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XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 19. 1900/1901. größere Stromschwankungen als zuvor auszugleichen. Dieser Vorteil wird aller- | dings zum Teil durch die Abnahme des inneren Widerstandes heim Erwärmen ! erreicht. Zum größeren Teile rührt er aber daher, daß die elektromotorische j Kraft der erwähnten Zellen bei Stromentnahme merklich höher bleibt als zuvor, j weil der Säuregehalt in unmittelbarer Umgebung der wirksamen Masse für j gleiche Stromdichte größer ist, als bei tieferer Temperatur Durch passende Regelung der Temperatur kann man daher die Bufferwirkung innerhalb gewisser | Grenzen auf jeden gewünschten Grad einstellen. Die Heizung kann z. B. durch j Abdampf erfolgen, in welchem Falle die Heizrohre zwischen den Zellen oder i unterhalb derselben angeordnet werden Statt des Dampfes kann auch gebrauchtes j Kühlwasser genommen werden. — n. Elektrische Beleuchtung von Balinhol'saulageu. Reiclien- l)ach i. Y.: Die elektrische Beleuchtung der ausgedehnten Bahnhofs- anlagen wurde der Helios Elektrizitäts - Aktiengesellschaft, Köln- Ehrenfeld, übertragen. Posen: Der Firma Helios Elektrizitäts - Aktiengesellschaft, Köln - Ehrenfeld, ist seitens der kgl. Eisenbahn - Direktion Posen der Auftrag auf Lieferung einer Dampfdynamo von 125 —165 PS mit einer Spannung von 220 Volt, die durch zwei Kollektoren in 2 X 110 Volt geteilt wird, als Erweiterung der bestehenden elektrischen Anlage für die Bahnhofsbeleuchtung erteilt worden. Drehstromanlage in Belgieu. Die Charbonnage du Bois du Lue, eine der größten Kohlengruben Belgiens, hat der „Helios“- Elektrizitäts - Aktiengesellschaft, Köln - Ehrenfeld, den Auftrag auf Lieferung zweier größerer Drehstromanlagen übertragen. Zunächst wird zur Beleuchtung des der Gesellschaft gehörenden Gebietes, der verschiedenen Werkstätten und der Strassen der Arbeiterkolonie eine Zentrale errichtet, welche aus zwei direkt mit den Dampfmaschinen gekuppelten Drehstromgeneratoren von je 150 KW Leistung besteht. Eine weitere Anlage, bestehend aus zwei Drehstromgeneratoren von je 300 KW Leistung ist für die Beleuchtung und Kraftübertragung auf einem neu erschlossenen Grubenfelde bestimmt. Die Drehstrom anlage, welche außer der Beleuchtung auch den Betrieb von Berg werksmaschinen aller Art, sowie einer Grubenbahn übernehmen soll, ist umsomehr erwähnenswert, als sie die erste ihrer Art ist, welche im belgischen Kohlenrevier in Betrieb gesetzt wird; es läßt sich jedoch voraussehen, daß bald andere Grubenverwaltungen dem Bei spiele der Charbonnage du Bois du Luc folgen werden. Elektrische Beleuchtnngs - Zentrale mit Kraftgas - Betrieb. Seit einigen Wochen funktioniert eine solche Anlage zur elektrischen Beleuchtung der Stadt Gmünd zur vollsten Zufriedenheit aller daran beteiligten Faktoren und erregt allgemeines Interesse, da selbe die erste ihrer Art in Oesterreich ist. Kein rauchender Schlot ver kündet dort der liehtbedürftigen Bewohnerschaft, daß die Verwandlung der im Brennmateriale schlummernden Energie der Wärme in jene des I Lichtes gewöhnlich erkauft werden müsse durch die Unannehmlichkeit | jener berüchtigten schwai’zen Wolken, die den Kaminen entströmen j und die sieh trotz der allseits gehegten Wünsche betreffs rauchloser Verbrennung bei unseren Dampfmaschinen und Kesselanlagen durch behördliche Gesetze nicht wegdekretieren lassen. Zum Betriebe von ! elektrischen Zentralen, soferne sie nicht in der Nähe entsprechender Wasserläufe liegen und dann mit hydraulischen Motoren ausgestat.tet sind, kommen wohl bis jetzt nur Dampfmaschinen zur Verwendung, welche die unangenehmen Dampfkesselanlagen mit ihren Kaminen bedingen. Das Elektrizitätswerk in Gmünd hingegen wird mit Kraft gasmotoren betrieben und erzeugt sich das für selbe nötige Kraftgas, welches auch Dowsongas oder kurzweg Mischgas genannt wird, selbst in einer entsprechenden