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229 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 21. 1900/1901. Maschinen in Askim haben je 3000 Pferdekräfte. Das Turbinenhaus ist vorläufig für 12,000 Pferdekräfte eingerichtet, mit der Möglichkeit, den Betrieb auf 45,000 Pferdekräfte zu erweitern. Alle Wasserbau arbeiten sind für 45,000 Pferdekräfte eingerichtet. Die zur An wendung kommende Spannung beträgt 20,000 Volt. Man will die Fernleitung so solide wie möglich machen und in allen Winkeln statt Holzpfähle Eisenpfähle aufstellen. Der Abstand zwischen den Pfählen wird 25—-30 m. Insgesamt wird die Leitung ca. 90 km lang, also wahrscheinlich die längste in Europa. F. M. Die elektrische Strassenhalm Hamburg - Blankenese. Von W. Röhr, Ingenieur der Helios Elektr.-Akt.-Ges. Hamburg besitzt schon seit vielen Jahren ein sehr vollkommenes Netz von Straßenbahnen für seinen inneren Verkehr. Als jedoch in neuester Zeit die rasch wachsende Stadt sich stark ausdehnte, sodaß sie mit dem benachbarten Altona aufs innigste verwuchs und mit einer Reihe früher weit ausserhalb gelegener Vororte einen zusammen hängenden Städtekomplex bildete, vergrößerte sich auch das Verkehrs bedürfnis nach diesen Vororten. Diesen vermehrten Anforderungen haben aber die elektrischen Bahnen nicht überall in gleichem Tempo folgen können, und so blieben die Bewohner mancher Vororte noch lange Jahre hindurch auf die Verbindungen durch die Wasserstraßen angewiesen, an denen Hamburg allerdings reicher ist, als irgend eine andere deutsche Stadt. Insbesondere galt dies bis vor kurzem für das unterhalb Hamburg malerisch gelegene rechte Elbufer, welches sich mit seinen steil nach der Elbe abfallenden Hügeln und seinem dahinter liegenden Hoch plateau besonders zur Anlage von Villenkolonien eignet. Seit Jahrhunderten haben doit bereits die reichen Hamburger Patrizierfamilien ihre Landhäuser bewohnt Herrliche alte Park anlagen mit mancherlei fremdländischem Gewächs, welches die See fahrer aus fernen Ländern dem heimischen Boden zuführten, legen ein augenfälliges Zeugnis für die berechtigte Bevorzugung dieser Gegend ab. Aber auch das Volk strömt, seinem Erholungsbedürfnis folgend, an arbeitsfreien Tagen in Scharen hinaus nach jenen entzückend gelegenen Uferpartien, in jene tief ins Land sich erstreckenden Parkanlagen, welche von ihren Besitzern größtenteils in dankens werter Weise dem öffentlichen Besuche freigegeben werden. Zur Bewältigung dieses an schönen Sommersonntagen ins Unge messene anwachsenden Ausflugsverkehrs standen bis vor kurzem nur die von Hamburg nach Blankenese verkehrenden Dampfboote mehrerer Schiffahrtslinien, sowie eine von Altona im Anschluß an die Hamburger Verbindungsbahn über Blankenese nach Wede 1 gehende Zweiglinie der Staatsbahn zur Verfügung. Beide Verkehrsmittel genügten aber den Anforderungen seit langen nicht mehr; die Wasserfahrt insbesondere dauerte zu lange, während andererseits die Bahnhöfe der Staatsnebenbahn viel zu weit von der Elbe entfernt liegen, als daß man von ihnen aus die Fluß ufer mit Bequemlichkeit erreichen könnte. Der Gedanke, in dem eigentlichen Parkland selbst nahe dem Elbstrande eine Straßenbahn anzulegen, ist seit vielen Jahren angeregt und erwogen worden Die Ausführung dieses Planes stieß jedoch bei den Behörden stets auf Widerstand, da man die einzige hinausführende Fahrstraße, die nahe der Elbe gelegene Elbchaussee, nicht mit Straßenbahnschienen belegen, sondern dem Verkehr der Equipagen, Fuhrwerke und Radfahrer Vorbehalten wollte. Es blieb daher nur übrig, in dem Uferstreifen einen neuen Weg für die Bahnlinie hinter den Parkanlagen zu