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XVIII. Jahrgang. No. 13. 1900/1901. 131 „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ bahn zu liefern, teils zu den Transformatorstationen, die an ver schiedenen Straßenecken in Drontheim zur Aufstellung kommen. In diesen wird der Strom zu 150 Volt transformiert und dann mittelst unterirdischer Kabel den Konsumenten zugeführt. Die elektrische Straßenbahn erhält eine Länge von ca. 3600 Meter. Zum Betrieb soll gleichgerichteter Strom von ca. 500 Volt Spannung und über irdische Leitung angewandt werden Die Stromzuführung zu den Wagen geschieht mittelst Bügelkontakt. Ausgeführt wird die Straßen bahnanlage durch Simeris & Halske zu einem Preis von etwa 300,000 Kronen. F. M. Elektrizitätswerk in Langenau. In der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der Vertrag der Stadt mit der Elek trizitätsgesellschaft Helios abgeschlossen, wonach die Stadt Langenau mit elektrischer Kraft und elektrischem Licht von dem Werk in Kleinkötz (Bayern) aus versorgt wird —W. W. Schutzvorrichtung an elektrischen Strassenbahn- Wagen von Ober - Ingenieur Grotewold. Die in Frage kommende Schutzvorrichtung für elektrische Straßenbahnwagen befindet sich seit % Jahren bei der Straßenbahn Hannover im Betriebe und hat sich während dieser Zeit auf Grund der anliegenden Aufstellung tadellos bewährt- In der ganzen Zeit ist die Schutzvorrichtung etwa 60 Mal in Funktion getreten und sind die betreffenden Personen jedesmal ge rettet worden. Es ist kein einziger Fall bekannt geworden, wo die Schutzvorrichtung versagt hat bezw. ernstliche Verletzungen von Per sonen durch die Schutzvorrichtung vorgekommen sind. Nach vielfachen jahrelangen Versuchen und eingehenden Studien mit selbstthätigen und nicht selbstthätigen Schutzvorrichtungen ist der Erfinder zur Konstruktion dieser Vorrichtung gekommen. Alle angestellten Versuche haben gezeigt, daß selbstthätige Schutz vorrichtungen im Straßenbahnbetriebe nicht verwendbar sind, schon aus dem einfachen Grunde, weil es sich nicht ermöglichen läßt; die selben bei den verschiedensten Pfasterungen und Straßenanlagen so anzubringen, daß jeder vor die Schutzvorrichtung kommende Körper das Herunterlassen derselben veranlaßt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß wenn auch nur ein Teil des Körpers, wie z. B. eine Hand, unter die Schutzvorrichtung kommt, der ganze Körper unweigerlich, be fördert durch die Schwankungen des Wagens, heruntergezogen wird, bezw. eine Tötung des Körpers durch die heruntorfallende Schutz vorrichtung erst recht verursacht wird. Abgesehen davon, daß der Mechanismus einer derartigen selbst thätigen Schutzvorrichtung einer außerordentlich sorgfältigen Unter haltung bedarf, der durch die kleinsten Umstände, wie z. B. Ver biegungen infolge kleiner Zusammenstösse und sonstwie außer Funk tion tritt, hat der Betrieb auf Straßenbahnen gezeigt, daß eine selbst thätige Schutzvorrichtung praktisch für denselben nicht verwendbar ist. Der Erfinder hatte als Hauptbedingung aufgestellt, daß die Schutzvorrichtung vor allen Dingen im heruntergelassenen Zustande sich dicht über dem Erdboden, welcher Art dieser auch sei, bewegen muß, und zwar so, daß kein Gegenstand dieselbe wieder anzuheben vermag; dagegen muß die Schutzvorrichtung im emporgehobenen Zu- stanne derartig angebracht sein, daß unter allen Umständen eine Hinderung im Fahren für die Wagen ausgeschlossen ist. Zu diesem Zweck besteht die Schutzvorrichtung aus einem Eisen rahmen mit darauf befindlichem Geflecht, welcher durch zwei Füh rungsstangen am Perron befestigt und in vier