Gasgeneratoranlage. Das zur Ver wendung kommende Brennmaterial ist Anthracit oder Coaks. Derartige Anlagen sind im Auslande schon mehrere Jahre lang im ungestörten Betriebe und ist deren Gefahrlosigkeit, Betriebs einfachheit und hohe Oekonomie erwiesen. Betreffs Ausnützung des kalorischen Wertes ihres Betriebsmittels haben die Gasmotoren die Dampfmaschinen weit überflügelt, da erstere für die effektive Pferde kraft und Stunde einen Wärmeaufwand von 2800 Kalorien und letztere selbst in ihrer vollendetsten Form als Heißdampfmaschine mit Kondensation 3800 Kalorien für dieselbe Leistung benötigen. Was den Aufwand an Brennmaterialmengen einer solchen Kraftgas anlage im Vergleiche zu einer gleich starken Dampfmaschinenanlage betrifft, so mögen die betreffenden Vergleichszahlen für die lOOpferdige Anlage in Gmünd nachfolgend angeführt werden. Für einen zehn stündigen Betrieb benötigt letztere für 100 Pferdekräfte ungefähr 450 Kilogramm Anthracit oder 600 Kilogramm Coaks, während Ein zylinderdampfmaschinen mit freiem Auspuff, die dem ursprünglichen Projekte gemäß dort hätten zur Aufstellung kommen sollen, für die selbe Leistung und in derselben Zeit 3500 Kilogramm mittelguter Kohle von fünffacher Wasserverdampfung gebraucht hätten. Da die Kraftgasmotoren bei voller Beanspruchung ihrer Leistung am günstigsten arbeiten, sind dieselben berufen, zum Be triebe der Pumpmaschinen städtischer Wasserwerke, welche immer konstante Betriebskräfte benötigen, in erster Linie zur Anwendung zu kommen. Da ferner der moderne Maschinenbau ohne Schwierig keiten rasch laufende Pumpen zu bauen vermag, so können letztere mit den rasch laufenden Gasmotoren direkt verkuppelt werden und die Anlage-, sowie Betriebskosten solcher Wasserwerke werden außer ordentlich reduziert gegenüber jenen der ursprünglichen Bauart mit langsam gehenden Dampfmaschinen und Pumpen. Da ferner Kraft gasmotoren selbstverständlich auch mit Leuchtgas betrieben werden können, eröffnet sich die weitere Perspektive, daß städtische Gas anstalten mit geringem Kostenaufwand und mit bester Ausnützung ihres Anlagekapitals den Bau städtischer elektrischer Beleuchtungs und Kraftzentralen bei Verwendung von Gasbetrieb selbst besorgen können und sich dadurch die ihnen unangenehme Konkurrenz der artiger Zentralen mit Dampfbetrieb fernzuhalten vermögen. Wir können daher die erste derartige Anlage in Oesterreich als einen besonderen Fortschritt aller daran interessierten Fachgebiete mit Freude begrüßen und wollen schließlich noch erwähnen, daß der elektrische Teil derselben von der „Vereinigten Elektrizitäts-Aktien gesellschaft, vormals Egger & Co. in Wien“ und der komplette gas technische Teil, umfassend zwei Kraftgasmotoren samt Generator anlage, von der „Skodawerke, Aktiengesellschaft in Pilsen“ gebaut wurde. Der Westinghouse - Electric - Company in Pittslmrg ist die vollständige Motor- und Control-Ausrüstung sämtlicher Hochbahnen der Brooklyn-Rapid-Transit-Company, New-York, übertragen worden. Dieses Bahnnetz umfaßt 50 km doppelgleisige Bahnspur und ist eines der größten Hochbahn - Schnellverkehrs - Systeme Amerikas. Dieser Kontrakt ist nach einer langen Reihe von Versuchen endgiltig der Westinghouse-Company zugefallen; jeder der Bewerber hatte eine Anzahl von Musterzügen zu liefern und diese Versuche erstreckten sich über einen Zeitraum von nahezu drei Jahren. Die mit bewerbenden Firmen waren die General - Electric - Company und die Sprague-Electric-Company in Amerika; jede dieser Firmen hatte ein elektrisches sogenanntes „Multiple-Control“-System, gegenüber dem von der Westinghouse-Company vorgeschlagenen Elektro-Pneumatischen System vorgelegt. Das von der Brooklyn-Rapid-Transit-Company angewandte Westinghouse-System ist dasselbe, das die British Westing- house-Electric and Manufacturing-Company Ltd , für die Metropolitan, Metropolitan District und andere Untergrundbahnen in London in Vorschlag