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ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT FÜR TEXTILINDUSTRIE. Redaction und Administration: wissenscbaftl.-populäres Fachblatt für Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei, Appretur nnä verwandte Industrie-Zweige. Abonnements-Preis Ganzjährig ... °. g fl°= 12 Mark Herausgegeben von PH. ZALUD unter Mitwirkung hervorragender Halbjährig 3 „ = g „ Fachmänner und Industrieller. Preis eines Exemplares 30 kr. ö. W. 60 Pfennige. Mrsclieint am 1. rind 15. jedes Monats. Inseraten -Tarif. Die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum 15 kr. 30 Pf. Bei sechsmaliger Einschaltung 2OO/o „ zwölfmaliger „ 3O°/o Nachlass. Beilagen nach Uebereinkommen. Stellen - Gesuche und Stellen - Offerte pro Zeile 8 kr. 16 Pf. Wien, am 15. April 1879. I. Jahrgang. Inhalt: Neueste Erfindungen in Bezug auf Krempel-Garnitur. — Das Entfetten der Wollabfalle in den Spinnereien — Das Einölen der Schafwolle. — Muster-Rauli- maschine mit feststehender Schablone. -'Mit Illustration.) — Neue Spann- und Trockenmaschine. (Mit Illustration.) — Die Türkischrothfärberei für Garne, Gewebe und Velvets von H. Wärter. — Original-Färberei-Recepte. (Mit 4 Naturmustern.) — lieber das Färben mit Resorcinfarben von V. Joclet. — Ausdrück- und Ringe maschinen. — Appretur. Schwarz auf gewöhnliche Futterkattune von H. Wärter. (2 Muster.) — Fachschulzeitung. — Der zweite allgemeine Färbertag. — Vom Maschinenmarkte. — Fragekasten. — Literatur. — Aviso. — Correspondenz der Redaction. — Inserate. Neueste Erfindungen in Bezug auf K r e m p e I - G a r n i t u r. Seit der Erfindung der Maschine, welche die Krempel- Garnitur selbstthätig und mechanisch darstellt, ist in dieser Richtung eigentlich nicht viel verbessert worden, mit Aus nahme der Einführung des flachen oder halbilachcn Drahtes. Das Tuch, auf welches der Draht eingesteckt wird, ist nach und nach auch vervollkommnet worden und nimmt dasselbe in verschiedener Combination mit Gummi jetzt für Baum wollspinnereien die Stelle des Leders ein; in der Woll spinnerei behält indessen Leder noch seinen alten Platz. Die Einführung des halbflachen Drahtes war entschieden eine Verbesserung. Die Aufgabe des Zahnes ist, das Material zu kämmen, nicht zu zerreissen, und es liegt daher auf der Hand, dass, je dünner in seiner schneidenden Richtung dieser Draht ist, desto besser er kämmen kann. Der erste Schritt in dieser Richtung, wie so häufig in anderen Sachen, war ein wenig zu weit; man fand, dass theoretisch die Sache ganz richtig war, dass aber in der Praxis kleinere Un ebenheiten in dem Material oder Knoten und Schmutz den seitwärts schwachen Draht verbogen und dadurch dann viel Unheil angerichtet wurde. — Man kam also auf den Gedanken, den Draht nur in seinem oberen kämmen den Theile flach oder messerähnlich zu machen, ihn aber in dem unteren Theile rund zu lassen, was diesem letzteren die frühere Widerstandsfähigkeit gab. Dies hatte denn auch den gewünschten Erfolg; der so hergestellte Zahn ist stark und dennoch an der Spitze schneidend und ist in Folge dessen von den meisten Spinnern seit einigen Jahren sowohl für Baumwolle als Wolle dem früheren runden Drahte vorgezogen worden. Dennoch aber ist all’ dieser Draht nur Eisendraht, allerdings aus dem besten Eisen, aber auch nur Eisen, das sich durch Schmutz, schlechtes Schleifen und andere Umstände leicht biegt, und wenn einmal verbogen, auch so bleibt. Auch schleisst dieser - Draht durch die Arbeit und das Schleifen oft rasch ab, na mentlich, wenn letzteres nicht vorsichtig vorgenömmen wird. Man hat oft daran gedacht, Stahldraht zu nehmen, der elastisch sein würde, aber ist stets auf die Schwierigkeit ge stossen, diesen Draht in der Maschine zu verarbeiten, ihn zu biegen und ihn daun permanent die gewünschte Biegung be halten zu lassen ; je elastischer der Draht war, desto schwieriger war es, ihn permanent zu biegen, und ohne Stabilität in dieser Hinsicht war die Sache nichts werth. Jüngste andauernde Versuche haben als Resultat ge habt, dass man einen Stahldraht dargestellt hat, der nicht nur durch Hitze hart gemacht, sondern auch so elastisch ist wie eine Uhrfeder, dessen Temperament aber so gemildert ist, dass er sich in der Maschine durch Gewinde-Vorrichtungen biegen lässt, so dass er diese Biegung permanent behält. Dabei ist also der Draht vollkommen elastisch und, wenn gehörig geschliffen, so scharf als eine Nadel. In Folge der Härte der Spitze bleibt sie natürlich eine sehr lange Zeit scharf und man hat dann noch den sehr grossen Vortheil, dass die Zähne durch das verminderte Schleifen viel länger halfen. Der elastische Zahn hält viel weniger Schmutz als der unelastische, da er beständig nachgibt, wenn er angegriffen wird; die Folge davon ist, .dass solche Garnituren auch weniger geputzt zu werden brauchen, und somit eine gefährliche Operation für die Zähne auf ein Minimum reducirt wird. Das Hauptaugenmerk bei diesem Draht muss aber auf die Qualität gerichtet werden; ist der Draht ganz homogen und auf die richtige Weise gehärtet, so sind die Zähne zuverlässig; hat man aber eine geringere Sorte Draht und ist diese unvollkommen gehärtet, so ist die Elasticität der Zähne ungleich und während einige sich biegen, gibt es andere, welche brechen , wodurch natürlich die ganze Bekleidung werthlos wird. Eine andere wichtige neuere Verbesserung ist die Art und Weise die Garnitur - Blätter auf die Deckel der Krempel zu befestigen. — Bei der bisherigen Methode werden diese Blätter an ihren Seiten auf die Deckel mittelst kleiner Nägel aufgenagelt; da diese Nägel aber Köpfe haben müssen, so geht hierzu gewöhnlich ein halber Zoll des Tuches oder Leders verloren; rechnet man nun noch den Zwischenraum zwischen den einzelnen Deckeln, so gibt dies einen Raum von beinahe einem Zoll zwischen dem Drahte der beiden Deckeln. Dieser Raum ist aber zu dem Zwecke des Kardirens nicht nur verloren, sondern effectiv schädlich, da sich hier mehr oder weniger Staub und Schmutz setzt, der dann und wann auf den Tambour fällt und an der Stelle ungleiches Garn hervorbringt. Durch eine neue Art , die Garnitur zu befestigen, werden nun beide Uebelstände sozusagen ganz beseitigt, jedenfalls auf ein Minimum reducirt. Anstatt der Nägel werden zweimal rechtwinkelig gebogene scharfe Drähte, ähnlich wie zwei Krempelzähne, durch das Tuch und Holz getrieben, was man in der richtigen Entfernung wiederholt, I die Blätter fester und gleichmässiger hält als Nägel. Das