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No. 22. 1900/1901. 238 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ Leitungen die Kabel mit einer um 22-5 pCt. stärkeren Isolierhülle umgeben. 2 ) Man erreicht damit den weiteren Vorteil, eine noch höhere Spannung anwenden zu können, wodurch der Energieverlust in der Leitung verringert wird oder es kann diese schwächer gemacht werden, wonach sieh sogar eine Ersparnis gegenüber dem Drei phasenstrom ergiebt. Auch was die Entladungen und Elektrizitäts- ausstrahlungen in die Luft anbelangt, so liegen die Verhältnisse für den Einphasenstrom viel günstiger, da die dadurch herbeigeführten Verluste beim Dreiphasenstrom bei gleicher Spannung zwischen zwei Drähten in der That dreimal größer sind. Vom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit in der Herstellung der Leitungen ist daher — so schließt Ingenienr Marius Latour seine bemerkenswerten Darlegungen — die Ueberlegenheit des Dreiphasenstromes gegenüber dem Einphasenstrom eine Täuschung und wenn die elektrische Beleuchtung der einzige Zweck einer Energieübertragung ist, so ist die Verwendung des Dreiphasenstromes hiezu geradeaus als ein technischer Misgriff zu bezeichnen, da man hierdurch nur nutzlos die Kosten für die Isolirung der Leitung ver größert. Der Einphasen-Wechselstrom und •— mit noch viel mehr Recht — der Gleichstrom sind vom Standpunkte der Leitungs kosten die vorteilhaftesten Ströme für die Uebertragung elektrischer Energie. — Es ist übrigens gut bekannt, daß ein Dreileiter- Wechselstrom -Verteilungsnetz ganz wesentlich billiger zu stehen kommt, als ein Dreiphasenstrom-Verteilungsnetz. Nach den vorstehenden Darlegungen erscheint es sogar als vorteilhaft, im Falle die an einem entfernten Orte gewonnene elek trische Energie auch oder nur dem Motorenbetriebe dient, die Erzeugung und Uebertragung derselben mittels Einphasen-Wechsel strom zu bewerkstelligen und erst am Empfangsorte die Umwand lung auf Dreiphasenstrom durch rotierende Umformer vorzunehmen. Es dürfte dies umso leichter ausführbar sein, als die 10000 Volt und mehr betragende Spannung am Empfangsorte ohnedem erst auf eine Spannung von wenigen tausend Volt herabgesetzt und dann erst mit dieser geringeren Spannung die Energieverteilung vor genommen wird. Wenn man die Ersparnisse an Leitungsmateriale und die Kosten der Dreiphasen-Transformatoren gegenüber jenen der Einphasen-Transformatoren in Betracht zieht, so dürften die Kosten für die rotierenden Umformer und für deren Betrieb so ziemlich dadurch aufgewogen werden. Es ist wohl richtig, daß man durch die Anwendung rotierender Umformer gegenüber den statischen Transformatoren Maschinen ein tauscht, die Wartung und Beaufsichtigung erfordern. Da aber in den meisten großen Kraft übertragungsanlagen ein beträchtlicher Anteil der Energie für elektrische Bahnen verwendet wird, zu welchem Zwecke ohnedem eine Umwandlung des Wechselstromes in Gleichstrom mittels rotierender Umformer erfolgen muß, also für die Wertung derselben Personale vorhanden sein muß, so erscheint auch dieser Einwand von keiner Bedeutung. Br. B.-R. 2 ) Der oben genannte Verfasser sagt, dass er bei gleichem Aufwand von Isoliermateriale die Isolierhülle um 50 pCt. verstärken könne; dies ist aber , /TP nicht richtig, sondern die Verstärkung steht nur im Verhältnisse von 1: j/w~' Da sich dies durch eine einfache Rechnung nachweisen lässt, so dürfte es nicht ohne Interesse sein, dieselbe hier anzufügen Bezeichnet man mit d und d, die Durchmesser des nackten und mit ^d -f- 8) und (d, -f- 8,) jene des isolierten Drahtes beim Dreiphasen-, bezw. Einphasensystem, so ist die Fläche des Quer schnittes der Isolierschichte aller drei Drähte des Dreiphasensystemes ausge drückt durch: f = 3 .