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27 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 3. 1900 1901. Spulen im Sekundärkreis des statischen Transformators verändert. Für diesen zuletzt erwähnten Fall würde ein Konverter (rotierender Transformator) mit bloß einem Satz von Spulen eine befriedigende und gebräuchlichere Lösung bieten. Andere Regulierungs-Verfahren werden wahrscheinlich im Laufe der Zeit und mit wachsendem Bedürfnis ersonnen werden. Jedenfalls aber scheinen gewisse Vorzüge, welche der Dynamotor vor der Motor- Dynamo besitzt, darauf hinzuzielen, daß der erstere in der Folge eine erheblich größere Anwendung finden und den letzteren in vielen Fällen verdrängen dürfte. Kleine /Mitteilungen. Nernst-Lampe. Die Allgemeine E1 ek tri zit ä ts-G eael 1- schaft versendet Zirkulare, in denen sie mitteilt, daß die Nernst lampe jetzt in den Verkehr kommt. Riesige Dynamomaschinen. In der Zentrale Obersprec der Berliner Elektrizitätswerke ist die erste der daselbst zur Auf stellung kommenden Dampfdynamomaschinen von 3000 Kilowatt (4000 P.-S.) Leistung kürzlich in Betrieb gesetzt worden. Die von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft Berlin erbaute Dynamo maschine hat 8,6 m Durchmesser und wiegt 160,000 kg. Sie liefert 'Drehstrom von 60(0 Volt Spannung. Der Induktor ist auf der durchbohrten Kurbelwelle der antreibenden vierzylindrigen Dreifach- Expansions - Dampfmaschine direkt befestigt. Die Dynamomaschine speist das Kabelnetz von Ober- und Niederschöneweide—Johannis thal. Nach Fertigstellung von drei weiteren Maschinen gleicher Größe wird die Zentrale Strom nach Berlin senden, wo er den Unterstationen in der Mariannenstraße, Palissadenstraße, Voltastraße | und Wilhelmshavc-nerstraße zufließen wird, welche Stadtteile bisher mit Elektrizität nicht versorgt werden konnten. Der genannten Zentralstation an Größe gleich ist das augenblicklich im Bau be findliche Elektrizitätswerk am Südufer. Eine gleiche Dynamo maschine von 6000 P.-S. Leistung, die größte elektrische Stromerzeugungsmaschine der Welt, hat die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin auf der Pariser Weltausstellung ausgestellt, die im Annexe Allemande täglich die Bewunderung aller Fachleute erregt. — W. W. Ersetzung des Dampfes durch Elektrizität. Man hat energisch angefangen, den Dampf durch Elektrizität zu ersetzen. Die Kohlen muß Italien von auswärts beziehen, aber in seinen Wasser fällen besitzt es, wie die Schweiz, ein ebenso wohlfeiles wie leistungs fähiges Ersatzmittel für die Kohle. Man schätzt die Wasserkräfte Italiens auf 4 Millionen Pferdekräfte. Der Staat zeigt zwar eine merkwürdige Zurückhaltung in der Vergebung neuer Konzessionen für die Ausnützung der Wasserkräfte, aber die Entwicklung schreitet unaufhaltsam fort, wobei sich das Kapital und die Elektrizitäts industrie Deutschlands und der Schweiz eifrig beteiligen. In jüngster Zeit hat sich zur Ausnützung der Wasserkräfte in Venetien eine Aktiengesellschaft, mit einem Kapital von 6 Millionen Lire ge bildet. Am 1. Januar 1900 waren in Italien 31,79 km elektrische Bahnen im Betriebe. Dabei zeigen namentlich die großen Eisen bahngesellschaften ein rühriges Bestreben, die besten Methoden aus findig zu machen, um den elektrischen Betrieb auf ihren Linien einzuführen. — W. W. Der Zusammenhang zwischen Elektrizität und Licht. Die Tägliche Rundschau schreibt : Eine p hy sik al i sch e E n de ckung ersten Ranges hat der deutsche Physiker Lenard gemacht (Philipp Lenard ist der Physiker der Universität Kiel). Bereits