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No 20. 1900/1901. 217 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ Allgemeine Elektrizitäts - Gesellschaft. Seitens der Stadt verwaltung Manchester wurde der Gesellschaft ein Auftrag für die dortige Zentralstation erteilt. Es handelt sich um Dampfdynamos für insgesamt 16,500 HP. und Umformer für 11,500 HP. Die Ver gebung erfolgte nach scharfer Konkurrenz gegen amerikanische und englische Firmen. Es dürfte dies der größte Auftrag sein, den kontinentale Elektrizitäts - Gesellschaften bisher nach England effektuiert haben. B. T. Elektrizitäts - Akt. - Ges. vorm. W. Lahmeyer & Co., Frank furt a. M. Wie uns mitgeteilt wird, hat der Gemeinderat von Bad Münster a. Stein der Zweigniederlassung St. Johann obiger Gesell schaft den Auftrag auf das auf Kosten der Gemeinde zu errichtende Elektrizitätswerk erteilt. Der elektrische Bahnbetrieb in Russland. Die russische Elek trizitäts-Gesellschaft „Union“ in St. Petersburg eröffnete den Betrieb einer elektrischen Bahn, welche die Stadt Lodz einerseits mit Zgierz, andrerseits mit Paljanire verbindet. Letztere beiden Ortschaften sind von Lodz 15 und 8 Werft getrennt. Es ist dies die erste in Ruß land gebaute elektrische Eisenbahn zum Transport von Reisenden und Waaren von einer Stadt zur andern. F. v. S. Westinghouse Elektrizitäts-Gesellschaft. Im Gegensatz zu der auf diesem Erdteile herrschenden Geschäftsstille scheint sich Amerika z. Zt. auf elektrischem Gebiete in einer Hochkonjunktur zu befinden, welche sich namentlich in der Beschäftigung der Großfirmen äußert, welche Maschineneinheiten von größter Leistung herzustellen imstande sind, und in diesem Geschäftszweige selbstverständlich nur mit ver hältnismäßig geringer Konkurrenz zu rechnen haben. Wie es scheint, wird die Elektrizität sowohl zur wirtschaftlichen Aufschließung einzelner Landstriche als auch zur Lösung brennender Verkehrsfragen in hervorragendem Maße herbeigezogen, und herrscht die Tendenz eines einheitlichen Betriebes stärker denn je. Ein lehrreiches Beispiel liefert der Besueh der Pittsburger Fabrik der Westinghouse Electric and Manufacturing - Company, welcher von einem Fachmann in der amerikanischen Fachzeitschrift „Electrical World and Engineer“ vom 11. Mai d. J. beschrieben wird und aus welchem wir nachstehend einen kurzen Auszug bringen. Die Gesellschaft beschäftigt in ihrem Pittsburger Werke etwa 7000 Arbeiter. Die Haupthalle für den Maschinenbau hat bei einer Ausdehnung von 400 X 250 m eine Höhe von 24,5 m, welche gleich wohl hinsichtlich des vom Laufkrahn bedienten Raumes für ver schiedene große Maschinen nicht ausreicht. Dies wird begreiflich bei der Größe der nachgenannten, derzeit in Arbeit stehenden Maschinen. In Arbeit sind: 2 Stück 5000 PS. Drehstrommaschinen für die Shawinigin Water & Carbide Company, 15 Drehstrommaschinen von gleicher Leistung für die St. Lawrence Power Company. Der größte Auftrag stammt von der Manhattan Hochbahn in New-York; derselbe umfaßt: 8 Drehstromgeneratoren von je 7500 PS. für 11,000 Volt Spannung, 26 Stück rotierende Stromwandler von 2000 PS. Leistung und 78 statische Transformatoren von je 700 PS. Der Ständer der erstgenannten Maschinen wird aus 6 verschiedenen Gußteilen zusammengesetzt, deren größtes 40,000 kg. wiegt Der Wert dieses Auftrages beläuft sich ungefähr auf Mk. 21,000,000. Ferner ein Auftrag von der Kings County Traction