Volltext Seite (XML)
92 bündiger, gemusterter Stoffe, wie dies beschrieben und durch Abbildung verdeutlicht wurde, bestehen darin, dass die Dreherfaden durch das Heben der Schlitzfaden verlängert, die Dreherhelfen weniger abgenützt werden und der Ketten faden an Haltbarkeit nichts verliert. Weiters erzielt man da durch ein hohes Fach, kann daher mit einem Schützen von gewöhnlichem Umfang arbeiten. Schliesslich kann ein weniger haltbares Gespinnst verwendet werden, weil bei Bindungen, welche eine ungleichmässige Verarbeitung der Kettenfäden erfordern, alle Faden gleichmässig gespannt werden. Apparat zur Bestimmung der Festigkeit der Gewebe von Hermann Ehlers*). Der Umstand, dass in neuerer Zeit viele Stoffe ange fertigt werden, welche äusserlich sehr dick aussehen und den Eindruck grosser Haltbarkeit machen, während sie sich beim Gebrauch sehr bald als schlecht und mürbe erweisen, hat es gewiss schon lange als wünschenswerth erscheinen lassen, einen Apparat zu besitzen, welcher Jedermann die leichte, schnelle und sichere Untersuchung der Festigkeit von Stoffen beliebiger Art, respective der dazu benutzten Garne ermöglicht. Diesem Bedürf- 1JL nisse wird nun durch den neu erfun- M denen Apparat zur Bestimmung der Festigkeit von Geweben in jeder Hinsicht entsprochen und wird der- M selbe sowohl Händlern wie Käufern sich durch seine praktische Verwend ¬ ID barkeit sehr empfehlen. Ißl Der neu erfundene Apparat, /Sk welcher im Wesentlichen auf Prü f' fung der Stoffe durch Zerreissen, jf J \ vermittelst allmälig gleichmässig fort- rf i \ schreitender Belastung beruht, be- rf \ steht aus zwei Zangen, welche in Z? einer mit den für ihre Aufnahme z fcfllflj \ nöthigen Höhlungen versehenen Mass ig tj platte derartig eingelegt werden, ufe - dass die Zangen in der Platte stets in gleicher Entfernung von ein ander zu liegen kommen. — Man schneidet sich nun genau nach dem Faden ein entsprechendes Stückchen des zu prüfenden Stoffes so gross, dass es gerade von den Klammern gut und sicher- gefasst werden kann, und macht quer über das Stückchen einen genauen, nach dem Faden laufenden Strich, so dass man das Stück mit Hilfe dieses Striches, nachdem die beiden Oberplatten der Zangen mit ihren Schrauben vollkommen gelöst und abgehoben wurden, so auf die Zangen legen kann, dass fast genau dieselben Längenfasern erfasst werden. Nachdem die Oberplatten der Zangen wieder festgeschraubt sind, ohne jedoch das Stückchen Stoff zu verrücken, werden die Zangen aus der Massplatte ge nommen. Dieselben sind dann einerseits durch die kurze Stoff probe, andererseits durch eine längere Schnur verbunden, und indem man das Ganze an einem Griff hält, belastet man die Schale mit Gewichten von je */ 2 Kilo allmälig so lange, bis die Probe reisst. Nach der Anzahl der Gewichte, welche zum Zerreissen nöthig waren, wird die Güte des Stoffes bestimmt. Um hiefür einen Massstab zu bekommen, beurtheilt man die Haltbarkeit der Stoffe nach Graden, und zwar soll jedem halben Kilo, welches auf die Schale gelegt werden kann, ohne dass der Stoff zerreisst, ein Grad entsprechen. Seit vielen Jahren hat der Erfinder vorliegenden Apparat *) Die Patente für Belgien, Deutschland, England, Frankreich und Oesterreich-Ungarn,J sowie einzelne Apparate sind verkäuflich. J. Brandt & G. W. v. Nawrocki, internationales Patent- und technisches Bureau in Berlin. bei seinen Einkäufen benutzt, und haben die dabei erzielten Erfahrungen folgende Resultate ergeben: Bei allen Tuchen, auch den feinsten, zu den Preisen von 7 bis 18 Mark pro Meter, variirt die Haltbarkeit der Kette und des Einschusses zwischen 6 und 22 Graden. Will