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37 ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 4. 1900/1901. XVIII. Jahrgang. aber miteinander verbunden sind. So entspricht jeder möglichen Paarung der am Schranke angeschlossenen Teilnehmer eine besondere Verbindungsklinke. Im Uebrigen sind Abfrageklinken und Ruf klappen in gewöhnlicher Anordnung vorhanden. In einem Schranke für n Teilnehmer bestehen daher n Abfrage- und n ^ Paarungsklinken. Die Figur 1 zeigt die Schaltung des Schrankes. Die Teilnehmer leitungen sind an den an der Rückwand des Schrankes angebrachten Klemmen a, b angelegt. Von hier führen- dieselben zu den Klinken A 1; A 2 , A 3j zu den Abfrageklinken 1, 2, 3, zu den Klappen K u K 2 , K 3 . Zwischen den Klinken A x , A 2 und den Abfrageklinken sind die Abzweigungen zu den Paarungsklinken angelegt. Wünscht nun z. B. Teilnehmer 3 mit Teilnehmer 1 zu sprechen, so fällt auf den Anruf zunächst die Klappe K s . Der Beamte des Vermittlungsamtes steckt einen Stöpsel in die Abfrageklinke 3, wodurch eine bei T an- gesehlossene Telephonstation unmittelbar auf die Leitung des Teilnehmers 3 geschaltet ist. Sobald der Beamte den Wunsch des Letzteren nach einer Verbindung mit Teilnehmer 1 entgegengenommen, führt er einen Stöpsel in die Paarungsklinke 1-3 ein, wodurch die verlangte Verbindung hergestellt ist. Die Klinke w, gestattet den durch die Klappen von K 1; K, zu betätigenden am Apparate selbst angebrachten Wecker an- und abzuschalten. Das Gleiche ermöglicht Fig. 2. für einen zweiten, entfernten Wecker die Klinke w 2 . Die Klinken A-,, A 2 dienen dazu den Schrank mit anderen Schränken, Fern systemen, einem Kontrollapparat zum Mithören im Amt verbinden zu können. Bei W B ist die Weckbatterie angelegt. Als Schluß klappe bleibt immer die Klappe der niedrigeren Nummer des Paares eingeschaltet. Will der Beamte bei einer Verbindung mithören oder sieh überzeugen, ob der gerufene Teilnehmer erreicht worden ist, so muß er seinen Stöpsel in die Abfrageklinke der niedrigeren Nummer des Paares, also in dem erwähnten Falle in die Abfrageklinke 1 einführen. Die Figur 2 gibt eine Ansicht des Klappenschrankes für 10 Teilnehmerleitungen. Bisher wurden 2 Typen des Schrankes zu 5 und zu 10 Teilnehmer-Anschlüssen ausgeführt. Die Anordnung ist bei der Deutschen Reichs-Postverwaltung in ausgedehntem Gebrauch. Sie empfiehlt sich durch große Einfachheit der Bedienung und Sicherheit des Betriebes, worin sie allen mit Schnurverbindungen arbeitenden Systemen überlegen ist,' nicht nur für kleinere amtliche Vermittlungsstellen, sondern auch für solche zahlreicher Privat anlagen, bei welchen das Linienwählersystem nicht mehr verwendbar ist. Selbstverständlich werden alle Vorteile des Schrankes auch bei kleineren Ausführungsformen für eine geringere Anzahl von Teil nehmern erreicht. Bei größerer Anzahl der anzuschließenden Leitungen wächst die erforderliche Klinkenzahl zu rasch, um eine zweckmäßige Ausführung zuzulassen. J. B. Der Fernsprecher in Egypten. Die egyptische Regierung scheint sich entschlossen zu haben, der Forderung nach interurbanen Fernsprechleitungen entgegenzukommen. Damit aber die Einnahmen des Telegraphenwesens keine Verminderung erfahren, hat diese selbst die Anlegung von Fernsprechlinien in die Hand genommen. Den Anfang zum egyptischen Reichstelephon soll die Linie zwischen Alexandria und Kairo bilden, und man ist jetzt mit Versuchen beschäftigt, Telephonapparate auf den Telegraphenlinien anzubringen. Im Sudan hat Lord Kitchener es für nötig erachtet, seine verschiedenen Stationen durch den Fernsprecher zu verbinden und im Aufträge der Regierung in Khartum läßt, der in Egypten befindliche schwedische Export-Agent aus Stockholm eine Anzahl besonders starker Fernsprech apparate kommen. Auch die egyptische Regierung bezieht schwedische Apparate, die sich sowohl in dem feuchten Küstenklima wie im trockenen Innern sehr bewährt haben. F. M. Im Bereich der drahtlosen Telegraphie ist wieder ein Fortschritt zu verzeichnen. Der Franzose Joseph Vallot, der die Wetterwarte auf den Abhängen des Montblanc leitet, hat mit zwei anderen Physikern Experimente ausgeführt, aus denen hervorgeht, daß eine telegraphische Verbindung zwischen der Erde und einem Luftballon auch dann möglich ist, wenn der im Ballon befindliche Apparat nicht durch einen Draht mit der Erde in leitender Verbindung steht. Die letzterwähnte Bedingung kann in manchem Betracht, namentlich in Kriegsfällen, hinderlich werden; darum ist die neue Entdeckung von großer Wichtigkeit. Der Aufstieg des Ballons, mit dem das Experiment vorgenommen wurde, erfolgte an eimm Platz bei St. Denis. Der Ballon führte