Volltext Seite (XML)
195 XVIII. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 18. 1900/1901. Wozu der Kinematograph gut Ist. Diese moderne Erfindung, die nur zur Unterhaltung der Mäßigen geschaffen zu sein scheint, kann in der That auch sehr dankenswerte Dienste leisten. In der Music Hall in London kann man gegenwärtig interessante, nach der Natur aufgenommene Scenen vom süd afrikanischen Kriegsschauplatz sehen. Neulich nun, so erzählt die Fronde, erkannten mehrere Zuschauer auf einem dieser lebenden Bilder einen ihnen be freundeten Offizier und benachrichtigten davon sofort die Gattin desselben, die seit einem halben Jahre keine Nachricht von ihrem Mann erhalten hatte und ihn I schon tot wähnte. Sie kam von Glasgow, wo sie wohnt, sofort nach London j und besuchte die Spezialvorstellung, die der Direktor des Etablissements ihr zu Ehren veranstaltete. So konnte die Dame, dank dem Biographen, die Freude | des Wiedersehens mit ihrem Gatten schon im voraus genießen. — W. W. Eine neue Erfindung Edisons. Als der Phonograph 1878 zuerst der Welt | vorgestellt wurde, übte er eine große Anziehungskraft auf die Phantasie sowohl der Fachgenossen als des großen Publikums aus. Man sah die Zeit voraus, in j der öffentliche Beden durch den Phonographen direkt zur Kenntnis des ganzen Landes oder der ganzen Welt gebracht werden würden; man prophezeite, daß | man künftig Briefe sprechen statt schreiben werde, so daß sie der Empfänger in der Stimme und der Betonung des Absenders genießen könnte, und vor allem hoffte man, daß die Stimmen der großen Sänger und der berühmten Redner und Gelehrten durch den neuen Apparat zur Belehrung und zum Genuß späterer j Geschlechter aufbewahrt werden würden. Von allen diesen Erwartungen ist bisher ziemlich wenig in Erfüllung gegangen Die Wachszylinder, die gewöhnlich j für die phonographische Aufzeichnung benutzt werden, sind zu undauerhaft, um I jenen Absichten zu genügen. Sie sind brüchig, kommen leicht aus der Form ] und nützen sich schon nach kurzer Zeit des Gebrauchs ab. Selbstverständlich arbeitet die Technik daran, diesen Uebelstand zu beseitigen, und es giebt bereits zwei bis drei Erfindungen, die zu diesem Ziel gelangt sein sollen. Die interessanteste von ihnen ist wohl die, für die jetzt Edison ein Patent genommen hat. Er stellt von einem gewöhnlichen, mit phonographischen Zeichen bereits versehenen Wachszylinder einen sehr vollkommenen Abguß her, und zwar aus Silber mit einer dünnen Plattierung von Gold. Das scheint zugleich sehr kost spielig zu sein, aber die Sache ist gar nicht so schlimm. Die Hauptforderung der Dauerhaftigkeit solcher Aufzeichnungen wird durch das neue Verfahren zweifellos gewährleistet, denn die Edisonsehen Silberphonogramme dürften wohl jahrhundertelang Vorhalten. Eine Sammlung davon, die vielleicht von unseren Museen oder wissenschaftlichen Instituten veranlaßt werden könnte, müßte für den späteren Studenten der Geschichte, der Sprache, der Musik, in gewissem Umfange auch der Naturwissenschaft von größtem Werte sein. Ein weiterer Vorzug des Verfahrens besteht darin, daß man von solchen Phono- grammen eine fast unbeschränkte Zahl angezeichneter Kopien herstellen kann. Freilich ist die Wiedergabe der menschlichen Stimme durch den Phonographen noch immer nicht ganz befriedigend, aber es ist doch unstreitbar, daß es recht i wertvoll und interessant wäre, wenn man heutzutage etwa aus der Zeit des | 30 jährigen Krieges eine Anzahl phonographischer Aufzeichnungen besäße, und unsere Nachkommen dürften nach zweihundert Jahren wahrscheinlich nicht weniger Gewicht darauf legen, eine derartige Hinterlassenschaft aus unserer Zeit zu haben. Das Verfahren Edisons ist ebenso einfach wie geistreich. Er nimmt von dem Wachszylinder einen elektrolytischen Kupferabguß, dieser wird dann ebenfalls auf elektrolytischem Wege mit Silber überzogen, das in seiner Oberfläche selbstverständlich ebenfalls die phonographischen Zeichen der ur sprünglichen Wachsrolle aufweist. Nun wird das Kupfer mit Säure aufgelöst, so daß das Silber übrig bleibt, und dann wird zur Vermehrung der Haltbarkeit die Platte noch mit einem dünnen