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als in entfernteren Orten. In Deutschland ist man nicht mehr so sehr an Olivenöl gebunden und benützt man dort in verschie denen Gegenden auch andere Oele. Äusser Olivenöl haben auch alle animalischen Oele die Neigung, sich von selbst zu ent zünden, und es ist eine bekannte Thatsache, dass, wenn Spinn fasern irgend einer Art mit diesen Oelen getränkt sind und einige Zeit, oft nur einige Stunden, in einen Haufen geladen werden, sie so viel Hitze entwickeln, dass sie in Brand über gehen und dann zuweilen die Zerstörung des ganzen Etablisse ments die Folge davon ist. Von dieser gefährlichen Eigenschaft sind Mineralöle gänz lich frei und vermögen daher nach und nach sämmtliche anderen Oele in den Spinnereien verdrängen; vorausgesetzt, dass sie richtig gereinigt sind. Professor van der Meyde in Philadelphia hat Versuche mit Petroleum angestellt und Lumpen und Garne mit Mineralöl gesättigt und einen Thermometer hineingestellt, aber nicht die geringste Erhöhung der Temperatur bemerken können. Professor Anderson in Glasgow hat ähnliche Experi mente gemacht und gefunden, dass Mineralöle nicht den Sauer stoff aus der Luft anziehen wie animalische und vegetabilische Oele, und folglich sich nicht von selbst entzünden können. Von anderen Chemikern sind ähnliche Versuche gemacht worden und dadurch festgestellt, dass ein Quantum Spinnfasern mit Mineralöl getränkt, selbst in warmen Räumen, mehrere Tage lang aufbe wahrt keine höhere Temperatur als 65° R. annahm. Wenn also ein Mineralöl sonst richtig fabricirt ist, so sollte es in dieser Hinsicht dem Olivenöle vorzuziehen sein ; wir würden dann aber vornehmlich darauf zu sehen haben, dass es sich nicht ent zünden kann, wenn es in die Nähe einer gewöhnlichen Flamme gebracht wird, dass es nicht verdunstet, wenn die eingefettete Wolle einige Zeit lang in Oel liegen bleibt; dass es alle Eigen schaften hat, um die Wolle geschmeidig und gut zum Krempeln zu machen ; dass es keinerlei Flecken in weisser Waare her vorbringt ; dass die Wolle keinen unangenehmen Geruch behält; dass die Farben auf keine Weise angegriffen werden; dass es für die Wolle passend ist, dass es gut seift und also nach Wunsch mit Wasser gemischt werden kann ; dass es frei von Säure ist, welche Maschinen und Farben verdirbt und der Faser der Wolle schadet; und endlich, dass der Preis so niedrig ist, dass eine besondere Ersparniss gegen Olivenöl erzielt wird. Es wird daher für Spinner von besonderer Wichtigkeit sein, darauf zu sehen, dass die ihnen angebotenen Oele alle diese Eigenschaften haben, wenn sie in ihrer Fabrication in jeder Hinsicht sichergehen wollen. + Das Waschen von ganzwollenen Buckskins und die hiebei angewandten Maschinen. (Als Antwort auf Frage 24 in Nr. 6.) I. Die Frage Nr. 24 betrifft einen so wichtigen Theil der heutigen Stofffabrication, dass ich mir im nachstehenden er laube diese eingehender zu beantworten, als es vielleicht im ersten Augenblicke nothwendig erscheinen mag. Die zum Reinigen, respective Waschen der Modestoffe oder Buckskins bestimmten Maschinen zerfallen ihrer Bauart nach in drei verschiedene Kategorien und zwar, der Hammer oder Stockwalke, der Waschmaschine und der sogenannten Kurbelwalke, einer Abart der Stockwalken. Die Primitivste dieser drei Maschinen ist die Stock- oder Hammerwalke, und diese genügte, so lange man einfarbige Tuche und Stoffe fabricirte, für den beregten Zweck vollkommen, obgleich der Wasch- und auch der Walkprocess langsamer von Statten geht, als auf den übrigen Maschinen, welche für beide Zwecke zugleich benützt werden. Anders ist es jedoch heute, wo die Zusammenstellung verschiedener, sehr von einander abwei chender Farben bei der Fabrikation der Modestoffe eine voll ständig andere Behandlung beim Reinigungsverfahren erfordert. Der erste Grundsatz, welcher bei der heutigen Fabrication von Stoffen fest zu halten ist, ist in den nachfolgenden Worten zusammengefasst: „Möglichst schnelle und voll ständige Lösung des in dem Stoffe sitzenden Sch m u tze s , und ebenso schnelle u n d v o 11 s tän d i g e Entfernung desselben.