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XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 22. 1900/1901. 240 Schlüssel gehandhabt, der zum Aufziehen der Hauptfedern vorhanden ] ist. Der Farbbandanzeiger befindet sich über der rechten Bandspule und überragt die Karteneinlegeplatte an der rechten Handseite dicht i bei der Nummer des Calculagraphen. Wenn dieser Anzeiger niedrig 1 steht, also in gleicher Höhe mit der Oberfläche der Einlegeplatte, so j ist die rechte Spule leer. In diesem Falle wird der Schlüssel auf j die Welle der Farbbandbewegung gesteckt und die Welle solange gedreht, bis der Pfeil auf den Buchstaben R zeigt; das Farbband ! wird sich dann von der linken zur rechten Spule bewegen. Wenn die rechte Spule voll ist, wird der Anzeiger ungefähr 6—7 mm über i die Einlegeplatte hervorragen und die Auskehlung desselben wird mit der Oberfläche der Platte in gleicher Höhe stehen. Der Bandbeweger muß dann eine halbe Drehung gegen den Buchstaben L erhalten, damit das Farbband sich von der rechten nach der linken Spule bewegt. Damit das Farbband stets seiner ganzen Länge nach in Anwendung kommt und so ein gleichmäßiges Aufbrauchen der Tinte erfolgt, sind diese Operationen nur nach dem bezüglichen Stande des Anzeigers zu wiederholen. Bei den älteren, vor dem 1. Januar 1901 gefertigten Calculagraphen liegt die Bandumschalte- vorrichtung direkt unter dem Mechanismus und wird durch eine kleine Zugstange bethätigt. X. Einsetzen eines neuen Farbbandes. Wenn die in dem Farb band enthaltene Tinte erschöpft ist, muß ein neues Band eingesetzt werden. Zu dem Zwecke sind die drei Schrauben, welche die Karteneinlegeplatte halten, herauszudrehen, darauf ist die Platte durch Schieben nach vorn zu entfernen, das alte Farbband abzu- winden und durch eine der Oeffnungen der Deckplatte herauszuziehen. Ein Ende des neuen Bandes ist nun an dem kleinen Baumwollen bändchen der rechten Spule mit einer Stecknadel ohne Kopf zu befestigen. Das ganze Band wird alsdann, mit Ausnahme von 30 cm, auf seine Spule gewunden, und diese in derselben Richtung gedreht, in welcher sie von der Sperrklinke bewegt wird. Endlich wird das Band, ohne es zu falten, über die rechte Rolle in den Kartenschlitz und weiter über die linke Rolle geführt, um mit einer anderen Stecknadel ohne Kopf an dem Bändchen der linken Spule befestigt zu werden. Schließlich ist die Karteneinlegeplatte wieder anzu- sehrauben und das Arbeiten mit dem Calculagraphen kann von Neuem beginnen. Die Farbbänder werden zweckmäßig 2 3 /4 cm lang und 37s cm breit gewählt. Wenn sie länger sind, werden die Spulen zu dick und wirken störend auf die ‘Zahnrad-Uebertragung des Gehwerkes. Bei zu großer Breite können sie sich nicht frei durch den Bandrahmen bewegen und hemmen dadurch den Mechanismus der Bandführung. Man gieße nicht flüßige Tinte auf ein altes erschöpftes Farbband, da durch ein solches Verfahren das Instrument nur geschädigt wird. Es ist einfacher und rationeller, ein neues Farbband einzusetzen. Passende Bänder können jederzeit ab gegeben werden. XI. Ausbessern und Adjustieren. Die in dem Calculagraphen befindlichen Druckzifferblätter werden sich beim dauernden Gebrauche nach einiger Zeit mit kleinen Abgängen des Farbbandes füllen, gerade in derselben Weise, wie es bei den Typen der Schreibmaschinen vorkommt. Dies hat zur Folge, daß die Ziffernabdrücke