Volltext Seite (XML)
19 XVIII. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 2. 1900 1901. Maschinen. — 11. Baumechanik und Baukunde. — 12. Graphostatik — 13. Tech nisches Zeichnen (Konstruieren). — 14. Skizzieren. — 15. Technologie (Gevrerbe- kunde). — 16. Chemie. — 17. Chem. Technologie. — 18. Elektrotechnik. — 19. Handelswissenschaft, a) Buchführung, b) Aufsatz, Korrespondenz und Kaufin. Rechnen. — 20. Das Stabrechnen. Dauer der Ausbildung und Kosten. Ein neuer Lehrkursus für die völlige Ausbildung beginnt immer am 1. Oktober jeden Jahres und endigt am 15. Juni des folgenden Jahres. Ferien an Weihnachten 14 Tage. Das Unterrichtshonorar beträgt 430 Mark pränumerando Mit der Anstalt ist eine Pension verbunden und sind die Preise hierzu den Verhältnissen entsprechend mäßige; auch bietet das Zusammenleben mit dem Vorsteher unschätzbare Vorteile. Die Gesamtkosten, Honorar, volle Pension betragen exklusive Ferien 950 Mark, wovon 500 am 1. Oktober und 450 Mark am 15. Januar bezahlt werden. Aufnahme-B edingungen. In die Anstalt werden aufgenommen: oder Monteure ohne Unterschied des Alters (nicht unter 16 Jahren). 2. Leute jeden Standes, welche sich als Techniker, Zeichner oder Konstrukteure aus bilden wollen. Besonders geeignet ist die Schule für Fabrikbesitzerssöhne, welche für ihre Ausbildung nicht zu viel Zeit aufwenden wollen. Die Elektrotechnische Gesellschaft zu Frankfurt a. M. hielt am 3. Oktober ihre erste Sitzung nach den Sommerferien ab. Als Gäste waren dazu die Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins Mannheim-Ludwigshafen erschienen. Nachdem der Vorsitzende, Herr Patentanwalt Haßlacher, die Gäste begrüßt hatte, machte Herr W. C. Heraeus (Hanau) Mitteilungen über Leitungsdrähte aus Aluminium und ein neues Verfahren zum Zusammenschweißen derselben ohne Zuhülfenahme von Lot. Die Firma des Vortragenden hatte mit dem von ihr ausgearbeiteten Schweißverfahren für Platin gute Er folge gehabt, und auch auf Anforderung der Industrie, die umfang reichere Gefäße aus Reinsilber verlangte, die Versuche auf Silber ausgedehnt und damit Erfolg gehabt. Die Industrie verlangte aber auch größere Apparate aus Aluminium, und der Firma gelang es über ihre eigene Erwartung schnell, ein Verfahren zur Schweißung von Aluminium ohne Zuhilfenahme von Lot zu finden. Die Schweißung geschieht, wie bei Platin und Silber, einfach durch Hämmern in der Weißglut, wobei jedoch eine ganz bestimmte Temperatur einzuhalten ist. Die Schweißung ist eine so innige, daß sich die geschweißten Stücke verhalten, als wenn sie aus einem Stück wären. Die Lot nähte werden nicht mehr angegriffen als das Metall selbst. Der Widerstand, den die Schweißstellen dem elektrischen Strom bieten, ist nicht höher als der des reinen Metalls. Bei den heutigen Preisen kann das Aluminium unter gewissen Umständen schon jetzt mit dem Kupfer als Leitungsmaterial konkurrieren. Ein Leitung von gleicher Leistungsfähigkeit ist um etwas mehr als die Hälfte leichter und kostet zirka 40 Prozent weniger. — Aus der Debatte sei erwähnt, daß nach den Angaben des Herrn E. Hartmann selbst bei Instru menten, bei denen der Preis des Messings an und für sich keine Rolle spielt, der Ersaiz desselben durch Aluminium rentabel ist — Herr E. Hartmann machte sodann Mitteilungen über die Pariser Ausstellung. Die Elektrotechnik bietet dort nicht viel Neues. Zu bedauern ist, daß die deutsche Abteilung