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XVIII. Jahrgang. ,ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 24. 1900/1901. nehmer bethiitigt werden kann und das je nach der durch Abnehmen oder Wiederaufhängen des Hörers bedingten Stellung des Telephon hakens glüht oder dunkel bleibt. Eine beim Vermittelungsamte be findliche Batterie oder Dynamomaschine liefert den zur Betätigung aller Wecker und Lampen, sowie zur Erregung aller Mikrophone nötigen Strom oder mit anderen Worten, das System ermöglicht den j Anruf auf automatischem Wege und eine Verständigung mittelst ge- ! meinsamer Stromzuführung. Die Verbesserung des Fernsprechdienstes ist dadurch gewähr- i leistet, daß einmal hergestellte Verbindungen ungetrennt bleiben und daß während des Gespäches keinerlei Unterbrechungen stattfinden, ; da die Beamtin durch die Signallämpchen stets über den Stand einer Verbindung zwischen zwei Teilnehmern auf dem Laufenden erhalten wird, sie sieht sofort, wann der angerufene Teilnehmer auf das | Glockensignal antwortet und wann das Gespräch beendet ist. Es herrscht bei ihr keine Ungewißheit über den Verlauf einer Verbin dung vom Anfang bis zum Ende und infolgedessen besteht für sie auch keine Veranlassung, sich unnötig einzuschalten oder die Ver bindung vorzeitig zu unterbrechen. Um die Aufmerksamkeit der Beamtin während einer Verbin dung zu erregen, hat der Teilnehmer zur Hervorrufung von auf fälligen Fläckersignalen an der betreffenden Lampe nur einige Male den Fernsprechhacken auf und ab zn bewegen. Dies ist besonders wichtig, um nach etwa unrichtig erfolgtem Anschlüsse ohne Verzug wieder getrennt zu werden oder nach beendetem Gespräch sogleich eine neue Verbindung zu erhalten. Die durch dieses System erreichte Schnelligkeit des Betriebs verfahrens ist mit jeder anderen Methode einfach unmöglich. Der beim alten Verfahren für den Teilnehmer bestehende Zeitverlust zwischen dem Anrufen des Amtes und dem Abnehmen des Hörers vom Telephonhaken ist aufgehoben, denn allein schon durch das zum Verlangen einer Verbindung nötige Abnehmen des Hörers wird das Anrufssignal nach der Zentrale gesandt. Der angerufene Teil nehmer ist gleichsam gezwungen, dem Fernsprechamt unverzüglich zu antworten, um das durch einen automatischen Rufschlüssel be wirkte fortwährende Läuten seiner Glocke aufhören zu lassen. Die Beamtin antwortet ebenfalls sofort, da das Anrufssignal infolge seiner Auffälligkeit unbedingt ihre Aufmerksamkeit erweckt, und da keine Zeit beim Suchen nach der Abfrageklinke, die sich unmittelbar über dem Signallämpchen befindet, verloren geht. Das Lösen der Verbindungen geht ebenfalls schnell von statten, da die Telephonistin ohne Weiteres sofort von der Beendigung eines Gespräches unter richtet wird. Die Kosten des Betriebes mit gemeinschaftlicher Batterie sind geringer als bei jedem anderen System; im übrigen wird auch bei den Anschaffungs- und Unterhaltungskosten der Stromquellen eine erhebliche Ersparnis erzielt. Die Gründe hierfür sind folgende: 1. Jede Telephonistin kann mindestens 50 pCc. mehr Teilnehmer als beim Induktoranruf und bei anderen Systemen bedienen. 