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XV. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU, No. 9. 1897/98. i die Gegenkraft den Wert 39 bis 40 Volt; aber auch ihren Resul taten hat Stenger berechtigte Zweifel entgegengestellt . Herzfeld hat die erwähnten Versuche von Wild und Edlund wiederholt und fand nach einer Methode die Spannungsdifferenz der Kohlen nach Unter brechung des Lichtbogens zu 2 Volt oder noch kleiner; nach einer zweiten Methode konnte er einen Galvanometerausschlag nicht be obachten. Aus mehreren anderen Versuchen von Herzfeld geht hervor, daß die an der positiven Kohle auftretende größere Wärmeentwicklung keine Peltier’sche Erscheinung ist und nur sekundär zur Erklärung des für den Lichtbogen erforderlichen Spannungsgefälles heranzu ziehen ist. Herzfeld schließt aus den beobachteten Erscheinungen, daß an der Grenze von Luft und positiver Kohle eine Substanz von großem Widerstande angesammelt wird, welche in ähnlicher Weise durch Joule’sehe Wärme erhitzt wird, wie die dünne Wasserstoff- sehicht bei dem elektrischen Kalischweißverfahren. Unter dem Ein fluß dieser stark erhitzten Substanz verdampft die positive Kohle, lim sich sofort an kälteren Stellen des Lichtbogens zu flüssigen und festen Tropfen zu kondensiren. Aus diesen Kohlendämpfen würden sich die feinen Härchen am Rande des Kraters der positiven Kohle in ähn licher Weise bilden, wie der Rauhfrost aus dem Wasserdampf der Atmosphäre, oder der Eisüberzug der Gräser in der Nähe eines Wasserfalles. Dem gegenüber muß bemerkt werden, daß Wilson und Fitzgerald auf Grund theoretischer Ueberlegungen die Ansicht aus gesprochen haben, daß die Temperatur des Lichtbogens noch lange nicht ausreicht, um die Kohle in den gasförmigen Zustand über zuführen. R. Ein neues elektrisches Verteilungssystem. Ein ernstlicher Einwand gegen das mehrphasige Verteilungs system, welcher ohne Zweifel dessen ausgedehnte Benutzung für combinierte Licht- und Kraftverteilung in den Vereinigten Staaten verhindert, liegt nach „El. World“ in der sogen Nichtausgleichung der Phasen, Wenn die Belastungen verschiedener Phasen eines mehrphasigen Verteilungssystems ungleich sind, werden auch die Ströme in den Stromkreisen ungleich sein, da ein Stromkreis mit der größten Be lastung den stärksten Strom hat. Der Spannungsverlust in den Hauptleitungen und Ankerstromkreisen hängt von den Strömen in denselben ab. Wenn dann die in den Ankerstromkreisen induzierten E M. Ke. gleich sind, was gewöhnlich der Fall, werden die in den Sekundärleitungen der Transformatoren induzierten E M. Ke. ver schieden durch einen Betrag, welcher von dem Belastungsunterschied in den Sekundärstromkreisen abhängt. Es gab Fälle, in denen die Nichtausgleichung so bedeutend war, daß man es für nötbig fand, die Betriebsspannung zu erhöhen, um eine gute Regulierung zu erhalten. Es giebt zwei sehr entgegengesetzte Methoden, durch welche die Nichtausgleichung reduziert werden kann. Zunächst können die Lampen oder andern Uebertragungsapparate so zwischen den Phasen verteilt werden, daß die Belastung in jeder derselben stets fast die selbe ist. Um dies zu erreichen, müssen alle Stromkreise an jeder Stelle, wo Licht gebraucht wird, unterbrochen werden; dies erhöht nicht nur die Anlagekosten, sondern auch die Zusammensetzung, ein anderer Nachteil tritt manchmal beim MehrphasenSystem auf, beson ders wenn es mit dem Einphasensystem verglichen wird. Anderer seits kann, wenn Widerstand und Induktanz der Leitung niedriger geworden, d. h., wenn starke Leitungen und besondere Methoden, sie zu verlegen, benutzt werden, keine ernstliche Schwierigkeit bei der Nichtausgleichung wahrgenommen werden. Man muß sich jedocli daran erinnern, daß bei Uebertragungen auf weite Entfernung die Leitungskosten dieselben wie bei der Hauptleitung sind und die Ver minderung derselben daher eins der Hauptprobleme beim Entwurf von Uebertragungsanlagen ist. Diese Reduzierung kann oft, wenn sie übermäßig, zu den oben erwähnten Resultaten führen. Beide Metho den werden jedoch nur die Nichtausgleichung reduzieren und nicht ganz beseitigen, da die Belastung nicht immer genau gleich zwischen den Phasen verteilt, noch der Leitungswiderstand auf Null reduziert werden kann. Das hier beschriebene Verteilungssystem des Herrn Peter M. Heidt in Chicago, soll die Nichtausgleichung gänzlich be seitigen und das Mehrphasensystem der Verteilung auf