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84 XV. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 8. 1sd7 '• 8. Wir wenden uns behufs Besichtigung der Procedur einem dieser vielen luftigen | und hellen Arbeitsräume dieser imposanten industriellen Anlage zu und sehen, I wie das Rohprodukt, nachdem es sich in heißem Wasser gelockert hat, durch Zerreißen und Wiederzusammendrücken mittels der von einem Wasserstrom durchspülten Walzen in dünne Platten (Felle genannt) verwandelt wird. Indem diese eine geraume Zeit hindurch der Einwirkung von Wasser ausgesetzt bleiben, lösen sich von ihnen alle fremden Bestandteile, wie Rindenstückchen, Fasern, Steinchen, Erde u. s. w., allmählich los und setzen sich auf den Boden des entsprechenden Gefäßes ab. Die obenauf schwimmende Guttapercha wird hierauf abgenommen, mit siedendem Wasser behandelt, und in Brodformen durch ein Walzwerk gelassen, welches die Masse in Scheiben preßt. Nachdem mit dieser Manipulation das Reinigungsverfahren beendet ist, wird die Guttapercha den Werk- sälen derjenigen Abteilung des Etablissements zugeführt, welcher die Herstellung von is oli e rte n L ei tun gs dräh t e n undKabeln für elektrische Beleuchtung, Läutewerke, Telegraphen und Telephone obliegt. Hier betrachten wir auch, wie Kupferdraht auf mechanischen Apparaten von Spulern abgewunden und, indem er durch die mittelst Erhitzung weich gewor dene Guttapercha geleitet wird, seine isolierende Umhüllung erhält. Da jedoch dieser Ueberzug von Guttapercha allein nicht überall, genügt, weil er durch äußere mechanische Einwirkungen, namentlich durch den Wasserstrom leicht beschädigt werden kann, so wird ihm noch eine die Festigkeit erhöhende mög- -i w exakte saubere Ausführung dieser Artikel ist ganz besonders dazu angethan hervorgehoben zu werden. Die Gesammt-Anlage der Werke wird durch zwei mächtige Dampfmaschinen von zusammen 600 Pferdekräften getrieben, während die aus 800 Glühlichtern bestehende elektrische Beleuchtung von der durch eine dritte'Maschine mit 80 Pferdekräften in Bewegung gesetzten Dynamomaschine gespendet wird. Das Kesselhaus zeigt fünf kolossale Dampfkessel von je 120 qm Heizfläche. Eine besondere mechanische Werkstätte, sowie eine eigene Feuerwehr stehen diesem großartig angelegten Etablissement zur Verfügung. Neben der Draht- und Kabel-Abteilung bestehen fünf Haupt-Abteilungen für folgende Fabrikate: Technische Weichgummiwaaren aller Art, wie Schläuche, Verdich tungen, Packungen, Klappen, Schnüre, Riemen etc., Gummi-Spielbälle, Radirgummi, Gummirte Stoffe und Gummireifen für Veloci- p e d e. In letzterer Abteilung wird der von der Fabrik mit großem Erfolg auf den Markt gebrachte „Telegraph-Pneumatik“ hergestellt. Einer genauen Beschreibung all’ dieser Abteilungen und ihrer äußerst interessanten Fabrikationsweise glauben wir, da dieselben nicht in die elektrotechnische Branche fallen, uns enthalten zu müssen. Schließen möchten wir mit dem Hinweis auf die ausgedehnte Verkaufs-Organisation der Werke, deren Niederlassungen in allen Hauptplätzen Deutschlands und des Auslandes den enormen Absatz all der vielen hier erzeugten Gegenstände ermöglichen. Reinigung der Lampe: Die große Glocke bedarf der Reinigung nur einmal in 3 Monaten, die kleine Glocke bei jeder Kohlenerneuerung. Beide Glocken sind trocken zu reinigen. Bemerkungen: Man verwende nur neue, trockene für die Janduslampe bestimmte Kohlen, die an trockenem Orte zu lagern sind. (Bei Bestellung muß genau angegeben werden: Spannung, Stromstärke, ob für Innen- oder Außen-Beleuchtung, ob matte oder helle Glasglocke.) Hannoversche Caoutchouc-, Guttapercha- und Tele- graphen-Werke in Linden vor Hannover. Dieses Unternehmen, dessen großartige bauliche und technische Einrichtungen das Gepräge des bedeutsamen Fortschrittes der letzten Zeit offenbaren, wurde im Jahre 1884 als Aktien-Gesellschaft ins Leben gerufen. Bereits nach drei jährigem Bestehen fühlte es die Kraft, sich an der Welt-Ausstellung in Adelaide zu beteiligen und errang dort, wie im Jahre 1889 in Melbourne, die goldene Medaille. Auf der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen 1890 erhielt es die höchste Auszeichnung der Branche, die silberne Medaille. Bei einer Wanderung