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XVIII. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 4. 1900/1901 38 J / 2 m laufender Räder angebracht ist. Er bewegt sich nun vermittels dieser letzteren auf zwei starken Drähten fort, die ihm als Geleise dienen, während ein dritter, etwas feinerer Draht, der über den Laufdrähten in der Mitte angebracht ist, vor Entgleisungen schützen soll. Die bewegende Kraft wird durch einen Elektromotor erzeugt. Auf der Ausgangsstation findet die Regulierung der Entfernung statt, indem der Apparat nach Belieben durch einen automatischen Hemmschuh und durch Unterbrechung des elektrischen Stromes zum Stillstehen gebracht werden kann. Die Kosten für die Inbetrieb setzung werden dadurch verringert, daß zur Spannung der Drähte die zum großen Teil schon bestehenden Telegraphenstangen benutzt werden können. Nach vorläufigen Berechnungen legt der Apparat ! etwa 320 Kilometer in der Stunde zurück. Die ersten Proben wurden in der Umgegend Madrids mit sehr guten Erfolgen vor genommen und sollen nunmehr, nach erlangter Genehmigung der Regierung, zwischen Madrid und Aranjuez in größerem Maßstabe fortgesetzt werden — W. W. Leber die Entwickelung der Calciumcarbid-lndustrie in Europa liegen etzt genaue Angaben vor, ans denen hervorgebt, dal die letzten Jahre eine tebr bf deutende Steigerung der Produktion gebracht haben. Die Gesamt- Leistungsfähigkeit der fi anzösiscben Carbidwerke beziffert sich auf 50,000 Pferde kräfte, die durch Wasserkraft geliefert werden. Deutschland arbeitet mit 12,440, Italien mit 16,0C0 PS. In England stehen der Carbidiudustrie nur 16C0 Pfe.dekräfie zur Verfügung Das gebirgige und wasserreiche Norwegen verfügt über 15,000, Oesterreich über 18,550 PS.; Rußlands wenig entwickelte Industrie begnügt sich mit 3500 PS , von denen nur etwa 2000 durch Wasser kraft geleistet werden. Die Schweiz arbeitet vorläufig mit 10,000 PS , es ist aber nicht zu bezweifeln, daß hier diese Industrie besonders große Fortschritte machen wird Mit voller Kraft wird übrigens auch in Frankreich nicht ge arbeitet, das leicht 27,000 Tonnen im Jahre produzieren könnte, während seine | thatsächliche Leistung noch unter 20,000 Tonnen bleibt. (Mitgeteilt vom Patent bureau Carl Fr. Reichelt, Berlin) Herstellung hartgummiähnlicher Stoffe. Es sind eine große Reihe von j Verfahren bekannt, künstliche Hartgummi-Erzeugnisse herzustellen. Die Verfahren beruhen aber zunächst auf der Herstellung von Gemischen, die in gepreßter Form hartgummiähnliches Aussehen besitzen. Es ist bislang kein Veifahren bekannt, welches sich der natürlichen Entstehungsweise der Gummiharze oder dergleichen Substanzen, wie sie in den pflanzlichen Zellgeweben stattiindet, auschließt. Es ist festgestellt worden, daß eine der natürlichen Bildungsarten der Harze die ist, daß Oie ursprünglich in der Pflanzenzelle nicht vorhandenen Harze sich aus Cellulose und Stärkemehlkörnern in der Weise bilden, daß durch Vermittlung von Gerbstoff als Zwischenglied ein direkter Uebergang der Cellulose oder der Stärke in Harz stattfindet. An diese besonders von W i e s n e r näher studieiten BilduDgsarten von Harz lehnt sich das vorliegende Veifahien an. Mittels desselben wird der Faserstoff einem Aufschliefinngsprozeß unter zogen, worauf man der Mischung Catecbou zusetzt. Im Gegensätze zu einem englischen Verfahren, naeü welchem mit Alkalien aufgeschlossene Abfallprodukte der Stärke- und Brennereibetriebe einen Harz- znsatz als mechanisches Bindemittel erhalten, wird durch das vorliegende Verfahren der The Cuma Company Limited in London gewissermaßen ein künstlicher Verharzungsprozeß eingeleitet, und zwar wird dies durch den