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XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 1. 1900 1901. 9 Abgabe der die Telegraphenzeichen hervorrufenden Stromstöße ver wendet. Beim Anruf werden bekanntlich vom Magnetinduktor Stromstöße entgegengesetzter Richtung verwendet. Es werden nun die Stromstöße der einen Richtung unbenutzt abgeleitet, während die der anderen Richtung in die Linie zur Erzeugung der Tele graphenzeichen gesendet werden. Stromstöße einer bestimmten Richtung können den Anker des am Umschalter des Telephonamtes angeordneten Klappenelektromagneten, da derselbe polarisiert ist, nicht beeinflußen, wodurch erreicht wird, daß durch Drehen der Welle der Anrufvorrichtung in verschieden langen Zwischenräumen Stromstöße mit entsprechend langen Zwischenräumen durch die Linie geschickt werden können, ohne daß die Klappe des Telephonamtes oder die Einrichtung des Empfängers dadurch beeinflußt wird. Die drahtlose Telegraphie erfreut sich nach wie vor des leb haftesten Interesses. Es ist zu erwarten, daß die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung über die drahtlose Telegraphie bald möglichst den Interessen der Schifffahrt dienstbar gemacht werden. Um die schädlichen bei Vielfachsehaltsystemen mit Doppelleitung sich bildenden Kapazitäten zu kompensieren, haben Siemens u Halske eine Schaltungsanordnung getroffen, bei der an die Spitze des Prüfstöpsels ein Kondensator von bestimmter Kapazität geschaltet wird, zum Zwecke, die an den Hals desselben angeschaltete Kapa zität der Buchsenleitung auszugleichen. Eine Vorrichtung zum Anrufen einer beliebigen Stelle von mehreren an eine Schleifenleitung angeschlossenen Stellen in Tele graphen- oder Telephonleitungen hat Alexander Brown in Syraeuse, V. St. A. patentiert erhalten. Hierbei wird je ein an jeder Stelle angeordneter polarisierter Wecker verwendet, der je nach der Strom richtung, beziehungsweise der Verwendung eines oder beider Drähte der Schleifenleitung zum Ertönen gebracht werden kann, ohne die übrigen Weckvorrichtungen in Thätigkeit zu setzen. Eine Vorrichtung zum Spannen der Membran von Fernhörern, Mikrophonen u. s. w. hat W. H. Vollenbrueh in Görlitz patentiert erhalten Eine drehbare Ringscheibe ist am äußeren Rande mit Zähnen versehen, die in ein Vorgelege eingreifen, mittelst dessen eine Drehung der Scheibe bewirkt werden kann. Dadurch, daß die Lamellen, die einen zum Festhalten der Membran dienenden Röhren ring bilden, auf einer zweiten, festen Ringscheibe drehbar gelagert sind, können dieselben die Bewegung der erstgenannten Ringscheibe mitmaehen und dadurch bewirken, daß der Röhrenring weiter oder enger wird (Neue Erf. u. Erf.) Telephonieren ohne Draht. Nach der Telegraphie ohne Draht kommt das Telephonieren ohne Draht. Das scheint nur logisch, und es fohlt auch nicht an Bemühungen in dieser Richtung. Der Post- und Telegraphenbeamte Sigmund Musits in Steinamanger behauptet nun, daß er bereits mehrere von Erfolg begleitete Versuche des Telephonierens ohne Draht gemacht habe. Musits schreibt darüber: „Nach zahlreichen und schweren Experimenten ist es mir endlich gelungen, jene Bestandteile zusammenzustellen, die zum Telephonieren ohne Draht erforderlich sind. Ich muß zunächts die Beschreibung dieser Bestandteile unterlassen, da die Erfindung sonst für mich wertlos würde. Das Experiment erfolgte aus einem Zimmer meiner Wohnung bei geschlossenen Thüren und Fenstern über meinen Hof, meinen Garten und den Perintfluß nach der g.utgepflegten großen Gartenlokalität hin, welche sich neben dem Waisenhause hinzieht. Die Spreehstation war natürlich in meinem Zimmer angebracht und die Hörstation im Garten