suchen. Aber auch diesem Projekte stellten sich anfangs bedeutende Schwierigkeiten entgegen, da ein durchlaufender Straßenzug, auf welchem eine Bahn hätte geführt werden können, nicht vorhanden war, vielmehr an manchen Stellen die Anlage vollständig neuer Straßen zur Bedingung wurde, deren Durchführung durch die alten Parkanlagen teilweise auf großen Widerstand der Besitzer stieß. Die Genehmigung des Projektes einer elektrischen Bahn von Altona nach Blankenese erfolgte schließlich im Jahre 1897 auf Grund eines bereits im Jahre 1892 eingereichten Antrages nebst Planes Daraufhin übernahm die Firma Helios Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in Köln-Ehrenfeld die Ausführung und den Betrieb der Bahn. Dem Projekt war die Idee zu Grunde gelegt, einen Durchgangsverkehr von Blankenese über Ottensen und. Altona nach Hamburg und eventuell durch die Stadt hindurch bis zur Vorstadt Barrn- beek zu schaffen in der Weise, daß die neue Außenlinie an eine der vorhandenen Bahnen Hamburgs Anschluß erhalten sollte. Doch erst mehr als vierzehn Monate nach Eröffnung der bis zum Weichbild von Altona fertigen Außenlinie konnten die vielen Hindernisse beseitigt werden, welche sich der Durchführung der Linie durch die Stadt insbesondere aus dem Grunde ent gegenstellten, weil die im Projekt von 1892 vorgesehenen Straßen züge in der bis zur Konzessionserteilung im Jahre 1897 inzwischen verstrichenen Zeit mit Gleisen anderer Straßenbahn - Gesellschaften belegt worden waren, welche die Mitbenutzung derselben erschwerten. Man einigte sieh zuerst auf die Ausführung der Bahn von Blankenese bis Altona - Ottensen - Treskowallee. Diese Teilstrecke wurde bereits am 26. August 1899 in Betrieb genommen, während die Verhandlungen über die Eingliederung des erwähnten Durchgangs verkehrs erst neuerdings zum Abschluß gebracht sind. Seit dem 12. Dezember 1900 laufen die Wagen nunmehr auf der ganzen Linie von Blankenese über Altona durch Hamburg nach Barmbeck. Die Länge der ganzen Bahnlinie beträgt 19,4 km, wovon der außerhalb Altonas gelegene Abschnitt von der Treskow allee bis zur Endstation Blankenese 8,4 km ausmacht. Diese Außenstrecke ist insofern besonders beachtenswert, als sie den Charakter einer Vorortlinie trägt, wie sie ähnlich in Deutschland nur in geringer Zahl zu finden sind. Das Hinterland der waldigen Elbufer ist teilweise noch recht wenig bebaut, mit Ausnahme der vier größeren Ortschaften Othmarschen, Flottbeck, Nienstedten und Dockenhuden, welche von der Bahn durchschnitten werden. Diese führt daher auf den die genannten Ortschaften verbindenden Straßen, die zum teil neu anzulegen, größtenteils aber zu verbreitern waren, vielfach noch durch Strecken mit rein ländlichem oder parkartigem Charakter, der einen Hauptreiz für die sich der Bahn bedienenden Hamburger Ausflügler bietet. Die Energie für den Betrieb der Bahn liefert eine in der Ort schaft Nienstedten, ungefähr in der Mitte der Bahnstrecke zwischen Altona und Blankenese errichtete elektrische Zentralstation mit Dampfbetrieb, die unmittelbar an der Bahnlinie liegt. Zur Errichtung dieser Zentrale, mit der die Verwaltung der Straßenbahn, die Wagenhalle und Reparaturwerkstatt vereinigt sind, wurde der Erwerb eines Grundstückes von ca. 10400 qm Grund fläche erforderlich, über das gleichzeitig eine neue Straße geführt wurde, •welche die Route der Bahn ein Stück abkürzte. Die noch nicht mit Gebäuden bedeckten Teile dieses Grundstückes sind für später notwendig werdende Erweiterungen der Anlage sowie für Er richtung von Beamtenwohnungen vorgesehen. Die eigentliche Kraftstation ist in dem Hauptgebäude unter gebracht, das in