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115 sich gegangen oder wie vorhin bemerkt, der Gerber gestiegen, so giesst man von dieser Lösung circa 15 — 20 Liter per Stück Waare in den Kumpen der Maschine, lässt die Stücke kurze Zeit darin laufen und läutert schliesslich wie gewöhn lich mit klarem Wasser ab. Aller Schmutz und alles in der Waare sitzende Fett wird von der Walkererde so gründlich und vollständig aufgesogen und mit derselben entfernt, wie es auf jedem anderen Wege fast unmöglich ist. Besonders bleiben die Farben bei diesem Reinigungsverfahren äusserst rein und frisch. N. N. Gesehirrzug für mechanische Webstühle. Von Friedrich Kesselring in Münch weilen (Schweiz.) (Patenti rt.) Diese Erfindung besteht in einer Trittvorriehtung für mechanische Webstühle und ist in nachstehender Abbildung des Näheren erläutert. Im oberen Theil der Abbildung ist a eine Röhre (Gas röhre) von entsprechender Weite ; b ein Lagerzapfen mit vier kantigem Ende; d sind sieben bis acht Stahlblätter, welche mit eisernen Bändern e aneinander befestigt sind; f ein am entgegengesetzten Ende von a angebrachter in dem Zapfen g drehbarer Stift mit vierkantigem Ende m; g ein mit dem kleinen Stift h in dem Gasrohr befestigter Zapfen mit cen traler Bohrung zur Aufnahme des Stiftes /, welcher durch das Schmierloeh i geschmiert wird; k ein Segment, welches mit der Stellschraube c 1 auf das Gasrohr befestigt wird. Im unteren Theil der Abbildung ist a 1 ein Lagerbock, welcher mit der Schraube b' auf den Stuhl aufgeschraubt wird. c 1 ist eine Klemmschraube, mit welcher der Stift f mit seinem Vierkante m in einer Oeffnung des Bockes a' festge klemmt wird. Auf jedem Segment k sitzt ein Hacken d', an welchem mit Hülfe eines Lederriemens das Geschirr angehängt wird. Der in der Gasröhre a festsitzende Zapfen b ruht in ähnlichen Lagern wie der Stift f, ist aber in denselben drehbar und an Stelle der Klemmschraube c 1 sind hier Schmierlöcher angebracht. Die Stahlblätter d sind mit ihren Enden an den Zapfen b und f befestigt, und wenn die Röhre a von den Segmenten k gedreht wird, so dreht sieh gleichzeitig der Zapfen b, während der Zapfen f festbleibt. Hierdurch werden die Stahl blätter d spiralförmig zusammengedreht, streben aber stets, ihre ursprüngliche Lage wieder einzunehmen, so dass die Segmente k wieder in die Höhe gehen, sobald der Zug auf dieselben aufhört. Wenn also die Tritte unter dem Stuhl das Geschirr herabziehen, so dreht sich das Gasrohr a mit dem Segment k um den festen Stift lässt man die Tritte wieder los, so ziehen die gedrehten Stahlblätter das Geschirr wieder in die Höhe und das Geschirr erhält hierdurch einen viel sanfteren Gang. Patent-Anspruch: Das Rohr a und die in demselben liegenden Stahlblätter d, welche mit dem einen Ende der rotirenden Bewegung des Rohres folgen müssen, während das andere Ende stabil bleibt, sowie die Verbindung dieses Me chanismus mit dem Geschirr eines Webestuhles in der be schriebenen Weise und für den angegebenen Zweck. Ueber das Waschen und Färben der Garne. Praktische Winke und Mittheilungen von Victor Joclet. (Nachdruck verboten.) Alle Garne, worunter hier wollene Strick- und Stick garne (auch Zephyrgarne) gemeint sind, müssen vor weiterer Behandlung ihres Fettes befreit werden; die Wolle wird wohl, ehe sie zum Spinnen kommt, gewaschen und so ihres Fettes beraubt, aber eben bei den Spinnmanipulationen selbst, be sonders aber beim Oelen im Wolfe und auf