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färbt auch mit Indigoersatz und blausaurem Kali etc. Alle diese schwarzen Farben in Blau und Dunkelstich werden durch das Anilinschwarz in den Schatten gestellt, und findet man bereits in der letzten Zeit Cloths anilinschwarz gefärbt mit einer herrlichen Appretur, welche die Seide täuschend immitirt. In Nr. 9 werde ich diese obengenannten drei ver schiedenen Arten Cloths vorführen; in Nr. 10 anilinschwarz gefärbte Cloths und Serge, letzteres in gespannter und ge- beatleter Waare. Modebericht. Paris, 15. April 1879. Um die Mitte April sind wohl die meisten französischen Etablissements mit den Herrenmode-CoUectionen für die künftige Wintersaison fertig geworden. Ohne auf Details ein zugehen, will ich hinsichtlich der Ueberziehstoffe bemerken, dass die linke Seite meist gestreift erscheint, doch hinwiederum grosse Dessins zu Tage treten. Für faqounirte Ueberzieher, welche gut aufgenommen sind, ist die Appretur sehr compli- cirt, obwohl Ondole und Ratine den Anforderungen vollkommen entsprechen. Es kommen Muster mit kleinen Streifen auf der rechten Seite vor, d. h. es sind schmale Streifen ausgeschoren. Bei dessinirten ist der Dessin gewöhnlich auf der Maschine verwischt, mögen dies nun Streifen oder Carreaux sein. Was die Hosenstoffe anbelangt, so fällt es schwer, die verschiedenen, sehr mannigfaltigen Nuancen, Farben und Muster in ein System zu bringen; im Allgemeinen neigt man sich, wie es scheint, dunkleren Farbentönen und kleineren Dessins hin, braun, oliv mit schwarz ins grau und melange sind vorwaltend. (Die Redaction konnte sich zur Beigabe von Original mustern der neuen französischen Mode angesichts der allzu grossen Auslagen nicht entschliessen, da doch nur die Vor lage einer grösseren Musteranzahl wirklich einen praktischen Werth haben kann. Von französischen Freunden dieses Blattes wurde der Redaction eine ebenso reichhaltige als w ohl as s o rt i r t e Mustercollection überlassen; diese liegt im Redactions bureau auf und werden zur Besichtigung derselben alle sich hiefür interessirenden Herren ergebenst eingeladen.) Meinungsaustausch. Geehrte Redaction! In Nummer 6 Ihres geschätzten Blattes finde ich unter dieser Rubrik eine Kritik, respective Verbesserung eines von Ihnen in einer früheren Nummer gebrachten Färberei-Receptes. Es ist daselbst als drifte Operation eine Behandlung der Waare in folgendem Bade angegeben: 2 Kilo Kali 4— 1 4 Liter Salzsäure. Unter dem allgemeinen Namen „Kali“ können aber ver schiedene chemische Producte verstanden und hierdurch Fehler in der Bereitung dieses Bades hervorgerufen werden. Wenn auch ein praktischer Färber hier in diesem speciellen Falle unter „Kali“ gelbes Blutlaugensalz, blausaures Kali oder Blau kali verstehen würde, so scheint mir diese unbestimmte Be zeichnung „Kali“ doch etwas zu allgemein zu sein. Der ge ehrte Verfasser der besprochenen Kritik selbst drückt seine Freude und lobende Anerkennung darüber aus, dass die in Ihrem geschätzten Blatte gebrachten Recepte nicht nur für den Praktiker, sondern auch für den Laien leicht verständlich sind. Nun finde ich aber in derselben Kritik ein Recept an gegeben, nach welchem ein Laie durchaus nicht selbstständig arbeiten kann, indem er unter „Kali“ ein gelbes Blutlaugen salz verstehen wird. Es wäre daher sehr wünschenswerth, wenn solche Recepte auch für den Theoretiker, respective Chemiker, correct geschrieben würden, indem die meisten jungen Coloristen, die ihre praktische Laufbahn eben erst be gonnen haben, nur theoretisch gebildet sind und in solchen Fach-Zeitschriften ein Hülfsmittel zu ihrer praktischen Aus bildung suchen. E. B. Chemiker. Vom Maschineiiinarkte. Angebeten: 1 Selfactor