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23 XVIII. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 3. 1900/1901. nun seinerseits den Morseapparat auslöst. Sowohl an der Gebe ais an der Empfangsstation sind Vorrichtungen notwendig, um den ver tikalen Sende- bezw. Empfangsdraht zu tragen. Die Entfernung, bis zu welcher eine Uebertragung von Telegrammen möglich ist, wächst mit der Höhe dieser Drähte. Gegenwärtig ist die Strahlungsintensität bezw. Empfindlichkeit der A. E.-G.-Apparate eine solche, daß auf See auf 40 bis 45 km sichere Signal-Verständigung erzielt wird, wenn wirksame Drahthöhen von 35 bis 40 m zur Verwendung kommen. Als Träger für diese Drähte sind Schiffsmaste, Leuchttürme, überhaupt Baulichkeiten jeder Art von der geeigneten Höhe brauchbar. Bei der telegraphischen Verbindung zwischen unserem Kabelwerk in Ober-Schöneweide und unserer Zentrale in Berlin — eine Ent fernung von 15 km — benutzen wir zwei Schornsteine, an welchen metallische Leiter ungefähr 50 m in die Höhe geführt wurden. Der Unterschied in den Entfernungen bei See- und Landstationen, auf welche eine telegraphische Verständigung möglich ist, rührt daher, daß auf offener See die Aetherwellen an der Oberfläche des Wassers entlang gleiten, während dieselben auf dem Lande und vor allen Dingen in Städten durch Eisenkonstruktionen, Telephon- und Telegraphengestänge und ähnliche Hindernisse in hohem Grade geschwächt und aufgehalten werden. Telegraphischer Verkehr auf größere Entfernungen läßt sich unter Verwendung von Zwischenstationen erzielen. Die Vorzüge unseres Systems anderen Systemen gegenüber liegen nicht sowohl in der Ueberlegenheit in Bezug auf die erreichbaren Entfernungen, als vielmehr in seiner praktischen Brauchbarkeit, Beseitigung der Hochspannungsgefahren, der Isolationsschwierigkeiten für den Geber und der atmosphärischen Störungen des Empfängers, sowie großer Solidität und einfacher Handhabung des ganzen Empfangsapparates. Diesen Umständen ist es w'ohl auch zuzuschreiben, daß die Kaiserliche Deutsche Marine unser System für die erste Betriebs- (nicht Versuchs-) Installation gewählt hat. Die Anordnung unserer Gebevorrichtung, sowie die Einrichtung und Schaltung des Empfangsapparates sind folgende: Der Geber. Die Geberanordnung zeigt Schema 1 : Ein Kondensator C wird durch den Induktor I mit hochgespannter Schema 3. Elektrizität geladen und entladet sich einerseits durch die Funken strecke F in den Sendedraht, andererseits durch E 2 direkt in die Erde. Die betriebstechnischen Vorteile sind in die Augen springend. Nur die eine Kondensatorbelegung und die eine Radiatorkugel, also Teile, die sich dauernd isolieren und zur Verhütung von Mensehen- gefährdung absolut abschließen lassen, führen Hochspannung gegen Erde. *) Damit fallen also alle Isolationsschwierigkeiten des Sende drahtes fort und beim Anfassen des Drahtes verspürt man kaum merkliche Schläge. Wir verwenden zur Erzeugung der Hochspannug gewöhnlieh unsere 40 oder 50 cm-Induktoren mit Quecksilber- Turbinenunterbreeher zum direkten Anschluß an die Lichtleitung unter Fortfall von Akkumulatoren-Batterien oder Troeken-Elementen. Die Benutzung eines besonderen Morsetasters erübrigt sich durch eine am Turbinenunterbrecher angebrachte geeignete Vorrichtung. Steht Wechselstrom zur Verfügung, so wird die Anordnung noch einfacher und vorteilhafter, weil dann der Unterbrecher ganz in Wegfall kommt und der Induktor direkt an die Wechselstromleitung an geschlossen wird. Die zur Verwendung kommenden Kondensatoren fertigen wir aus Mikanit und montieren dieselben direkt auf dem Induktor und so, daß der eine, die Hochspannung führende Pol des Induktors und Kondensators der Berührung nicht zugänglich ist (siehe Schema 1) Der Empfänger. Die Schaltung unseres Empfangsapparates ist aus dem Schema 2 ersichtlich. Es bedeutet hierin: S Luftdraht schleife, F Fritter, R Relais des Morseapparats, B Batterie. Für die Empfängeranordnung ist es charakteristisch, daß das vom Geber erzeugte pulsierende magnetische Feld nicht nur von einem einfachen Luftdrahte, sondern von einer geerdeten Luftdrahtschleife aufgefangen wird. Während nun bei den früheren Anordnungen die an den Fritter F geleiteten Wellen einen Nebenschluß durch den Ortskreis finden und ihre Wirkung so teilweise verloren ging, ist dieser Uebelstand durch unsere Reihenschaltung gänzlich beseitigt.