“ Um aber diesem Grundsätze nach allen Richtungen hin entsprechen zu können, ist es nöthig, dass man sich dazu passender Maschinen bedient, denn je schneller der Walker den Stoff aus den Händen bekommt, desto besser ist es für diesen, ganz besonders in Bezug auf die Reinheit seiner Farben, vorausgesetzt, dass sonstige an denselben gestellte Bedingungen erfüllt sind. Aus diesem hier angeführten Hauptgründe sind auch gewisse Verhältnisse der früheren Fabrication jetzt geradezu auf den Kopf gestellt worden, denn während man früher die einfarbigen Waaren meistens locker und luftig einstellte, und solche nachher fest walkte, respective filzte, werden heute die mehrfarbigen Stoffe möglichst dicht gestellt und gewoben und in der nach folgenden Walke weniger gefilzt, damit die scharfe Begrenzung der Farben nicht verloren gehe und der Stoff überhaupt weicher bleibe. Auf der Stockwalke nun ist der hier aufgestellte Grund satz: „Die Lösung des Schmutzes so schnell als möglich zu bewerkstelligen, um ebenso eine möglichst schnelle Entfernung desselben ein treten zu lassen zu können“, insoferne nicht zu er füllen, als die Construction derselben eine so schnelle Bear beitung des Stoffes nicht erlaubt, wie auf den beiden anderen Maschinen. Unter „Lösen“ des Schmutzes versteht man im Allgemeinen die innige Verbindung desselben mit den beim Wasch-, respective Reinigungsverfahren zur Anwendung ge langenden alkalischen Flüssigkeiten, also entweder dünner Seife, Sodalauge, altem Urin und sonstigen hiefür geeigne ten Surrogaten. Die in den Stoffen enthaltenen Schmutztheile be stehen meistentheils in vegetabilischen oder animalischen Fetten oder Oelen, Leim und in den von der Färberei her rührenden Farbstoffen, welche in die Faser nicht ganz einge drungen sind. Da nun diese hier angeführten Bestandtheile in jedem Quadrat-Centimeter des zu reinigenden Stoffes gleich mässig verth eilt sind, so ist zur schnellen Lösung derselben erforderlich, ja sogar eine „Conditio sine qua non“, dass der Stoff in seiner ganzen Fläche mit den arbeitenden Theilen der Maschine in möglichst directe Berührung kommt, da die Stösse oder Schläge oder der Druck derselben das Ein dringen der alkalischen Flüssigkeit in denselben wesentlich beschleunigt. Schon die Form, respective die Art und Weise, in welcher der zu reinigende Stoff der Stockwalke zur Bear beitung dargeboten wird, ist eine zur Erreichung des hier angeführten Zweckes ungenügende und nicht geeignete, da derselbe im Stock der Walke sehr leicht einen unförmli chen Klumpen, respective Ball bildet, der sich unter den Schlägen der Hämmer nur äusserst langsam dreht und aus einander blättert Um nun die gleichmässige Durchfeuchtung des Stoffes besser durchführen zu können, ist der Walker ge- nöthigt, denselben während des eigentlichen Lösungsprocesses mehreremale umzulegen, was zeitraubend ist, und den Zeit punkt, wo der Schmutz entfernt werden kann, noch weiter hinausschiebt. Vollständig unzeitgemäss ist es aber, wenn der Walker dann noch das Abspühlen des Stoffes in der Stock walke selbst vornimmt, trotzdem ihm in vielen Fällen eine Waschmaschine zu Gebote steht, auf welcher dies erstens viel vollständig er uad zweitens viel schneller vor sich geht. Beim Abkühlen muss bekanntlich das reine Wasser zuerst in ganz geringem Verhältniss auf den Stoff gegeben werden, und nur ganz successive wird dies Quantum vergrössert, bis zuletzt der Stoff im vollen Wasser geht. Je langsamer aber die Maschine den Stoff selbst bearbeitet, um so langsamer darf das Wasserquantum auch vergrössert werden, und die natür liche Folge hiervon ist, dass der Stoff bei diesem Lösungs und Reinigungsverfahren auf der Stockwalke viel zu lange im Schmutz gehen muss, was unter allen Umständen auf die Frische und Schönheit der Farben nicht ohne Rückwirkung bleiben kann. Man findet dies hier gerügte fehlerhafte Verfahren beim Reinigungsprocess hauptsächlich bei den Walkern der alten Schule, die da meinen, dass, weil es Vater und Grossvater