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127 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 13. 1900/1901. spule des Zählers die Sekundärspannung gegenüber der Primär spannung um den Winkel a verschoben ist. Zur Erreichung des obigen Zweckes ist daher nur nötig, die Spannungsspule des Zählers in den Sekundärkreis eines entsprechend bemessenen Transformators einzuschalten, dessen Primärspule von der Netzspannung gespeist wird, wie es Figur 2 zeigt. In dieser Figur bedeutet die durch eine doppelte Linie eingerahmte untere Figur den Zähler, dessen stark ausgezogene Windungen die Hauptstromspule und dessen dünne, um das Hufeisen gelegte Windungen die Spannungsspule darstellen sollen. Die Anwendung des Transformators zur Erreichung obigen Zweckes ist schon bekannt. In allen diesen Fällen aber hat der Transformator mehrere Ströme und daraus resultierende Ampere windungen zu schaffen; wie aber ist hierbei von der Klemmen spannung der Spannungsspule die Rede, die bei vorliegender Er findung den Ausgangspunkt bildet. Auch bei den hier angewendeten Transformatoren kommen nur deren Spannungen in Frage. Zur Erläuterung der hier in Frage kommenden Gesichtspunkte möge die Anwendung vorstehender Ausführungen auf einen Wechsel stromzähler, System Blathy, für 110 Volt dienen. Bei diesem Zähler besitzt die Nebenschlulspule einen Widerstand von 5,6 Ampere und durchfließt dieselbe einen Strom von 0,5 Ampere. Dies ergibt einen Ohm’schen Spannungsverlust von 0,5.5,6 = 2,8 Volt. Es ist hiernach in diesem Falle in Figur 1 die Klemmenspannung AB =110 Volt, der Ohm’sche Spannungsverlust A C = 2,8 Volt und CB die durch Selbstinduktion verbrauchte Spannung. Gleichzeitig zeigt A C die Richtung des in der Spannungsspule des Zählers fließenden Stromes an, sodaß Winkel BAC die Phasenverschiebung desselben gleich 88,5° gegenüber der Klemmenspannung angibt. Der Winkel a, um den die Netzspannung gegenüber der Klemmenspannung und daher auch die Primärspannung des benutzten Transformators gegenüber dessen Sekundärspannung verschoben sein muß, ist daher 90°—88,5° =1,5°. Diesen Betrag aber erhält man nun schon bei größeren Transformatoren bei induktionsfreier Belastung. Der obere Teil in Figur 2 zeigt den Transformator, bei dem die Regulierung der Phasenverschiebung zwischen der Sekundär- und Primärspannung durch Veränderung der magnetischen Streuung erfolgt., iHWÄW— 0 Fig.3. Eine andere Regulierung des Winkel a kann man durch Vor schaltung eines Widerstandes w, vor die Primärwicklung des Trans formators erreichen. Soll der Winkel a größer oder kleiner werden, so ist die Induktivität des Widerstandes w t kleiner oder größer als die scheinbare der Transformatorwicklungen zu wählen. Eine andere Regulierung kann gleichzeitig mit oder auch ohne Aenderung der magnetischen Streuung durch Parallel- und Vorschaltung von Wider ständen zum primären oder sekundären Kreise oder beiden zugleich erfolgen (Fig. 3 und 4). In diesen Figuren bedeuten AB die Netz spannung, AC die primäre Spannung des Transformators, BC die Spannung des Widerstandes w 1; AE die Sekundärspannung des Transformators, DE die Spannung des Widerstandes w 2 , AD die Klemmenspannung der Spannungsspule des Zählers, welche um den Winkel ADF == a gegenüber der Netzspannung verschoben ist, sodaß die Richtung AF des Stromes der Spannungsspule senkrecht zur Netzspannung steht, wie es auch das Spannungsdiagramm ADF der Spannungsspule zeigt. In allen diesen Fällen hatte der Transformator die gesamte Energie der Spannungsspule aus der Netzleitung zu übertragen. Soll nun aber der Transformator möglichst klein werden, so kann er auch nur einen geringen Bruchteil der in der Spannungs spule des Zählers verbrauchten Energie übertragen. Will man nun unter Anwendung der obigen Hilfsmittel trotzdem 90° Phasen verschiebung erhalten, so kann man dies auf folgende Weise erreichen. Trägt man in Figur 1 die Netzspannung AD in entgegen gesetzter Richtung von A auf, sodaß AE in Größe und umgekehrter Richtung die Netzspannung darstellt, und faßt man die so erhaltene Linie BE ebenfalls als Spannung auf, so bildet die Klemmen spannung AB die Resultierende der Netzspannung AE und der un bekannten Spannung BE. Nun ist aber dargethan worden, daß man unter Anwendung der obigen Hilfsmittel der sekundären Spannung des Transformators jede beliebige Größe und Phasen verschiebung gegenüber der Netzspannung geben können. Diese Sekundärspannung macht man in Größe und Richtung gleich BE und setzt diese mit der Netzspannung AE zur resultierenden Klemmenspannung A B zusammen. Schon der Augenschein lehrt, daß diese Spannung BE viel kleiner als die Klemmenspannung AB ist. Der Transformator hat daher, wie beabsichtigt, nur nur noch den dieser Spannung BE entsprechenden Bruchteil an Energie zu übertragen. — n. Die Telegraphen und Telephone auf der Pariser Ausstellung. Ein Bericht über diesen