Volltext Seite (XML)
XV. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 21. 1897/98. 236 Lahmeyer & Co., und Schuckert-Siemens in Berücksichtigung. Zum Schluß werden Gewinnberechnungen aufgestellt und eine Zusammen- | Stellung der Anlagekosten gegeben, unter Berücksichtigung der Ergeb nisse der Submission. Es geht daraus hervor, daß die gesammte städtische Centrale in dem vorgesehenen ersten Ausbau mit drei Maschinen von je 700 Kw., mit einem Kabelnetz von einer Gesamt länge von 106, km, einer aufgeschlossenen Straßenlänge von 54 km i und mit Transformatoren bei einer Getamtleistung von 2225 Kw., für die Gesamtsumme von 3V, Mill. Mk. herzustellen ist. Auf Grund des Sachverständigen-Gutachtens über die für das städtische Elektrizitätswerk eingelaufenen Offerten haben Stadtrat und Stadtverordneten-Vorstand beschlossen, die Vergebung des Werks in Gesamtausführung an die Firma Brown, Boveri & Co. in Baden- Frankfurt, sowie die vorläufige Uebertragung der Betriebsführung an diese Firma und die Bewilligung der erforderlichen Mittel im Betrage von 3 300 000 Mk zu beantragen. Aus den Bestimmungen für die Verpachtung des Werks an die ausführende Firma ist hervor zuheben : 1. Der Strompreis für Motoren, Heizung und Chemie wird auf 15 Pf. pro Kilowattstunde für das Stadtgebiet und auf 12 Pf. für das Hafengebiet festgesetzt. 2. Der Tarifsatz für die Straßen beleuchtung beträgt bei einer Brenndauer von mehr als 1500 Stundeu 25 Pf. pro Kilowattstunde. 3. Von dem Reingewinn beansprucht die Stadtgemeinde aus den ersten lOUOOO 70 pCt, aus der Summe von 1—200000 Mk. 80 pCt., aus allen übrigen Beträgen 90 pCt. Als Verwaltungskosten werden für die ersten 100 000 Mk. 15 pCt der Betriebsauslagen, aus 1—200000 Mk. 10 pCt., aus allen höheren Summen 5 pCt. gewährt. Elektrische Beleuchtung von Wimbledon. Der Magistrat der Stadt Wimbledon in England beabsichtigt, die jetzt existierenden 800 Straßenlaternen durch 900 Glühlampen ä 82 NK zu ersetzen und will außerdem eine Anlage für 6000 Glühlampen ä 8 NK für Privatbeleuchtung einrichten. Das Erzeugungs und Verteilungssystem soll durch Wechselströme mit hoher Spannung geschehen. Die Energie wird durch Wechselstrominaschinen von 2000 V. erzeugt, welche Spannung durch Transformatoren auf 200 V. für die Privatbeleuchtung reduziert wird. Es sollen zuerst 3 schnelllaufende Dampfmaschinen von William aufgestellt werden, welche 350 Touren per Minute machen und direkt mit den 3 Crompton-Wechselstrommaschinen mit Erregern gekuppelt sind. Die Kraft jeder Wechselstrommasehine soll 120 Kw sein, das sind ca. 200 PS ; diese Wechselstrommaschinen haben Anker mit drehbaren Scheiben. Die Kesselanlage besteht aus 3 Röhrenkesseln von Babcok & Wilcox, wovon jeder 2270 kg Dampf pro Stunde erzeugte und eine Heizfläche von 112 qm und 3 qm Rostfläche zeigte; mit einem dieser 3 Kessel soll ein Kot verbrenner verbunden werden. Das Verteilungsschaltbrett enthält alle nötigen Meß- und Prüfinstrumente und wird im Maschinensaal aufgestellt In den Ver teilungszentren wird die Privat- und öffentliche Beleuchtung getrennt reguliert, und sind dieselben von einander unabhängig; es sollen 3 Verteilungszentren vorhanden sein. Sämtliche Speiseleitungen mit hoher Spannung sollen aus kon zentrischen Bleikabeln, in Thonröhren verlegt, bestehen. Die Stromkreise mit i niedriger Spannung werdeu aus konzentrischen Kabeln zu 3 Litzen gebildet und | sollen 2 Systeme in Röhren verlegt werden, wo das Verlangen nach Privatbe leuchtung noch unsicher ist, oder sie bestehen aus stark armierten und direkt in die Erde gebetteten Kabeln, wo das Bedürfnis der öffentlichen und Privat beleuchtung genau festgestellt ist. P- v. S. Elektrische Strassenbahn in Sontheim. Die bürgerlieben Kollegien haben mit der Heilbronner Straßenbahngesellschaft einen Vertrag abgeschlossen, wonach innerhalb eines halben Jahres nach erhaltener Konzession die elektrische Straßenbahn hierher weiterzu führen ist. Nernstsches elektrisches Glühlicht. Bei der Nernstschen Erfindung war bisher