Volltext Seite (XML)
ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 1. 1897/98. 6 XV. Jahrgang. schreiten, und es ist wesentlich, eine Ergänzungslänge in Voraussicht der Grundungleichheiten zu haben. Der in Frage kommende Appa rat wirft hingegen das Kabel über Bord mit größerer Geschwindig keit, wie die des Schiffes, und ist es vorzuziehen, die durchaus not wendige Länge zu überschreiten, da jede Unkostenerwägung wegfällt. Der Apparat wurde im Detail beschrieben, wonach Lieutenant Crutchly die Notwendigkeit hervorhob, ein Kabel sehr schnell da zu verlegen, wo seine Gegenwart nicht vermutet werde, und wo es daher vom Feinde nicht gesucht und zerstört werden könne. Herr G. S. Clarke dankte den Vortragenden und fügte hinzu, daß die Einrichtung solcher Verbindungen in Kriegszeiten nicht vernachlässigt werden dürfe, und daß jede Verfügung zu ihrer Erleichterung in genaue Erwägung genommen werden müsse. Soviel man a priori darüber urteilen kann, giebt es keinen Einwand, den man dem System von Snell entgegensetzen kann; man braucht nicht zu fürchten, daß eine Windung oder ein Knoten beim Verlegen eintritt, was den Bruch des Kabels mit Gewalt herbeiführen würde. F. v. S. Kleine Mitteilungen. Elektrische Zentralen in Ruhrort. Ein neues großes indu strielles Unternehmen ist, wie uns geschrieben wird, im Ruhrkohlen bezirk in Bildung begriffen Es handelt sich nämlich um die Errichtung großer elektrischer Zentralen durch eine aus Groß-Industriellen be stehende Aktiengesellschaft, welche die Kohlenzechen und Eisenwerke mit elektrischem Licht und elektrischer Kraft versorgen sollen. Jede einzelne Zentrale soll einen bestimmten größeren Bezirk versorgen. Das Zustandekommen des Unternehmens darf als gesichert betrachtet werden, da an der kSpitze desselben sehr einflußreiche Groß industrielle stehen. Elektrizitätswerk in Blasewitz. Der Gemeinderat von Blase witz bei Dresden hat vor einiger Zeit beschlossen der bereits früher erörterten Frage der Errichtung eines eigenen Gemeinde-Elektrizitäts werkes näher zu treten. Aus diesem Grunde sind vier große Firmen um Ausarbeitung von Projekten und Kostenanschlägen ersucht worden; nämlich: Siemens & Halske, Berlin, Aktien-Gesellschaft Kummer & Co., Niedersedlitz, die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft und die Firma Schuckert & Co. Nürnberg. Diese haben nun beim Gemeindeamt die gewünschten Zeichnungen nebst Anschlägen cingereieht. Die Vertreter der Firmen hielten vor dem Gemeinderat Vorträge, aus welchen Folgendes hervorgehoben zu werden verdient. Die Strom leitung ist aus Rücksicht auf die vielen, eine Anzahl Straßen des Ortes bereits tiberspannendenLeitungsdrähte der Straßenbahn und Fern sprechleitungen durchgehends als unterirdische Kabelleitung auszu führen, Ob die Zentrale inmitten des Ortes oder an der Grenze errichtet werde sei bei den heutigen Errungenschaften der Technik für die diesorts in Frage kommenden Entfernungen gleichgültig. Jedenfalls würden die Mehrkosten bei Errichtung der Zentrale etwa an der Bahnhofstraße ganz verschwindend sein und gegenüber den Gesamtkosten gar nicht in’s Gewicht fallen. Die Gesamtkosten der ganzen Anlage werden sieh auf rund 575,000 Mk. stellen und nach den Preisen, wie solche bei ähnlichen Unternehmungen für elektrisches Licht und Kraft gezahlt werden, können die Einnahmen auf jährlich 110,00U Mk. geschätzt werden, sodaß nach Abzug der ca. 40,000 Mk. betragenden Betriebskosten sich ein jährlicher Reingewinn von 70,000 Mk. zur Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals ergeben würde. R. V Elektrische Beleuchtung in Mylau bei Reiehenbach. Mit dem Bau der hiesigen elektrischen Anlage wurde bereits begonnen. R. V. Elektrische Beleuchtung im Leipziger Stadttheater. Die Stadtverordneten haben die Einführung der elektrischen Beleuchtung im neuen Theater und die Uebertragung der Arbeiten an Siemens & Halske beschlossen. Die Einrichtung erfordert einen Aufwand von 70,000 Mk. R. V. Elektrizitätswerk in Thorn. Die Verhandlungen behufs Er" bauung einer Elektrizitätsanlage nebst Umwandlung der Straßenbahn in eine elektrische sind jetzt soweit gediehen, daß Vertragsentwürfe aufgestellt sind, welche die Grundlage für die Beratungen der städti schen Behörden abgeben werden. Nach den vorläufigen Verein barungen erteilt die Stadtgemeinde Thorn dem Zivilingenieur Wulff aus Bromberg auf die Dauer von 50 Jahren vom 1. Januar 1898 ab die Erlaubnis zur Erbauung der elektrischen Anlage zu Beleuchtungs-, Kraft- und sonstigen Zwecken und verpflichtet sich, in 25 Jahren eine solche Erlaubnis keinem anderen zu erteilen. Die jetzige Pferde- Straßenbahn wird mit allem Zubehör Herrn Wulff für I98,0t'0 Mk. und Uebernahme der Schuld an die Stadt Thorn von 58,000 Mk. verkauft. Die Uebergabe soll am 1. Oktober d. J. erfolgen. Die Erträge des Geschäftsjahres 1*97 verbleiben dem Käufer, welcher vom I. Januar 1897 bis zur Uebergabe 5 pCt. des Anlagekapitals von 165,000 Mk. der Verkäuferin zu entrichten hat. (Klbalm Ztg.j Elektrizitätswerk in Baden-Baden. Der Stadtrat in Baden- Baden hat mit der Firma Siemens & Halske, Berlin, einen Vertrag über die Einrichtung einer elektrischen Beleuchtungsanlage ab geschlossen, wonach diese Anlage spätestens am 1. Mai 1898 dem regelmäßigen Betrieb übergeben werden soll. Elektrische Strassenbahn in Mühlhausen in Thüringen. Die hiesige Stadtverordnetenversammlung genehmigte den ihr vorgelegten Vertrag mit der Elektrizitäts-Gesellschaft vorm. Schuckert & Co. in Nürnberg über Errichtung und Betreibung eines Elektrizitätswerkes für Straßenbetrieb, Licht und Kraftabgabe. Nach erfolgter Geneh migung des Bauplanes der Straßenbahn durch den Regierungspräsidenten in Erfurt hat die Gesellschaft in spätestens neun Monaten die Anlage fertig zu stellen. Die Konzession ist auf 50 Jahre erteilt. Es ist die Anlage einer Ringbahn vom Bahnhof durch die Hauptstraßen und die einer zweiten Linie von der Stadt nach den beliebten Aus flugsorten der Mühlhäuser, nach dem Schwanenteich, der Popperoder Quelle, dem „Weißen Haus“ und dem Stadtwald, geplant. Sobald mehr als 5 pCt am Kapital verdient werden, nimmt die Stadt Mühl hausen am Reingewinn der Gesellschaft Teil und zwar je nach Höhe des Reingewinnes mit 20, 25 und 33'/ 3 pCt. desselben. Zur Sicher heit für Einhalt der eingegangenen Verpflichtungen hinterlegt die Gesellschaft 10,000 Mk. in mündelsicheren Wertpapieren bei der Stadtkasse. Kasseler Strassenbahnen. Der hiesige Bürgerausschuß ge nehmigte am 10. September den Vertrag mit der neuen „Aktien gesellschaft Große Kasseler Straßenbahn“, nach welcher auf sämt lichen Linien der elektrische Betrieb eingerichtet wird. Die neue Aktiengesellschaft hat die von den beiden Gesellschaften „Kasseler Stadteisenbahn“ und „Kasseler Straßenbahn“ betriebenen Straßen bahnlinien übernommen und wird eine weitere Ausdehnung des Straßenbahnnetzes eintreten lassen, insbesondere eine zweite Verbin dung Kassel—Wilhelmshöhe schaffen. Seitens der Stadt ist der Ge sellschaft die Konzession bis zum 31. September 1960 erteilt. Der Betrieb der elektrischen