mit 312 Spindeln für 4— 12er Garn, System „Bieter" vom Jahre 1872. Näheres in der Ad ministration dieses Blattes. Gesucht: Mechanische Webstühle, Cöpervorrichtungen und Dobbies, gut erhalten, werden zu kaufen gesucht. Offerte unter Chiffre ,.A. H. 45“ an die Adm. d. Bl. G esucht : Eine Chenille-Schneidemaschine wird zu kaufen gesucht. — Offerten sind an die Adm. dieses Blattes zu richten. [59] Die Festgabe eines Textilindustriellen. An lässlich der stattgefundenen 25jährigen Vermählungsfeier Ihrer Majestäten des Kaisers Franz Josef und der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich erhielt Herr Emerich Dite, Tuchfabrikant in Humpoietz, die Bewilligung, für den Kaiser einen Jagd anzug anzufertigen, welchen er binnen 12 Stunden aus der mehreren Schafen erst abzunehmenden Wolle herzustellen sich erbot. Wir lassen nun den authentischen Bericht über die am 23. d. M. stattgehabte Fabrication folgen: Schlag 6 Uhr Morgens begann man zwölf vorher von den Stadtärzten für vollkommen gesund erklärte Schafe zu scheeren. Um 6 Uhr 8 Minuten war bereits das erforderliche Quantum Wolle den Schafen abgenommen; diese war um 6 Uhr 11 Minuten ge schauert, um 6 Uhr 37 Minuten gefärbt, um 6 Uhr 50 Mi nuten ausgespritzt, um 6 Uhr 54 Minuten vom Reisswolf, um 7 Uhr 1 Minute von der Vorreissmaschine, um 7 Uhr 12 Mi nuten von der Pelzmaschine, uni 7 Uhr 34 Minuten von der Continue, um 8 Uhr von der Spinnmaschine verarbeitet und um 8 Uhr 15 Minuten fertiggespult. Nun begann die eigen händige Arbeit des Fabrikanten. Um 8 Uhr 37 Minuten war von ihm die Kette geschweift, um 8 Uhr 43 Minuten an den Webstuhl gebäumt, um 9 Uhr 34 Minuten aufgebunden, worauf er sich sofort zum Weben anschickte. Um 11 Uhr 10 Minuten waren 7 3 4 Ellen Loden gewebt , um 12 Uhr 3 Minuten gewalkt, um 12 Uhr 14 Minuten gewaschen, um 12 Uhr 17 Minuten gespritzt, um 12 Uhr 31 Minuten ge trocknet, um 12 Uhr 45 Minuten zugeschoren, um 1 Uhr 7 Minuten genoppt oder gereinigt, um 1 Uhr 10 Minuten gebürstet und um 1 Uhr 15 Minuten decatirt und daher nadelfertig. Dieser binnen 7 Stunden 15 Minuten aus frisch geschorener Wolle hergestellte Stoff wanderte sofort in die Schneiderwerkstätte, wo aus demselben unter Leitung eines Zuschneiders aus einer ersten Wiener Werkstätte ein voll ständiger Anzug für den Kaiser, bestehend aus einem Rock, einem Gilet und einem Beinkleide, bis 5 Uhr Nachmittags fix und fertig hergestellt wurde. Die Fabrication beanspruchte also eilf Stunden. Von der Teplitzer Gewerbe-Ausstellung. Eine äusserst rege geschäftliche Thätigkeit herrscht bereits in den Bureaus der Ausstellungs-Commission, welche unter der umsichtigen und rührigen Leitung des Herrn v. Werne r stehen. Die Anmeldungen haben das sechste Hundert bereits überschritten, und wurde mit der Versendung der definitiven Anmeldeformulare schon begonnen, die auch in erfreulich rascher Weise, versehen mit den nöthigen Daten, an die Commission zurückgelangen. Bereits jetzt lässt sich mit grösster Bestimmtheit sagen, dass die ganze Ausstellung ein wahres Cabinetstück werden dürfte. Nicht nur äusserst reichhaltig, sondern auch durch hervorragende Werke von Künstlern und des österreichischen Kunstvereins wird dieselbe ausgestattet sein. — Mannigfach angemeldet sind Nahrungs- und Genuss mittel, unter denen besonders die Producenten von Weinen, Bieren, Liqueuren etc. etc. hervorragen. Die Errichtung einer „Kosthalle“ in grösserem Massstabe wird geplant, und dürfte die Durchführung dieses Planes sicherlich allgemeinen An klang und Beifall finden. Obzwar nun der officielle Anmelde termin mit 15. d. M. abgelaufen war, wird die Ausstellungs- Commission nach möglichster Thunlichkeit auch weitere Anmeldungen berücksichtigen.