Lagern auf- und ab wärts bewegt werden kann. Im ausgelösten Zustande fällt die Schutzvorrichtung durch die eigene Schwere auf die Erde herab und ist die Konstruktion der artig gewählt, daß in diesem Zustande den oben aufgeführten Be dingungen voll und ganz entsprochen wird. Die Auslösung der Schutzvorrichtung ist mit einer unwillkür lichen Bewegung des Führers in Verbindung gebracht. Der Führer hat bei vorkommenden Fällen zunächst das Bestreben, schnell aus zuschalten und kann er hierbei, wenn er die Kurbel ein wenig über den Nullpunkt hinwegzieht, die Schutzvorrichtung sofort zum Herunter fallen bringen. Diese Konstruktion ist bei den Wagen der Straßenbahn Hannover mit der Kurzschluß- bezw. Gegenstroinbremse in Verbindung gebracht. Zu gleicher Zeit kann auch ein einfacher Stoß init der Hand die Schutzvorrichtung zum Fallen bringen. Bei den in der Zusammenstellung aufgeführten Fällen ist überall die Kurzschluß- bezw. Gegenstrombremse zur Anwendung gekommen und ist hierdurch jedenfalls bewiesen, daß die Geistesgegenwart eines Führers ausreichend genug ist, um Unglücksfälle, selbst wenn zur Verhinderung nur eine kurze Spanne Zeit zur Verfügung steht, mit dieser Schutzvorrichtung zu verhüten. Die Uebertragung einer Kurbel von einem Hebel der Kurz schluß- bezw. Gegenstrombremse zur Auslösung geschieht durch Hebel übersetzung und durch einen Schieber, der durch eine Feder in die Ruhelage zurüekgedrückt wird. In einer großen Zahl von Straßenbahnen ist die Schutzvorrich tung bereits angebracht worden. (Mitgeteilt von Hugo Krupp in Hannover.) Elektrische Bahnen in Breslau. Die Vorbereitungen zur Um wandlung der Pferde-Eisenbahn in den elektrischen Betrieb sind auf den Strecken Pöpelwitz—Ohlauer Thor und weiter Taschenstraße— Oberschlesischer Bahnhof in diesen Tagen begonnen worden. Gegen wärtig hat die Elektrizitäts - Gesellschaft „Union“ Berlin auf der Taschenstraße die Vorrichtung zur Anbringung der Leitungsdrähte für die elektrische Leitung in Aktion treten lassen, auf welchen Strecken schon im Frühjahr dieses Jahres der elektrische Betrieb eingerichtet werden soll. Berliner Strassenhahnlinien. Der „Lokalanz.“ meldet: Zehn Millionen Mark zahlte heute die Stadt Berlin der Firma Koenen & Comp. Damit ist die Stadt mit dem heutigen Tage Eigentümerin der Siemens & Halske’sehen Straßenbahnlinien geworden. Die Aktien sind heute in den Besitz des Magistrats gelangt. Von dem Vorbe halte, 500,0 0 Mark Aktien später liefern zu dürfen, war von dem Bankhause bis auf einen unwesentlichen Bruchteil kein Gebrauch gemacht Unfälle auf den Münchener Strassenbahnen. Interessante, aber auch beunruhigende Mitteilungen werden polizeilicherseits über die Unfälle auf der hiesigen elektischen Trambahn im Jahre 1900 gemacht. Danach kamen 141 Zusammenstöße und 149 Verletzungen vor. Von den Verletzungen wurden 34 durch Zusammenstöße, 76 durch Ueberfahren, 39 durch Auf- und Abspringen verursacht Zwei Personen wurden sofort getötet, 50 schwer verletzt — davon sind 11 den Verletzungen nachträglich erlegen — und 97 leicht verletzt. Ein Verschulden der Trambahn ist in acht Fällen festgestellt, während in 106 Fällen das beteiligte Publikum selbst die Schuld trug und in 33 Fällen die Sehuldfrage nicht entschieden werden konnte. —W. W. Schnelltelegraph Berlin-Paris. Der Mehrfach - Typendruck- Telegraph des Franzosen G. Baudot arbeitet — wie man der Köln. Zeitung schreibt — so vorzüglich, daß seine Leistungen auf der Linie Berlin-Paris alle Erwartungen übertroffen haben. Nachdem das Haupt telegraphenamt ein genügendes Bedienungspersonal für den Baudot- Apparat