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XVIII. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 8. 1900/1901. 77 und sich in begreiflicher Aufregung befindet, die allergeringsten An forderungen gestellt werden können: die Fig. 3—7 veranschaulichen einige Feuermeldeiypcn der Akt.-Ges. Mix & Genest. Der Griff melder Fig. 3 kann durch jeden Vorübergehenden benutzt werden: nach dem Einschlagen der Glasscheibe springt selbstthätig ein Griff heraus,- der für eine Feuermeldung nur um eine Vierteldrehung nach rechts bewegt wird. Sollte in der Stadt etwa ein mutwilliges Alar mieren zu befürchten sein, so kommt der Sperrschlüsselmelder Fig. 4 zur Verwendung; hierfür wird eine Anzahl nummerirter Schlüssel an zuverlässige Einwohner verteilt; ein solcher in den Melder einmal hineingesteekter und herumgedrehter Schlüssel wird in dem ersterem selstthätig arretirt und kann erst durch ein Feuerwehrmann oder Polizisten beim Oeffnen und Wiederaufziehen des Melders heraus gezogen werden, so daß der Besitzer des verwendeten Schlüssels jedesmal festzustellen ist; andererseits kann das Wiederaufziehen des Melders niemals übersehen werden, da nur nach erfolgtem Aufziehen die Thür desselben wieder schließbar ist. Fig. 5 zeigt einen Feuer melder mit angefügtem Unfallmelder. Fig. 6 und 7 stellen Haus melder verschiedener Form dar. Die Anschaltung und Konstruktion der Hausmelder geht aus den Fig. 1, 6, 7 ohne weiteres hervor. Die Möglichkeit einer prompten und schnellen Alarmirung einer etwaigen freiwilligen Feuerwehr in kleinen Städten von der Zentrale aus wird am besten dadurch erreicht, dass in die Wohnungen der Feuerwehrleute oder eventl auch auf Hofräumen u. s. w. Induktor wecker oder Relaiswecker mit Relaisklappen von jeder gewünschten Lautstärke angebracht werden. Alle diese Alarmstellen sind durch eine Ringleitung an die Zentrale (Polizeiwache) angeschlossen. Geht also bei letzterer eine Feuermeldung ein, so kann der wachthabende Polizeibeamte durch Drehung der Kurbel eines Induktors sämtliche Feuerwehrleute ohnejZeitverlust gleichzeitig alarmiren. Ferner kann Fig. 7. Fig. 8. je nach den lokalen Verhältnissen die Feuerwehrmannschaft bezw. die Löschmannschaft im Spritzenhause durch bestimmte Wecker oder Klappenzeichen oder auch mittelst Fernsprecher über die Lage der Brandstelle orientirt werden. Fordern endlich die örtlichen Verhält nisse außerdem noch die Einrichtung einer Turmglocken-Alarmanlage, so kann eine solche ebenfalls von der Polizeiwache aus bethätigt werden; die elektrischen Schlagwerke der Aktien - Gesellschaft Mix & Genest lassen sich für einen solchen Zweck auch an vor handene Turmglocken anbringen, ohne dadurch deren sonstige Ver wendungsweise zu beeinträchtigen. Das Leitungsnetz der Feuermeldeanlagen mit Zentrale und Feuermeldern als Stationen kann nicht allein für den telegraphischen irnd telephonischen Verkehr zwischen Brandstelle und Zentrale bezw. Feuerhaus benutzt werden, sondern gleichzeitig auch dem sonstigen Nachrichtendienst der Polizeiverwaltung in günstiger Weise dienen. Der Polizeibeamte, der hierfür ein Doppeltelephon oder Mikrotelephon mit sich führt, kann dieses an jeden Feuermelder direkt anstöpseln und so mit der Polizeiwache sprechen. Für diesen Zweck hat die Aktien - Gesellschaft Mix & Genest neuerdings einen besonders handlichen zusammenklappbaren Taschenapparat in Etuiform kon- struirt, wie er in Fig. 8 veranschaulicht ist. Der Feuermelde- und Alarmverkehr würde sich also bei Ver wendung des vorstehend beschriebenen Systems der Aktien-Gesellschaft Mix & Genest folgendermaßen gestalten: 1. bei eintretender Feuersgefahr oder einem anderen Unfall wird an der Brand- bezw. Unfallstelle ein öffentlicher Feuermelder oder Hausmelder bethätigt. Die Alarmglocke in der Polizeiwache ertönt sofort und ruft den dort wachehaltenden Polizeibeamten an. Dieser erkennt an der gleichzeitig mit dem Alarmsignal gefallenen Klappe, von welchem Stadtbezirk aus alarmirt wird; sobald der Beamte nun eine Taste drückt, schreiben ihm Morseapparate das Erkennungszeichen des bethätigten Melders in fünffacher Wieder holung auf, er ist mithin sofort auch darüber orientiert, an welchem Standort eines Meldeis, also an welcher Stelle in der Stadt Gefahr droht. Gleichzeitig ertönt in dem bethätigten Melder eine Glocke und zeigt der meldenden Person an, daß ihre Meldung in der Polizeiwache in Empfang genommen ist. 2. Der Polizeibeamte alarmirt nun von der Polizeiwache aus nach Erfordernis durch Kurbeldrehen momentan die gesamte frei willige Feuerwehrmannschaft oder trifft sonstige Anordnungen unter Benutzung der verfügbaren Fernsprechanlage. Die Löschmannschaft andererseits hat von der Brandstelle etc. aus dauernde Fernsprech verbindung nach der Polizeiwache bezw. dem Spritzenhaus hin, kann mithin dort etwa erforderlich werdende weitere Requisitionen u. s. w. ohne Zeitverlust Vorbringen. 