nicht so scharf als sonst auf den Karten erscheinen. Zur Erzielung dauernd gute r Resultate ist es ratsam, diese Druckzifferblätter des Oefteren zu reinigen, was in der folgenden Weise geschehen kann. Beide Zeiger, der Kranz des Zifferblattes und das Zifferblatt selbst, ebenso der hufeisenförmige Block, die Brücke und die Platte, gegen welche das Zifferblatt gedrückt ist, sind zu entfernen. Hierauf ist ein Teil des Farbbandes abzuwinden, bis die Druckzifferblätter freiliegen. Die Ziffern sind von der angesetzten Masse mit einem Federkiel oder spitzen Holzstäbchen (Zahnstocher) zu reinigen und mit einer trockenen Nagelbürste nachzubürsten. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß der an den Druckzifferblättern haftende Schmutz nicht in das Gehwerk fallen darf. Wenn durch Unachtsamkeit oder durch Un berufene die Hebel ohne Einschieben einer Karte niedergedrückt wurden, so wird man finden, daß auf der oberen Seite der Gummi platte Tinte aufgetrocknet ist, welche die Druckfläche rauh und uneben gemacht hat Diese Tinte läßt sich leicht durch ein mit Spiritus angefeuchtetes Leinentuch entfernen; durch Nachreiben mit einem trockenen Tuch wird die ebene Druekfläche wieder hergestellt. Wenn die Gummiplatte nach längerem Gebrauch hart oder sonst mangelhaft geworden ist, muß sie ausgewechselt werden. Trockenes Klima und hohe Temperatur haben ein schnelleres Hart- oder Unbrauchbarwerden zur Folge, als dies an anderen Plätzen der Fall ist. Neue Platten werden zu mäßigem Preise nachgeliefert. Um die zwischen den Hebeln und Flanschenkolben stattfindende Abnutzung auszugleichen, sind diese Teile an ihren unteren Enden mit Adjustier schrauben versehen. Letztere lassen sieh nach Entfernung der durch die geschlitzten Enden der Flanschen führenden Hebel herausdrehen, sodaß man die Flanschen verlängern oder verkürzen kann. Nach Reinigung der Druckzifferblätter und Platten und Ein passung eines neuen Farbbandes, ist der Brücken- und Plattenhalter wieder in seine frühere Lage zu bringen. Wenn darauf die Schrauben, die sie mit der Hauptplatte verbinden, fest angezogen sind, ist eine Karte in den Schlitz zu stecken und der rechte Handhebel zurückzu drücken, bis sein Winkeldaumen die Deckplatte berührt. Erscheint der Abdruck des Tageszeit-Zifferblattes nicht klar und deutlich, so kann es an zu schwacher Hebelwirkung liegen. In diesem Falle ist der für dieses Zifferblatt vorgesehene Flansch zu entfernen, worauf die am Ende desselben befindliche Adjustierschraube eine halbe Drehung herausgeschraubt werden muß; dann ist der Flansch wieder in seine frühere Lage zurückzubringen und ein anderer Abdruck zu versuchen. Unter Umständen muß der Adjustierschraube durch weiteres Ausprobieren die richtige Lage gegeben werden. Inderselben Weise wird die Schraube für das Druckzifferblatt der verbrauchten Zeit am unteren Ende der Flansche und die Schraube für die Zeiger der einzelnen Druckzifferblätter eingestellt. Um die Bandführung nicht zu stören, dürfen die Adjustierschrauben dabei in keinem Falle soweit herausgedreht werden, daß die Winkeldaumen der Hebel nicht mehr die Oberfläche der Deckplatte berühren. Ungefähr einmal im Monat sind die Handhebel an ihren Achsen und die Winkel daumen da, wo sie die Flanschen berühren und die Flanschen selbst an der Stelle, wo sie in die Führung gleiten, gut zu ölen. Hierzu darf