Zusatz von Catechon bewirkt. Mittels des vorliegenden Verfahrens vermag man daher unter Benutzung eigenartiger neuer technischer Mittel auch eiue besonders neue technische Wirkung zu erzielen, denn die nach den alten bekannten Methoden hergestellten Erzeugnisse besaßen hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften Mängel, die den nach dem vorliegenden Verfahren hergestellten Fabrikaten fehlen. Vor Allem liefert das Verfahren homogene und nicht hygroskopische, haitgummiähnliihe Körper, wie sie bisher rach anderen Vorschriften nicht erzeugt werden konnten und die am meisten den natürlichen Harzgummi präparaten ähneln. Eine Ausführungsform des Verfahrens besteht darin, daß man die Abfälle der Kartoffelmehl Fabrikation möglichst von anderen löslichen und unlöslichen Verunreinigungen befreit, sodaß nur ein Faserrückstand verbleibt, der getrocknet und verrieben, ein feines Pulver bildet. Dieses Faserpulver wird durch Behandlung mit Harzseife enthaltenden Alkali aufgeschlossen, indem man in der konzentrierten alkalischen Lösung ein geeignetes Quantum Pulver al mählich auf 100° erhitzt und bei dieser Temperatur längere Zeit beläßt Darauf wird die Lösung etwa um das Zehnfache verdünnt und mit einer lOpCt. Catechou- Lösung versetzt, indem man auf 24 Teile Faserpulver 1 Teil Catechou zur Anwendung kommt. Durch längeres Kochen der Mischung vollzieht sich ein vollständiger Verharzungsprozeß der schon vorher aufgeschlossenen Fasei Stoffe. Der Mischung kann man auch noch Farbstoffe und je nach der gewünschten Qualität anderweitige Füllstoffe hinzusetzen. Ebenso kann die gelöste Harzseife in bekannter Weise mittels einer Alaun oder Bieiacetat-Lösung oder anderer geeigneter Mittel ausgefüllt werden. Das vorliegende Verfahren unterscheidet sich somit von den bekannten Verfahren zur Herstellung von Hartgummi dadurch, daß die angewendeten Rohstolfe nicht als solche in dem Endprodukte bleiben, sondern in der oben beschriebenen Weise verändert werden. Durch das Fehlen der Hygroskopietät und durch die homogene Beschaffenheit hat das Kunstprodukt im Gegensätze zu ähnlichen Erzeugnissen einen weit höheren Handelswert und gestattet auch eine vielseitigere Anwendung. — n. Deutsche Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, Frankfurt a. 31. Der durch die Stadtverordneten genehmigte Uebergang des Elektrizitätswerks B*öckenke im in den Besitz der Stadt Frankfurt bringt der Deutschen Ge sellschaft für elektrische Unternehmungen ansehnlichen Gewinn. Bekanntlich ist das von der Elektrizitäts-Gesellschaft vorm. Labmeyer errichtete Bockenlieimer Elektrizitätswerk im April 1899 an eine neu errichtete Aktien Gesellschaft Elektrizitätswerk Bockenheim-Frankfurt a. M übergegangen, deren Grundkapital auf Mk. 1,250,000 festgesetzt wurde. Die Aktien blieben bis auf Mk. 25,000 die von den übrigen Gründern der Gesellschaft übernommen wurden, im Besitz der Deutschen Gesellschaft für elektr Unternehmungen, von der sie vor Kurzem, aus mehr formellen Gründen, die Elektrizitäts-Gesellschaft vorm. Lahmeyer erwarb, jedoch derart, daß der jetzt erzielte Nutzen in der Hauptsache der Deutschen Gesellschaft zufällt. Dem Vertrage, auf Grund dessen das Werk jetzt in den Besitz der Stadt übergeht, ist für die Aktien ein Verkaufskurs von 130 pCt. zu Grunde gelegt. Außerdem übernimmt die Stadt die Zahlung von Mk. 346,319 für Aufwendungen, die für das Werk bereits geleistet, aber noch nicht gedeckt sind, während die Gesellschaft eine Maschine im Buchwert von Mk. 25,000 zu rückbehält. Insgesamt hat mithin die Stadt 31k. 1,946,000 zu zahlen. Diese Zahlung leistet sie aber nicht in Baar, sondern in 3V 2 proz. Frankfurter Stadt- obligationen, die