Gegenstand wurde dem Elektrischen Ingenieur-Verein durch John Gavey, Chef-Ingenieur des General- Postamts in London, vorgelegt. Er untersucht nur die ausgestellten j Apparate, welche einige bemerkbare Neuheiten bieten oder einen in | den letzten 10 Jahren besonders hervorgetretenen Fortschritt zeigen I und teilt dieselben in 3 Unter-Abteilungen: Telegraphen, Telephone und Phonographen. Bei der Klasse der Telegraphen lenkt er die i Aufmerksamkeit des Publikums auf drei bestimmte Systeme, wovon j jedes einen großen Wert vom wissenschaftlichen Standpunkt besitzt, | obwohl sie sehr ungleich vom praktischen Gesichtspunkt sind. Sie | sind teils zum Zweck gebaut, um die Schnelligkeit der Mitteilungen, welche in einem Telephonstromkreis übertragen werden können, zu erhöhen, teils um die nötige Abschrift bei den Empfangs- Apparaten wie bei dem Morse-System aufzubeben; aber sie be ruhen auf verschiedenen Grundsätzen. Gavey beschreibt die Appa rate der Telegraphen-Gesellschaft (Rowlard de Baltimore) die sogen. Multiplex - Typen, welche das gleichzeitige Absenden von acht Depeschen, 4 in jeder Richtung gestatten; ebenso lenkt er die [ Aufmerksamkeit auf ihre Haupteigentümlichkeiten. Das zweite I System ist das von Ernest Mercadier in Paris, ebenfalls Multiplex- j Type, bei welchem 24 Depeschen auf einmal in einem einzigen Strom- i kreis, 12 in jeder Richtung übertragen werden können. Das dritte j System ist das von Pollak & Virag, welches wiederholt beschrieben j ist. Bei der telephonischen Sektion erinnert Gavey an die große | Wichtigkeit der automatischen Anruf-Systeme in den Bureaus und I beschreibt hierbei die Ausstellung der Western - Electric - Gesellschaft mit ihren Telephontischen mit Centralbatterie. Ebenso erwähnt er der Postei Vinay - Apparate und eines von Gavey selbst ausgestellten Ensembles; endlich spricht er von den Schalttafeln von Siemens & Halske und besonders von der Abonnenten - Station mit Indikator. Er beendet diesen Teil seiner Konferenz durch Beschreibung der ge teilten Telephonstromkreise, der Kohlen für Mikrophone etc. Bei der Sektion der Telegraphie ohne Draht, beginnt er mit der Beschrei bung der elektromagnetischen Methode des englischen Postamts, dann folgt das System Ducretet & Popoff, die Methode Slaby-Arco der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin und der der amerikani schen Drahtlosen - Telegraphen-Gesellschaft. Die anderen behandelten Gegenstände beziehen sich auf das Telegraphon Poulson und das Telephon Hirmondo in Budapest. Die dieser Konferenz folgende Diskussion wurde von William Preece eröffnet. Nach einigen allgemeinen Bemerkungen spricht er j von dem Kampf zwischen der Nationalen Telephongesellschaft und dem englischen Postamt und den Gemeinden. Wenn man annimmt, ! daß es einen Betrieb giebt, welcher durch eine einzige Verwaltung geleitet werden muß, so ist dies wohl die Telephonie. Er glaubt, j daß der Tag kommen wird, wo jeder Einwohner das Telephon bei | sich hat, und daß Alle auf diese Weise leicht in abwechselnde Ver bindung treten können. Aber gegenwärtig fürchtet er, daß diese Idee sich schwerlich verwirklichen wird. Die schönste Sache, welche Gavey beschrieb, ist, sagt er, das Telegraphon oder der Mikrophonograph. Dies ist eine wunderbare Erfindnng, welche auf ausgezeichneten Grundsätzen basiert ist; dies ist eine Sache, welche die Augen der Physiker, Telegraphisten und Elektrotechniker auf die Frage der molekularen Eigenschaft der magnetischen und elektrischen Opera tionen lenken wird. Gavey resümiert die Pariser Konferenz über die C. G. S. Einheiten des magnetischen Feldes und des Fluxes; erstere nennt er „Gauss“, letztere „Maxwell“. William Preece zweifelt stark, daß der Name „Maxwell“ im Gebrauch definitiv angenommen wird. Warum nicht Max! Hammer aus Amerika sagt, daß er aus Paris und Berlin, von einer Reise auf dem Kontinent kommt und durch mehrere elektrische Apparate intcressirt worden sei. Einer derselben wurde von Gavey bereits erwähnt, aber er sei falsch benannt, denn man müßte ihn Telephonograph nennen In Berlin war er Zeuge von interessanten Experimenten mit diesem verbesserten Apparat, aber er fügt hinzu, daß man ihn noch nicht öffentlich verbreiten kann; er müsse jedoch von seiner Einfachheit und Verbesserung sprechen. Oft hatte er Gelegenheit, Phonographen zu hören, aber noch niemals konnten die selben dem gegenüber- gestellt werden, was man vom Telephonograph erhält. In Budapest sah er das Telegraphensystem von Pollak & Virag; dieser Apparat ist ebenfalls bewunderungswert und scheint sehr befrie digend zu funktionieren. Roberts erklärt, daß er in der Ausstellung mit Verkaufs-Ständen betraute Leute gefunden habe, welche nicht die hinreichenden Kenntnisse besaßen, um die ausgestellten Apparate zu beschreiben und nicht einmal über ihren Betrieb unterrichtet wären. Dieser Uebelstand vermehrte sich durch einen schlecht abgefaßten