nur bestes Uhrenöl verwendet werden. XII. Besondere Reparaturen und Reinigung. Alle Teile des Calculagraphen sind auswechselbar. Reservestücke zum Ersetzen gebrochener oder abgenutzter Teile können zu angemessenen Preisen bezogen werden. Erfahrungsgemäß genügt es, den Apparat im Jahre einmal völlig auseinanderzunehmen und die Teile einzeln zu reinigen und zu ölen. Diese Arbeit wird zweckmäßig einem geschickten Uhrmacher oder Mechaniker übertragen. Wenn dies nicht angängig ist, werden die Apparate besser an die Lieferstelle eingesandt, welche geeignetes Personal u. s. w. zur Verfügung hat, auch ein etwaiges Vernickeln oder Lackieren besorgt. Die neuesten Fortschritte der tönenden Bogenlampe. Dem Leiter des elektrotechnischen Laboratoriums der Berliner Hochschule, Geheimrat Prof. Dr. S 1 a b y, ist es neuerdings gelungen, einen Schritt zur Vervollkommnung der Entdeckung des Herrn Duddell, — betreffend den selbsttönenden Flammenbogen, zu machen. — Es gelang dem Gelehrten, durch eine einfache Konstruktion die durch die Bogenlampe, erzeugten Schallwellen bedeutend zu ver stärken. Prof. Slaby führte seine Verbesserungen kürzlich seinen Hörern vor; er ließ eine elektrische Bogenlampe erst ohne seine Ver besserung die Nationalhymne „Heil Dir im Siegerkranz“ singen, und wiederholte dann das Experiment unter Anwendung seiner Neuerung. Die einzelnen Töne klangen diesmal so verstärkt, daß die Melodie erheblich besser vernehmbar war. Die vorerwähnte Entdeckung gründet sieh auf die Erscheinung, daß die von periodischen Aenderungen des elektrischen Stromes er zeugten, dem Auge, ebenso wie die Schwingungen einer Saite, nicht wahrnehmbaren Schwankungen des Flammenbogens einer elektrischen Bogenlampe sich in Schallwellen umsetzen. Um dies anscheinende Wunder, das im Grunde genommen sich aber recht einfach erklärt, dem Verständnis näher zu bringen, sei Folgendes mit Bezug auf Figur 1 gesagt: Die Bogenlampe B wird durch die Gleiehstromquelle A gespeist und brennt für gewöhnlich mit ruhiger, gleichmäßiger Flamme. Wird aber zwischen den Punkten Kl und K2 eine Kapazität C und eine Selbstinduktionsspule I eingeschaltet, so entsteht in diesem Neben schluß ein Wechselstrom sehr hoher Frequenz, welcher den Lichtbogen in Schwankungen versetzt, die sich der die Lampe umgebenden Luft mitteilen und als Töne wahrnehmbar werden. Fig.2 Das Entstehen des Wechselstromes erklärt sich wie folgt t Die Kapazität C hat die Form eines gewöhnlichen Kondensators, der durch den Gleichstrom fortgesetzt in gleicher Stärke geladen wird und sich seinerseits fortgesetzt durch die Selbstinduktionsspule, die Kohlen der Lampe und den Lichtbogen entladet. Die Entladung eines Kondensators geschieht aber nur unter bestimmten Bedingungen in Form eines Gleichstroms, nämlich nur dann, wenn sie durch einen sehr schlechten Leiter hindurch sehr langsam erfolgt. Sind diese Bedingungen, wie im vorliegenden Falle nicht erfüllt, so geschieht die Entladung in Form eines Wechselstromes von sehr hoher Frequenz. Von dieser Frequenz aber ist die Schwingungszahl resp. Höhe des von dem Lichtbogen erzeugten Tones abhängig. Da mit der Länge der Entladungsleitung die Frequenz wächst, diese Länge aber leicht durch die Windungszahl der eingeschalteten Selbst induktionsspule reguliert werden kann, so ist auch die Höhe des erzeugten Tones in einfacher Art zu beherrschen.