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Telegramm-Adresse Elektrotechnische Rundschau Frankfurtmain. für die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete der angewandten Elektricitätslehre Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Mark 4.— halbjährlich ingenommen. Von der Expedition Frankfurt a. M. direkt per Kreuzband bezogen: Mark 4.7a halbjährlich. Ausland Mark 6.-. Redaktion : Prof. Dr. G. Krebs in Frankfurt a. M. Expedition: Frankfurt a. NI., Kaiserstrasse 10. Fernsprechstelle No. 586. Erscheint regelmässig 2 Mal monatlich im Umfange von 2'U Bogen. Post-Preisverzeichniss pro 1898 No. 2244. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämmtliehe Annoncen-Expe- ditionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 Berechnung für */„ 1 / 2 , 1 / t und */« Seite nach Spezialtarif. Inhalt: Relativer Wert der 220-Voltlampe und 110-VoltIampe. S. 74. — Zerlegung eines Wechselstromes in zwei gegeneinander in der Phase verschobene. S. 77. — Die elektrische Rangir-Lokomotive der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin. S. 79 — Kleine Mitteilungen: Ueber die Gefährlichkeit der elektrischen Leitungen S. 81. — Anord nung von Grubenlampen. S. 81. — Neue Edisoniampe. S. 81. — Das grossartige Kraftüber tragungswerk. S. 81. — Elektrische Beleuchtung in Wilkau hei Zwickau. S. 81. — Elektrizi tätswerk in Schöneck i. V. S. 81. — Elektrizitätswerk in Stöckach. S. 81 — Elektrizitätswerk in Homburg v. d. H. S. 81. — Elektrischer Betrieb auf den ungarischen Staatsbahnen. S. 81. — Elektrische Bahn in Jassy. S. 82. — Elektrische Bahn Leipzig-Merseburg. S. 82. — Elek trische Strassenbahnen in Budapest. S. 82. — Ueber die Betriebsmittel der elektrischen Stadt bahn. S. 82. — Erstellung weiterer Telephonverbindungen etc. S. 82. — K. württ. Posten und Telegraphen. S. 82. — Neue Telephonstelle. S. 82. — Elektrische Gleichstrom-Bogenlampe der Continentalen Jandus Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft Brüssel und Rheydt Rheinpreussen. S. 82. — Hannoversche Caoutchouc-, Guttapercha- und Telegraphen-Werke in Linden vor Hannover. S. 84. — Preiserteilnng. S. 84. — Neue Bücher und Flugschriften. S. 84. — B ü ch e rh e sp r echun g. S. 84. — Patentliste No. 8. — Börsenbericht. — Anzeigen. Relativer Wert der 220-Voltlampe und 110-Voltlampe. Wir entnehmen einer Abhandlung, welche Francis W. Willcox in The Electrical World vom 2. 10. 97 die folgende Besprechung, die insofern von Interesse ist, als die 220-Voltlampe in der letzten Zeit die Aufmerksamkeit der Beleuchtungstechniker in hohem Grade erregt hat. Es wird darauf hingewiesen, daß die wirklichen Unter schiede zwischen der 220-Voltlampe und der 110 Voltlampe im all gemeinen noch keineswegs genügend erkannt sind. In vielen Ab handlungen und Beschreibungen der 220-Voltlampe wird diese in un gerechtfertigter Weise gerühmt und insbesondere die bei deren An wendung gestattete Knpferersparnis an den Leitungen hervorgehoben, wodurch dieselbe sich von der 110-Voltlampe vorteilhaft unterscheide. Bei dieser Beurteilung sind jedoch noch andere wichtige Fragen neben der obigen inbetracht zu ziehen: diesen Zweck verfolgt der Verfasser. Er beabsichtigt den Gegenstand vom Standpunkte des Praktikers zu behandeln mit Rücksicht auf die ökonomische Lichtlieferung und so viel als möglich die Frage zu beantworten, wie sich das 220-Volt- system bezahlt macht. Bezüglich der Kupferersparnis wird bemerkt, daß gegenüber der 110-Voltlampe im Zweitleitersystem durch die 220-Voltlampe dreiviertel und im Dreileitersystem etwa ein Achtel an Kupfergewicht bei den Leitungen erspart wird. Andrerseits trifft aber das 220- Voltsystem der Vorwurf des geringeren Wirkungsgrades mit Bezug auf gleiche Lichtstärke, mittlere Nutzdauer u. s. w. im Vergleich zur 110-Voltlampe. Dieser niedrigere Wirkungsgrad der 220-Voltlampe