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XVIII. Jahrgang, ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 21. 1900/1901. 201 durch eine Luftlinie aus Eisendraht von 3,3 mm hergestellt. Die Leitung ist auf Masten verlegt, welche auch die Transformatoren und Lampen tragen; die Primärleitungen sind auf einem Querträger auf der Mastspitze montiert, die Sekundärleitungen darunter. F. v. S. Hannoversche Balmindustrie, G. m. b. H. Unter dieser Firma ist in Hannover eine Fabrik errichtet, in welcher die für Bahn- Oberbau und -Betrieb erforderlichen Materialien hergestellt werden, insbesondere Weichen, Drehscheiben und Transportwagen für Voll- und Kleinbahnen, sowie Anschluß-, Feld- und Industrie-Bahnen jeder Art. Die Gesellschaft übernimmt auch in einer besonderen Abteilung die Vorarbeiten und Ausführung derartiger Anlagen einschließlich Lieferung des gesamten Baubedarfs. Die elektrische Strassenbahn in St. Petersburg. Der russische Ingenieur Balanski hat das Projekt einer elektrischen Stadtbahn j in St. Petersburg ausgearbeitet, worüber wir folgende Einzelheiten j geben: Das Netz wird von einem einzigen Zentralbahnhof gespeist. ! Es enthält eine Kreislinie und mehrere Abzweigungen, welche sich < von dem Umkreis entfernen, um sich mit dem Zentrum zu vereinigen. Die Kreislinie soll alle großen Bahnhöfe berühren und das Stadtnetz wird 101 km lang sein. Es wird oberirdisch angelegt. Das Doppel geleise, welches die Normalspur aller russischen Bahnen zeigt, wird auf eisernen Pfeilern und in den Vorstädten auf Dämmen verlegt. Von einem Pfeiler zum anderen wird der Zwischenraum vermauert und werden Magazine und an einigen großen Straßen Buden errichtet. 1 Es sind 9 Brücken über die Newa und über verschiedene, die Stadt durchkreuzende Kanäle projektiert. Die Eisenbahnbrüeken werden durch Granitpfeiler getragen; sie bieten den nötigen Raum für das Legen eines Doppelgeleises und u. a. eine Passage für Wagen und Fußgänger. Die zahlreichen Stationen werden dem Publikum mittels Treppen oder Aufzügen zugänglich gemacht. Der Zentralbahnhof wird auf dem jetzt von dem Obaukhof-Hospital eingenommenen Grundstück erbaut. Die elektrische Stadtbahn sichert einen dreifachen Betrieb: 1. Den Transport der Stadt-Personenzüge; 2. den Transport der Personen- und Güterzüge durch die Fern bahnen; 3. die Beförderung der Personen- und Güterzüge des Weich bildes. Die Züge folgen alle 10 Minuten und sollen 42—74 km pro Stunde zurüeklegen. Eine englische Aktiengesellschaft soll mit der vollständigen Ausführung innerhalb 5 Jahren betraut werden. Die Gesamtkosten sind auf 760 Millionen Francs veranschlagt, mit einer Verzinsung von 1,5 pCt. im ersten und mit 5 pCt. im zweiten Betriebsjahr. F. v. S. Elektrischer Ferndruck. Einer Meldung aus Berlin zufolge schloß die Gesellschaft „Elektrischer Ferndruck“, die das aus schließliche Recht auf die bei Siemens & Halske erfundenen, von jedem Ungeübten zu benützenden Typendrucktelegraphen, genannt „Elektrischer Ferndruck“, besitzt, mit dem Reiehspostamt einen Vertrag ab, auf Grund dessen voraussichtlich noch im Laufe 1901 die Einführung dieses Apparates im öffentlichen Verkehr Berlins erfolgen wird. Schon jetzt wird der Apparat bei Privaten eingeführt, um ihnen direkte Korrespondenz mit dem Haupttelegraphenamt zur Annahme wie Aufgabe von Telegrammen zu ermöglichen. — W. W. Die Grosse Nordische Telegraphengesellschaft. Auf der in Kopenhagen stattgehabten Generalversammlung der Großen Nordischen Telegraphengesellschaff, die den größten Teil der an den ostasiatischen Küsten liegenden Seekabel besitzt, ergibt sich, daß das abgelaufene Geschäftsjahr ein außerordentlich glänzendes war und ( in