gebracht hat. Signale auf den elektrischen Eisenbahnen. .Ueber die Signale der elektrischen Eisenbahn von Liverpool, welche 7 Meilen lang ist, wird in „L’Electricien“ Folgendes berichtet: Die Zwischenstationen sind in 14 Abschnitte geteilt; jeder Block wirkt am Anfang einer Station, und da die Entfernung nur kurz war, enthielt jede Station nur 4 Signale, d. h. ein Stations-Signal und eins für die Abfahrt auf jedem Geleise; diese letzteren dienen in der Wirklichkeit als Signal für die vorhergehenden Stationen. Ein eine Station verlassender Zug passiert ein Pedal und giebt das Signal für Gefahr; hierauf geht er sofort über ein anderes Pedal, welches das Signal zurückstellt, während das folgende Signal von Neuem Gefahr anzeigt u. s w. Der die Signale bethätigende Strom wird einer Akkumu- latoren-Batterie von 50 Yolt Spannung entnommen; auf jeder Station sind zwei Gruppen von 27 Elementen angeordnet und werden in Reihen durch eine Generator-Station geladen. Diese Akkumulatoren liefern ebenfalls die Stations beleuchtung. Die elektrische Kraftausgabe ist sehr gering. Jede Station führt 4 Signale und jedes funktioniert mit einem Strom von 5 Amp. bei 40 Volt für die Auslösung, welche mittels eines Stroms von 0,25 Amp. verharrt. Mit einem Dreiminuten-Betrieb während eines Tages von 20 Stunden wird jedes Signal daher 400mal ausgelöst und verlangt eine Ausgabe von 2000 Ampere-Sekunden, d. h 0,5 Amp.-Stunden pro Signal täglich. Die eomplette Station verlangt 80 Watt-Stunden täglich und das ganze System 1040 Watt-Stunden ; aber diese Zahlen enthalten nicht die Ausgaben für das Bestehen der Signale. Wenn man voraussetzt, daß jedes Signal 1,5 Minuten lang besteht, würde man täglich 600 Minuten gebrauchen, welche 150 Amp.-Minuten oder 2,5 Amp Stunden erfordern, d. h. die fünffache Zeit für die Auslösung. Im ersten Betriebsmonat konnte man einige Mängel und Signalunterbrechungen wahrnehmen, aber die Zahl wurde so reduziert, daß man auf 14,156,857 Operationen nur eine Störung rechnet. F. v. S. Antrieb und Gesell windigkeits Wechsel der Elektromobilen. Ueber dieses Thema hielt am 11. Februar Herr Civil-Ingenieur R. Conrad in dem Saal des Berliner Schriftsteller-Clubs einen Vortrag, der von zahlreichen Fach leuten und Interessenten besucht war. An Modellen und Zeichnungen wurden verschiedene neue Konstruktionen von Elektromotoren, deren Schaltungen und Geschwindigkeitswechsel vorgeführt. Besonders wurde auf eiuen „Lohner“- Wagen mit 12—20poligem Motor hingewiesen, der bei Parallelschaltung der Akkumulatoren 86—87 °/ 0 Wirkungsgrad haben soll. Die Gesellschaft „Vulcan“ baut einen Elektromotor mit je einem Kollektor an jedem Wellenende und zwischengeschatteten Differentialgetriebe. Die Geschwindigkeitswechsel wurden wegen Kürze der Zeit nicht näher beschrieben und waren mehrere Modelle derselben von Siemens & Halske ausgestellt. Die Diskussion, an der sich Herr Oberbaurat Klose, Stadt-Elektrotechniker Dr. Kallmann und mehrere Ingenieure beteiligten, drehte sich hauptsächlich um die gute federnde Aufhängung der Elektromotoren, ihre Anordnung auf der Vorder- oder Hinterachse des Wagens und die Zweckmäßigkeit, ein oder zwei Motoren auf einer Achse mit Zahnrad übertragung auf die Wagenräder anzuordnen, wie es z. B. die „Maxwerke“ in Cöln a. Rh. bei ihren neuen elektrischen Motorwagen thun. Es wäre gewiß für die deutsche Automobil-Industrie von Vorteil, wenn die deutschen Automobil- Clubs in Berlin und andern großen Städten im Verein mit dem mittel europäischen Motorwagen-Verein zu Berlin ein Laboratorium unter Leitung von Fachleuten errichteten, wie es neuerdings in Frankreich geschieht, um wissen schaftliche Untersuchungen über Fragen des Automobilismus auszuführen, wobei besonders auch die Akkumulatoren berücksichtigt werden, da von deren Leichtigkeit, Kapazität, Dauerhaftigkeit und Billigkeit der Antrieb der Elektro mobilen wesentlich abhängt. F. v. S.