noch ein Problem ungelöst geblieben, nämlich das, wie der Leuchtkörper, der, ehe er erglüht, einer Erhitzung be darf, leicht und selbsttätig erwärmt werden könne, und ehe diese Frage nicht gelöst, war die Lampe Nernsts noch nicht reif zur Ueberführung in die Praxis. Jetzt ist auch darin ein Schritt weiter gesehen. Während das Platin, welches bislang als Ofenmaterial für die Vorwurmung diente, den Preis der Lampen übermäßig erhöhte, ist es jetzt, wie aus Göttingen berichtet wird, im dortigen elektro technischen Institute, das unter Professor Nernsts Leitung steht, ge lungen, einen neuen, haltbaren und billigen Heizkörper zum automatischen Anwärmen der Lichtkörper zu finden. — W. W. Neue Untersuchungen über Acetylen. Neue interessante Untersuchungen über die Vorgänge und die Verhältnisse bei der Bildung des Acetylens aus Calciumcarbid und sein Verhalten teilte der hervorragende englische Gaschemiker V. Lewes in der „Society ot' Chemical Industry“ mit. Das Maximum an dem sehr unerwünschten Phosphorwasserstoff im Acetylen wurde von ihm zu 2,3 pCt. gefunden, während englische Carbide im Durchschnitt nur 0,5 pCt. enthielten Einschlüsse im Carbid, deren spezifische Gewichte - wohl infolge der größeren oder geringeren Porosität — zwischen 3,5 und 5,8 schwankten, enthielten zum Teil Eisensilikat, Magnesiümsilicid und Carboruudum (Siliciumcarbid'l. Im Acetylen wurde Siliciumwasserstoff vorg-efunden, und Kieselsäure konnte in dem Ruße der Acetylenfiamme nachgewiesen werden. Acetylen durch Mischen mit Phosphor wasserstoff zur Selbstentzündlichkeit zu bringen, gelingt erst durch eine Zu mischung von etwa 80 pCt. Phosphorwasserstoff. Wenn dagegen Carbid mit 1 pCt. Calciumphosphid vermischt wurde, erhielt man ein selbstentzündliches Gas. Die Wärmemenge, welcne frei wird bei Einwirkung von Wasser auf Carbid, fand Redner zwischen 364 und 4C6 Kalorien Die höchste Temperatur, welche er reicht werden konnte, bei Einwirkung von Wasser auf Carbid, wurde mittels des Le Chatelier-Pyrometers zu ca 800‘ C. bestimmt, eine Temperatur, bei welcher Acetylen in Benzol und theerige Produkte zersetzt wird. Leitet man Acetylen durch ein Glasrohr und erhitzt auf ca 800° C., so erfolgt diese Zer setzung unter Feuererscheinung und Hinterlassung graphitischer Kohle. Das Rußen der Acetylenflamme wird von Lewes der Gegenwart von Benzol zu geschrieben, denn wenn man in die Gasleitung einer Acetylenflamme, welche rußlos brennt, einen Tropfen Benzol bringt, so wird dieselbe sofort rußend. Mit diesem Experiment wird auch der Beweis geliefert, daß bei der Acetylen beleuchtung die Reinheit des Acetylens von der größten Wichtigkeit ist, speziell die Freiheit des Acetylens von Benzol, um das Rußen zu verhindern, von Sulfiden und Phosphorwasserstoff in sanitärer Hinsicht. Trägt man daher Sorge, hei der Entwickelung des Gases die Temperatur niedrig zu halten, so wird die Entstehung des Benzols auf ein Minimum beschränkt. Dies wird in allen den jenigen Gasentwicklern zutreffen, bei denen ein Ueberschuß von Wasser vor handen ist und das Carbid möglichst gleichmäßig in dem vorhandenen Raume verteilt wird. B. T. „Hera“, Internationale Gesellschaft für Acetylen- Beleuchtung', Berlin. Auf der Acetylen-Ausstellung in Berlin, über die wir in einem früheren Hefte berichtet haben, war auch die Gesellschaft „Hera“ vertreten, deren behälter A, in den ein Behälter B eingesetzt ist. Durch diesen führen sieben Rohre, die unten in eine Platte C endigen; sie können mit siebeu Carbidbe- hältern D beschickt werden. Diese setzen sich aus drei Teilen E,, E a und E 3 zusammen, von denen der letztere der eigentliche, unten und oben offene, Carbidbehälter ist; er ist durchlöchert, um dem Wasser ringsum Zutritt zu ge- Apparate wir wegen ihrer Trefflichkeit hier näher beschreiben wollen. J statten ; er wird in den mit einem Boden versehenen Behälter E 2 gesetzt, welch Figur 1 zeigt den Entwickler der Firma. Er besteht aus dem Wasser- J letzterer die Löcher A für den Wasserzutritt besitzt. Als Abschlußglocke für