**) Ebenso sind die atmosphärischen Störungen hierdurch wesentlich verringert. Eine andere Verbesserung des Empfängers besteht in der Einführung *) Zur Verminderung der Selbstinduktion ist ein Teil der Sehwingungs- •schleife S nicht als einzelner Leiter, sondern als Leiterschlauch ausgebildet. **) Die Wirkungsweise des Empfängers gestaltet, sich so, daß der anfänglich sehr hohe Widerstand der Frittröhre beim Ansprechen sich stark verringert und dadurch den Stromdurchgang von der Batterie B (siehe Schema 1) aus durch das Beiais, die Luftleitung und Erde ermöglicht. der automatischen Unterbrechung des Fritter-Stromkreises. Die An ordnung ist derart, daß der Klopferschlag erst dann gegen die Frittröhre geführt wird, nachdem die Spannung des Fritter-Elements abgenommen ist Dadurch wird nicht nur ein leichtes und sicheres Auslösen des Fritters erzielt, sondern vor Allem seine Lebensdauer erheblich verlängert,- weil der sonst im Innern auftretende Unter? brechungsfunke des Schwachstromkreises, welcher allmählich das Fritterpulver zerstört, nach außerhalb verlegt ist. Eine weitere Verbesserung besteht in der Konstruktion unserer Fritter. Dieselbe ermöglicht eine Veränderung der Empfindlichkeit auch bei luftdicht eingeschlossenen Zuführungsdrähten. Unsere Fritter röhren sind sämtlich auf große Entfernungen ausprobiert, sodaß wir in der Lage sind, stets gute Fritter zu liefern. Jeder Empfangs apparat für bewegliche Stationen ist mit einer Intensitäts-Schwächungs- Vorrichtung versehen, sodaß der Apparat auch auf ganz kurze Entfernungen trotz seiner großen Empfindlichkeit exakt funktioniert. Wir sind weit entfernt, die vorläufige Bedeutung des Systems der drahtlosen Telegraphie zu überschätzen. Mit Aussicht auf praktischen Erfolg wird es jedenfalls zunächst nur da anwendbar sein, wo es sich darum handelt, eine telegraphische Verbindung zwischen zwei in beschränktem Abstande voneinander liegenden Punkten herzustellen, deren Verbindung mittels metallischer Leitungen nicht angängig ist. In erster Linie wird es sich daher um Schiffe auf See handeln, um Verbindung zwischen Schiffen (Leuchtschiffen etc.) und der Küste, schließlich auch um zwei Punkte auf dem Lande, die direkt miteinander zu verbinden nicht möglich oder zu kostspielig wäre. Immerhin haben unsere, sowie die von der Kaiserlichen Marine angestellten Versuche erwiesen, daß speziell für die vor genannten Zwecke unser System eine vollkommen genügend betriebs sichere Uebermittlung von Depeschen und Signalen gestattet und geben wir uns der Hoffnung hin, daß unser System, welches in vielen Fällen geeignet erscheint, Unfälle auf See zu verhüten etc., die Beachtung und Benutzung der in Betracht kommenden Kreise finden wird. Neuerdings haben die Herren Geh. Rat Slaby und Graf von Arco ein Patent (No. 113,285) — Schaltung am Empfänger für Funkentelegraphie — genommen: „Zur Vermeidung der Störung durch den Klopferfunken und zur Erleichterung des Auslösens der Frittröhre ist eine besondere Stromschlußstelle p q (Schema 3) im j Stromkreis der Fritttröhre angeördn et, Welche gewöhnlich geschlossen I ist, bei Bewegung des Klopfers gegen die Frittröhre aber unter brochen wird, und zwar bevor der Klopfer die Frittröhre berührt, sodaß der Schlag auf die Röhre nach Auftreten des Funkens im Klopferkreise und im stromlosen Zustande der Röhre ausgeführt wird.“ Astatische Wattmeter für Gleich- und Wechselstrom. Durch die besondere Anordnung des beweglichen zum festen System in dem vorliegenden Wattmeter von Hart mann & Braun soll erreicht werden, daß das letztere bei möglichst großer Empfind lichkeit vom Erdmagnetismus, sowie von benachbarten Feldern nicht beeinflußt wird, und daß bei Weehselstrommessung die Selbstinduktion sowie auch die gegenseitige Induktion zwischen festem Felde und beweglichem Spulensysteme zu Fehlern keine Veranlassung geben kann. Als günstigste und konstruktiv einfachste Einrichtung, um allen vorgenannten Bedingungen zu genügen, hat sich eine solche ergeben, bei welcher unter Anwendung nur eines Hauptstromfeldes ein beweg liches astatisches System mit relativ wenig Windungen so angeordnet ist, daß die dasselbe bildenden Spulen inbezug auf die Drehachse und auf Außenfelder eine möglichst symmetrische Lage haben, derart, daß ihre Windungsflächen in dieselbe Ebene fallen, und daß diese Spulen gleichzeitig den Ort, für welchen die Induktion des Haupt stromfeldes gleich Null ist, durchlaufen.