablass vorrichtung für den Garnbaum an mechanischen Webstühlen zu finden, so hat sich doch für die Mehrzahl der Stuhlsorten eine einfache Beschwerung mit Stricken oder Ketten und Ge wichten bisher am besten bewährt Stricke haben aber den Nachtheil, dass sie sehr von dem Temperaturwechsel ange griffen werden und rasch ausschleissen. Ueber die mechanischen Vorrichtungen, welche denselben Zweck erreichen sollen, hört man ein sehr verschiedenes Ur- theil, da selbst die Meister nicht alle einig sind über die an eine solche Vorrichtung zu stellenden Fragen ; was dem Einen convenirt, wird wieder von dem Andern verworfen, obgleich sie Beide auf denselben Stühlen dieselbe Waare machen. Eine der neuesten dieser Erfindungen ist die Brigg’s, von welcher wir hier eine kurze Beschreibung liefern. An jede Seitenwand des Stuhles ist ein Support an geschraubt, auf dem ein Lager mittelst eines Stiftes dreh bar befestigt ist; die Innenseite dieses Lagers ist mit Tuch ausgefüttert, welches als Frictionsmittel dient, da Leder sieh zu rasch glättet. Die beiden Enden des Garnbaumes sind mit gusseisernen und abgedrehten Kappen oder Ringen versehen, oder wo eiserne Bänder benutzt werden, sind diese abgedreht. Diese Kappen ruhen in dem Lager, während sie von oben durch ähnliche mit Tuch ausgefütterte Lager geschlossen werden. Die erforderliche Bremsung ist auf folgende Weisung erlangt. Auf die ersterwähnten Lager sind Stifte gegossen, um welche sich verticale Hebel drehen. Eine Verbindungs schleife verbindet einen Haken an diesen Hebeln mit einem oberen Hebel, der auf die Kappenlager drückt ; auf diese Weise wird der Baum zwischen die beiden Lager fest gefasst. Am unteren Ende sind die beiden verticalen Hebel durch eine Stange verbunden, welche mittelst einer Daumenschraube angespannt