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XV. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. 245 No. 22. 1897 98. Zur Gestaltung des Osmiums in Fäden, Lamellen, Scheibchen oder ähu liehen Formen kann man sich auch eines dem Verfahren zur Darstellung künst licher Seide nachgehildeten bedienen. Man mischt dem Collodium ein inniges Gemenge von fein verteiltem Osmium und Osmiumsulfid oder einer ähnlichen Verbindung bei. Der Zusatz dieser Stoffe macht die Masse dickflüssig und verhindert eine Entmischung der Emulsion, die infolge der hohen Dichte des Osmiums leicht eintreten könnte. Aus diesem Gemenge gestaltet man die ver langte Form Nach erfolgter Denitrierung kann man die Fäden in derselben Weise weiter behandeln, wie oben. Nach allen diesen Verfahren erhält man den Metallfaden mehr oder weniger steif. Es gelingt indeß, auch ihn weich, gleich wie Wollfäden zu erhalten. Man nimmt zu diesem Behufe einen nicht zu stark gedrehten, aus zarten Fasern bestehenden gereinigten pflanzlichen Faden und tränkt ihn mit einem dünnflüssigen Brei, der aus einer in Wasser sehr fein vei teilten und löslichen Osmium-Verbindung mit einer kleinen Menge eines Bindemittels, besteht Nach dem Trocknen wird der Faden in reduzierenden Gasen gelinde geglüht. —n—. Die Patentschrift über das elektrische Glühlicht von Prof. Nernst hat folgenden Wortlaut: Die vorliegende Erfindung betrifft eine elektrische Glühlampe, deren Glühkörper nicht wie bei den bisher gebräuchlichen elektrischen Glühlampen aus einem Stoff besteht, welcher bereits bei gewöhnlicher Temperatur den elek trischen Strom leitet und durch denselben erst ins Glühen gebracht wird, sondern aus einem Stoff, der bei gewöhnlicher Temperatur ein Nichtleiter ist und erst dadurch zu einem Leiter wird, daß er auf eine hohe Temperatur gebracht wird. Solche Körper, die bekanntlich Leiter zweiter Klasse genannt werden, sind unter andern beispielsweise die meisten Metalloxyde, vorzugsweise Magnesiumoxyd, Calciumoxyd, Circonoxyd. Aus dem Gesagten geht hervor, daß eine nach vorliegender Erfindung eingerichtete Glühlampe erst dann angehen kann, wenn der Glühkörper durch irgend ein Mittel zum Glühen gebracht worden ist. Ist dies aber geschehen, so ist auch der Glühkörper zu einem Elektrizitätsleiter geworden und der nun hindurch fließende Strom, kann ihn in genau derselben Weise glühend erhalten, wie den Kohlenfaden einer gewöhnlichen Glühlampe Auf beifolgender Zeichnung sind drei dem Wesen nach gleichartige, in Einzelheiten von einander abweichende Anordnungen der beschriebenen Lampe beispielsweise schematisch dargestellt. GleicheUeberweisungsbnchstaben bezeichnen in allen Figuren gleiche Teile. G ist der eigentliche Glühkörper, K„ und K 4 sind Klemmen, welche mit den Polen einer Elektrizitätsquelle verbunden gedacht sind. K 6 und K 6 sind ebenfalls Klemmen, welche mit den Polen, einer anderen Elektrizitätsquelle oder mit geeigneten Punkten des Hauptstromkreises verbunden gedacht sind. P ist ein spiral- oder schraubenförmig gewundener Draht, aus Platin oder einem anderen hitzebeständigen, g-utleitenden Material. M ist ein Mantel aus iso lierendem oder schlechtleitendem Material. In ihrer einfachsten Form ist die Lampe in Fig. 1 und 2 dargestellt Ihre Wirkung ist folgende: Der die Klemmen K 3 und K, speisende Stromkreis möge mit I, der die Klemmen K s und K 6 speisende mit II bezeichnet sein. Beide Stromkreise seien geschlossen. Alsdann wird im Stromkreis I zunächst kein Strom zustande kommen, weil dev Glühkörper G, der in denselben