[Ä_(d + 8, 2 -|d 2 ] Diese Fläche mehr dem Querschnitte der beiden nackten Drähte der beiden Einphasenleitungen ergibt den Querschnitt dieser samt der Isolierung, demnach : 3 [x (d+ 8) 2 - ~ f o Tfd, 2 = ajfd, + 8,) 2 . Führt man die Quadrate aus und kürzt entsprechend, so erhält man 3 o‘- + 0 d 8 = 2 o, 2 + 4 d, 3, Nun muß aber nach der oben erhaltenen Bedingungsgleichung 6) für den / ~3 gleichen Kupferaufwand d, = 1/ -g- • d sein; setzt man diesen Wert ein und kürzt, so ergibt sich: As* +3 48 = 8/+ 2 \/ Ad 3, Lodge’s Patent auf Funkentelegraphie (Elektr. W r orld). Am 21. Mai ist dem Prof. Oliver J. Lodge ein Patent auf ein System drahtloser Telegraphie erteilt worden. Die Einrichtung, welche Lodge getroffen, ist folgende: Der Transmitter (Strahlapparat) besteht aus einem einzigen Konduktor a (Fig. 1), der hier als Kugel vorgestellt ist, aber auch die Form einer Trommel haben kann. Diesem Konduktor wird eine elektrische Ladung plötzlich oder in kurzen Zwischenräumen mittels positiver und negativer Funken durch zwei Knöpfe b und c zugeführt, infolgedessen elektrische Wellen entstehen und ausstrahlen. Eine nur einseitig geschlossene metallische Umhüllung d verhindert, daß sieh die Wellen nach ungewünschten Richtungen verbreiten. Diese zwei Vorrichtungen sind es, welche Lodge sich hat patentieren lassen. Bisher benutzte man gewöhnlich zwei Konduktoren, zwischen denen nach der Ladung Funken überschlugen (Strahlapparat). Fig. 2 zeigt, daß der Empfänger im Wesentlichen aus dem Fritter (Kohärer) e, einer Batterie f oder sonst einer geeigneten Quelle elektrischer Energie und einer telegraphischen Empfangsvorrichtung g besteht, die alle untereinander in leitender Verbindung stehen. Dazu kommt ein Sammel - Draht h von bestimmter Länge, oder ein Hertz’scher Ressonator i, wie an Fig. 3 zu sehen ist; beide haben den Zweck Hertz’sche, von einer gewissen Entfernung kommende Wellen zu sammeln und auf den Fritter zu übertragen. In manchen Fällen wird auch nicht isolierter Draht j (Fig. 2) an Erde geschaltet. Der Fritter besteht wesentlich aus einem Metallgemiscb, dessen elektrischer Widerstand unter dem Einfluß Hertz’scher Wellen ver mindert wird, indem die Körner sich aneinander reihen, der sich aber zu seinem früheren Betrag wiederherstellt, wenn der Zusammen hang der einzelnen Körner durch einen „Klopfer“ zerstört wird. Eine zweckmäßige Form des Fritters zeigt Fig. 4, der (freilich zu anderen Zwecken) im Jahre 1894 von Branley konstruiert worden ist. Der Apparat besteht aus zwei Metallspitzen k, kl zwischen denen, in einer Glasröhre m eingesehlossen, Metallkörner , sich befinden. Die Glasröhre wird luftleer gemacht, wodurch die Empfindlichkeit erhöht und verlängert wird. Der Fritter kann auch die die beiden Seiten dieser Gleichung sind unvollständige Quadrate; ergänzt man entsprechend, so erhält man [y|. + woraus sich sofort ergibt: 8, = 8 = 1-225 8 Form (Fig. 5) haben, wo e die Glasröhre vorstellt. Es kann aber auch ein Fritter benutzt werden, wie ihn Fig. 6 zeigt: Er besteht aus einer Nadelspitze n, welche eine dünne Metallplatte oder eine Feder o leise berührt; diese ist zwischen Klemme y gefaßt, wobei die Stärke des Druckes von n auf o durch die Schrauben p und q reguliert werden kann. Beim Auftreten Hertz’scher Wellen wird zwischen den Metallkörnern, oder der Nadel n und der Feder o ein besserer Kontakt hergestellt, so daß ein stärkerer Strom von der Batterie f zu dem telegraphischen Empfänger g (Fig. 2, 3 und 7) fließen kann; alsdann muß der frühere Zustand wiederhergestellt werden. Dazu ist ein automatischer Klopfer notwendig. Die mechanische Zerstörung des Zusammenhangs kann durch Stoß, Schlag oder Erschütterung mit Hilfe der Elektrizität erzielt werden,