bedeutet, daß die Maschinenanlage bezüglich der Betriebskraft und Elektrizitätserzeugung entsprechend vergrößert werden muß mit Be zug auf die gleiche Lampenzahl im Vergleich zur 110 Voltlampe. Es ist demnach zn bestimmen, inwiefern sich diese Vor- und Nach teile des 220-Voltsystems gegeneinander ausgleiehen. Unzweifelhaft ist es, daß unter sonst gleichen Umständen hierdurch festgestellt werden kann, welches System das beste ist. Bevor aber auf die Bestimmung dieses Punktes eingegangen wird, ist es erforderlich die relativen Werte der 110-Voltlampe und der 220-Voltlampe zu be trachten, weil diese eine wesentliche Bedeutung bezüglich der Be antwortung der vorliegenden Frage haben. In den Vereinigten Staaten wird gegenwärtig eine vorzügliche 220-Voltlampe geliefert, welche 4 Watt per Kerzenkraft (unter Grund lage der englischen Normalkerze) erfordert. Bezüglich der durch schnittlichen Lebensdauer, Erhaltung der Kerzenkraft und allgemeiner Leistung steht dieselbe zwischen den 3,1 Watt und 3,6 Watt per Kerze verbrauchenden 110-Voltlampen. Wenn die Zahl der Kerzen stunden der 3,1 Watt verbrauchenden 110-Voltlampe als Einheit an genommen wird, so ist der Wert der 4 Watt verbrauchenden 220- Voltlampe gleich 1,5 zu setzen. Der Unterschied in der verbrauchten Kraft beträgt 0,9 Watt per Kerze, die 220-Voltlampen erfordern und verbrauchen also 20 pCt. mehr Kraft als die 110 Volt 3,1 Wattlampen. Der Unter schied in der Qualität ergibt für die letzteren Lampen J / 3 des Werts der 220-Voltlampen. Dies besagt, daß eine Station, welche nach dem 22'J-Volt-System arbeitet, bezüglich der Lebensdauer der Lampen und erhaltenen Kerzenkraft zwei Drittel der mittleren Resultate in der Beleuchtung mit 30 pCt. geringerer Leistung der Dampfkraft und Dynamomaschinen erhalten kann, sodaß 30 pCt. an Kraft er spart würden, wenn man zu dem 110-Voltsystem überginge, mit welchem dieselbe Lampenzahl gespeist und mit demselben Leitungs verlust gearbeitet werden kann. Hiermit ist die Hauptsache ge kennzeichnet. Es ist außerdem darauf hinzuweisen, daß eine Anlage mit 110 Volt Spannung 3,6 Watt gebraucht und in manchen Fällen Anstatt der 3,1-Wattlampen 4-Wattlampen benutzt und daß deßhalb im 220-Voltsystem mit 4-Wattlampen praktisch nicht mehr Betriebs kraft erfordert. Wenn in einem 110-Voltsystem 3,6- oder 4-Watt lampen benutzt werden, so muß man, um dieselben Resultate mit einem 220-Voltsystem zu erhalten, 5- oder 6-Wattlampen benutzen. Anlagen, welche mit 110 Volt arbeiten, werden nicht 3,1-Wattlampen benutzen, weil die für die eine Dienstleistung zu schwach sind und doch wird dieselbe Gesellschaft, wenn sie die Anlage mit 220 Volt und ohne Bedenken mit 4-Wattlampen betreibt, praktisch in diesem Falle dasselbe thun, was sie im ersteren Falle für nicht ratsam hielt. Es ist nun einfach die Frage zu beantworten, welches System das beste für eine gegebene Anlage ist, um bezüglich des Kraftauf- aufwandes dieselbe Lichtmenge zu erhalten. Wie schon vorher be merkt wurde, ist für die Anwendung des 220-Voltsystems die Kupfer ersparnis, und für die Anwendung des 110-Voltsystems die Ersparnis in der Leistungsfähigkeit der Dampfanlage und elektrischen Maschinen bezüglich der nötigen Lichterzeugung der ausschlaggebende Punkt. Das bierhei obwaltende allgemeine Gesetz läßt sich folgender maßen bestimmen: Interessen und Amortisation bezüglich der Ersparnis im Kupfer aufwand bei dem 220-Voltsystem im Vergleich zu dem 110-Volt- system müssen gleich oder größer sein, als die Interessen und die Amortisation bezüglich des Kostenaufwands für die vergrößerte An lage der Maschinen und für das vermehrte Leitungskupfer plus den jährlichen Kosten für die Extrakraftleistung, welche die 220-Watt- lampen gegenüber den 110 Wattlampen erfordern. Bei der Auf stellung einer dieses Gesetz formulierenden Gleichung sind 3,1 Watt- i 11