einge schaltet ist, zunächst ein vollständiger Isolator ist. Im Stromkreis II kommt aber ein Strom zustande und bringt den Widerstand P zum Glühen. Die Hitze desselben teilt sich dem Mantel M mit und strahlt gleichzeitig auf den Glüh körper G aus; dadurch wird dieser glühend und somit ein Leiter, und es ent steht ein Strom im Stromkreise I, der ihn fortdauernd glühend und damit leuchtend erhält. Bei der in Fig 1 dargestellten Anordnung ist angenommen, daß der Mantel M aus einem durchsichtigen Material hergestellt ist, beispielsweise aus schwer schmelzbarem Glas. Bei der in Fig. 2 dargestellten Anordnung ist der Mantel M wie ein Brennspiegel geformt und konzentriert daher die von ihm ausgehenden Wärme strahlen auf den Glühkörper G. Nachdem der Glühkörper glühend und somit leitend geworden ist, kann der Stromkeis II unterbrochen werden. Fig. 3 stellt beispielsweise eine dritte Ausführungsform der Lampe nach vorliegender Erfindung' ebenfalls schematisch dar. An dem festen Punkte H ist eine Spiralfeder F angehängt, an dieser ein Eisenkern nn und an diesem wieder der Glühkörper G. Die Aufhängnngsdräkte desselben tragen zwei Klemmen K, und K s , welche durch leicht bewegliche Locken L, und L 2 mit den Klemmen K 3 und K, des Stromkreises I leitend verbunden sind. Der Stromkreis I w’ird durch die Elektrizitätsquelle E, gespeist. In diesem Stromkreis ist ausserdem noch eine Spule S eingeschaltet, in welche der Eisenkern n n hineinhängt. Der Stromkreis II, welcher von der Elekirizitätsquelle E 3 gespeist wird, erwärmt wie oben den Widerstand P. Dieser teilt seine Wärme dem Mantel M und durch Strahlung dem Glühkörper G mit. Sobald dieser leitend geworden ist, entsteht im Stromkreis I ein Strom, der nunmehr einmal den Glühkörper G wie oben glühend erhält, aber auch gleichzeitig die Spule S durchläuft und erregt Die Kraft der Spiralfeder F wird daher durch den Magnetismus der Spule S überwunden und der Eisenkern nn wird in das Innere der Spule S hineingezogen. Dadurch senkt sich der an dem Eisenkern nn hängende Glüh körper G und tritt aus der Heizvorrichtung PM hervor. Er bleibt in dieser | Lage und leuchtet, solange der Strom im Stromkreis I unterhalten wird. Der Stromkreis II kann nunmehr unterbrochen werden. Der Erfinder betrachtet es als selbstverständlich, dass diese Einrichtung auch so getroffen werden könnt-', daß der Glühkörper G feststehend und die Heizvorrichtung P M beweglich angeordnet wäre. Patent-Ansprüche: 1. Eine elektrische Glühlampe, bestehend aus einem in einen Stromkreis ein geschalteten Glühkörper aus einem Stoffe, der bei gewöhnlicher Temperatur ein Nichtleiter, auf hohe Temperatur gebracht aber ein Leiter ist, und einer in der Nähe dieses Glühkörpers angeordneten und in einen zweiten Stromkreis eingeschalteten elektrischen Heizvorrichtung, bestehend aus einem Heizleiter aus gut leitendem und einem Mantel aus schlecht leitendem oder isolierendem Material; 2. Eine Ausführungsform der Glühlampe nach Anspruch 1, dadurch gekenn zeichnet, daß der Mantel den Glühkörper umgiebt und aus einem durch sichtigen Material besteht; 3. Eine Ausführungsform der Glühlampe nach Anspiuch 1, dadurch gekenn zeichnet, daß der Mantel der Heizvorrichtung iu Form eines Brennspiegels ausgebildet ist; 4. Eine Ausführungsform der Glühlampe nach Anspruch !, dadurch gekenn zeichnet, daß der Glühkörper (G) mit einem federnd aufgehängten Eisen kern (nn) verbunden ist, der in eine mit dem Glühkörper in Reihe ge- schaltete Spule hineinhängt. Die F.rma G Goiiasch & Co., Berlin, teilt