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Frankfurt a. M., den 15. Februar 181)8. XY. Jahrgang Telegramm-Adresse Elektrotechnische Rundschau Frankfurtmain. Commi8sionair f. d, Buchhandel Rein’sche Buchhandlung, LEIPZIG. für die Leistungen und Fortschritte auf dem G-ebiete der angewandten Elektricitätslehre. Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Mark 4.— halbjährlich ingenommen. Von der Expedition in Frankfurt a. M. direkt per Kreuzband bezogen: Mark 4.75 halbjährlich. Ausland Mark 6. - . Redaktion: Prof. Dr. G. Krebs in Frankfurt a. M. Expedition : Frankfurt a. M., Kaiserstrasse 10. Fernsprechstelle No. 586. Erscheint regelmässig 2 Mal monatlich im Umfange von 2 l / a Bogen. Post-Preisverzeichniss pro 1898 No. 2244. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämmtliche Annoncen-Expe- ditionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 4^. Berechnung für */„ */ 9 , 'I, und */, Seite nach Spezialtarif. Inhalt: Vom Blitzstrahl. Von W. Weiler in Esslingen. S. 94. — Wechselstrommasehine für gleichbleibende Spannung. S. 96. — Neues Abfragesystem für Vielfachumschalter von E. Stock u. Co. in Berlin. S. 97. — Ueber die Erregung stehender Wellen durch elektrische Funkenentladungen. Von. F. Melde. S. 97. — Die Londoner Röhrentunnelbahnen mit elektrischem Betriebe. S. 9S. (Fortsetzung folgt.) — Kleine Mitteilungen: Hamburgische Elektrizitäts-Werke. S. 99. — Das Elektrizitätswerk in Vaihingen a. E. S. 99. — Die elek trische Zentrale in Rand. S. 99. — Elektrizitätswerk in Taucha. S. 100. — Elektrizitätswerk in Oschersleben. S. 100. — Elektrische Zentralstation in Braunschweig. S. 100. — Elektrizi tätswerk in Hirschberg. S. 100. — Elektrische Trambahn in Buenos Aires. S. 100. — Elek trische Bahn Wiesbaden—Walkmühle. S. 100. — Elektrische Bahnen in Rom. S. 100. — Die Allgemeine Lokal- und Strassenbahn-Gesellschaft in Berlin. S. 100. — Die Hagener Strassenbahn-Aktien-Gesellschaft. S. 100. — Die Akkumulatoren-Bahn (Pollak u. Co.) S. 100. — Neue Telegraphenanstalten. S. 100. — Telegraphie ohne Draht. S. 100. — Telephonverkehr S. 100. — Telephonverbindung Budapest-Fiume S. 100. — Telegraphische Photographie S. 100. — Historisches über den Gussstahl. S. 101. — Acetylen-Gaswerke'der Elektrotech nischen Fabrik von Schneeweis u. Engel, G. m. b. H. in Hanau a. M. S. 102. — Grosse u. Bredt, Fabrik feinster Metall-Lacke, BerlinSW. S. 103. — Galvanische Elemente der Elektrizitäts-Gesellschaft „Columbus“ in Ludwigshafen a. Rh. S 103. — Platin-Affinerie und-Schmelze von G. Sieh e r t, Hanau a. M. S. 104. — Siemens u. Halske, Aktien- Gesellschaft, Berlin. S. 104. — Eine neue Elektizitäts-Gesellschaft in [Firma Richter, Dr. Weil u. Co. S. 105. — Die Elektrizitäts-Gesellschaft F. Singer u. Co. in Berlin. S. 105. — Helios, Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft. Köln. S. 105. — Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft vorm. Schuckert u. Co., Nürnberg. S. 105. — Zwischen der Stadt Frankfurt a. M. und der Elektrizitäts-Aktien-Gesellscliaft vorm. Lahmeyer. S. 105. — Ein Reis-Denkmal in Frank furt a. M. S. 105. — Elektrotechnische Lehranstalt „Michael Faraday“ in Schöneberg hei Berlin. S. 106. — Blitzableiter-Kursus am Physikalischen Verein zu Frankfurt a. M. S. 106. — Neue Bücher und Flugschriften. S. 106. — Patentliste No. 10. — Börsenbericht — Anzeigen. Vom Blitzstrahl. Von W. Weiler in Eßlingen. Noch bevor Otto von Guericke (1602 bis 1686) seine Schwefel kugel und damit die erste elektrische Maschine konstruiert hatte, war es seinem Zeitgenossen, dem englischen Physiker Wall, gelungen, durch Reiben eines größeren Bernsteinstückes mit Wolle starke krachende Funken mit dem