durch seinen Fabrikbereich, in welchem 650 Ar beiter wirksam sind, gelangen wir zunächst in die Magazin-Räume der zur Ver arbeitung kommenden Rohprodukte, zu denen außer den bekannten Caoütchouc- Sorten auch die seit den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts in den Handel und die Industrie eingeführte Guttapercha gehört. Die Guttapercha wird zwar ebenfalls aus dem Milchsäfte exotischer Pflanzen gewonnen und auch ähnlich wie das Caoutchouc verarbeitet, ist aber dennoch in ihren Eigenschaften von jenem sehr zu unterscheiden. Ihre geringe Elastizität, ihre lederartige Zähigkeit und Dichtigkeit machen sie besonders zur Herstellung von Gefäßen, Kolben-Manschetten u. dgl., ihre hervorragende Isolationsfahigkeit zu Umhüllungen von Telegraphendrähten und Kabeln geeignet. liehst luftabschließende, schützende Hülle gegeben. Dies sehen wir in einem anderen Werksaale dadurch vollführen, daß der mit Guttapercha und teilweise auch mit Caoutchouc umhüllte Draht entweder Flechtmaschinen zugeführt wird um hier mit Baumwolle, Hanf oder anderen Stoffen, je nach seiner Bestimmung, umflochten zu werden, oder daß er auf Spinnapparaten einen Ueberzug von Seiden- oder Baumwollgarnen erhält. Der uns vorliegende Katalog der Hannoverschen Caoutchouc-, Guttapercha- und Telegraphen-Werke zeigt die Mannigfaltigkeit der in ihrer Draht- und Kabel-Abteilung hergestellten Artikel. Wir nennen u. A. die folgenden, Drähte für elektrische Lichtleitungen, Freileitungen, für trockene, feuchte und nasse Räume, Doppelleitungsschnüre für Glühlampen und für Beleuchtungskörper, Beleuchtungskörperdraht, Zwillingsleiter für Röhrensystem, Lampen-Aufzugs- Seile, Dynamomaschinen-Drähte, Seiden- und Baumwoll-Drähte, Wachsdrähte, Doppeldrähte und Guttapercha-Adern für Haustelegraphenleitungen, gummirtes Nessel Isolirband, Kabelfüllmasse, Compound-Gummistreifen, Para-Gummi-Lösung . Dank der durch ihre übrigen Betriebs-Abteilungen ermöglichten ausgiebigen Verarbeitung von Caoutchouc und Guttapercha besitzen die Werke in Isolirungen mit diesen beiden Materialien eine hervorragende Leistungsfähigkeit. Eine besondere Abteilung bildet die Fabrikation von Hartgummi- Artikeln, als Röhren, Platten, Stangen, Fagonstücke etc. sowie die Her stellung von Akkumulator en-Kasten in den verschiedensten Größen. Die Preiserteilung. Dem außerordentlichen Professor für Physik an der Hochschule Heidelberg, Dr. Ph. Lenard, wurde, wie uns von dort geschrieben wird, von der französischen Academie des Sciences ein Preis von 10,000 Francs für seine Arbeiten auf dem Gebiete der Kathodenstrahlen zuerkannt. —W. W. Neue Bücher und Flugschriften. Ernecke, E. Ing. Ueber elektrische Wellen und ihre Anwendung zur Demon stration der Telegraphie ohne Draht nach Marconi. Mit 12 Abbildungen. Berlin, R. Gärtner (H. Heyfelder). Preis 0,80 Mk. Grünwald, F. Herstellung und Verwendung der Akkumulatoren. II. Auflage. Halle a S Wilh Knapp. Preis 3 Mk. Urbanitzki. Dr. Alf. von. Die elektrischen Beleuchtungsanlagen mit besonderer Berücksichtigung ihrer praktischen Ausführung. Mit 113 Abbildungen. Dritte Auflage. Wien, A. Hartleben. Preis 3 Mk. Bücherbesprechung. Grünwald, F., Herstellung und Verwen düng der Akkumulatoren. II. Auflage. Halle a. S. Wilh. Knapp. Preis 3 Mk. In dieser kleinen Schrift (154 Seiten mit 83 in den Text gedruckten Ab bildungen) werden in Kapitel I die Getetze des galvanischen Stromes, der Elektrolyse und der Polarisation dargelegt; in Kapitel II bespricht der Ver fasser die Bleiakkumulatoren und ihre Konstruktionsbedingungen ; in Kapitel III die Rohmaterialien der Bleiakkumulatoren und ihre Verarbeitung und in Kapitel IV die Anwendung, die Schaltuug und den Betrieb der Akkumulatoren. Hierauf folgen noch einige Tabellen. Die neueren Fortschritte in der Herstellung und Verwendung der Akkumu latoren (Erzielung hoher Beanspruchung und zugleich Möglichkeit raschen Nach ladens, Verkürzung der Ladungsdauer u. s. w.) sind ausgiebig berücksichtigt. Bei der immer weitergreifenden Anwendung, welche die Akkumulatoren zur Beleuchtung, zum Kraftbetrieb, in der Telegraphie und Telephonie, als Pfuffer- batterien u. s. w. gefunden haben, dürfte die kleine, aber inhaltreiche Schrift I vielfältiges Interesse darbieten.