an Raum zu kurz gekommen ist, wie überhaupt die Franzosen bei der Vergebung des Raumes einigermaßen parteiisch verfahren sind und es in vielen Fällen nicht fertig gebracht haben, den Raum, den sie für sich behalten haben, in würdiger Weise auszufüllen. Ihm wie noch vielen anderen Beurteilern ist von den deutschen Maschinen für Elektro- erschienen. Aufgefallen ist ihm, daß die Aussteller meist viel zu wenig für genügende Führung durch ihre Ausstellungen sorgen. Von Einzelheiten schildert er ein neues Verfahren, um auf elektro lytischem Wege zu telegraphieren, den Telephonographen und einen Multiplextelegraphenapparat von Rowland. Die Amerikaner haben sich ihre Ausstellung sehr leicht gemacht; der amerikanische Kommissar scheint geglaubt zu haben, wenn jede Firma eine Kleinigkeit aus stellt, sei Amerika genügend vertreten. Auch die Engländer haben es verschmäht, würdig in Paris aufzutreten. Auffallend ist, daß in der Ausstellung bei der Beleuchtung nicht so viel elektrisches Licht verwendet wird, wie vorhanden sein könnte; die Maschinen sind nur bis zu einem Fünftel belastet Stimmungsvoller als die elektrische Beleuchtung ist jedenfalls die Beleuchtung mit den flimmernden Gas- flämmchen, dem bengalischen Licht oder gelben und roten Papier ballons. Besonders gelungen ist die Beleuchtung des Eiffelturms; aus größerer Entfernung wirkt er überwältigend. Zum Schluß machte der Vortragende interessante Mitteilungen über die Jury, deren Zusammensetzung, Konstituierung und Arbeiten und über den Elektrotechniker-Kongreß — Herr Direktor Boetz (Ludwigshafen) sprach sodann über ein neues Kalomeltrockenelement. Bei den gewöhnlichen Trockenelementen wird meist der Braunstein als Depolarisator gebraucht, der den Zweck hat, den Wasserstoff, der sonst sich um den Kohlenpol sammeln würde, chemisch j zu binden. Das neue Element verwendet zu dem Zweck Kalomel (Quecksilber- chlorür). Das Element hat eine Spannung von etwa einem Volt und zeichnet sich durch eine sehr konstante Entladungskurve aus. Es würde sich sehr gut als Telephoninstrument eignen, hat jedoch den Nachteil, daß es zu teuer ist. Es wird deshalb vorläufig nur für Meßzwecke verwendet. 1. Praktische Maschinenschlosser technik die von einer Frankfurter Firma ausgestellte als die schönste Weltausstellung in Paris. Stationäre Kompound-Lokomobile der Firma Heinrich Lanz, Mannheim. In Gruppe IV, Klasse 19 zeigt die Firma Heirich Lanz in M an n heim eine schwere Kompoundlokomobile, die lOOOOste Lokomobile, die in ihren Werkstätten gebaut wurde. Die Maschine gewährt durch ihre imposante Größe und die in allen Details zu Tage tretende Gediegenheit der Ausführung und der Bauart einen Anblick, der das Herz eines jeden Ingenieurs und Sachkundigen er freuen muß. Als vor etwa vier Jahrzehnten in Deutschland die ersten Maschinenbauer die Konstruktion von Lokomobilen ins Werk setzten, ahnte wohl niemand, zu welch hoher Bedeutung diese Gattung von Motoren gelangen sollte. Wohl drang die Erkenntnis der vielfachen wichtigen Vorteile, die der Betrieb .mittelst Lokomobile darbietet, wie z. B. die wesentliche Kohlenersparnis, das geringe Raumbedürf nis, die leichte Auswechselbarkeit und Verkäuflichkeit bei Anlage erweiterungen etc. schnell in weitere Kreise und sicherte der Loko mobile einen hervorragenden Platz unter den Kraftmaschinen, sodaß ihre Verwendung von Tag zu Tag allgemeiner wurde Doch, daß es