im Jahre 1895 ergründete Lenard an den Kathodenstrahlen die Eigenschaft einer durchdringenden Kraft und einer photographischen Wirkung, und dieser Fund war es, der vornehmlich zur Entdeckung der Röntgen-Strahlen führte. Damals wies er nach, daß die Kathodenstrahlen nicht nur innerhalb der bekannten Hittorfschen Röhre zu beobachten sind, sondern durch deren Glaswand hindurch zudringen und in den freien Raum hinauszutreten vermögen. Die jetzige Entdeckung ist wohl noch bedeutsamer, da sie auf einen ganz eigentümlichen Zusammenhang zwischen der Elektrizität, den Kathodenstrahlen und dem Licht hinweist. Es ist eine be kannte Fähigkeit der auf der äußersten violetten Seite der Regen bogenfarben liegenden Lichtstrahlen (ultravioletten Strahlen), elektrisch geladene Körper zu entladen. Es entstand die Frage, wo denn die Elektrizität dieser Körper nach der Bestrahlung eigentlich bleibe. Jetzt ist das Rätsel gelöst: unter dem Einfluß des ultravioletten Lichtes verwandelt sieh die elektrische Ladung eines Körpers in K a tho den s t r ahlen, die in den freien Raum hinausgehen. Besonders auffallend sind die beiden Thatsachen, daß erstens nur eine negative elektrische Ladung von jenen Lichtstrahlen in Kathoden strahlen verwandelt wird und daß zweitens auf solche Weise Kathodenstrahlen auch im völlig luftleeren Raume oder wenigstens in dem, was man nach der Leistung der heutigen Luftpumpen als solchen bezeichnen muß, erzeugt und fortgepflanzt werden können ; bisher galt eine elektrische Entladung in einem solchen für unmöglich Lenard hat ferner festgestellt, daß die auf diesem Wege erzeugten Kathodenstrahlen sich mit einer Geschwindigkeit fortpflanzen, die nur V30 von der d es Lichtes beträgt, sie sind danach die lang samsten Strahlen, die je entdeckt wurden, da die Fortpflanzung der Elektrizität die des Lichtes um ein Vielfaches übertrifft. In der gesammlen fachwissenschaftlichen Presse wird die weittragende Be deutung der neuen Lenard’schen Untersuchungen hervorgehoben, und man erwartet von ihnen besonders, daß sie eine „Fülle von Licht“ auf viele photo-elektrische Erscheinungen verbreiten werden Der Londoner „Electrician“ bemerkt dazu: „Wie Lenard’s frühere Entdeckungen ist auch diese keine für den Mann von der Straße, aber für den Elektriker ist sie von größter Wichtigkeit Der Zu sammenhang von Licht und Elektrizität umfaßt ungeheuere Mög lichkeiten, und nie schienen diese Möglichkeiten ihrer Verwirk lichung näher als jetzt.“ Elektrizitätswerk in Bludenz (Vorarlberg). Die Gemeinde Bludenz (Vorarlberg) hat beschlossen, ein städtisches Elektrizitätswerk zu errichten, mit dessen Ausführung die vereinigte Elektrizitäts- Aktiengesellschaft in Wien betraut worden ist. Zur Aufstellung sind vorgesehen: 3 Drehstromgeneiatoren von je 4C0 PS Kraftauf nahme bei 3000 Volt verketteter Spannung. Die Generatoren werden mit Turbinen von 215 Touren pro Minute direkt gekuppelt. Die Fernleitung erhält eine Länge von ungefähr 6 Kilometer. Die Niederspannungsleitungen werden teilweise oberirdisch, teilweise unterirdisch ausgeführt werden. Die Transformatoren werden in eigenen Häuschen oder in Gebäuden untergebracht werden. Die Straßenbeleuchtung wird in der Weise ausgeführt, daß jede Glüh lampe mittels eines Relais automatisch von einem Centralpunkte aus ausgeschaltet werden kann. Das Elektrizitätswerk in Elm will auf der Strecke vom Stutt garter Thor zum neuen Friedhof versuchsweise Aut om o bil w a gen mit Akkumulatoren betrieb laufen lassen, da die Weiter führung der elektrischen Bahn bis zum Friedhof