3. Ist eine Turmglocken-Alarmanlage vorhanden, so kann auch diese von der Polizeiwache aus elektrisch bethätigt werden. Elektrizitätszähler (Type NR) für Gleich- und Wechselstrom D. H. P. Luxsche Industriewerke, Akt.-Ges., München. Der neue Zähler gehört in die Klasse der Motorzähler und registriert den Verbrauch kontinuierlich. Er besitzt im Wesentlichen einen eisenfreien Motor, dessen Energie Von einer zwischen permanenten Magneten rotierenden Bremsscheibe konsumiert wird, eine Kombination, wie sie zuerst von Marcel Deprez angegeben wurde. Der Motor besteht aus 2 Solenoiden, welche vom Hauptstrom durchflossen werden und aus einem Anker, welche im Nebenschluß liegt. Die Stromzuführung zum Anker erfolgt in bekannter Weise durch Stromabgeber und Bürsten aus Silber, dessen Oxyd ungefähr dieselbe Leitungsfähigkeit hat wie das Metall selbst. Der Zähler unterscheidet sich von anderen Konstruktionen dieser Art hauptsächlich dadurch, daß er statt des gewöhnlichen Trommel ankers einen Anker mit offener Wickelung besitzt, wie sie die be kannten Thomson-Houston-Bogenliehtmaschinen haben. Die Ueberlegenheit dieses Ankers gegenüber den Ankern mit Parallel-Schaltung geht aus Folgendem hervor. Man verwendet für Zähler-Anker den dünnsten verwickelbaren Draht. Bei Trommel-Ankern mit Parallschaltung durchfließt nur der halbe Spannungsstrom die einzelnen Windungen, während beim offenen Anker der volle Nebenscblußstrom die Windungen durchfließt. Die Kraft beim offenen Anker ist im Mittel 1,7 mal so groß, wie beim geschlossenen Anker, oder bei gleicher Kraft braucht das Kupfer gewicht nur etwa das 0,6 fache betragen. Infolgedessen wird der offene Anker leicht und damit der Zähler sehr empfindlich. Bei der offenen Schaltung ist es ferner möglich, mit nur 3 Kollektorlamellen auszukommen, sodaß der Durchmesser des Kollektors nur die Hälfte der sonst üblichen Dimension beträgt. Die Reibungs arbeit der Bürsten erniedrigt sieh dadurch ebenfalls auf die Hälfte, wodurch die Empfindlichkeit des Zählers auf das Doppelte steigt. Infolge der günstigen Wirkung der offenen Wickelung ist es möglich, mit dem sehr geringen Wattverbrauch von 2,5 Watt für den Eigenverbrauch des Zählers auszukommen. Der entsprechende Wattverbrauch pro Jahr beträgt 220 Hekto wattstunden. Berechnet man die Hektowattstunde zu 3,6 Pfennig, so kostet der Betriebsstrom des Zählers dem Werke selbst nur Mk. 8.— pro Jahr, gegenüber dem Doppelten bei Zählern mit Trommelanker und Kollektor mit doppeltem Durchmesser. Infolge der Einfachheit der Herstellung gewährleistet der neue Anker auch große Betriebssicherheit. Er besteht aus 3 runden Spulen, deren Anfänge zu den 3 Kollektorsegmenten geführt sind. Die 3 Enden sind zu einem gemeinschaftlichen Punkt vereinigt. Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil für den praktischen Gebrauch des Zählex’s bietet das Zählwerk mit springenden Ziffern. Es ist bekannt, welch’ große Unannehmlichkeiten beständig durch unrichtige Ablesungen an Zählwerken mit Zeigern und Zifferblättern entstehen. Bei dem neuen Zähler ist es völlig ausgeschlossen, daß unrichtige Ablesungen Vorkommen, und selbst der ungeübteste Hilfs arbeiter kann die Ablesung der Zähler besorgen. Der Zähler wird für alle Verteilungssysteme ausgeführt und ist für Gleich- und Wechselstrom gleich vorteilhaft zu verwenden. Er ist ein reiner Wattmesser und arbeitet deshalb auch bei Ein- und Mehr-Phasen-Strom in vollkommen korrekter Weise. Von 10—-100°/ 0 der Normalbelastung wird eine Genauigkeit von + 4 °/ 0 gewährleistet. Der Anlauf des Zählers findet unter 1 °/ 0 der Normalbelastung statt. Der Zähler wird in geaichtem Zustande plombiert versandt und bedarf keinerlei Nachregulierung und Inbetriebsetzung.