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XVIII. Jahrgang. No. 18. 1900/1901. 191 „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ a) Schwierigkeit der geeigneten Isolierung der Arbeitsleitungen, besonders an den Kreuzungen und Weicheuzungen, wozu noch die Abhängigkeit des Doppeltrolleys hinzukommt. (Der Dreiphasenstrom verlangt die Anwendung von mindestens 2 Luftleitungen von ver schiedener Polarität). Es ist daher leicht zu verstehen, daß die Isolierung um so schwieriger durchzuführen, je höher die Spannung ist; es existieren deshalb wirklich mechanische und elektrische Schwierigkeiten, welche bisher noch nicht beseitigt sind; hierdurch entsteht eine geringere Betriebssicherheit. b) Die Luftkonstruktionen, welche schon mit Gleichstrom (System mit gewöhnlichem Trolley) ziemlich kompliziert sind, bieten vom ästhetischen Standpunkt einen noch weniger befriedigenden Anblick bei der Dreiphasenverteilung. Die in Frage kommenden Schwierig keiten und das unvorteilhafte Aeußere der Leitungen wachsen noch, wenn man eine dritte Luftleitung benutzt, statt sich der Schienen als dritter Leitung zu bedienen. Die nötige Verbindung durch höhe Spannungen ist daher viel zarter und kostspieliger; andererseits ver schwinden die ökonomischen Vorteile des Systems, wenn man die hohen Spannungen nicht benutzt; endlich ist noch zu bemerken, daß man ebenso große Ladungsverlusle bei den Mehrphasenströmen wie bei den Gleichströmen nicht zulassen kann, weil, wie bereits er wähnt, die Spannungs-Verändei ungen einen sehr großen Einfluß auf die Regulierung der Motoren haben. c) Die Selbstinduktion, welche sich in den als dritte Leitung benutzten Schienen, besonders bei starker Strombenutzung zeigt, sucht schädliche Störungen im Betrieb zu erzeugen. d) Die Erscheinungen der Induktion und Störungen in den Telegraphen- und Telephonleitungen, welche hieraus entstehen, neh men bei den Mehrphasenströmen einen teilweis bedenklichen Charak ter an. Deshalb ist dies System im Innern der Städte nicht anzu wenden. . e) Die Benutzung der Mehrphasenströme, besonders wenn die Spannung hoch ist, zeigt mehr Gefahr für Beamte und Publikum als der Gleichstrom. f) Entsprechend dem vorher 1 argestellten, sind die Drehstrom- Motoren, vom speziellen Gesichtspunkt der Traktion betrachtet, weniger vorteilhaft als die Gleichstrom-Motoren. g) Endlich zwingt die Anwendung des direkten Dreipbasen- systems bei einem Vorortsnetz, welches andererseits mit einem Stadt netz mit Gleichstrombetrieb ausgeglichen ist, zur Benutzung zweier Motortypen und Verkuppelung, was eine wenig zu empfehlende Sache ist. Ferner kann man dem Aktivvermögen dieses Systems zu schreiben : a) Daß es gestattet, bedeutende Ersparnisse bei der Verteilung, besonders bei langen Leitungen, zu machen. b) Daß es keine Elektrolyse - Erscheinungen zeigt und nur außerhalb der Stadt anzuwenden ist. c) Daß es im Notfall eine von den Verteilungsleitungen ziemlich entfernte Wasserkraft benutzen kann, oder daß es die Fähigkeit be setzt, die Erzeugerstation da einzurichten, wo der beste Platz für die Feuerung und das Wasser ist. d) Daß es nur einer einzigen Zentrale bedarf, wodurch ein geringer Kostenpreis der nützlichen Kilowattstunde und die andern bereits erwähnten Vorteile entstehen. Im Allgemeinen kann dieses System in den Gegenden benutzt werden, wo nutzbare Wasserfälle existieren und sich Vorortslinien oder Vizinalstraßen verwenden lassen, welche nicht dem städtischen Straßenbahnnetz und den großen Eisen bahnen anzupassen sind. b. Systeme, bei welchen mittels statischer Umformer die durch Generatoren erzeugte Energie allmälige auf hohe Spannung für die Uebertragung, dann auf reduzierte Spannung vor Benutzung in den Arbeitsleitungen und Mo toren transformiert wird. Durch Anwendung statischer Umformer, welche, die Spannung auf den Generatorstationen erhöhen und erniedrigen im Gegensatz zu den Verteilungscentren, welche die Arbeitslinien speisen, werden die Schwierigkeiten in dem Gebäude dieser letzteren vermindert, da die Spannung geringer ist; ebenso auch die Gefahren für Beamte und Publikum. Außerdem kann wegen der hohen Spannung in den Verteilungsleitungen das Gewicht der entsprechenden Drähte bedeu tend reduziert werden. Uebrigens wird, wie oben erwähnt, letzteres System, dessen Wirkungsgrad jedoch geringer in Folge der doppel ten Umformung der Energie ist, ebenfalls angewandt. Es ist zu bemerken, daß die statischen Umformer keine Ueber- wachung verlangen; die Sekundärstationen vermehren daher die Kosten des nützlichen Kilowatt unbedeutend. Dieses System wird überhaupt benutzt, wenn die Generatorstation sehr entfernt von der Linie, oder auch wenn letztere sehr lang oder sehr belastet ist. C. Verteilung mit Gleichstrom und zugleich mit Mehr phasenstrom. Die Systeme dieser Klasse können ebenfalls in 2 Gruppen ge teilt werden: a) Systeme, bei welchen der Dreiphasenstrom