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'204 XVIII. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU 3 No. 19. 1900/1901. Selbsttliiitiger Anruf von Fernsprechstellen. Die neue Einrichtung von der Telephon-Apparat-Fabrik Well es in Berlin betrifft eine Vorrichtung zum selbsttätigen An rufen von Fernsprechstellen, bei welcher mittels zweier elektro magnetischer Umschalter von einer auf dem Amt befindlichen Strom quelle bei Herstellung einer Verbindung zwischem dem anrufenden Teilnehmer und dem angerufenen Teilnehmer selbstthätig ein Anruf strom in die Leitung des angerufenen Teilnehmers gesendet wird, während der Strom unterbrochen wird, sobald der angerufene Teil nehmer antwortet. Wenn die Verbindung zwischen den beiden Teilnehmern hergestellt ist, wird das Telephon des Beamten von der Stöpselleitung mit welcher es für gewöhnlich für Prüfungszwecke verbunden ist, abgeschaltet. Das die Rufstromquelle abschaltende und den Stöpselstromkreis schließende Relais ist bei der vorliegenden Einrichtung mit zwei Wicklungen versehen, von denen die eine mit geringerem Widerstand in dem Stromkreis einer mit der Stöpsel leitung verbundenen Signallampe liegt, während die andere Wicklung mit größerem Widerstand in einem um die Lampe gelegten Neben- schlußstromkreig liegt, welcher von einem in der Stöpselleitung liegenden Ueberwachungsrelais i in der Weise beeinflußt wird, daß die Lampe erglüht, wenn der angerufene Teilnehmer nach Beendigung des Gespräches seinen Fernhörer an den Hakenumschalter hängt, indem hierdurch der um die Lampe gelegte Nebenschlußstromkreis unterbrochen wird. Eine derartige Vorrichtung ist in nebenstehender Figur dargestellt. Der Apparat auf der Teilnehmerstation enthält das gebräuchliche Mikrophon a, den Fernhörer 2], den polarisierten Wecker 22, einen Kondensator 23, sowie einen Hakenumschalter 24. Die Linien leitungen 1 und 2 führen zu den Kontakten der Klinken b, von welchen sie durch die Kontakte eines Unterbreehungsrelais c zu den | Polen einer Batterie e führen, wobei die Magnetwindung eines Relais J d in die Leitung 2 eingeschaltet ist, um das Signal f zum Ansprechen bringen zu können. Die Verbindungsleitung besteht aus den Leitungen 3 und 4, welche mit den Linienkontakten des Stöpsels g verbunden sind. Die Linienleitungen 3 und 4 können zu irgend einem anderen Amt führen oder zu einem Klappenschrank desselben Amtes. In die Verbindungsleitung ist nahe an dem ankommenden Ende in der üblichen Weise ein Uebertrager h eingeschaltet, wobei in jede Leitung der Verbindungsleitung je zwei von den Wicklungen des Uebertragers hinter einander eingeschaltet sind. Zwischen den Verbindungs punkten der hinter einander geschalteten Wicklungen liegt in einer Brücke 5 eine Batterie s. Diese Batterie hat den Zweck, die mit der Verbindungsleitung in Verbindung stehenden Signale zu bethätigen, sowie das Mikrophon der mit der Verbindungsleitung verbundenen Teilnehmerstation zu speisen. Das gebräuchliche Ueberwachungs relais i ist in eine Verlängerung der Leitung 3 der Verbindungs leitung eingeschaltet und regelt ein Ueberwa.chungssignal j, welches neben dem Stöpsel g der Verbindungsleitung angebracht ist. Von den beiden elektromagnetischen Umschaltern besteht der eine aus einem Magneten k und zwei Kontaktfedern 32 und 33, von denen jede mit Normalkontakten 34, 36 und Wechselkontakten 35, 37 in Berührung gebracht werden kann. Der Magnet k hat einen verhältnismäßig hohen Widerstand von etwa 100 Ohm. Der andere Umschalter besteht aus einem Elektromagneten 1, der auf Kontakt federn 42, 43 einwirkt, von denen jede mit Normalkontakten 44 und 46, sowie Wechselkontakten 45 und 47 in Berührung gebracht werden kann. Dieser Magnet hat zwei Wicklungen 48 und 49, von denen erstere einen verhältnismäßig geringen nnd letztere einen höheren Widerstand hat. Die Kontaktfedern 32 und 33 bilden die Endstücke der Drähte 6 und 7, welche zu der Hülse und der Spitze des Stöpsels g führen. Diese Drähte sind also Verlängerungen der Verbindungsleitung 3, 4, wenn die Linienleitung benutzt wird. Der normale Ruhekontakt 36 der Feder 33 ist durch den Draht 8 mit der Kontaktfeder 42 ver bunden. Der Ruhekontakt 34 der Kontaktfeder 32 ist direkt mit der Leitung 3 der Verbindungsleitung verbunden. Der Wechsel kontakt 37 der Feder 33 ist durch einen Draht 9 mit Erde ver bunden, während der entsprechende Kontakt 35 der Feder 32 zu dem einen Pol eines an der Erde liegenden Generators n führt, welcher zum Erzeugen des Anrufstromes