drei durch Brandmauern voneinander getrennten Abteilungen das Kesselhaus, Maschinenbaus und die Verwaltungs räume enthält. Da das Grundstück der Zentrale ca. 20 m über dem Wasser spiegel der Elbe liegt, und außerdem der Boden dieser Gegend aus undurchdringlichem Lehm besteht, so waren die Grundwasser verhältnisse unbefriedigend. Aus diesem Grunde machte die Be schaffung des nötigen Wassers für die Speisung der Kessel und für die Kondensation des Abdampfes der Dampfmaschinen einige Schwierigkeiten, so daß die Absenkung eines artesischen Brunnens von ca. 115 m Tiefe erforderlich wurde. Jedoch ist auch die Leistungsfähigkeit dieses Brunnens nur eine beschränkte; es mußte daher für die Kondensation des Abdampfes noch eine Rüekkühl- anlage für das Kondenswasser in Form eines Bahlkeschen Kühl turmes errichtet werden. Im Kesselhaus liegen drei von der Firma Berninghaus in Duis burg gelieferte Cornwallkessel von je 10,75 m Länge mit je 2 Flamm rohren und horizontalen Innenrosten. Jeder Kessel, der doppelte Sicherheitsapparate hat, ist für 10 Atm. Ueberdruck gebaut, hat 100 qm Heizfläche und 3 qm Rostfläche für Steinkohlenfeuerung. Die Rauchzüge sämtlicher Kessel münden in einen gemeinschaftlichen Schornstein von 35 m Höhe und 1,5 m oberer lichter Weite. Die Speisung der Kessel erfolgt durch zwei doppelt wirkende, sehwungradlose Dampfpumpen, System Warthington mit je 2 Dampf- und Pumpencylindern und einer stündlichen Leistung von je 600 Liter. Das Speisewasser wird durch eine Heizschlange, durch welche der Abdampf der Pumpen geht, sowie durch die Kondensabwässer der Frischdampfleitungen auf etwa 45° Celsius vorgewärmt. Der von den Kesseln entwickelte Dampf wird den Dampf maschinen durch ein einfaches Rohrsystem zugeführt, welches dureh Ventile so unterteilt ist, daß bei Störungen Abschaltungen leicht vor genommen werden können. Im Maschinenhaus stehen zwei Dampfmaschinen von je 200 P. S. normaler effektiver Leistung, die bis auf 250 P. S. im Maximum ge steigert werden kann. Die Maschinen sind stehende Compoundmaschinen mit Riderscher Kolbenschieber-Expansionssteuerung am Hoehdruck- cylinder und Corliss-Rundsehiebersteuerung und Niederdruckcylinder. Der Hochdruckcylinder hat einen Durchmesser von 400 mm, der Niederdruckcylinder einen solchen von 630 mm. Der gemeinschaft liche Hub beträgt 400 mm. Der die Steuerung beeinflussende Regu lator reguliert die Tourenzahl, die normal 180 pro Minute beträgt, auf maximal 4 Touren auf- und abwärts bei Belastungssehwankungen von 50 0 / o in jedem Sinne. Der Abdampf der Dampfmaschinen wird zu Einspritzkondensa toren geführt und dort in Wasser zurückverwandelt. Das heiße Aus gußwasser dieser Kondensatoren wird von zwei Kreiselpumpen mit elektrischem Antrieb auf den schon erwähnten aus Holz gebauten Kühlturm von 16,5m Höhe gehoben. Dieser Turm vermag pro Stunde 70 cbm Wasser abzukühlen indem er dasselbe über vielfache Etagenroste von Holz niederfließen läßt und in dem als Reservoir dienenden, zum Bassin ausgebildeten Turmfundament sammelt. Aus diesem Bassin saugen zwei Balanciers mit dem Kreuzkopf der Hochdruckseite der Dampfmaschinen direkt gekuppelte Luft pumpen das für die Kondensatoren erforderliche Einspritzwasser durch eine 25 m lange Saugleitung wieder an. Das bei dem Kreisprozeß, hauptsächlich durch Verdunstung im Kühlturm verloren gehende Wasser wird aus dem erwähnten Rohr brunnen ergänzt, dessen Wasserspiegel etwa 10 m unter der Ober fläche liegt. Die Beschaffenheit dieses Wassers ist so gut, daß von einer besondern Reinigung desselben abgesehen werden kann. Ein Tiefpumpenwerk mit elektrischem Antrieb hebt das Wasser in das