möglich war, der ehemaligen, viel verlästerten Hülfsmaschine im Laufe einer nur kurzen Epoche den Grad von technischer Voll endung und Leistungsfähigkeit zu geben, wie er an der von Heinrich Lanz, Mannheim ausgestellten Kompoundlokomobile in die Erscheinung tritt, muß uneingeschränkte Bewunderung erregen. Von der gigantischen Bauart der Maschine geben nachstehende Zahlen ein Bild. Die Maschine ist 5,5 m hoch, 8,4 m lang und wiegt ca. 65 000 kg. Die starken Schwungräder messen im Durch messer 3200 mm und wiegen jedes für sich ca. 4700 kg. Der Zy linderkasten ohne Zubehörteile hat das respektable Gewicht von 6000 kg. Die Normalleistung beträgt 250 effektive Pferdekräfte, die Maximalleistung 460 Pferdekräfte. Die Maschine ist eine sogenannte Halblokomobile, die bekannt lich heute in gewerblichen und industriellen Betrieben als motorische Kraft in ausgedehntem Maße verwendet wird. Sie arbeitet, wie schon angedeutet, nach dem Kompoundsystem, ferner mit Einspritz kondensation. Der Kessel, ein Röhrenkessel von 135 qm Heizfläche, ist samt der aus einem Stück gefertigten Wellrohrfeuerbüchse, System Morryson, ausziehbar, um eine schnelle, bequeme und gründliche Reinigung von Kesselsteinansätzen zu ermöglichen. Hoch- und Nieder- druekzylinder sind vollständig im Dampfraum gelagert, es werden also alle Kondensations- und Druckverluste des Arbeitsdampfes ver mieden. Es ist bekannt, daß in der hieraus sich ergebenden Ver billigung der Betriebskosten ein wichtiger Vorzug des Lokomobil- betriebes liegt. Die Steuerung wird durch die eine große Sparsam keit im Dampfverbrauch sichernde, selbstthätige Expansionssteuerung System Rider bewirkt. Die Gangart der Maschine ist eine vollendet ausgeglichene und ruhige, ein Umstand, den namentlich Elektrizitäts werke zu schätzen wissen. Es ist deßhalb gerade die elektrische Beleuchtungsindustrie, die der Kompoundhalblokomobile in neuerer Zeit ein ausgedehntes Feld der Verwendung bietet Die Maschine besitzt einen Röhrenvorwärmer, in dem durch Benutzung des Abdampfes das Speisewasser auf eine hohe Tempe ratur vorgewärmt wird. Der Abdampf wird dabei durch ein in dem Behälter angebrachtes Messingrohrsystem geleitet, kommt also mit dem Speisewasser in keine direkte Berührung. Dieses Verfahren der Speisewasservorwärmung ist anderen Systemen, die man sonst bei ähnlichen Anlagen antrifft, überlegen, namentlich aus dem Grunde als das Speisewasser nicht durch vom Abdampf mitgeführtes Oel und Fett verunreinigt werden kann. Die Ausstellungsmaschine hat zwischen Dampfzylinder und Kurbelwellenlager, wie alle Lanz’sche Lokomobilen, sogenannte Strebestangen die hauptsächlich dazu dienen, den von dem Kolben auf die Kurbelwelle übertragenen Druck in der Maschine selbst auf zuheben und so jede Biegungsanstrengung auf den Kessel zu ver meiden : Nicht allein erhält dadurch die Maschine größere Stabilität, sondern es wird insbesondere auch der Kessel entlastet und geschont. Da die Lagerstühle in breiten eingehobelten Längsnuten des Lager sattels verschiebbar angeordnet sind, werden die Lager mit der Kurbelwelle von den Strebestangen in der richtigen Stellung zum Zylinderkörper straff festgehalten. Infolgedessen kann der Kessel beim Warmwerden sich ungehindert strecken, ohne die Lage der Maschinenorgane, namentlich die auf den Dampfverbrauch und gleich förmigen Gang der Maschine so wichtige Schieberstellung im ge ringsten zu verrücken.