Volltext Seite (XML)
XVIII. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 15. 1900/1901. 154 In der Elektrotechnik war bis vor nicht langer Zeit der Metall schlauch und seine Verwendung nicht so allgemein bekannt. Nur einzelne große Firmen wandten seit Jahren eine besondere Aus führung, den „Metallschutzschlauch“, zur Ummantelung transportabler elektrischer Leitungen an, und zwar mit so gutem Erfolge, daß die Anwendung jetzt immer allgemeiner wird und sogar verschiedene Fig. 2. Elektrizitätswerke zum Schutz der Isolierungen bei beweglichen Leitungen diesen Metallschutzsehlauch vorschreiben. Es dürfte daher für die Installationsfirmen Zeit sein, sich über dieses Fabrikat der „Metallschlauchfabrik Pforzheim, vorm. Hch. Witzenmann G. m. b. H.“ zu Pforzheim zu informieren. Der Metallschutzschlauch wird aus einem Metallband aus Stahl, Bronze, cuivre poii, Aluminium etc. hergestellt, das profiliert und schraubenförmig zu einem Rohr aufgerollt ist, sodaß die profilierten Bänder fest über- und ineinander greifen (Fig. 2). Die Windungen dieses Rohres lassen sich leicht ineinander verschieben, wodurch dieses selbst einen leicbtbeweglichen Schlauch ergiebt, der infolge seines Herstellungsmaterials eine hohe Zugfestigkeit und Widerstands- j fähigkeit gegen alle möglichen Beanspruchungen besitzt. In Betrieben, in denen rücksichtslos mit den beweglichen elektrischen Leitungen umgegangen werden muß, wie in Waren lagern und Speichern, Brauereien, Eisenbahn- und anderen Werk stätten, in Hofräumen, beim Laden von Akkumulatoren etc. ist ein Fig. 3. solcher Schutz unbedingt nötg, wenn den Verletzungen der Isolierung und dadurch möglichen Kurzschlüssen vorgebeugt werden soll. Durch nichts läßt sich der Schutz besser erreichen, als durch den Metall schlauch mit seinem harten, widerstandsfähigen Material. In zierlicher Ausführung aus cuivre poli, polierter Kupferbronze oder vernickeltem Metall wird der Schutzschlaueh in Wohn-, Küchen - und Bureauräumen verwendet, um den beweglichen Leitungsdrähten bei Tischlampen, Pendeln, Kochapparaten ein schönes Aussehen außer diesem Schutz zu geben. Bei Pendeln angewendet, hat er die Last Fig. 4 des Beleuchtungskörpers zu tragen, entlastet also den Leitungsdraht j und erhält ihm doch seine Beweglichkeit, im Gegensatz zu den j festen Rohren, die sonst für den gleichen Zweck verwendet werden. Ein fernerer Vorzug der Umhüllung der Leitungsdrähte mit Fig. 5. Schutzsehlauch ist der, daß dieselben nicht scharf geknickt werden können, ein Brechen also auch bei häufiger und schneller Biegung ausgeschlossen ist. Die nebenstehenden Illustrationen zeigen den Metallschlauch in seinem Aussehen, seiner Herstellung und Anwendung, Fig. 4 auch eine Verbindung mit den Anschlußstöpseln. Bei dieser Gelegenheit erwähnen wir noch einen biegsamen Lichtträger aus Metallschlauch, der durch einen einzigen Finger druck in jede beliebige Stellung gesetzt werden kann und darin das Gewicht von Fassung, Birne und Reflektor trägt. Diese Lamp 11 , zu welcher die Fabrik nur das bewegliche Schlauchstück herstellt, sind von Bedeutung für Hotels, Bureaux, Operationszimmer etc. l)ie Elektrizität in (1er Druckerei. Der Buchdruck wird, wenn sich die aus England kommenden Prophezeiungen verwirklichen, in den nächsten Jahrzehnten eine vollständige Umwälzung erleiden, natürlich durch Vermittlung der Elektrizität. Mr. Greene, ein englischer Photograph, erklärt nicht den Druckerpressea noch den Typen den Krieg, aber der Druckerschwärze, die er ganz entbehrlich machen will, und dem Papier, das er verwandelt. Seine Haupterfindung ist ein „elek- trographisches“ Papier, das sich in der Zusammensetzung von dem gewöhnlichen Papier durch eine noch geheimgehaltene Beimischung unterscheidet, die hei der Wirkung des elektrischen Stromes leicht zersetzt wird. Das neue Papier wird nicht teurer sein als das gewöhnliche, von dem es auch noch darin abweicht, daß es nicht geleimt zu werden braucht, was bis jetzt nötig ist, weil sonst die Tinte oder Druckerschwärze darauf zerfließen würde. Greene macht die Cy- linder oder Platten mit der Druckerschwärze in der Druckerpresse ganz über flüssig Die Rolle in der Rotationspresse oder die Form in der gewöhnlichen Presse wird dem positiven Pol einer Dynamomaschine oder einer Akkumulatoren batterie verbunden, der negative Pol mit dem Cylinder bezw. der Plattform, auf der sich das Papier befindet. Durch die Berührung beider wird der Strom geschlossen, und zwar durch das Papier hindurch und nur an den Stellen, wo die beiden