2. Alle Stromquellen (Batterie und Induktor) sind von den Teilnehmer-Sprechstellen entfernt. Die Erkläruug für die erhöhte Leistungsfähigkeit der Beamtin ergiebt sich leicht durch einen Vergleich der Arbeitsleistungen an den Schränken oder Tischen der verschiedenen Systeme. Bei den Umschaltern mit Induktoranruf muß die Beamtin ihr Telephon zum Kontrollieren oder Uebervvachen des Verlaufes einer Verbindung, nachdem sie einmal hergestellt ist, benutzen, und wenn man sich in ihre Sprechleitung einschaltet, wird man bemerken, daß ein be trächtlicher Teil ihrer Zeit durch Anfragen bei den Teilnehmern, wie z. B. „Hat Ihr Teilnehmer geantwortet? '. „Sind Sie fertig?“ u.s. w. verloren geht. Die Zahl der Anrufe, die sie während einer ge gebenen Zeit beantworten kann, ist daher durch den Gebrauch ihres Telephones zu Ueberwachungszwecken beschränkt. Bei der Beamtin am Zentralbatterie-Umschalteschrank fällt diese telephonische Nach fragearbeit vollständig weg, denn die Signallämpchen vor ihr halten sie jederzeit über den Stand einer jeden Leitung auf dem Laufenden, und es ist einleuchtend, daß dieser Umstand die Zahl der ihr mög lichen Anschlußverbindungen erhöht. Hierdurch ergiebt sich in der Praxis eine Ersparnis an Beamtenpersonal von 50 pCt. und darüber für einen bestimmten Verkehr, sowie eine entsprechend grobe Ver minderung der für das betreffende Fernsprechamt , erforderlichen Umschaltetafeln. Eine wesentliche Ersparnis tritt durch die gemeinsame Strom zuführung auch insofern ein, als die großen Ausgaben für die Batterien bei den Teilnehmersprechstellen und für ihre Unterhaltung in Fort fall kommen. Das Ueberweisen von Anrufen zwischen verschiedenen Fern sprechämtern, welches im Telephonbetriebe umfangreicher Städte eine große Rolle spielt, geht nach dem Zeutral-Batteriesystem in der voll kommensten Weise von statten. Die Verantwortung für einen zwischen verschiedenen Aemtern hergestellten Anschluß fällt auf die Beamtin derjenigen Vermittelungsanstalt, von welcher der Anruf ausgeht. Die Signallämpchen ihrer Schnurleitung funktionieren in derselben Weise bei Benutzung einer Verbindungsleitung wie bei der Leitung eines lokalen Teilnehmers und sie ermöglichen dieselbe Art der Ueber- wachung. Der Ausnutzungswert .einer jeden Verbindungsleitung ist bei dem Zentral-Batteriesystem erhöht, da die Möglichkeit, die Zahl der Verbindungen per Leitung zu vermehren, ohne Weiteres erhellt. Die auf diese Weise herbeigeführte Ersparnis an den Kosten einer Ver bindungsleitungsanlage beläuft sich in großen Aemtern auf eine be trächtliche Summe. Für den Teilnehmer wird die Verkehrsanlage auch wertvoller dadurch, daß die Leitungen, mit denen er Anschluß wünscht, ihm nicht mehr so häufig als „besetzt“ gemeldet werden. Dies rührt hauptsächlich von der Schnelligkeit her, mit der die Verbindungen gelöst werden infolge der Benutzung automatischer Schlußzeichen, i ie Verbesserung nach dieser Richtung hin hat sich in Vermitte lungsämtern mit dem Zentral - Batteriesystem namentlich bei sehr starkem Verkehr ganz hervorragend bemerkbar gemacht. Im Uebri- gen schließt das Vorhandensein einer besonderen Prüfleitung im Amte jeden Irrtum der Beamtin über das Freisein oder Besetztsein einer Leitung vollkommen aus. Der Betrieb von Nebenstellen oder kleinen Privatzentralen ist mit dem Zentral-Batteriesystem ebenfalls in sehr befriedigender und sparsamer Weise zu regeln, da es möglich ist, die Zwischenstellen apparate mit Strom zum Anrufen und Sprechen durch die gewöhn lichen Anschlußleitungen zum Amt zu versorgen, während anderer seits die gleichmäßig starke Lautwirkung aller Mikrophone sieh namentlich für den Fernverkehr von ganz besonderem Vorteil er weist. In den Vereinigten Staaten werden bei vorhandenen Anlagen