wegen der niedrigen Unterführung unter der Heidenheimer Bahn unmöglich ist, auch das Stuttgarter Thor Schwierigkeiten bieten würde. Eine Fahrgelegenheit zum Friedhof aber wird als ein dringendes Bedürfnis empfunden. — — W. W. Elektrizitätswerk in Degerloch. In seiner letzten Sitzung be schloß der Gemeinde rat, sich an die Stuttgarter bürgerlichen Kollegien mit dem Gesuch um Anschluß an das dortige Elek trizitätswerk zu wenden. Der Gemeinderat benutzte diesen Anlaß, um in der betreffenden Eingabe das schon früher aufge tauchte Projekt der Eingemeindung Degerlochs in Stuttgart in Anregung zu bringen und seiner Bereitwilligkeit, über diese Frage mit der Stuttgarter Gemeindebehörde in Unterhandlung zu treten,, Ausdruck zu verleihen. — W. W. Eschersheimer Lokalbahn, Franklurt a. II. Die Stadtver ordnefeu-Versammlung beschloß den Ankauf der mit einem Kapital von Mk. 350,000 ausgestatteten Eschersheimer Lokalbahn für den Preis von Mk 500,000, ferner den Ankauf des Elektrizitäts werkes Bockenheim, gegen deren Aktien unter Anrechnung eines- Kurses von 130 pCt. 3 V2 pross. Frankfurter Stadtobligationen zu 94 1 / 2 pCt. ausgegeben werden. Stuttgart: Eeberuahme des Wasserwerks Marbach. Stadt baurat Kölle hat am 22. September in der Bauabteilung den Bericht des Herrn Oberbaurats Dr. Dietrich über die technische Prüfung der Wasserwerksanlage in Marbach vorgetragen. Dem Gemeinderat wird von diesem Bericht und der Verhandlung der Bauabteilung Kenntnis gegeben. Aus dem Bericht mag hier folgendes angeführt werden • Die Grundlage für die Prüfung der Leistungsfähigkeit der Anlage- bildeten die Vertragsbestimmungen. Was nun 1) den elektrischen Teil des Marbacher Werks an belangt, so heißt es in dem Bericht: „Am 17. Juni 1899 wurde die zum Aggregat 4 in Marbach gehörige Drehstrommasehine in der Nürnberger Fabrik einer Messung des Wirkungsgrads unter Mit wirkung von Dr. Dietrich unterzogen. Es war dabei vor allem fest zustellen, daß das Bauprogramm Maschinen von 220 Kilowatt vor sieht, während — entsprechend der Modellbezeichnung — die gelieferten Maschinen 242 Kilowatt liefern können, was als eine anzuerkennende Mehrleistung zu betrachten ist. Als Wirkungsgrad ergab sich für induktionsfreie Belastung bei Volllast 92,4 pCt, während garantiert waren 92,0 pCt., bei halber Belastung 88,0 pCt. einschließlich der Erregung, während garantiert waren 87,0 pCt. Die Uebertemperatur bei Dauerbetrieb betrug an keiner Stelle der Maschine über 50 pCt, sondern blieb wesentlich unter diesem Betrag. Der Spannungsabfall der Maschine zwischen Leerlauf und induktions freier Vollbelastung beträgt bei gleichbleibender Geschwindigkeit etwa 5 pCt. statt der gestatteten 6 bis 7 pCt. Die sonstigen für den elektrischen Teil der Marbacher Zentrale geforderten Zahlenwerte dürfen als erreicht betrachtet werden. Die Konstruktion und An ordnung sämtlicher Maschinen und Apparate ist durchaus zweck entsprechend, die Ausführung ist nirgends zu beanstanden. 2) Die Fernleitung. Die der Vorschrift entsprechend aus 2X3 Drähten von 7 mm Durchmesser bestehende Leitung soll Kupfer mit 98 pCt. der Leitungsfähigkeit des chemisch reinen Kupfers bei 15° G. sein Da nach Mitteilung der Stuttgarter Elektrizitätswerke die ein fache Drahtlänge 20,698 m beträgt, so wäre bei der geforderten Leitungsfähigkeit für jeden Draht ein Widerstand von 8,96 Ohm bei 15° C. zu erwarten. Die direkte Messung ergab 8,74 Ohm, und zwar auf 15° C. reduziert; die Temperatur-Korrektion ist jedoch der Natur der Sache nach etwas unsicher. Immerhin kann mit Sicherheit