Ueberzug von Gold versehen. Das ganze Ver fahren geht in der Weise vor sich, daß der Wachszylinder unter eine Glas glocke gebracht wird, aus der man dann die Luft auspumpt. In die Glasglocke ragen je zwei Elektroden aus Silber und Gold hinein. Wenn man zwischen diesen einen elektrischen Strom überschlagen läßt, so werden unendlich feine Teilchen von Silber, bezw. Gold dampfförmig von den elektrischen Aus strahlungen mitgerissen und schlagen sich als ein außerordentlich dünner Ueberzug auf der Oberfläche des Zylinders nieder. Der Gold- und Silberverbrauch ist dabei außerordentlich gering. Dem so hergestellten Zylinder aus Edelmetall wird dann noch eine Füllung aus irgend einem anderen Stoff gegeben, und in diesem Zustande dürfte er nahezu unbegrenzte Zeit haltbar bleiben. —W. W. Auf der Münchner elektrischen Strassenbahn sind im vergangenen Jahr 282 Unfälle vorgekommen, davon 12 Todesfälle, 50 schwere und 220 leichte Verletzungen. In den weitaus meisten Fällen war die Unachtsamkeit des Pub likums schuld. Der Magistrat hat beschlossen, eine Reisekommission auszusenden, um zu sehen, welche Schutzvorichtungen anderwärts bestehen. — W. W. Allgemeine Lokal- und Strassenbahn - Gesellschaft, Berlin. Der Auf sichtsrat hat beschlossen, die Verteilung einer Dividende von 8 l | 2 pCt. (1899 10 pCt.) vorzuschlagen, wobei zu bemerken ist, daß im Geschäftsjahr 1900 Mk. 15 Mill. Aktien an der Dividende teilnehmen gegen 10 Mill. im Vorjahr. Die Erträgnisse der Gesellschaft wurden durch die enorme Steigerung der Kohlenpreise ungünstig beeinflußt. Der Generalversammlung wird der Antrag unterbreitet werden, behufs Deckung des für eine Reihe umfangreicher Er weiterungsbauten erforderlichen Geldbedarfs das Grundkapital der Gesellschaft neuerdings um Mk. 5 Mill neuer Aktien zu erhöhen, welche für 1901 bis zu 4 pCt. Jahresdividende erhalten und vom 1. Januar 1902 voll an der Dividende teilnehmen. Den Aktionären soll der Bezug der neuen Aktien zu 122 1 2 pCt. angeboten werden. Die Durchführung der Aktienausgabe ist durch eine der Generalversammlung zu unterbreitende Offerte eines Syndikats gesichert, welchem in Berlin die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, die Berliner Handels gesellschaft, die Deutsche Bank, die Nationalbank für Deutschland und das Bankhaus Delbrück, Leo & Co. angehören. Deutsche Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, Frankfurt a.M. Auf Antrag der Bank für Handel und Industrie sowie der Bankhäuser von Erlanger u. Söhne, Grunelius u. Co. und Hardy u Hinrichsen sind an den Börsen von Frankfurt a. M., Berlin und Hamburg, wo die alten Mk. 5 Mill. Aktien der Gesellschaft ihren Markt haben, jetzt auch die Mk. 10 Mill. der Serien C, D und E zugelassen worden. Die Ausgabe dieser drei Serien geschah schon im Juni 1898; damals wurden die Mk. 10 Mill. jungen Aktien, worauf zunächst jtbeinisches Technikum ßingcn. Rohere Lehranstalt für Elektrotechnik n. Maschinenbau verbunden init Lehrwerkstätte für GeKtrotecbitiRer. Besuchsziffer im Sommerhalbjahr 1900 1901 723 Zahl der Lehrer: 25 Der Eintritt in die Anstalt zum Studium erfolgt nur Mitte April oder Mitte Oktober; in die Werkstatt als Eleve kann der Eintritt zu jeder Zeit erfolgen. (3374) Beginn des neuen Unterrichtskursus: 21. October 1901. Programme versendet kostenfrei; die Geschäftsstelle der Anstalt: Der Direktor: Hoepke, Regierungsbaumeister im Maschinenbaufacli Gusseiserne Reformdttbel mit gekerbter in einer Platte endigenden Wurzel mit ge schlossenen aufge schraubten Rollen. mit offenen anfge- schraubten Rollen. D. R. G. M. No. 502G3 u. 125182. Fabrikation von Prima Schmied barem Guss, Temperstahlsass sowie lUeteorguWH für elektrotechnische u. alle anderen Zwecke Siilzcr Eisenwerk, fremerey & Stamm Köln-Sülz a. Rhein. (3275) Dynamomaschinen Elektromotore für Wiederverkauf u. Exiort. Umbreit & Matth es Leipzifl-Plagwitz 3. (S3«7 a) Stäbe,— Hartgummi, - Röhren, J' 1 Weinheimer Gummi- & Gutta-Percha-Waaren-Fabrik Weisbrod & Seifert Weinheim. Baden. sowie Fabrikation sämmtlicher technischer Weichgummi- und Guttapercha-Waaren. SpecUiität: Hartgummi - Isolirungsröhren leicht biegsam.