der in Rede stehenden Art Entfernungen bis zu 2000 km und mehr ohne jede Abschwächung der Lautwirkung überwunden Auch die amtliche Aufsicht über die prompte Ausführung des Dienstes bei der Vermittelungsanstalt wird durch das Zentral-Batterie system sehr erleichtert, weil die Lampensignale sich dem Auge des Aufsichtsbeamten sofort bemerkbar machen und einen beständigen Anhaltspunkt für die von der Telephonistin geleistete Arbeit bieten. Hiernach gewährt dieses System sowohl den Verwaltungen als auch den Teilnehmern ohne jede Einschränkung einen durchaus voll kommenen Vermittelungsbetrieb Zur weiteren Belegung dieser Ausführungen bringen wir nach stehend einige in der Praxis gesammelte statistische Angaben über die anderwärts erzielte Leistungsfähigkeit dieses Zentral - Batterie systems im Vergleich zu den Einrichtungen mit Induktoranruf. A. Zentral-Batteriesystem. 1. Durchschnittliche Anzahl der von einer Telephonistin an Teilnehmerschränken zu erledigenden Anrufe per Tag — 1800. 2. Größte Anzahl der von einer Telephonistin an Teilnehmer sehränken zu erledigenden Anrufe per Stunde = 890. 3. Durchschnittliche Anzahl der von einer Telephonistin an Verbindungsleitungs-Schränken zu erledigenden Anrufe per Tag = 3250. 4. Größte Anzahl der von einer Telephonistin an Verbindungs- leitungs-Schränken zu erledigenden Anrufe per Stunde = 600. B. System mit Imluktoranrnf. Unter den Voraussetzungen wie bei A zu 1. 1000 2 200 3 2400 4. 300 In den Vereinigten Staaten sind zur Zeit nach jenem zentralen Batteriesystem über 300000 Teilnehmerleitungen im Betriebe; sie entfallen auf etwa 125 Aemter von 300 bis 6000 Abonnenten, die im Lande zerstreut liegen und allen möglichen Klimaverhältnissen ausgesetzt sind. Nach wiederholten Wahrnehmungen und nach den von allen in Betracht kommenden Stellen zugehenden Berichten gestaltet sich der Betrieb durchweg tadellos Der beste Beweis hierfür ist ja auch die unaufhaltsame Umwandlung aller größeren amerikanischen Zen tralen; man hat vielfach vorgezogen, selbst beinahe neue Einrich tungen durch das Zentral-Batteriesystem zu ersetzen Auch Europa hat sich den vielfachen Vorzügen des Systems nicht verschlossen. In England ist es von der National Telephone Co. angenommen worden, die bereits zwei derartige Vermittelungsämter im Betriebe hat (Bristol und Hüll mit je 1800 Anschlüssen). Vier weitere Aemter mit zusammen 8784 Anschlüssen sind im Bau. Auch für das General-Post-Office werden in London zwei Aemter mit zu nächst je 6500 Anschlüssen hergestellt. Die Aufnahmefähigkeit aller dieser Aemter ist natürlich eine viel höhere. Auf dem Festlande ist das System von der belgischen Tele graphen-Verwaltung angenommen worden, und zwar sind die Brüsseler Anlage mit 6000 Teilnehmern (Aufnahmefähigkeit 18000) und die Lütticher für 2500 Abonnenten (Aufnahmefähigkeit 10 000) in Arbeit. Für die rumänische Telegraphen-Verwaltung wird z. Z. in Bukarest ein Amt für 1200 Teilnehmer mit einer Aufnahmefähigkeit von 6000 Anschlüssen hergestellt. Ganz kürzlich hat die ungarische Tele graphen-Verwaltung ein Fernsprechamt mit einer Ausrüstung für 10000 und einem Aufnahmevermögen von 22000 bis 25 000 Teil nehmerleitungen in Auftrag gegeben. Wir fügen noch hinzu, daß in München und Wien schon seit längerer Zeif große Zentralen dieses Systems mit Glühlampen signalisierung (ohne zentrale Batterie) bestehen, die nach den vor liegenden amtlichen Berichten die Ueberlegenheit der Glühlampen