dient. Wenn der Beamte des ankommenden Endes der Verbindungs leitung durch seip Horchtelephon den Auftrag erhält, die Verbindungs leitung 3, 4 mit der Leitung eines Teilnehmers zu verbinden, so prüft er mit dem Stöpsel g die anzurufende Leitung durch Berührung des Prüfungsringes 29. Wenn die betreffende Leitung besetzt ist, wird in bekannter Weise bei jeder Berührung des Stöpsels mit dem Prüfungsring ein Strom von dem Ringe durch die Leitungen 7, 8 und 10 fließen, wodurch jedesmal ein Knacken in dem Telephon des Beamten hervorgerufen wird Wenn die Verbindung frei ist, wird kein derartiges Knacken gehört. Es ist zu beachten, daß, sobald keine derartige Verbindung zwischen dem Draht 7 und dem Draht 4 der Verbindungsleitung besteht, das Telephon des Beamten durch fremde elektromotorische Kräfte in der Verbindungsleitung nicht gestört werden kann. Wenn die Verbindungsleitung Irei ist, steckt der Beamte seinen Stöpsel g in die Klinke der Leitung und bringt dadurch die Leitungen 6 und 7 in Verbindung mit der Linienleitung 2 und 1. Hierdurch wird ein Strom von der Batterie o durch die Drähte 11, 14 und 15 geschickt, welcher das Unter brechungsrelais c der anzurufenden Leitung unterbricht, so daß die Erdverbindung dieser Leitung abgeschaltet wird, während gleichzeitig die Prüfungsringe 29 stromführend werden, so daß sie bei einem weiteren Prüfen der betreffenden Leitung das Knacken in dem Telephon des betreffenden Beamten erzeugen. Der Magnet k wird ebenfalls erregt und legt die Kontaktfedern 32 und 33 von ihren Ruhekontakten an ihre Wechselkontakte, wodurch der Draht 7 von dem Drahte 8 abgeschaltet und mit dem Drahte 9 verbunden wird, während Draht 6 von dem Drahte 3 abgeschaltet und mit dem Stromerzeuger n verbunden wird. Von dem Generator n fließt dann ein Anrufstrom über die Leitungen 6, 2, 1, 7 und 9, wodurch der Wecker 22 der Teilnehmerstation bethätigt wird, ohne daß das Relais i erregt würde, da der Widerstand der Leitung zu groß ist. Wenn der Teilnehmer seinen Fernhörer von dem Hakenumsehalter herabnimmt, wird die Linienleitung durch das Telephon geschlossen und der Strom in der Linienleitung wird bedeutend verstärkt, da der Widerstand des Kondensators und des Weckers ausgeschaltet ist. Das Ueberwachungsrelais i wird daher erregt und zieht seinen Anker an, wodurch der Stromkreis 16, 17 geschlossen wird, in welchem die Wicklung 49 des Magneten 1 liegt Dieser Magnet wird daher er regt und legt seine Kontaktfedern 42, 43 von ihrem Normalkontakt gegen die Wechselkontakte 45 und 47, wodurch die Stromläufe geändert werden. Die Verbindung des Drahtes 11 mit der Batterie o wird unterbrochen, und der Magnet k wird stromlos, so daß die Kontaktfedern 32 und 33 wieder mit ihren Normalkontakten 34 und 36 in Berührung kommen, wodurch die Leitung 3 der Verbindungs leitung durch den Draht 6 mit der Hülse 27 des Stöpsels g ver bunden wird. Zwischen den Drähten 8 und 4 wird durch die Kontaktfeder 42 und den Wechselkontakt 45 die Verbindung her gestellt, sodaß die Leitung 7, welche in der Spitze 26 des Stöpsels g endigt, eine Fortsetzung der Leitung 4 der Verbindungsleitung bildet, welche jetzt geschlossen ist. Der Draht 10 wird von dem Draht 8 abgeschaltet, so daß das Telephon des Beamten völlig aus der Leitung ausgeschaltet wird. Von der Batterie o wird ein Ortsstrom kreis durch die Drähte 12, 13, 14 und 15 gebildet, in welchem die Signallampe j, soweit die Wicklung 48 des Magneten 1 liegt. Da dieser Stromkreis unabhängig von der Thätigkeit des Ueberwachungs relais i ist, so wird der Magnet 1 beständig erregt bleiben, so lange die Verbindung zwischen den Drähten 14 und 15 besteht. Um die Lampe j ist jedoch ein Nebenschlußstromkreis gelegt, der aus den Drähten 17 und 16 besteht, so daß die Lampe dunkel bleibt, so lange das Relais i erregt ist. Wenn nach Beendigung des Gespräches der angerufene Teilnehmer seinen Fernhörer an den Hakenumschalter hängt, wird der Widerstand der Leitung wieder bedeutend erhöht, so daß das Relais i seinen Anker los läßt. Infolge dessen wird der um die Lampe j gelegte Nebenschlußstromkreis unterbrochen, der Strom der Batterie o kann über 12 und 13 durch die Lampe j fließen, so daß diese aufleuchtet und dem Beamten das Schluß zeichen giebt. n. Das Fernsprechweseu in Holland. Die Einnahmen des Reichs telegraphen (inkl. Abgaben der staatlichen interkommunalen und internationalen Telephoneinrichtungen) beliefen sich in 1900 auf über 2 Mill. fl., wovon auf die Telephonanstalten ca 200,000 fl. entfallen.