dieser Beziehung geradezu einzig dasteht. Die Bruttoeinnahme (inkl Uebertragungen von 1899) betrug rund 11 Millionen Kronen, wovon nach Abzug des Agios auf die Telegrammeinnahme rund 9V 2 Millionen Kronen entfallen. Die gesamten Betriebsunkosten belaufen sich auf 1,747,748 Kronen. Der Vorstand war denn auch in der glücklichen Lage, eine Extradividende von 10 Prozent vorzu- j schlagen. Dem Reservefonds wurden nicht weniger als 3 Mill. Kronen, } dem Erneuerungsfonds für Kabeldampfer 1 Million Kronen zugeführt, eine Vorsicht, die durch die Welttelegraphenverhältnisse geboten } erscheint. Ein britisches Regierungs-Pacifickabel ist nämlich bereits ( in London in Arbeit und soll bis Ende nächsten Jahres zwischen j Australien und Kanada gelegt werden. Dies dürfte anregend auf I die amerikanischen Pläne wirken, ein Kabel zwischen San Francisco ) und Ostasien im Stillen Ozean zu legen, wo die Regierung in 1900 j eine Reihe Tieflotungen vornehmen ließ, um eine sichere Linie für ) ein solches Kabel ausfindig zu machen. Ferner beginnen deutsche | und französische Pläne betreffs Herstellung nationaler Telegraphen linien zwischen dem Mutterlande und den Kolonien allmählich bestimmte Formen anzunehmen. China, das wichtigste Arbeitsfeld der Großen Nordischen Telegraphengesellschaft, befindet sich aber in einer Art Auflösungszustand, der für diese Gesellschaft recht gefahrdrohend werden kann. Daß nicht schon in diesem Jahr im ostasiatischen Telegraphenverkehr große Gebührenherabsetzungen ein traten, ist nur dem Umstand zu danken, daß die internationale [ Telegraphen-Konferenz, die in London stattfinden sollte, aus Anlaß ' des Todes der Königin Viktoria auf einen späteren Termin verlegt i wurde. Somit hat die Große Nordische Telegraphengesellschaft allen | Grund, Mittel für die Zukunft zurückzulegen F. M. Die Legung des neuen deutsch - englischen Telegrapen kabels zwischen der Insel Borkum und der englischen Station Bacton ist beendet und damit die neue Verbindung London-Emden-Kontinent geschaffen worden. Es handelt sich um ein 440 Kilometer langes Tiefseekabel, an das sich zur Landung bei Borkum ein 5 Kilo meter langes Küstenkabel und hieran das Kabel Borkum - Emden, bestehend aus 31 Kilometer Wattkabel und 31 Kilometer Erdkabel, anschließen. Der Kaiser hat den Norddeutschen Seekabelwerken zu ihrer Leistung telegraphisch seinen Glückwunsch ausgesprochen und daran die Hoffnung geknüpft, daß das neue Verkehrsmittel, dessen Herstellung und Auslegung ausschließlich deutscher Intelligenz und Arbeitsamkeit zu danken sei, dazu beitragen werde, die zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien bestehenden engen Beziehungen besonders auf wirtschaftlichem Gebiet zu be festigen und zu verstärken. —W. W. Drahtlose Telegraphie auf (lern Meer. Der Dampfer Lucania der Cunardlinie, der vor Kurzem die Reise von Liverpool nach New- York antrat, war zum erstenmal mit der Marconisehen drahtlosen Telegraphie ausgerüstet. Es sollte versucht werden, so lange wie möglich mit dem L^mde in telegraphischem Verkehr zu bleiben. Die Versuche, die sehr erfolgreich waren, konnten erst begonnen werden, als das Schiff drei Meilen vom Land entfernt war, weil die ersten drei Meilen vom Strand noch zum Land gerechnet werden und somit unter den Rayon fallen für den das Postamt das Telegraphen- monopol hat. Dann wurden aber eine ganze Anzahl von Depeschen herüber und hinüber geschickt, bis das Schiff 30 Meilen vom Land entfernt war. Unter anderen erhielt auch ein Herr, der seine Frau schwer krank hatte zurücklassen müssen, die Nachricht, daß die Krisis der Krankheit glücklich überstanden sei. Auf der ameri kanischen Seite sind die Aufnahmeapparate