uns mit: Die vielfach an uns er- I gangenen Anfragen und nicht zum mindestens die unvollständigen und deshalb [ beunruhigenden Notizen der Presse über den bei uns jüngst stattgehabten Un fall lassen es uns im allgemeinen Interesse notwendig erscheinen, über Acetylen apparate im Besonderen, sowie über den Unglücksfall selbst nur allgemein einen gedrängten Bericht zu geben. Es ist nicht zu verkennen, daß jede Behandlung mit Apparaten, welche zur Entwickelung von Gas dienen, Gefahren in sich berg-en. Jedem Eingeweihten ist bekannt, vom großen Publikum aber meistens verkannt, daß auch der gewölin- ! liehe Gasmesser in unseren Wohnungen keine volle Sicherheit bietet, sobald I Unkenntnis oder Leichtfertigkeit bei der Behandlung zu Grunde liegt. Und , deshalb erachten wir, von obigen feststehenden Thatsachen ausgehend, daß das i Streben bei Konstruktionen von Gaserzeugern und zwar speziell von Acetylen- Entwicklern, dahin gerichtet sein sollte, möglichst wenig Menschenhände den 1 Betrieb ausführen zu lassen, sondern vorzugsweise die Gedankenausführung auf selbstthätige (automatische) Arbeit zu konzentrieren. Der unserer Fabrik zur Reparatur eingesandte Acetylen-Erzeuger stammt von einer ausländischen Firma und war hier bereits in Gebrauch gewesen. An diesem Apparat der teilweise schon demontiert uns übergeben wurde befand sich ein Rückschlagventil und zwar zwischen Entwickler und Gasbehälter (Glocke) direkt am Entwickler. Von diesem Ventile zog sich nach dem Boden der Glocke in U Form ein ca. 2 Meter langes Rohr von 20 mm lichter Weite und mündete direkt unter der Glocke. Das Ventil gestattet den Gasdurchgang vom Ent wickler nach der Glocke aber nicht umgekehrt Sollte das Ventil versagen, so kann man nach Abschrauben eines Deckels den Ventilkegel inferieren und nach schleifen. Nur finden wir gerade in diesem Ventil die größte Gefahr, denn das URohr bleibt bis zum Rückschlagventil selbst bei entleertem Apparat steti mit Gas gefüllt, da sich der entleerende Gasbehälter aus der Gebrauchsleitung mit Luft füllt, wenn der Haupthahn offen ist; und letzteres ist leider nur zu häufig der Fall. Was nun die Gefahr noch erhöht liegt in dem Umstande, daß von dem Ventile abwärts zwar reines Acetylen, jedoch in dem Schenkel unter der Glocke ein Gemisch von Acetylen und Luft (Knallgas) sich befindet. Hier ist also die Vorbedingung für e ne Explosion unter der Glocke bei lässig ent leertem Apparat vorhanden. Es fehlt nur noch die Entzündung und diese kann durch den geöffneten Ventildeekel hindurch jederzeit und unbeabsichtigter Weise eintreten. Wo aber die sämtlichen Vorbedingungen für eine Explosion so leicht Zusammentreffen, wie an dieser Stelle, da müßte unserem Dafürhalten nach in erster Linie Vor sorge getroffen werden, um eine Entzündung unmöglich zu machen und somit alle Gefahr zu beseitigen. Statt des unzuverlässigen Rückschlagsventils gehört hier ausschließlich ein einfaches Absperrventil, welches in geeigneter Weise mit dem Entwickler verbunden, den gleichen Zweck erfüllen kann. Dieses Ventil (Hahn) sollte mit dem Deckel des Entwicklers stets so verkuppelt sein, daß ein Oeffnen des letzteren nur bei gleichzeitigem Schluß des Hahnes möglich ist. Man kann dann ohne jede Gefahr die Kammern über dem eigentlichen Entwickler mit frischem Calcinm-Carbid füllen Der unsere Fabrik betroffene Unglücksfall, der leider ein Menschenleben kostete, fand seinen Ursprung in dem nicht gründlich entleerten URohr, eine Unachtsamkeit, welche wir nicht vorhersehen konnten, da, wie bereits hervor-