seitens der Gesellschaft zum Kurse von 94'/ 4 pCt. angenommen werden. Es sind mithin, um die Mk. 1,946,000 zu decken, Mk. 2,062,000 3‘/ 2 proz. Frankfurter Stadtobligationen erforderlich. Falls man für letztere einen Ver kaufskurs von 91 pCt annimmt, so stellt sich mithin für die Deutsche Gesell schaft der Weit der Abfindung auf etwa Mk. 1,876,000. Danach würde sich also der Netto-Nntzen für die Gesellschaft auf rund Mk 300,000 berechnen Pfälzische Hank, Geschäftsbericht 1899. Nachdem die 1899er Bilanz nebst Gewinn und Verlustkonto durch die bestellten Revisoren einer eigehendeu Prüfung unterzogen und in Ordnung befunden wurde, genehmigt der Aufsichts rat den Bericht des Vorstandes und beantragte dem Aufsiehtsrat und Vorstand Entlastung zu erteilen, sowie den Restgewinn wie folgt zu verteilen : Mk. 1,544,000.— für 4 pCt. Supenlividtnde (Gesamtdividende sonach 8 pCt.), „ 250,000.— Ueberweisung an die Specialreserve, „ 30,000.— „ „ Pensionskasse, „ 60,000.— Gratificationen anCdie Beamten der Bank, „ 7000.— Gemeinnützige Beiträge zur Verfügung der Direktion, „ 152,784.46 Vortrag auf neue Rechnung. Mk. 2,043,784.46 Summa. Gegen Mk 1,798,668.09 im Vorjahre Weltausstellung in Paris. Erzeugnisse der Firma W. C. Heraeus, Hanau a. M. aut* der Weltausstellung zu Paris. Die von der Firma ausgestellten Gegenstände verteilen sich auf die folgenden Gruppen und Klassen: Gruppe V. Elektrizität (Kasse 24 und 27), „ X. Nahrungsmittel, „ XL Metallurgie (Klasse 64), „ XIV. Chemische Industrie (Klasse 87). Die Firma ist ferner in der Gruppe III Klasse l5 (Sammel ausstellung für Mechanik und Optik) in der Ausseilung der Physik, techn. Reichsanstalt Charlottenburg vertreten. Der Betrieb erstreckt sich 1 auf die Aufarbeitung von Platinerz, Gewinnung und Rein darstellung der verschiedenen Platinmetalle und Herstellung von Präparaten und Fabrikaten aus denselben, speziell die Fabrikation von allen Gebrauchsgegenständen aus Platin für wissenschaftliche und technische Zwecke. 2. die Fabrikation von Apparaten aus Feinsilber und Alu minium für die chemische Industrie. 3. die Fabrikation von Glanzgold, Glanzsilber, Glanzplatin und Lüsterfarben. 4. die Fabrikation von elektrischen Widerstandsstäben, ins besondere für Heizzwecke. 5. die Fabrikation von Pyrometern für Temperaturen bis über 2000°. Die Fabrik wurde im Jahre 1851 von dem Vater der jetzigen beiden Inhaber im Anschluß an die seit 240 Jahren im Besitz der Familie befindliche Apotheke in Hanau gegründet, und war derselbe alleiniger Inhaber. Im Jahre 1889 übernahmen die Söhne das Geschäft. Als durch Aufnahme neuer Geschäftszweige das Geschäft sich vergrößerte, wurde der Betrieb in ein neuerrichtetes Fabrik anwesen außerhalb der Stadt verlegt. Apparate und Gerätschaften, Abteilung VIII. 1. Die Platingoldapparate zur SchwefelsäurekoDzentration (in Deutschland und anderen Staaten patentiert) sind, seitdem im Jahre 1892 von der Chemischen Fabrik Griesheim der erste derartige Apparat in Auftrag gegeben war, in ca. 50 Fabriken des In- und Auslands, zumteil in einer großen Anzahl von Exemplaren, zur Ein führung gelangt und haben sich fast überall ausgezeichnet bewährt. Da der Verschleiß an Gold bei Herstellung hochprozentiger Säure nur höchstens den 12ten Teil desjenigen an Platin beträgt, so kann man annehmen, daß die Fabriken, welche mit den Platingoldapparaten arbeiten, bei dem jetzigen hohen Preis des Platins, zusammen mehrere hunderttausend Mark Ersparnis im Jahre erzielen, wozu noch der große Vorteil kommt, daß diese Apparate viel seltener kostspielige Reparaturen erforden resp. viel länger betriebsfähig bleiben. 2. Daneben mögen gleich angeführt werden die Apparate aus