Company auf 2 Drehstrom-Dynamomaschinen von 4000 PS., von der New-Yorker Gas- und Elektrizitäts-Gesellschaft von 10 Maschinen ä 1500, 5 ä 750 PS. und 42 Transformatoren mit Leistungen zwischen 600—150 PS. Die Union Traction Company in Philadelphia bestellte 7 Straßenbahngeneratoren von 2200 PS., 5 ä 1100, und 2500 komplete elektrische Ausrüstungen für Straßenbahnwagen. Die Scranton Railway Co. bestellte 1 Straßenbahn - Generator von 1500 PS. und ca. 240 Motorwagenausrüstungen Die Detroit United Railway einen solchen von 2200 PS. und eine Drehstrom maschine von 1500 PS Ein Auftrag der Brocklyner Hochbahn umfaßt 4 Drehstrom- masehinen von je 4000 PS., 3 Straßenbahndynamos von je 4000 PS., 126 elektrische Ausrüstungen für die Hochbahnwagen mit je 2 Motoren von 150 PS., 1700 Ausrüstungen für Motorwagen mit Motoren von 55 PS , 11 Stück rotierende Drehstrom - Gleichstrom Umformer von 1500 PS. und 5 Stück von 700 PS. und 42 Transformatoren mit Leistungen zwischen 300 und 600 PS. Die Bostoner Hoehbahn gab 3 Gleichstrom - Dynamomaschinen von 4000 PS. und 6200 doppelte Wagenausrüstungen mit Motoren von 250 PS. und 2500 Motorwagenausrüstungen von verschiedenen Leistungen in Auftrag. Daneben sind zahlreiche, in Bezug auf diese Einheiten klein zu nennende Maschinen in Auftrag, darunter allein für Bahnzwecke z. Zt. mehr als 8000 elektrische Motorwagenausrüstungen. Für die Bearbeitung dieser Riesenmaschinen hat sich ein neues System herausgebildet. Da nämlich die Werkzeugmaschinen um Vieles leichter sind als die zu bearbeitenden Riesentrumme, so werden die ersteren tragbar eingerichtet, nach dem Werkstück hingebracht, um nicht die letzteren durch die Werkstatt bewegen zu müssen. Obwohl diese Größeneinheiten auf jeden, der Gelegenheit hatte, auf einer Weltausstellung oder in einer Zentrale eine Maschine von 3 -4000 PS. zu sehen — größere werden derzeit in Europa noch nicht gebaut — einen gewissen Eindruck nicht verfehlen werden, so wird man doch im Allgemeinen geneigt sein, die Gesamtleistung, die aus den einzelnen Ziffern hervorgeht, eher zu unter- als zu über schätzen. Es mag daher zur Klarstellung ein Vergleich herbeigezogen werden : Im Jahre 1900 betrug laut einer in der „Elektrotechnischen Zeitschrift, Berlin“ veröffentlichten Statistik die Gesamtleistung aller in den Elektrizitätswerken Deutschlands aufgestellten Betriebs maschinen ca. 260 000 PS. Summiert man die Leistungen der vor stehenden, in den Werkstätten Pittsburg East der Westinghouse Electric & Manufacturing Company im Bau befindlichen Maschinen, so kommt man für Generatoren und Transformatoren auf eine Gesamt leistung von 362000 PS., ausschließlich der gleichfalls aufgeführten Straßenbahnmotore. Würden somit sämtliche genannten Maschinen zur Hervorbringung des elektrischen Stromes dienen, so, wäre man mit denselben imstande, sämtliche öffentlichen Elektrizitätswerke Deutschlands zu versorgen und es würde noch ein Rest bleiben, mit welchem man etw i die Elektrizitätswerke Oesterreich - Ungarns voll ständig und reichlich mit Stromerzeugungsmaschinen versehen könnte. Praktische Erfolge der drahtlosen Telegraphie. Aus New- York wird berichtet: Die amerikanische Regierung hat dem New- York Gerald die Erlaubnis erteilt, Marconis drahtlose Telegraphie auf Leuchtschiff auf der Insel Nantucket einzurichten. InnerhcMo weniger Wochen können also von Europa kommende Schiffe schon von dieser Stelle aus