nur einen Empfangsapparat mit sich, sodaß er also nur Nachrichten von der Erde erhalten, aber nicht solche aussenden konnte. Um die elek trischen Signale des Sendeapparates, der auf dem Gelände einer Gasanstalt aufgestellt worden war, aufzufangen, hing aus der Gondel des Ballons ein 50 m langer Kupferdraht herab, der in eine Metall kugel endigte. Als Signalmast für die Sendestation war ein 40 m langer Telegraphendraht gewählt, der von einem kleinen Gasballon in senkri chter Stellung gehalten wurde. Eine Vermittlung tele graphischer Zeichen war noch möglich, als sich das Luftschiff in einer Höhe von 800 m und in einem Horizontalabstand von 6 km von der Sendestation befand. — W W. Ein Riesen-Fernsprecliamt wird das neue Berliner Amt III in der Oranienburgerstraße, das jetzt im Bau begriffen ist. Es soll für nicht weniger als 22,000 Teilnehmer versuchsweise eingerichtet werden, die höchste Zahl von Teilnehmern, die jemals an einer Vermittlungsstelle vereinigt worden sind. Die neuen Doppelämter sind bis jetzt für 10— 12,000 Teilnehmer eingerichtet -worden, so das neue Amt I in der Französischen Straße Das neue Amt III in der Oranienburgerstraße soll planmäßig für 14,000 Teilnehmer eingerichtet werden: durch Aufstellung von einigen weiteren Tischen soll die Zahl der anzuschließenden Teilnehmer auf 22,000 gebracht werden Was das heißt, wird klar, wenn man bedenkt, daß sich jede einzelne Anschlußnummer an jedem Tische, für jede einzelne Gehilfin ersichtlich, wiederholt. Wie das am 1. April eröffnete Amt Via wird das neue Amt III von Siemens & Halske nach den neuesten Errungenschaften auf diesem Gebiet eingerichtet. An Stelle des Klappenschrankes treten Glühlämpchen, die beim Ruf solange leuchten, bis der anrufende Teilnehmer bedient ist. Hängt der Teil nehmer den Hörer an den Apparat, so wird die Verbindung automatisch gelöst, sodaß das lästige Abfragen ganz aufhört. Die Handreichungen der Gehilfinnen sind auf das geringste Maß gebracht. Während jetzt für je 66 Teilnehmer eine Beamtin gebraucht wurde, erfordern beim neuen Apparat je 100 Teilnehmer eine Gehilfin. Die ganze Einrichtung wird so zusammengedrängt, daß an Platz und Anlagckosten wieder ein Drittel gespart wird. Das neue Amt soll baldigst dem Betrieb übergeben werden. —W. W. Im württembergisclien Telephonwesen steht eine wichtige Neuerung bevor. Kürzlich ging durch die Blätter die Meldung von der sensationellen Erfindung eines automatischen Telephonumschalters, der die Verbindung zweier Leitungen selbst herstellt und zu seiner Bedienung nur wenige Beamte erfordert. Dem „N. T.“ zufolge wurde seitens der K. Postverwaltung ein solcher Apparat für Stuttgart bestellt. Die Herstellungskosten desselben sollen sich auf etwa 40,000 Mk. belaufen. — W. W. Telephonverkehr mit Baiern. Vom 1. September d. Js an wurde im Telephon verkehr mit Baiern den Ferngesprächen allgemein der Vorrang vor den Ortsgesprächen (wie im Verkehr innerhalb Württembergs und mit dem Reichs-Telegraphengebiet) eingeräumt. Die Herbeiholung von Personen zu öffentlichen Telephonstellen zum Zweck der Abhaltung von Gesprächen ist von jetzt an auch im Verkehr zwischen Württemberg und dem Reichs-Telegraphengebiet mit der Beschränkung zulässig, daß im Reichs-Telegraphengebiet zu den öffentlichen Telephonstellen nur solche Personen, welche sich im Ort selbst oder in seiner nächsten Umgebung befinden (gegen eine vom Antragsteller zu entrichtende Ganggebühr von 25 Pfg.) herbei geholt werden. Ist die Aufforderung zum Gespräch an die Telephon stelle des Fernamts übermittelt worden, so werden die Gesprächs gebühr und die Ganggebühr erhoben, gleichviel ob das Gespräch zustande kommt oder nicht. — W. W. Neue Briefbeförderung. Aus Madrid wird geschrieben : Einem j spanischen Ingenieur, Julien Gabarro, ist es gelungen, eine Erfindung zu machen, die eine große Zukunft haben dürfte, da sie I eines der wichtigsten Verkehrsmittel betrifft: Die Briefbeförderung. Dank der relativ großen Schnelligkeit, mit der dieselbe heute schon vor sich geht, sind wohl nur wenige auf den Gedanken gekommen, daß das Erreichte doch immerhin noch hinter dem Wünschenswerten j zurückbleibt. Dadurch, daß die Briefe zur Zeit mit der Eisenbahn j befördert werden, sind sie allen Verzögerungen, notwendigen Aufent halten, Zufälligkeiten etc. unterworfen, die bei diesen in Frage kommen. Es handelte sich also darum, einen eigenen Apparat als Briefpost zu konstruieren, und das ist dem spanischen Ingenieur geglückt. Der Apparat besteht aus einem länglichen, vorn und hinten spitz zulaufenden viereckigen Kasten, der, wie die Gondel i eines Luftballons, unterhalb zweier in der Entfernung von ungefähr