ausgebildet hat, ist nunmehr das System für den größten Teil des Tages in regelrechten Betrieb genommen worden. Es hat sich gezeigt, daß der gesamte Verkehr zwischen Berlin . und Paris zu dem bisher fünf Telegraphenleitungen erforderlich waren, jetzt bequem durch den Baudot - Betrieb auf einer einzigen Leitung abgewickelt werden kann. Der Betrieb geht glatt von statten und wird selbst durch kleine Leistungsstörungen nicht beeinflußt, Das Arbeiten am Baudot-System strengt, soweit die bisherigen Beobach tungen reichen, die Beamten nicht mehr an als das Arbeiten am Hughes-Apparat. Schade, daß sieh das Baudot-System nicht für den Betrieb langer Kabelleitungen eignet, sonst wäre hiermit dem Schmerzenskinde der Telegraphenverwaltung, nämlich dem deutsch englischen Telegraphenverkehr, sofort geholfen. Da dies aber nicht der Fall ist, so bleibt ihr nur eine weitere Vermehrung der kost spieligen Kabel nach England übrig Die neuen Erfolge auf dem Gebiete der Schnell- und Mehrfach - Telegraphie eröffnen der Tele graphenverwaltung eine eigenartige Aussicht: wird in Deutschland durchweg der Baudot - Betrieb eingeführt, wird dann ferner der Schnelltelegraph von Pollak & Virag für die Zeitungs-Telegraphie nutzbar gemacht, und gelingt es schließlich dann noch dem Professor Slaby, seine neuesten Errungenschaften bezüglich der abgestimmten mehrfachen Funkentelegraphie auf die gewöhnlichen Telegraphen- Leitungen anzuwenden, was nur eine Frage der Zeit und voraus sichtlich einer kurzen Zeit sein wird, so reicht der vorhandene Tele graphenverkehr für die Ausnutzung der bestehenden Telegraphen- Leitungen kaum mehr aus. —W. W. Teleplionverkehr in Württemberg. Am 1. Januar d. J. hatte Württemberg 158 Telephonstellen mit zusammen 10,500 Abonnenten. Dazu kommen noch 91 Telegraphenanstalten mit Telephonbetrieb, die hauptsächlich in kleineren Orten eingerichtet sind. Gegenüber der rapiden Zunahme, welche die Abonnenten Verzeichnisse in früheren Jahren aufzuweisen hatten, läßt sich jetzt konstatieren, daß fast über all, auch in den größeren Städten, ein gewisser Beharrungszustand eingetreten ist. Die verhältnismäßig größte Zunahme fällt, abgesehen von den neuerrichteten Telephonanstalten, natürlich auf die größeren Städte des Landes. So ist im Laufe des letzten Jahres die Teil nehmerzahl gestiegen in Stuttgart von 3212 auf 4841, in Heilbronn von 588 auf 631, in Ulm von 535 auf 594, in Cannstatt von 333 auf 350, in Göppingen von 249 auf 283, in Gmünd von 222 auf 235, in Eßlingen von 251 auf 280, in Reutlingen von 230 auf 270, in Ludwigsburg von 138 auf 167, in Hall von 51 auf 64, in Ravens burg von 143 auf 164, in Tübingen von 173 auf 204 etc. —W. W. Telephonverbimluiig Stuttgart-Kornwestheim. Am 1. März d. J. ist bei dem K. Postamt Kornwestheim eine öffentliche Telephonstelle, an welche einige Telephonteilnehmer angeschlossen sind, dem Betrieb übergeben worden. Sie ist durch besondere Leitungen Kornwest heim—Stuttgart und Kornwestheim—Ludwigsburg mit dem Telephon netz des Landes in Verbindung gesetzt. Der Telephondienst dauert von 7 Uhr (im Winter 8) bis 12 Uhr Vormittags und von 1 bis 9 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen von 8 bis 9 und von 11 bis 12 Uhr Vormittags und von 6 bis 7 Uhr Abends. —W. W. Elektrischer Fernmelder I). R. G. M. von F. W. ßasclike & Co., Reick-Dresden. Dieser Apparat ist für Fabrikräume von hohem Nutzen, insofern er zu Verhütung von Bränden und Betriebsstörungen dient. Das Warmlaufen eines Maschinenlagers, selbst wenn dabei kein Brand entsteht, ist immer mit materiellen Verlusten verknüpft, insofern als