ihre Ankunft ankündigen. Dies bedeutet eine Ersparnis von zehn bis fünfzehn Stunden, da das Leuchtschiff i 93 englisehe Meiler ostwärts von Sandy Hook liegt, von wo die Schiffe jetzt angemeldet werden. Damit ist ein wichtiger Schritt im Interesse des Handels gethan, aber auch das reisende Publikum wird Nutzen daraus ziehen können. Anfang Juli soll der Betrieb aufgenommen werden. Zu diesem Zweck wird der Mast des Leuchtschiffs verlängert und an der Küste eine Stange errichtet werden, wo Depeschen empfangen und an den Herald telegraphiert werden. Von dort werden sie durch Telegraph und Kabel in alle Teile der Welt übermittelt werden. Der Norddeutsche Lloyd hat schon drei seiner größten Schiffe mit dem Marconisystem ausgestattet, und auch die andern Linien werden zweifellos sofort Vorkehrungen treffen, das System auf ihren Schiffen einzurichten. Marconi schickte seine Leute von Europa nach Amerika hinüber; sie treffen die Ein richtungen und unterweisen die Amerikaner in ihrem Gebrauch. — W. W. Der Kowlandsclie Telegraph. Das vom verstorbenen Professor H. A. Rowland in Baltimore erfundene Telegraphen - System, das zwischen Berlin und Hamburg versuchsweise benutzt wird, ist nach „L’Electricien“ ein mehrfacher Druekapparat, welcher 4 gleichzeitige Uebertragungen in einer ein zigen Richtung ausführen kann. Die Installation der Duplex-Appa rate nach einer bekannten Methode gestatttet, gleichzeitig 4 Ueber tragungen in umgekehrter Richtung vorzunehmen. Die Duplex- Montage ist daher für die Benutzung dieses Apparats beim Tele- graphenbetriebs-Dienst unerläßlich. Das Prinzip, auf welchem dasselbe beruht, ist folgendes: Man stelle sich eine kleine Wechselstrom-Maschine vor, welche durch einen beliebigen Motor angetrieben und mittels einer Telegraphenleitung mit einer zweiten Wechselstrom-Maschine, welche die Rolle des Em pfängers spielt, verbunden ist. Die Leitung wird beständig durch periodische, abwechselnd positive und negative elektrische Ströme durchlaufen, welche, auf die Empfangsdynamos wirkend, dieselben nötigen, sich im Synchronismus mit der Erzeuger-Maschine zu drehen. Die Uebertragung der Zeichen wird beim Abgang ausgeschaltet und stellt für jedes Signal ein oder mehrere halblange Wellen des Wechselstromes her, und wird diese Ausschaltung bei der Ankunft durch die von einem polarisierten Elektromagnet - Anker eingenom mene Stellung bestätigt. Diese Stellung kann benutzt werden, um im günstigen Moment einen elektrischen Stromkreis in andern Elek tromagneten zu sehließen, welche dazu dienen, Organe einzuschalten, die zum Abdruck von durch die Uebertragungszeichen dargestellten Schriftzeiehen bestimmt sind. Fig. 1 zeigt die Sinuskurve der Wechselströme beim Abgang, Fig. 2 die Modifikation dieser Kurve durch Unterdrückung der 3. und 6. Halbperiode. Es ist zunächst zu bemerken, daß die Art wie der Synchro nismus hergestellt und zwischen dem Uebertragungs- und Empfangs- Apparat, mittels der die Leitung durchlaufender Wechselströme beim Ruhen des Manipulators aufrecht erhalten wird, gegeben ist; die Bewegung desselben darf daher in keinem Augenblick diese Wechsel ströme unterbrechen, noch den größten derselben ausschalten, um diesen Synchronismus nicht zu gefährden. Diese Wechselströme werden ferner bei der Ankunft nicht direkt von der Empfangsdynamo, sondern von einem Relais aufgenommen, dessen Anker unter dem Einfluß dieser Ströme beständig zwischen