errichtet. Selbstverständlich kann auch in der Hörstation ein Sprechapparat errichtet werden, ebenso wie auch in der Sprechstation ein Hörapparat angebracht werden kann; aber meine Geldmittel ' reichten nur zur Aufstellung einer Sprech- und einer Hörstation aus. Nach 6 Uhr abends habe ich den Apparat aufgestellt und zwei Stunden lang meinen Sohn und meine Tochter in das in meinem Zimmer aufgestellte Sprechrohr hineinsprechen lassen. Sie sangen auch hinein, und die im Waisenhausgarten zu hörenden Herren lachten viel darüber, erklärten den Versuch für sehr gelungen und gratulierten mir. Auf Hörstationen, welche sich auf einer Wasserfläche befinden, sind die Töne im Höhrrohr so stark, daß man förmlich erschrickt und die sprechende Person in seiner nächsten Nähe erwähnt, ja selbst deren Atemholen hört. Wird nur Festland einbezogen, so sind die Töne gedämpft, aber rein und gut vernehmbar. Bei Vermittlung von Festland und Wasser sind die Töne von mittlerer Stärke. Auch die Versuche in meinen Zimmern haben gute Resultate ergeben, indem ich aus dem Vor zimmer selbst das im dritten und vierten Zimmer Gesprochene und Gesungene sehr gut hörte. Jetzt brauchte ich nur Unternehmer, welche die Sache mit dem nötigen Geld in Schwung bringen und Versuche auf größeren Gebieten, zum Beispiel auf der Donau, auf dem Canal la Manche, ja sogar auf dem Atlantischen Ozean nach Amerika ermöglichen würden.“ — Das neue Wiener Tagblatt, dem dem wir diese Notiz entnehmen, bemerkt dazu: Theoretisch läßt sich gegen die Möglichkeit eines Telephonierens ohne Draht wenig ein wenden; in der Praxis dürfen aber die Schwierigkeiten wohl viel größere sein als jene, welche bisher eine rasche und ausgedehnte Ver wertung der drahtlosen Telegraphie verhindert haben. —W. W. Telephonisches. Am 16. August d. Js. wurde bei dem K. Postamt Gundelsheim eine öffentliche Telephonstellc, an welche einige Telephon teilnehmer angeschlossen sind, dem Betrieb übergeben. Sie ist durch eine neu hergestellte Leitung Neckersulm—Gundelsheim mit dem Telephonnetz des Landes in Verbindung gesetzt. Der Telephondienst wird auf die Postschalterstunden beseränkt. — W. W. Telephondienst. Seit 1. August ds. Js. wurde in Herrenalb für die Dauer der Sommermonate der Telegraphen- und Telephon dienst an den Werktagen auf die Zeit von 7 Uhr morgens bis 9 abends (ohne Unterbrechung) an den Sonn- und Festtagen auf die Zeif von 7—12 Uhr vormittags und von 3-6 Uhr nachmittags aus gedehnt. Bei dem Postamt Neuenbürg ist seit 1. August ds. Js. voller Tagesdienst für den Telegramm- und Telephonverkehr einge führt Dei' Dienst beginnt morgens um 7 (im Winter ö Uhr) und danert — Sonntags wie Werktags — ununterbrochen bis abends 9 Uhr. ‘ — W. W. Neue Telephonanstalt. In Mengen wurde eine Telephonanstalt, die mit dem Postamt vereinigt und durch Verbindungsleitungen in Saulgau und in Riedlingen an das Telephonnetz des Landes auge schlossen ist, am 1. August ds. Js. eröffnet. Mit der Telephonanstalt ist eine öffentliche Telephonstelle verbunden ; außerdem ist bei dem Telegraphenamt auf dem Bahnhof eine öffentliche Telephonstelle ein gerichtet. Der Telephondienst dauert von 7 Uhr (im Winter 8 Uhr) morgens bis 9 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen wird er von 3 bis 7 Uhr nachmittags eingestellt. —W. W. Die Zahl der Eelektrizitätswerke im Deutschen Reich betrug am 1. März ds Js. 652 gegen 489 im Vorjahre; im Bau begriffen waren 122 Werke. Die Zahl der Ortschaften, denen elektrischer Strom zur Verfügung steht, ist jetzt schon erheblich größer als die Zahl der mit Gas versorgten, nämlich 900 gegen etwa 850 Orte. An sämmtliche Werke angeschlossen waren 2 623 893 Glühlampen, 