dieselbe Regulierbasis mit dem Einphasensystem bringen. Von den Klemmschrauben eines Dreiphasen-Generators führen 3 Hauptleitungen zu den Primärklemmen von 3 Transformatoren, oder zu denen eines Dreiphasen-Transformators. Die 3 Sekundärspulen sind jede in 3 gleiche Teile geteilt. Diese 9 Teile sind in 3 Gruppen zu drei verbunden, da jede Gruppe einen Abschnitt von jeder Spule enthält. Zwei dieser Teile sind direkt hintereinander geschaltet, während der dritte mit diesen zwei in umgekehrter Weise aus dem Grunde verbunden ist, weil die Phase der in sie induzierten E. M. Ke. in direktem Gegensatz zu der Resultante der E. M. Ke. steht, weiche in den andern beiden Teilen induziert sind. Mittels dieser umgekehrten Verbindung werden die resultierende E M. Ke. der beiden Teile und diejenigen des dritten Teils daher direkt addiert. Durch Entnahme des umgekehrten Teils von einer für jede Spule verschiedenen Gruppe werden regelmäßige dreiphasige E. M. Ke. in dem Sekundärsystem induziert. Da jede Phasengruppe der Sekun därwindung in gleichem Induktivverhältnis zu jeder der Primär wickelungen steht, nimmt jeder Sekundärstromkreis einen gleichen Teil seiner Energie von jedem der Primärstromkreise. Die Primär ströme und die sekundären induzierten E. M Ke. sind daher stets gleich, da es unwesentlich, wie die Belastungsverteilung in den Sekundärleitungen ist. Anstatt die Sekundärspulen zu teilen, müssen die Primärspulen oder beide geteilt werden. In der Praxis, wo Licht und Kraft von denselben Hauptleitungen gespeist werden, sind keine Motoren mit denselben Transformatoren und Lampen verbunden, während große Motoren von getrennten Transformatoren der ge wöhnlichen Type gespeist werden. Die Vorteile dieses Verteilungssystems sind folgende: Es ge stattet vorzügliche Regulierung aller Phasen durch einfache Verände rung der Feldstärke des Generators, es reduziert die Kosten derselben und der Leitungen und vereinfacht die Sekundäranlagen Da der einzige Konstruktionsunterschied zwischen diesem und den gewöhnlichen Systemen in der Windung der Transformatoren besteht, können vorhandene Anlagen in das neue System mit ge ringen Kosten umgewandelt werden. F. v. S. Lötkolben mit Lichtbogenheizung' der Allgemeinen Elektrizitäts - Gesellschaft, Berlin. |D. R. P.) Der vorliegende neue elektrische Lötkolben beruht auf dem Prinzip der Lichtbogenheizung, er übertrifft alle bisherigen Konstruktionen in so vielen Be ziehungen, daß die Verwendung dieses außerordentlich praktischen Werkzeuges allen Interessenten, denen elektrischer Strom zur Verfügung steht, nicht genug empfohlen werden kann. Zu erwähnen sind ganz besonders folgende Vorzüge des neuen Lötkolbens: 1. Stabiler Bau bei geringem Gewicht und handlicher Form. 2 Große Haltbarkeit, da Reparaturen bei sachgemäßer Behandlung fast ausgeschlossen sind Ausgebrauchte Kupferkolben lassen sich nach Lösung zweier Befestigungsschrauben leicht entfernen und durch neue ersetzen. 3. Saubere und angenehme Handhabung. Berussen und Verschmutzen des Kolbens, sowie das Auftreten schädlicher Gase, wie bei anderen Systemen mit Selbstheizung, ist vollständig ausgeschlossen. 4. Absolute Betriebssicherheit. Der nach außen vollkommen abgeschlossene Lichtbogen kann niemals mit brennbaren Stoffen in Berührung kommen, ebenso sind Explosionen, wie bei Benzinkolben und anderen ganz undenkbar. Seihst ein Kolben, welcher auszuschalten vergessen wurde, erlischt nach einiger Zeit von selbst. 5. Billiger Betrieb. Die Betriebskraft wird aufs Vorteilhafteste aus genutzt, da der Lichtbogen sich direkt am Kupferkolben bildet und so seine ganze Hitze ohne nennenswerte Verluste an diesen abgibt. Umstehende Abbildung zeigt die innere Einrichtung. Die Strorazuführung erfolgt mittels biegsamer Leitungsschnur, welche durch Griff und Stiel nach dem Kolbengehäuse führt. Der Kupferkolben d führt den positiven, die Kohle a den negativen Pol. Der Vorgang beim Inbetriebsetzen des Kolbens ist kurz folgender: Nachdem man mittels eines Stöpsels oder Schalters den Kolben in die Leitung eingeschaltet, drückt man kräftig auf den Knopf c. Man bringt dadurch die Kohle mit dem Kupferkolben in Berührung, d. h. man schließt den Stromkreis. Beim Loslassen federt der Knopf und mit ihm die Kohle durch den Druck der Feder e um ca. 1 mm zurück, es wird dadurch zwischen a und d ein Licht bogen gezogen, der den Kolben in wenigen Minuten gebrauchsfertig erwärmt.