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XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 1. 1900/1901. Rücksichtslosigkeit häufig verursachte Lichtverschwendung verhindern kann. Zu diesem Zwecke ist die Installation in der Weise auszuführen, daß die, für die Nachtbeleuchtung bestimmte, durch Zeitschalter be- thätigten Lampen gesondert an die Leitung angescblossen werden und Strom erhalten können, nachdem die übrigen Lampen, Kronen etc. durch besonderen Ausschalter abgeschaltet sind. In den Schlaf zimmern der Hotels empfiehlt sich die Anbringung einer Lampe mit Zeitschalter in der Nähe des Bettes; der Zeitschalter wird vorteilhaft in gewisser Höhe angebracht und durch Ziehen an einer herabhängen den seidenen Schnur in Thätigkeit gesetzt. Die Anlage läßt sich auch so einrichten, daß vör jede Lampe, außer dem gewöhnlichen Schalter, noch ein Zeitschalter gesetzt wird, von dem eine besondere Leitung zu einem gemeinsamen Umschalter führt, sodaß es möglich ist, von einer bestimmten Abendstunde ab, den Strom zu sämtlichen Lampen nur durch die Zeitschalter ge langen zu lassen. Selbstverständlich empfiehlt sich diese Einrichtung auch für Hausinstallationen, zu Gunsten der Hausbesitzer, da hiermit dem Dienstpersonal jede Lichtverschwendung unmöglich gemacht ist. Die ferner für den Hausbesitzer so wichtige Frage der nächt lichen Treppenbeleuchtung findet mit Hülfe der Zeitschalter ihre vollkommenste Lösung. Vollkommen wird die Treppenbeleuchtung genannt werden, wenn das Erlöschen der Lampen ohne Zuthun au tomatisch erfolgt. Darum sind von vornherein alle Systeme der Treppenbeleuchtung minderwertig, in denen die Lampen, die unten eingeschaltet wurden, oben oder in den einzelnen Etagen wieder aus geschaltet werden müssen. Ebensowenig ist es vorteilhaft, die Lampen nacheinander sich entzünden zu lassen, weil hierdurch das Tempo des Auf- und Absteigens bestimmt wird. Richtiger ist das gleich zeitige Brennen aller Lampen, wofür sich in einem vier- oder fünf stöckigen Hause die Zeit von ca. 3 Minuten als vollkommen aus reichend erwiesen hat, zu diesem Zwecke wird in jeder Etage an passender Stelle ein Zeitschalter angebracht. Als ein unvollkommener Ersatz für die Zeitschalter sind bisher sowohl bei der Treppenbeleuchtung, wie ganz besonders häufig bei der Beleuchtung der Telephonzellen und Abortanlagen die sogenannten Thürkontakte in Anwenwendung gekommen. Nach dem ersten Oeffnen der Thüre wird die Lampe eingeschaltet und erlischt bei dem zweiten Oeffnen. Eine Einrichtung hiermit ist deswegen un vollkommen, weil sie abhängig ist von dem vorschriftmäßigen Oeffnen und Schließen der Thüre; es kommt daher vor, daß beim Betreten des Raumes die Lampe erlischt, nachdem sie lange vorher unnötig gebrannt hat. Die Thürkontakte werden mit Vorteil durch die Zeit schalter ersetzt werden, da durch diese die Lampe ohne jedes Zu thun von selbst nach einer vorher bestimmt bemessenen Zeit erlischt. Auf die Anwendung der Zeitschalter bei elektrischen Signalan lagen sei besonders hingewiesen; das Glockensignal wird nach einer gewissen Dauer selbstthätig abgestellt. Bereits finden die Zeitschalter Anwendung in elektrischen Feuermeldeapparaten. Nachdem zur Meldung die Scheibe zerschlagen worden ist, wird durch einen Zug | an dem Griffe des Zeitschalters das Glockensignal in Thätigkeit ge setzt, das dann nach kurzer Zeit von selbst aufhört. Fig. 1. Fig. 2. Zum Schlüsse sei noch ein Hinweis auf die Konstruktion der Zeitschalter gegeben, welche von der Firma Paul Firchow Naehf., Berlin W, Kurfürstenstraße 146—147, einer Spezialfabrik für Schalt apparate zur automatischen Beleuchtung, angefertigt werden. Figur 1 zeigt die äußere Ansicht des Schalters mit Griff zum Ziehen, Figur 2 die innere des Schalters mit Griff znm Drehen. Jener eignet sieh zur Anbringung in beliebiger Höhe und kann durch eine herabhängende Schnur in Thätigkeit gesetzt werden, dieser kann, in einen Eisenkasten eingebaut, .in das Mauerwerk eingelassen werden. Besondere Vorzüge der Zeitschalter sind, daß sie kein Uhrwerk enthalten, statt dessen eine Dämpfungspumpe, und daß sie für Spannungen bis 250 Volt in Gleich- oder Wechselstrom, ebenso für ein oder doppelpoligen Anschluß verwendbar sind. Je nach Wunsch werden sie für eine Zeitdauer von einer Minute ab eingerichtet. Neue Erfindung von der grössten u. weittragendsten Wichtigkeit, *) betreffend: Ein Verfahren zur Herstellung einer absolut säure beständigen Masse, welche nicht aur dauernd säure beständig bleibt, sondern auf welche auch der elek trische Strom durchaus nicht einwirkt! Die Masse läßt sich verschiedenartig