Volltext Seite (XML)
und wodurch derselbe seines ganzen Ansehens verlustig ge macht wird. Bas zum Degummiren angewandte Wasser soll möglichst kalkfrei sein und wenn nur irgendwie möglich, ist destirtes Wasser zu gebrauchen ; ein eisenhaltiges Wasser ist auch zu vermeiden, da dieses viele besonders zarte Farben tangirt. Das Wasser des ersten Waarenkastens soll beständig auf 40—50° R. gehalten werden, es muss somit auch dieses gebührend beobachtet werden, da es von Einfluss auf die Waare ist. So viel über den technischen Verlauf der Degummirung, Auskochung, resp. Entschalung. Wie bekannt sind die chemischen Bestandtheile der Seide das Fibroim (Faserstoff der Seide) und das Sericin (Seidenleim) ; ferner enthüllt die Seide das Cerin, einen wachsähnlichen Stoff, einen rothen Farbstoff und eine Fettsubstanz. Man nennt auch das Sericin, das Cerin, sowie das Fett und die Farbstoffsubstanz den Ueberzug, das Gummi (gres) der Seide und beträgt dieser gewöhnlich 22 und 25°/ 0 des Gewichtes der Seide, steigt jedoch oft auch bis zu 38°, 0 . Das Entschälen der Seide hat den Zweck, diese Sub stanzen fortzuschaffen und zwar vorzugsweise das Sericin, welches die quantitativ grösste Verunreinigung der Seide bildet, indem Cerin nur mit 1—2°/ 0 , der Fettstoff mit 0’2—0’4°, 0 und die. Farbsubstanz mit 0’05—O’l°/ o in der oben ange gebenen 22 25 — 38°/ 0 Verunreinigung vorhanden. Das Sericin, löslich im kochenden Wasser, verbindet und löst sich vorzugsweise in alkalischen Flüssigkeiten: in Wasser gelöst, gelatinirt dasselbe; mit verdünnter Schwefelsäure be handelt, gibt es Serin. Vorzugsweise benutzt man Seifenlösnngen zum Degum miren der Seide, da in dieser die sämmtlichen Verunreinigun gen der Seide leicht löslich sind. Die angewandte Seife soll keine Talgseife sein, da diese die Seide schmierig und klebrig hält; am besten ist die harte Oleinseife, sowie die Marseiller Seife; freies Alkali darf dieselbe nicht enthalten. Das erste Seifenbad in der Kastenmaschine soll auf einer Temperatur von 50 — 55° R. gehalten werden und darf nicht kochen, denn sobald dieses geschieht, kocht der sich rasch lösende Leim sich in die Saumleisten der Stücke fest und ist aus diesen nicht mehr zu entfernen, wie auch erhält die Baum wolle beim Einbringen mit der Seide in das kochende Bad einen gelben Schein und wird hart, indem die Verunreini gungen der Seide sich der Baumwolle mittheilen. Es bleibt somit der Hauptschmutz im ersten Bade zu rück, das bereits verseifte Gummi-Fett etc. ist nicht mehr im Stande, die Faser zu afficiren, es kann somit das zweite Seifen bad kochend gehalten werden und durch die concentrirte Lösung wird die Seide vollkommen gereinigt, der Baumwoll faden weich und elastisch. Die Seide erscheint milde weich, ist jedoch noch matt in Bezug auf Glanz und Schein. Durch das jetzt folgende Dämpfen wird die Seidenfaser glänzend, weicher und quillt auf; der Baumwollfaden erleidet, da er, wie auch die Seide, mit der Seifenlösung imprägnirf, eine Alkalisation, wodurch er zum Färben geeigneter und sich der grösseren Affinität der Seide zu den Farbsubstanzen in gewisser Weise nähert. Würde man die Stoffe von der Hitze des Dampfkastens sofort zur t ollendung der Reinigung in kaltes Wasser bringen, so wäre - der - Zweck des Dampfens ein verfehlter, wie man leicht aus der Zusammensetzung und der Eigenschaft der ganz verschiedenen Fasern, als welche Baumwolle und Seide hier vorhanden, schliessen kann. Es wird aber auch durch das warme Wasser eine bessere Reinigung erzielt; besonders durch den in diesem angebrach ten Batteur. Im letzten Kaltwasser Bassin geschieht die Reini gung vollkommen besonders durch die Brause, unter welcher die Stücke breit ihren Weg nehmen müssen; der am Ende befindliche Fach-Apparat facht die Waare, wenn sie zum Trocknen kommen soll. Geht die Waare aber in die Bleich- und Feinfarb-Räume, so wickelt sie sich zu je 2—3 Stück auf Walzen auf, welche während des Ganges eingelegt und abgenommen werden können, ohne den Gang der Maschine unterbrechen zu müssen. Original-Färbereirecepte. Patentblau. Auf 30 Kilo lose Wolle: 3 Kilo Alaun, l'/a Kilo Weinstein, ’/ 2 Kilo Zuckersäure, 3 / 4 Kilo Chromkali, ’/ 4 Kilo Schwefelsäure, 150 — 250 Gr. Indigo-Karmin, 100 Gr. Patentblau-Auflösung werden dem kochenden Farbbade zugesetzt und mit der Wolle eingegangen; man lässt 1 — l 3 4 Stunden kochen, nimmt die Wolle heraus und lässt selbe 1 — 2 Tage liegen. Sodann wird auf frischem Bade mit 3—5 Kilo Blauholz (geschnitten) heiss eingegangen, bis kochend gefärbt und noch ca. 100 Gr. Patent blau und etwas Schwefelsäure bis nach gewünschter Nuance ausgefärbt. Curcumine-Gelb. Vorstehendes Muster ist mit dem neuen Farbstoff, dem Cur cum ine*) gefärbt, welche Curcumae, Gelbholz, Quer- citron etc. vortheilhaft ersetzt und dabei ganz echte Färbun gen liefert. Für Misch- oder Modefarben ist dieses Gelb auch sehr zu empfehlen. Die Ausfärbung geschieht auf ganz einfache Weise, in dem man dem Färbebade etwas Schwefelsäure zuführt. Gold-Oliv. (160 Kilo lose Wolle.) I. Bad. 2 Kilo doppelt chromsaures Kali und 4 ,, Alaun. Die Wolle darin l l / 2 Stunde kochen lassen, den nächsten Tag ausgefärbt, auf dem II. Bade 30 Kilo Gelbholz, 1 ’/a „ Krapp, 250 Gramm Blauholz. Man lässt 1 Stunde kochen, fertig. M. Sauer. Rouge-Ersatz für Croise. Die gebleichte Waare wird auf der Klotzmaschine mit viergradiger Zinnbeize bei 50 Grad Reaumur behandelt, drei mal durchlaufen gelassen, gut abgequetscht und auf frischem Bade, ohne zu waschen, mit wenig Farbstoff und etwas Roth- holzbrühe angefärbt. Ist das Bad ausgezogen, so setzt mau Farbstofflösung nach, kocht bis zu 40 Grad Reaumur und färbt aus. Die Waare wird getrocknet und gespannt. Ansatz zur Zinnbeize: 10 Kilo Weinstein. 5 3 / 4 „ Chlorzinn. 170—220 Liter Wasser. *) Die Anilin-Farbenfabrik von Georg Singer in Aachen er zeugt diesen Farbstoff. Das Kilo kostet 12 Mark.