50070 Bogenlampen, 106 368 Pferdestärken, Elektromotoren etc. — W. W. Der Telautograph hat, wie jede andere Erfindung, auch seine Vorläufer. Im April des Jahres 1893 bereits beschrieb der berühmte Physiker Elisha Gray ein derartiges Instrument, dessen wesentliche Eigenschaften durch Patent sogar schon im Jahre 1888 festgelegt worden waren. Gray gab ihm auch bereits den Namen Telauto graph, da es zur Uehermittlung handschriftlicher Zeichnungen auf größere Entfernung dienen sollte. Die Konstruktion des Apparats wurde als genial anerkannt, erwies sieh aber als zu zart und kom pliziert für den gewöhnlichen täglichen Gebrauch. Seine Einrichtung beruhte darauf, daß für jeden hundertsten Teil eines Zolles, der von der Feder des Schreibenden durchlaufen wurde, ein elektrischer An trieb durch die Leitung gesandt wurde, die Feder an der Empfangs station von Schritt zu Schritt über den entsprechenden Raum bewegte und dadurch ein genau gleiches Bild der Originalschrift erzeugte. Bei dem neuen Telautographen, für den sich jetzt in England eine Ge sellschaft unter dem Namen British-Telautograph-Company gebildet hat, findet keine ruckweise Uebertragung statt, vielmehr wird die Bewegung der Feder auf der Sendestation durch einen fortgesetzten Strom vermittelt, der nur je nach der Lage der Feder an Stärke wechselt. Durch einen höchst einfachen Mechanismus wird die Feder an der Empfangsstation veranlaßt, genau dieselben Bewegungen auszuführen wie die der Sendestation und demgemäß eine getreue Kopie der Urschrift hervorzubringen. Wenn die Feder an der Sendestation vom Papier 'abgehoben wird, so hebt sich auch die empfangende Feder, macht aber auch dann die Bewegung der ersteren durchaus mit, so daß also auch Zeichnungen und Skizzen auf diese Weise übermittelt werden können, da sich eben die empfangende Feder stets auf dem entsprechenden Punkt des Papiers befindet wie die sendende. Die Schrift wird auf beiden Stationen auf einer langen Papierrolle von 5'Zoll Breite aufgenommen, die sich während der Uebertragung langsam abrollt. Der Empfangsapparat ist in jeder Beziehung selbstthätig, bis auf das Eintauchen der Feder in die Tinte macht er jede Bewegung des Sendeapparats mit und braucht demnach keine Beaufsichtigung. Zur Absendung solcher handschrift licher Telegramme ist keine besondere Geschicklichkeit nötig, man schreibt einfach das, was man zu sagen hat, in beliebiger Ge schwindigkeit -nieder mit einer Feder, die von einer gewöhnlichen nur dadurch unterschieden ist, daß sie an zwei leichte Metalldrähte befestigt ist, man braucht sich also dabei noch nicht einmal besonders zu beeilen, sondern kann sich das zu Schreibende in Ruhe über legen und die Schrift an jeder Stelle beliebig unterbrechen. Der Apparat kann in jeden vollständigen Leitungskreis eingeschaltet werden, gerade wie es jetzt im Allgemeinen mit dem Telephon ge schieht, und die zwischen London und Paris mittels der Telegraphen linie angestclltc Versuchen sind zu voller Zufriedenheit ausgefallen. - W. W. Bocbum-Gelsenkirchener StrassenbahneD, Bochum. Nach dem Geschäfts bericht erhöhte sieh in 1899 die Zahl der Wagenki'ometer von 2,54 Mill. auf 2,82 Mill., die Fahrgeldeinnahme von Mk 1,17 Mill. auf Mk. 1,36 Mill., der reine Betriebsübeisclniß vm Mk. 468,691 oder 8,84 pCt. des aufgewendeten Baukapitals auf Mk. 537,132 oder 9,97 pCt. Den gesteigerten Einnahmen stehen aber auch erhöhte Ausgaben gegenüber, namentlich infolge Auflagen der Behörden (Geleisverschiebungen etc.', Einführung elektrischer Bremsen, Ver mehrung des Betriebspersonals etc., Ausgaben, die zum größeren Teil als ein malige anzusehen seien Die Erhöhung der Baukosten ist durch den Erwerb