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XVIII. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 17. 1900/1901. 177 einerseits durch den Schlüssel des Linienwählers und andererseits durch den Anschlußpunkt der betreffenden Spreehstelle an die zugehörige Linienleitung. Diese Leitungsstrecke ist in der Figur durch den Weg s, a, b, c, d, e bezeichnet. Es ist dabei neben sächlich, ob in dieser Strecke Fernsprecher oder Signalgeber ein geschaltet sind oder nicht. Stets beginnt die Leitungsstrecke am Schlüssel s bei Punkt a, berührt den Umschaltehebel d und endigt an dem Abzweigknoten der eigenen Leitung bei Punkt e. Die angegebene Schaltungsweise der Weckbatterie bietet gegen über den bisher gebräuchlichen Schaltungen verschiedene Vorteile. Zunächst kann die bei jeder Sprechstelle befindliche Batterie zugleich als Weck- und als Mikrophonbatterie dienen, und es werden deshalb in vielen Fällen besondere Mikrophonbatterien erspart. Da außer dem bei zwei mit einander verbundenen Sprechstellen die beider seitigen Batterien hinter einander geschaltet sind, so ist wegen der Verdoppelung der Spannung die Mikrophonübertragung verstärkt Ganz besonders günstig wirkt die neue Schaltungsart bei solchen Linienwählernetzen, welche eine Einschaltung des Schlüssels an beiden mit einander sprechenden Stellen erfordern. Bei dieser englischen Einrichtung muß der Angerufene jedesmal aus der verschiedenen Zahl oder Art der Klingelzeichen erkennen, von welcher Stelle aus er angerufen wurde und auf welchen Kontakt er somit seinen Linien wähler zu bringen hat. Dieser Mißstand ist bei der vorliegenden Schaltung vermieden, da der Gerufene ohne Weiteres selbst am Linienwähler ermitteln -kann, von welcher Sprechstelle aus er angerufen wurde. Sobald der gesuchte Kontakt Berührt wird, kommt der Stromkreis zur Schließung, so daß im Fernhörer ein knackender Laut wahrnehmbar wird. —n. Ein neues Verfahren zur Herstellung isolierter Leitungen für Elektrizität. Der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin ist ein Ver fahren patentiert worden zur Herstellung metallischer Leitungen mit einer Glas- und Emailleumhüllung, welche von vorzüglich isolierender Wirkung ist. Bei der ständig zunehmenden Ausbreitung des elek trischen Kraftweges und der daraus folgenden unter- und oberirdischen Bespannung ganzer Städte und Distrikte mit elektrischen Leitungs anlagen wird noch immer von den Industrien aller Länder der Kraft verlust besonders schwer empfunden, welcher aus der bisher noch ungenügenden Isolierung resultiert. In der That ist der in Folge mangelhafter Isolierung nutzlos in die Luft oder in den Erdboden entweichende Strom die Ursache einer nicht unbedeutenden Ver teuerung des elektrischen Betriebes. Die neue Methode, den elek trischen Strom vollständig zu isolieren, ist daher nicht nur von großem Inseresse für die elektrotechnische Wissenschaft, sondern auch für die Industrie von weittragender Bedeutung. Durch Anwendung des neuen Leitungsmaterials ist eine nicht unwesentliche Verbilligung der Kosten für elektrische Leitungsanlagen zu erwarten, sofern die Herstellungskosten nicht allzu hohe sind, was bei dem großen Bedarf an Leitungsmaterial sehr wahrscheinlich ist. Die Anfertigung dieser isolierenden Leitung geschieht in der Weise, daß ein in erhitztem Zustande befindliches Rohr aus Glas oder Emaille mit geschmolzenem Metall angefüllt und samt der isolierenden Umhüllung fadenförmig ausgezogen versponnen wird Um in dem Rohr die Oxydation des Metalles, sowie auch etwaige Unterbrechungen der Metallfüllung zu verhindern, wird ein indifferentes Gas, zum Beispiel Kohlensäure, in das Isolationsrohr hineingebracht. Vermutlich wird es möglich sein, mittelst der neuen isolierten Leitung größere Elektrizitätsmehgen ohne merklichen Kraftverlust auf weite Entfernungen zu leiten. Der elektrische Lichtbogen. Vortrag gehalten in der Elektrotechnischen Gesellschaft zu Köln von Dr. Bermbach (Fortsetzung.) Prot. Wedding berichtet in der Elektrotechnischen Zeitschrift) über das Bogenlicht von Bremer in Neheim a. d. Ruhr. Bremer setzt seinen Kohlen Calcium- und Magnesiumsalze zu. Dadurch werden die blauen, violetten und ultravioletten Farbentöne stark abgeschwächt, so das das Licht milder wird. Nach Messungen von Wedding soll der spezifische Verbrauch bei den Bremer Lampen 0,1 Watt pro Kerze betragen, also ca. dreimal weniger als bei den anderen Gleichstrombogenlampen. Die beiden Potentialsprünge an den Grenzen Elektroden — Lichtbogen hat man durch verschiedene Annahmen zu erklären gesucht. Da ist zunä hst die Ansicht zu erwähnen, daß in dem Lichtbogen eine elektromotorische Gegenkraft (wie in einem Akkumulator während der Ladung) thätig sei. Meines Erachtens ist von keiner Seite ein einwandfreier experimenteller Beweis