direkt in Gleich strom, sei es durch Einsehalten von Transformatoren und Gleich stromdynamos, oder durch Einschalten von Drehstrom - Umformern transformiert wird. b) Systeme, wo durch Einschalten von statischen Umformern der Dreiphasenstrom allmälig auf hohe Spannung für die Ueber tragung, dann auf niedere Spannung vor Benutzung in den Motoren der Transformatoren, oder in den Drehstrom-Umformern der Empfangs stationen umgewandelt wird. Die großen Vorteile der in C angeführten Systeme sind folgende: a) Sie gestatten die Gleichstromotoren für die Wagen, sowie für die entsprechende Kuppelung beizubehalten. b) Ebenso gestatten sie, gewöhnliche Kuppelung für die Arbeits leistungen beizuhalten, woraus natürlich folgt: Befriedigendes Aeußere der Leitungen und Beseitigung der Störungsursachen, welche früher sowohl im Betrieb als bei den Telephon- und Telegraphenanlagen, angegeben wurden, Abwesenheit von Gefahr für Beamte und Publi kum, endlich die Fähigkeit, Bufferbatterien zn benutzen, welche die VerteilungsVerhältnisse verbessern. Andererseits ist der Wirkungsgrad dieser Systeme geringer als der von direkt benutztem Dreiphasenstrom wegen der Umformung des Mehrphasenstromes in Gleichstrom. Das Kupfergewicht der die Arbeitslinien speisenden Leitungen wird ebenfalls größer wegen der verhältnismäßig schwachen Spannung, endlich verlangen die Trans formator - Stationen mit Gleiclistromdynamos ein Ueberwaehungs- personal, welches den Kostenpreis der nützlichen Kilowattstunde an den Wagenmotorklemmen vermehrt und die Kontrolle schwerer macht. Es ist noch zu erwähnen, daß die Summe der Einheiten, welche bei den verschiedenen Transformator-Stationen in Betrieb sind, aus schließlich der Reserve, eine sehr viel größere Kraft als diejenige der Einheiten in der Erzeugerstation repräsentiert, weil man Störun gen berücksichtigen muß, welche sich bei einem solchen Betrieb zeigen können. Es ist leicht zu begreifen, daß alle Verhältnisse ge wissermaßen nicht nur die Kosten der ersten Anlage, sondern auch die Betriebskosten zu vermehren suchen. Diese Nachteile werden jedoch größtenteils durch den niedri gen Preis der ersten Verteilung mit hoher Spannung und die Vor teile ausgeglichen, welche aus der Verwendung des Gleichstroms so wohl bei den Arbeitsleitungen als bei den Wagenmotoren entstehen. Wie die vorhergehenden, gestatten diese Systeme die Benutzung der von den Linien entfernten Wasserfälle, aber sie haben den Vor zug, sich den durchgehenden Vorortslinien oder den an ein Stadtnetz angeschlossenen Linien leicht anzupassen, indem sie die Einführung einer einzigen Motortype und Verkuppelung gestatten. Das oben Erwähnte läßt sich eben so gut bei den Systemen der Gruppen a wie bei denen von b anwenden, letztere haben jedoch einen noch geringeren Wirkungsgrad im Vergleich mit dem direkten Dreiphasensystem) wegen der doppelten ergänzenden Transformation des Stroms durch die statischen Umformer. In Folge der hohen Spannung für die Kraftübertragung eignen sich die Systeme der Gruppe b besonders für sehr lange oder von einem Wasserfall sehr entfernte Linien. Unter den Systemen der Klasse C kann man unterscheiden; A) Die Uebertragung mit Wechselstrom - Maschinen und syn chronen Motoren von hoher Spannung und Gleichstromdynamos. B) Die Uebertragung durch Dreiphasenstrom mit Wechselstrom- Maschinen, synchronen Motoren niederer Spannung, Transformatoren für auf- und absteigende Spannung und Gleichstrom-Maschinen. C) Die Uebertragung durch Dreiphasenstrom mit Wechselstrom- Maschinen hoher Spannung, synchronen Motoren niederer Spannung, Transformatoren auf den Empfangs-Stationen und Gleichstrom-Ma schinen. D) Die Uebertragung mit Dreiphasen-Wechselstrom - Maschinen hoher Spannung, statischen Transformatoren zum Heben und Senken der Spannung und Drehstrom-Umformern. E) Die Uebertragung mit Dreiphasen - Wechselstrom - Maschinen hoher Spannung, statischer Transformatoren zum Senken der Span nung und Drehstrom-Umformern. Die Societe generale francaise de Tramways hat über den Wir kungsgrad der Systeme und Apparate dieser Klasse folgende Mit teilungen gemacht: Dreiphasen-Generatoren niedriger Spannung von großer Stärke . 95,5 pCt. Dreiphasen-Generatoren hoher Spannung 95,0 „ Transformatoren zum Erhöhen der Spannung von großer Stärke 97,5 „ Gleichstrom-Maschinen von hohem Potential .... 92,0 „ Gleichstrom-Motoren von hohem Potential 90,0 „ Transformatoren zum Senken der Spannung .... 97,0 „ Synchrone Motoren niedriger Spannung 95,0 „ Synchrone Motoren hoher Spannung ........ 94,0 „ Gleichstrom-Maschinen unter 125 Volt 92,0 „ Drehstrom-Umformer 93,5 „ Setzt man einen Verlust von 10°/ 0 in der Leitung voraus, so erhält man für die verschiedenen Uebertragungs - Systeme folgenden bestimmten Wirkungsgrad: Bezeichnung des Systems. Wirkungsgrad. Gewöhnliche Uebertragung mit Gleichstrom . . 69,3 pCt. A Uebertragung 74,9 „ 71