Fingerknöchel aus dem geriebenen Stück zu ziehen und er setzte sogleich hinzu: Dieses Licht und dieses Geräusch scheinen mir den Blitz und den Donner vorzustellen. (Priestly, Geschichte der Elektrizität.) Die späterhin verbesserten Folgepole. Reibungsmaschinen und nochmehr die neueren leistungsfähigeren Influenzmaschinen nebst der Verstärkungstasche habeu jenen Gedanken immer wieder bestätigt. Daß beide, Entladungsfunke und Blitzstrahl, ähnlicher Art sind, zeigen ihre entsprechenden Wirkungen: beide durchbohren feste Körper, beide schmelzen, zünden, verflüchtigen alle Substanzen, wirken auf den lebenden Organismus, erzeugen chemische Verbindungen und Trennungen, erregen Magnetismus und wirken auf den schon vorhandenen verstärkend oder schwächend ein. Colladon bemerkte zuerst, daß, wenn man die Entladung einer Leydner Flasche an einer Stahlnadel vorbeiführt oder mittels wohl isolierten Knpferdrahtes um die Nadel springen läßt, die Nadel in der Regel Magnetismus zeigt. Wenn Farady in die Leitung Wasserwiderstände einschaltete, so wurde die Nadel durch den Entladungsschlag der Ampere’sehen Regel gemäß magnetisiert. Savary dagegen beobachtete, daß Condensatorenentladungen öfter der Ampere’sehen Regel entgegengesetzte Magnetisierungen be wirken und fand, daß Richtung und Stärke der Magnetisierung ab hängig sei von der Entfernung der Nadel vom durchflossenen Leiter, von der Stärke der Entladung, sowie von der Härte und sonstigen Beschaffenheit des verwendeten Stahles. Eine in einer Spirale durch Condensatorenladung magnetisierte Stahlnadel hat gewöhnlich Folge pole Fig. 1, so wie man sie erhält, wenn man die Richtung der Spirale umkehrt und den gewöhnlichen Strom galvanischer Elemente hindurchsendet. (Fig. 2.) Liphardt suchte den Nachweis zu führen, daß die Veranlassung dieser anomalen Magnetisierung in Oseillationen (Hin- und Her schwankungen) der Entladung zu suchen sei. Einwandsfrei ist seine Erklärung nicht. Waltenhofen magnetisierte dicke Stäbe von weichem Eisen (ETZ 1894 S. 233) in einer Spirale mit dem galvanischen Strome und beobachtete bei plötzlicher Unterbrechung des Stromes eine dauernde Magnetisierung, welche der durch den Strom erzeugten entgegengesetzt war. Die magnetisierten Eisenmoleküle waren also über ihre ursprüngliche Gleichgewichtslage zurückgesprungen und in dieser Richtung teilweise stehen geblieben. Da aber bei diesem Versuche von Folgepolen keine Rede ist, so spricht er nicht gegen den oscillierenden Charakter des Entladungsschlages. Wiedemann erklärt die anomale Magnetisierung durch Oscillation der durch Selbstinduktion in Bewegung gesetzten Elektrizitätsmenge. Ewing und Carhart aber halten wieder die anomale Magnetisierung für eine Folge der oscillierenden Entladung. Man versinnlicht die oscillierende Entladung durch die Schwan kungen von Wassersäulen in einer U-förmigen Glasröhre (Fig. 3); U-Köhre. Leydner Flasche. hebt man die eine Seite, so fällt das Wasser zurück und steigt dafür in der anderen Seite; erst nach einer Anzahl solcher Pendel schwingungen tritt wieder Gleichgewicht ein. In ähnlicher Weise denkt man sich den Funken zwischen zwei Entladungskugeln hin- und herhüpfend, aber millionenmal in der Sekunde; die getroffene Kugel vermöge die eingedrungene Elektrizitätsmenge nicht plötzlich abzuleiten, diese staue sich daher und springe auf die größtenteils ent- lehrte und darum nun auf geringerem Potential stehende wieder zurück. Als W. Weber die Entladung einer Leydner Flasche durch das wohl isolierte Gewinde eines Multiplieators bei rein metallischem Schließungsbogen gehen ließ, erhielt er fast keine Ablenkung der stabförmigen Magnetnadel, dagegen erreichte er mit derselben Leydner