für die Existenz einer solchen Gegenkraft erbracht worden. Da ohne Figuren eine Beschreibung der meisten diesbezügliche Versuche und eine Kritik derselben nicht gut mög lich ist, so beschränke ich mich hier auf Litteraturangaben : E. Lecher, Elektrom. Gegenkraft im galv. Lichtb. Wied. Ann. 1888, 33, p. 609. Fr. Stenger, Die elektrom. Gegenkr, der Lichtb. Wied. Ann. 1892 45, p. 33. Leo Arons, Ueber den elektrischen Lichtbogen. Wied. Ann. 1896 | 102, p. 185. B 1 o n d e 1 berichtet in einer Mitteilung an die Pariser Akademie der Wissenschaften, daß selbst dann, wenn man den Lampenstrom in einer Sekunde 200 mal unterbricht und wiederherstellt und während der Unterbrechungszeit eine leitende Verbindung zwischen den Kohlen und einem Galvanometer herstellt, ein Ausschlag nicht beobachtet wird. Blondel benutzte bei seinen Versuchen einen aus voneinander isolirten Kupferlamellen gebildeten Cylinder, auf dem Paar Bürsten schleiften. Durch das eine Paar wurde dem Lichtbogen Strom zugeführt, durch das andere wurde, wenn der Maschinenstrom unterbrochen war, eine Verbindung zwischen Galvanometer und Lichtbogen hergestellt. Wenn nun auch eine elektromotorische Gegenkraft bis jetzt noch nicht nachgewiesen ist, so ist die Existenz einer solchen nicht ausgeschlossen. Ich will einige für die Richtigkeit dieser Behauptung sprechende physikalische Er scheinungen anführen. Elster und Geitel haben den Nachweis geliefert, daß sich an der Berührungsstelle zwischen einem Gase und einem glühendem Körper eine elektromotorische Kraft ausbildet. Das Zustandekommen dieser elektro motorischen Kraft kann man sich durch die Annahme erklären, ein glühender Körper habe in einem Gase das Bestreben, seine Atome als Ionen (d. h. mit einer gewissen Elektrizitätsiuenge beladen) in das ihn umgebende Medium zu senden (er habe eine Lösungstension im Nernst’schen Sinne) oder durch die An nahme, daß die Materie des glühenden Körpers mit. dem Medium oder einem Bestandteile desselben sich chemisch verbindet und ein Teil der Wärmetönung in elektrische Energie umgesetzt wird. Bei dem elektrischen Lichtbogen hätten wir demnach mit zwei elektromotorischen Gegenkräften zu rechnen, die ent gegengesetzt gerichtet sind, sich also aufheben müßten 1 2 3 * ). Wenn aber aus irgend einem anderen Grunde eine Temperaturdifferenz vorhanden sein muß — wie sie ja beim Kohlenlichtbogen wirklich existirt — so sind die beiden elektro motorischen Kräfte ungleich, und sie können eine schon vorhandene Gegenspan nung verstärken. Zweitens ist das Auftreten von Thermoströmen in Erwägung zu ziehen, aber nur in dem Falle, wo die Elektroden sich ungleich stark erhitzen. Ver gleichen wir den Lichtbogen mit dem Thermoelemente Kupfer-Eisen, so ent spricht dem Eisen der eigentliche Lichtbogen und dem Kupfer die Kohle. Verschiedene Autoren führen als Grund oder doch als einen Grund der ungleichen Temperaturen den Peltier-Effekt ins Feld. Wir wollen diesen Be griff kurz erklären: Das eben erwähnte Thermoelement liefert, wenn man die eine Berührungsstelle zwischen Kupfer und Eisen erwärmt, einen Strom, der von rechts nach links gerichtet sei. Nach C. Liebenows Auffassung ist der von der warmen zur kalten Lötstelle gerichtete Wärmestrom mit einem elektrischen Strome verbunden. Schicken wir durch die eben angegebene Kombination einen elektrischen Strom, so können wir nachweisen, daß sich die eine Lötstelle er wärmt und die andere sich abkühlt 9 ). In diesem Falle ist der elektrische Strom in den Metallen zwangsweise mit einem Wärmestrom verbunden (Liebenow). Die Erwärmung bezw. Abkühlung der Lötstellen eines Thermoelementes durch den elektrischen Strom ist zuerst von Peltier,, beobachtet worden. Die Möglichkeit ist nun nicht ausgeschlossen, daß der Peltier-Effekt bei der Kombination Kohle — heiße Gase eine bedeutende Temperaturdifferenz erzeugt. Die einfachste — allerdings bis jetzt durch nichts bewiesene — Erklärung für die Ungleichheit der thermischen und elektrischen Giößen an den beiden Elektroden ist die, daß sich an der Grenze zwischen der positiven Elektrtde und dem Flammenbogen eine Substanz von großem Widerstände ansammelt. Dieser große Widerstand, eine üasschicht von anderer chemischer Natur als die übrigen Gase, bedingt nach dem Jouleschen Gesetz eine große Wärmeent wicklung. Die Beziehung zwischenjden elektrischen Größen und der*Lichtbogenlange ist von verschiedenen Forschern zum Gegenstaude eingehender Untersuchungen gemacht worden. 1) E. T. Z. 1900, Heft 27. 2) So müssen wir schliessen, wenn wir die Beobachtung von Elster und Geitel allein zur Erklärung der verschiedenen Potentialsprünge heranziehen wollten. 3) Am einfachsten in der Weise, dass wir nach Unterbrechung des Stromes das Thermoelement sehnell mit einem empfindlichen Galvanoskop verbinden.!