den Krempeln beim Cardiren, wird ihr vielleicht noch mehr Fett zugeführt, als sie früher besass, und auf diese Weise die Wolle und also auch das Garn wieder verunreinigt. Der Unterschied, dass das in der losen (ungewaschenen) Wolle enthaltene Fett natür lich mit Schweiss und anderen Schmutzsubstanzen verbunden und auch fester an die Wolle gebunden war, erklärt daher sehr leicht den Umstand, dass, um das Künstliche zu ent fernen, nicht sehr kräftige Waschmittel zur Anwendung kommen als früher bei der losen Wolle. Betrachten wir die verschiedenen Methoden, die zum Entfetten, also Reinigen der Garne angewendet werden, näher. Die Garne werden zum Färben, respective Waschen immer in Strähnen geordnet übergeben; man ordnet nun diese Strähne derart, dass man, je nach der Qualität der Garne (ein-, zwei-, drei- oder vierfache Drehung), immer vier, drei oder zwei Strähne zusammen auf einen Stock gibt. Auch das richtige Unterbinden jeder einzelnen Strähne ist sehr zu achten, da bei nicht gehöriger Aufmerksamkeit nach beendeter Farb operation die Garne nicht zu entwirren sind, wodurch grosser Zeitverlust, wenn nicht gar absoluter Verlust an Material entsteht. Je nach der Wolle, welche zum Spinnen der Garne ver wendet wurde und je nach Zugabe von Fettstoffen beim Spinnen wird sich der Gewichtsverlust bei zu waschenden Garnen stellen. Das gewöhnlichste Waschverfahren ist das mit Seife, Ammoniak und etwas Zusatz von Soda. Sehr vortheilhaft ist die Anwendung von Regenwasser zu jeder Art von Wäsche; wie bekannt, hat Regenwasser den Vortheil, grösseren Ammoniak gehalt gegenüber Fluss- oder Quellenwasser zu besitzen, eben so die reinigenden Eigenschaften des Urins, die ja ebenfalls nur vom Ammoniak herstammen. Man wendet daher den Ammoniak (Salmiakgeist) mit Erfolg zur Garnwäscherei an, und zwar im Verhältnis» von 40—60 Gramm auf ein Kilo Garn; durch Zusatz von 20 Gramm Soda oder Pottasche, nach Befinden der Umstände auch etwas Zusatz von Seife, wird die Wirkung des Laugenbades bedeutend erhöht. Anders kann man verfahren, indem man per 10 Kilo Wollengarn 1 Kilo Seife und 250 Gramm calcinirte Soda anwendet. Man erzielt damit bei ordinären Wollengarnen ganz gute Erfolge, bei feineren Wollqualitäten vermeidet man da gegen die Anwendung von Soda, weil die Garne leicht dadurch spröde und hart werden. — Es lassen sich übrigens die meisten Alkalien unter Befolgung der nöthigen technischen Manipulationen hiezu anwenden. Die technischen Manipulationen selbst sind genügend und allgemein bekannt, so dass ich leicht darüber hinweg gehen kann; ich erwähne nur noch, dass ein einmal an gesetztes Wäschebad eine Zeit lang, also für mehrere Partien, benutzt werden kann, selbstredend, indem man nach jeder gewaschenen Partie einen entsprechenden Zusatz von Soda, respective Seife macht ; ist das Bad indess durch zu vielen Alkalizusatz und aufgelösten Schweiss zu dick und ölig ge worden, so hat man dasselbe wegzugiessen. Das Weissfärben (Bleichen) der Garne unterliegt der Anwendung derselben Mittel und Verfahren, mit welchen man die Wolle weiss färbt. Gewöhnlich geschieht dies mit Schwefel, und zwar auf zweierle Arten: a) durch gasförmige und Z>) durch flüssige schwefelige Säure. Zum Bleichen mit gasförmiger schwefeliger Säure werden sogenannte „ Schwefel- kammern“ angewendet; diese sind ziemlich luftdicht ver schlossene Kammern mit einem kleinen Rostherde, auf welchem man den Schwefel verbrennt und dadurch gasförmige