Bahnen soll oberirdisch erfolgen. Die Stadt liefert der Gesellschaft die nach Maßgabe des einzur'eiehenden Be triebsplans erforderliche elektrische Energie aus dem städtischen Elektrizitätswerk unter folgenden Bedingungen: „Der Preis für den gelieferten Strom beträgt bei einem Jahresverbrauch von mindestens 500,000 Kilowatt-Stunden i4 Pfg. pro Kilowatt-Stunde; für jede weiteren vollen 100,000 Kilowatt-Stunden, um die sich der Jahres verbrauch erhöht, bis zu 1,000,000 Kilowatt-Stunden wird ein Rabatt von 3 pCt. auf den Grundpreis von 14 Pfg. für den ganzen Jahres verbrauch gewährt, so daß also bei einem Jahresverbrauch bis 500,000 Kilowatt-Stunden 14 Pfg., bis 600,000 Kilowatt-Stunden 13,58 Pfg., bis 700,000 Kilowatt-Stunden 13,16 Pfg, bis 800,000 Kilowatt-Stunden 12,74 Pfg., bis 900,000 Kilowatt-Stunden 12,32 Pfg., bis 1,000,000 Kilowatt-Stunden 11,90 Pfg. der Preis pro Kilowatt- Stunde beträgt. Bei einem Jahresverbrauch von 1,000,000 bis I, 500,0! 0 Kilowatt-Stunden beträgt der Strompreis 11,90 Pfg., wird letztere Verbrauchsziffer erreicht, so ermäßigt sich der Preis auf II, 50 Pfg. pro Kilowatt-Stunde. Von der Gesellschaft wird ein Jahresverbrauch von mindestens 50 >,000 Kilowatt-Stunden gewähr leistet. Es ist also in jedem Falle ein Jahresbetrag von 70,000 Mk. für Stromentnahme seitens der Gesellschaft zu zahlen, gleichviel ob ein wirklicher Verbrauch bis 500,000 Kilowatt-Stunden stattfindet oder nicht.“ Akkumulatorenwagen für den Grossbahnverkehr. Am 9. Juli 1. J. fand eine interessante Eisenbahn-Probefahrt auf der Staatsbahnstrecke Dresden-Neustadt-Klotzsche statt. Die Aktien gesellschaft Elektrizitätswerke vormals O. L. Kummer & Co hatte einen Akkumnlatorcnwagen fertiggestellt, der bestimmt ist auf den Linien Unterttirkheim—Kornwestheim (Gütersheim) und zwischen Stuttgart—Cannstatt den Personenverkehr zu vermitteln. Der Wagen ein vierundvierzigsifziger Personenwagen III. Klasse, neueren Systems, welcher bei der wtirttembergischen Eisenbahn Verwaltung bereits in Dienst gestanden hat, wurde für den Zweck elektrischer Traktion umgebaut und enthält in einem zwischen den beiden Drehgestellen federnd aufgehängten Kasten eine von der Akkumulatorenfabrik Aktiengesellschaft Hagen i. W. gelieferte Akkumulatorenbatterie mit 188 Elementen. Die Achsen, deren Zahl wegen des durch die Batterien erhöhten Gewichts von zwei auf vier vermehrt wurde, werden von zwei Motoren mit je 35 Pferdestärken angetrieben. Auf jedem Perron befindet sich der Apparat zur Regelung der Fahrt, den der Führer, je nach der Richtung derselben, auf dem vorderen oder hinteren Perron durch eine Kurbel reguliert. Mit dieser Kurbel ist gleichzeitig, was eine wesentliche Verbesserung anderer Systeme gegenüber bedeutet, die Bremsvorrichtung verbunden. Während der Fahrt geschieht die Regelung der Fahrgeschwindigkeit, das Anfahren und Anhalten mit genau denselben Apparaten, wie sie beim Ober leitungsbetrieb vom Wagenführer benützt werden; dabei fallen jedoch durch geeignete Schaltung der Akkumulatoren die energievernichtenden Widerstände weg. Die Batterie speist im Bedürfnisfall auch die an der Decke des Wagens angebrachten elektrischen Lampen. Als Schutzvorrichtung für den Führer gegen Wind und Wetter ist eine Glaswand angebracht. Die Fahrt unterscheidet sich in nichts von derjenigen der bisherigen Verkehrsmittel. Vor der Uebergabe des Wagens an die königlich württem- bergischen Staatseisenbahnen fand auf besondere Anregung des könig lichen Finanzministeriums die eingangs erwähnte größere Probefahrt