noch nicht vollendet, so daß es diesesmal noch nicht möglich sein wird, vorher mit dem Fest lande zu verkehren, künftighin aber wird es möglich sein, schon 30 Stunden vor der Landung mit New-York in Verbindung zu treten. Später soll dann noch eine Station auf Sable Island errichtet werden, und wenn dies fertig gestellt ist, wird man bei der Ueberfahrt von Europa nach Amerika nur zwei Tage vollkommen von der Außen welt abgeschnitten sein. Wenn dann die Erfindungen und Ver besserungen auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie in der bisherigen Weise vorwärts schreiten, wird es nicht mehr lange dauern, bis man bei der Ueberfahrt überhaupt nicht mehr ganz ohne Nach richten vom Lande zu sein braucht. Besonders wenn alle Schiffe mit der Marconischen Telegraphie ausgerüstet sein werden, wird es trotz Sturm und Nebel möglich sein, von einem Schiff nach dem anderen zu telegraphieren. — W. W. Das neue Fernamt Berlin. Eine wichtige Neuerung im deutschen Fernsprechwesen wurde am 21. Juni beim Hauptfernspreehamt in der Französischen Straße in Berlin eingeführt. An diesem Amte münden zur Zeit 130 Fernleitungen, welche den telephonischen Verkehr von und nach Berlin zu vermitteln hatten. Durch die Einrichtung eines nach einem völlig neuen System der Aktiengesellschaft Mix & Genest in Berlin ausgerüsteten Fernamte wurde nun die Möglichkeit ge schaffen, daß die bezüglichen Fernleitungen nicht nur mit den Teil nehmern der an ihren beiden Enden befindlichen Telephonanlagen, sondern auch unter sich verbunden werden können. Diese Neuein richtung bedeutet mithin eine weitere wichtige Etappe in der Entwickelung des telephonischen Fernverkehrs. Das Fernamt besteht aus 2 Abteilungen, welche auch räumlich von einander getrennt sind Das Meldeamt enthält 4 Tische mit 24 Arbeitsplätzen, das eigentliche Fernamt, welches die Fernverbindungen der Teilnehmer sowie die Verbindung der Fernleitungen unter sieh besorgt, umfaßt 36 Arbeitsplätze an 6 Tischen. Das neue System zeichnet sich durch hohe Betriebssicherheit sowie dadurch aus, daß der Zeitbedarf für Herstellung und Lösung der einzelnen Verbindungen sehr gering ist, wodurch einerseits eine größtmögliche Ausnutzung der Fernleitungen gegeben ist, andererseits die Teilnehmer schnell und prompt bedient werden können. Er reicht sind diese Vorteile dadurch, daß ein großer Teil der bisher zur Herstellung der Verbindungen erforderlich gewesenen Handgriffe durch selbstthätig wirkende Einrichtungen ersetzt wird und somit die Möglichkeit von Irrtümern bei Herstellung der einzelnen Ver bindungen auf ein Mindestmaß herabgesetzt ist. Das Reissen der Oberleitungsdrähte der elektrischen Strassen- babn in Berlin. Ueber die Ursachen dieser Zerreißungen schreibt man dem Lokalanzeiger : Schon bei der Einrichtungen der Oberleitung war von deren fachmännischen Gegnern darauf hingewiesen worden,,, daß nach Ablauf einer bestimmten Zeit sämtliche Leitungsdrähte der’ Reihe nach brechen und eine große Gefahr für das Publikum bilden würden. Diese Zeit scheint nun bei den Drähten gekommen zu sein, die zuerst installiert und benutzt wurden. Nicht aber die mechanische Abnutzung durch die Rollen allein ist an dem Zerreißen der Drähte schuld; das Metall, aus dem sie bestehen, hat unterdes seine Struktur verändert und ist brüchig (kristallinisch) geworden, wie dies bei jedem metallischen Leiter zu beobachten ist, durch den ein elektrischer Starkstrom längere Zeit fließt. Jeder solche Leitungsdraht hat, wie der technische Ausdruck lautet, eine bestimmte Lebensdauer. Dieser ist bei den ältesten Drähten jetzt überschritten. Sie brechen, und die anderen werden folgen. Das Blatt fügt hinzu: Selbstverständlich