herstellen und verarbeiten: 1. Durch Pressen, 2. durch Gießen, 3. kann man damit Steine, Tongegenstände, Holz, künstliche Cementsteine, Kieselguhr, Torf, Bimstein und sonstige Materialien imprägnieren, wie auch übeiziehen, dergestalt, daß sie säure beständig und absolut stromfrei sind. Aus der Masse läßt sich daher Vieles hersteilen, was besonders in chemischen und elektrischen Betrieben nützliche und äußerst ge suchte Anwendung findet und in der Industrie als absolut not wendiges Material dient z. B Hohlgefäße, Bassins und sonstige Behälter, in welche der elektrische Strom geleitet, mit Säuren eine Funktion auszuüben hat, wie solches in elektrochemischen Betrieben der Fall, und wo bislang nur sehr teuere Materialien wie Blei und Kautschuk Verwendung finden konnten. — An dieser Stelle möge auch der sogenannten Akkumulatorenkasten Erwähnung geschehen, welche bei jedem Straßenbahnwagen oder Motorwagen aus Kautschuk gefertigt zu finden sind und natürlich durch diese neue Masse ersetzt und zu viel billigerem Preise hergestellt werden können. Es können ferner Steine zum Aufbau von Bassins oder zur Ausfütterung von Kammern (Schwefelsäure-Industrie etc.!) nebst dem nötigen dazu gehörigen Mörtel hergestellt werden, ferner Platten zu Bodenbelegen, Wandbekleidungen in chemischen oder elektrischen Räumen oder Werkstätten. — Es können-sodann Rohre und alle möglichen Gefäße aus dem Material hergestellt werden, die absolut säurebeständig sind und gleichfalls unempfindlich gegen Einwirkung der Elektrizität. — Von weitragendster Wichtigkeit ist jedenfalls die Verwendung des Materials zu Isolierungen von Kabeln und elektrischen Leitungen aller Art! Es dürfte Jedem einleuchten, daß diese epochemachende Er findung von der weitragendstCn Bedeutung ist und werden Interessenten gebeten, sich direkt an den Inhaber, den Mineralogen Hugo K r u p p, Hannover, zu wenden, der beabsichtigt in allen Ländern Gesellschaften zur ordnungsmäßigen Exploitation dieser hochwichtigen Erfindung zu gründen. Nur solvente Kapitalisten, welche sich direkt an der Gründung beteiligen wollen oder erste interessirte Firmen, welche ev. selbst zu fabrizieren geneigt, wollen sieh melden! Lokomotivfabriken mit elektrischem Betrieb. In der landesbefugten Maschinenfabrik der österr.-Ungar. Staats- Eisenbahn-Gesellschaft in Wien wird durch die Firma Ganz u. Cie. eine Zentralstation für den Betrieb ihrer Werkstätten errichtet. Zur Aufstellung gelangt ein Dreiphasen-Generator von 300 Kilowatt, welcher mit einer gleich großen Kompound-Kondensations-Dampf- maschine direkt gekuppelt ist. Der Generator macht 125 Touren per Minute bei 200 Volt Spannung. Für den manchmal notwendigen Betrieb einzelner Maschinen bei Nacht oder an Sonntagen, wenn die große Maschine nicht laufen soll, dient ein 60-pferdiger Drehstrom- Generator. Es werden vorerst ungefähr 40 Drehstrom-Motoren von 1 / 2 bis 30 PS-Leistung aufgestellt, und zwar für eine Gesamtleistung von ungefähr 400 PS. Die Antriebe sind teils Gruppen-, teils Einzelantriebe, erstere für die dichtbesetzten Transmissionsstränge, letztere für größere Arbeitsmaschinen, wie Bohr- und Schmiedema schinen, Drehbänke, Zylinder-Bohrmaschinen, Lochmaschinen, Pressen, Pumpen und Ventilatoren. Auch die Beleuchtung mit 40 Bogen- und vorerst 200 Glühlampen wird mittelst Drehstrom ausgeführt. Der bisherige Betrieb geschah mit verschiedenen, in der Fabrik ver streuten Dampfmaschinen und Lokomobilen, welche jedoch unöko- nomiseh arbeiteten. Auch die Florisdorfer Lokomotivfabrik hat im Vorjahr eine bedeutende elektrische Kraft- und Lichtzentrale gebaut, welche seit einem Jahre in tadellosem Betrieb steht. Es sind dort zwei Dampfdynamos ä 300 PS. und ein solcher ä 120 PS. aufge stellt. Die vertikalen Dampfmaschinen sind mit den Dynamos direkt gekuppelt und machen 113 Touren in der Minute; alle Maschinen sind für Parallelschaltung eingerichtet. Die Dynamos können ihre Energie in Form von Drehstrom von 280 Volt oder von Gleichstrom 2X110 Volt abgeben. Die Kraftübertragung erfolgt ausschließlich mittelst ungefähr 60 Drehstrommotoren. Die Antriebe sind gleich falls teils Gruppen-, teils Einzelantriebe; in beiden Fällen sind für die Aufstellung der Motoren und deren Antrieb auf die bestehenden Transmissionen, sowie für den direkten Zusammenbau der Motoren mit den Werkzeugmaschinen, Pumpen, Ventilatoren etc. sehr inte ressante Detailkonstruktionen zur Ausführung gelangt. Auch die Krahne werden elektrisch betrieben, ebenso wie die Beleuchtung durch 35 Bogen- und 600 Glühlampen. Die Anlage, hat sich in *) Eingesandt von Herrn Hugo Krupp, Hannover.