man nicht riskiren, Tuch und Buckskin von zu ge ringer Dauerhaftigkeit zu erhalten, so muss man bei ersterem nicht unter 11 und bei letzterem nicht unter 13 Grad herab gehen. Gute Halbtuche, wie solche im Handel zu finden sind, als dünne Sommertuehe aus reiner Wolle bestehen, sollen eine Festigkeit von 13 Graden haben. Seiden- und Halbseiden-Färberei. Original-Abhandlung von Eugen Dupressoir, Chemiker und Colorist, Lyon. Das Degummiren, resp. Auskochen und Reinigen der halb seidenen Stoffe geschieht am besten in den sogenannten Kasten maschinen oder Rollenständer, auch Blueing Maschine genannt. Es besteht eine solche Maschine aus vier nebeneinander stehen den Holzkasten mit je zwei Quetschwalzen versehen, welche dort, wo die Waare den Kasten verlässt, so montirt sind, dass die abgequetschte Brühe in den zugehörigen Kasten zurück fliessen kann. Vermittelst Hebelpression wird die obere der Quetsch walzen gegen die untere gepresst : beide sind mit sogenannten Bombages umhüllt. Ein jeder Kasten enthält 6 — 8 Leitwalzen, welche in kleinen Lagern sieh drehend, zur Hälfte oben im Kasten je 35 Centimeter von einander entfernt, zur Hälfte unten im Kasten je 30 Centimenter aneinander befestigt sind. Der Längenseite des Kastens entlang liegt das Dampfrohr zum Erhitzen der Flotte. Die zwei ersten Kasten, zur Aufnahme der Seifenbäder bestimmt, sind 2 Meter lang und 1 Meter hoch. Der dritte Kasten ist ein sogenannter Dämpf-Apparat, folgendermassen construirt: Derselbe, 1 Meter lang und 3 / 4 Meter hoch, aus starken Bohlen zusammengestellt, hat inwendig ein Dampfrohr, welches schlangenförmig von einer Längenseite zu der ihm parallel liegenden Wand in mehreren Wtndüngen läuft. Das selbe hat oben zahlreiche kleine Löcher zum Austritt des Dampfes, welcher vorher durch einen Condensations-Topf, Pa tent Baerlein, von der mitgerissenen Kesselasche, sowie von dem condensirten Wasser befreit wird. Die Waare gelangt mit telst Leitwalzen durch einen mit Filz, von innen ziemlich dicht, also geschlossenen dünnen Einschnitt in den Kasten und in unmittelbare Berührung mit den heissen Dämpfen, welche Berührung — indem mehr Leitwalzen oben und unten liegen, die die Waare zu passiren hat — verlängert werden kann. Eine gewisse Spannung ist vorhanden und kann dieselbe nach Be darf, resp. nach Schwere der Waare verstärkt werden. Der vierte Kasten ist getheilt und enthält im ersten Theile warmes, im zweiten kaltes Wasser; ein jeder Theil ist 1*/ 2 Meter lang und 1 Meter hoch; im ersten Kasten- theile ist ein Batteur ; im zweiten eine Brause zum besseren Reinigen der Stoffe ; das Wasser fliesst in beiden Theilen con- tinuirlich ab und zu und kann durch einen selbssthätigen Kugel-Äpparat controlirt werden. Ein jeder Theil hat Quetsch walzen, wie oben bereits beschrieben ; am Ende der - Maschine ist ein Fach-Apparat. Beim Betriebe füllt man die ersten zwei Kästen mit Wasser, erhitzt bis auf 60° R. das Bad des ersten Kastens und hält dieses auf der angegebenen Temperatur. Man setzt 1 Kilo calcinirte Soda und 24 Kilo Olein seife gelöst hinzu, dann bringt man das zweite Bad im zweiten Kasten zum starken Kochen und setzt gelöst 1 Kilo calci nirte Soda und 26 Kilo Marseiller Seife zu. Vermittelst einer Zugschnur zieht mau das erste Stück ein, dem die anderen continuirlich folgen. Sind 100 Stück ä 70—80 Meter durch gelaufen, so bessert man das Bad in jedem Kasten mit einem Drittel der oben angegebenen Laugensätze auf. Man hat darauf Acht zu geben, dass die Waare schön breit über die Walzen geht, damit keine Brüche und Falten entstehen, welche speciell dem leichten Atlas verderblich sind