Metalloberflächen einander berühren. Dadurch erleidet das elektrische Papier eine zur Schwarzfärbung führende Zersetzung an den Stellen und genau in der Gestalt, wo es von den erhabenen Drucktypen berührt wird. Die Um wandlung des Papiers und der darin eintretende Farbenwechsel ist ein ganz gewöhnlicher chemischer Vorgang, hervorgerufen durch die sogenannte Elektro lyse Das Verfahren wird als sehr sparsam geschildert. In Amerika sind, wie die Pariser Zeitschrift „Der Elektrische Funke - * mitteilt, bereits Versuche mit ausgezeichneten Ergebnissen gemacht. —W.W. Triumph der ltöntgen-Strahlen. Ein auf dem Hauptpostamt in Buenos Ayres vor einiger Zeit entdeckter umfangreicher Schmuggel von Juwelen aller Art bestand darin, daß sich die Goldarbeiter und Juweliere Goldwaren in hohem Weite in deklarierten Briefen von Europa kommen ließen, wodurch sie den hohen Einfuhrzoll für Juwelen sparten, das heißt den Fiskus also einfach um die Zölle betrogen. Der arme Fiskus befand sich bisher in schwieriger Lage, da gesetzlich ein Oeffnen von verdächtigen Wertbriefen von Amtswegen nicht zulässig ist. Wie nun von Buenos Ayres berichtet wird, wurde vor kurzem in der Oberpostdirektion in Gegenwart des Ministers des Innern, des Steuerdirektors und vieler anderen hohen Beamten mit Hilfe der Röntgen Strahlen ein Versuch angestellt, Wertsendungen auf ihren Inhalt zu prüfen, ohne das Briefgeheimnis zu verletzen, und dieses Experiment fiel geradezu glänzend aus. Von 66 Wert briefen aus Berlin, Paris, Bern etc. wies der Röntgen-Apparat in 13 Packetchen je 12 kleine Damenuhren, in 17 je ein halbes Dutzend Herrenuhren, in 14 Kar tons mit aufgenähten Ringen, in 4 ein ganzes Konglomerat von Ketten, Ohr ringen, Nadeln etc nach, die natürlich alle nicht deklariert worden waren. Nachdem auf diese Weise der Juwelenschmuggel in einer dem Gesetz genügenden Form festgestellt worden war, ordnete der Bundesrichter die Oeffnung der be anstandeten Wertsendungen von Amtswegen an, und soweit sich eine oberfläch liche Schätzung machen ließ, betrug der Wert der konfiszierten Juwelen mehr als 20,000 Golddollars. Wenn man bedenkt, daß die mit Beschlag belegten Sendungen alle im Zeitraum von nur einer Woche in Buenos Ayres eintrafen, so kann man sich ungefähr einen Begriff von der Höhe der begangenen Zoll defraudationen machen, zumal feststeht, daß derartige Schmuggeleien schon seit sehr langer Zeit im Gange gewesen sind. Die betreffenden Empfänger sollen die Sendungen auf eigenes Risiko erhalten haben, sodaß sie also den ganzen Schaden tragen müssen. - WW. Akkumulatoren für Automobilzwecke. Auf der Pariser Weltausstellung waren in der elektro-technischen Abteilung besonders folgende Accumulatoren für Automobilzwecke ausgestellt: Die „Fulmen“-Akkumulatoren von der Societö nouvelle de l’accumulateur Fulmen, die „B. G. S.“ von Bouquat, Garcin & Schivre und „L’Aigle“ von der „Soeiete de l’accumulateur L’Aigle“. Diese besitzen sämtlich Gitterplatten mit verhältnismäßig viel Füllmasse, um bei geringem Gewicht in Entladungen von relativ langer Dauer (5 Stunden und mehr) möglichst hohe Kapazität zu erzielen. Die Bleiträger sind bei diesen Akkumulatoren so schwach wie möglich gehalten, so beträgt z. B. die Dicke der „Fulmen“-Piatte höchstens 2 mm. Daß die Erschütterungen des Wagens, so wie häufige starke Beanspruchung beim Anfahren, Steigungen, Kurven, schlechter Beschaffenheit der Straße u. s. w. derartige Platten rasch zerstören, liegt auf der Hand. In Paris sieht man jedoch als einen guten Automobil-Akkumulator einen solchen an, der 100 Ent ladungen aushält, bevor wenigstens die positiven Platten erneuert werden müssen. Ganz ähnliche Platten wie die oben erwähnten baut für Automobile auch die „Electrical Power Storage Co.“ in London, während einige Firmen (Julien und Excelsior) als positive Elektroden, Oberflächen-Planteplatten ver wenden. Abweichend von diesen genannten Typen ist besonders der Chlorid- Akkumulator zu nennen, welchen das „Chloride Electric Storage Syndicate Ltd* in Nordamerika, mit Filialfabrik in Manchester, ausgestellt hatte. Er ist ein Bleiakkumulator mit Schwefelsäure als Flüssigkeit, und wird zur Herstellung der Füllmasse für die negativen Platten Bleichlorid benutzt. Dieses wird mit anderen, geheim gehaltenen Zusätzen in Form von Pastillen in die ca. 25 mm weiten sechseckigen Löcher der negativen Platten eingepresst. Jede Pastille erhält zwei runde, 3 mm weite Oeffnungen. Die Chloridmischung wird elektrolytisch zu Schwammblei reduziert. Die positive Platte besteht aus Hart-