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122 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 12. 1900/1901. wege nach ganz Süddeutschland, den Reichslanden, der Schweiz und Italien, der richtige Platz sei für die Fabrikation von Stahlwaaren, in deren Bezug man hierzulande im wesentlichen auf den rheinisch-westfälischen I-ndustriebezirk angewiesen war. Der 35 000 qm grosse Fabrikplatz ist von 2 Stellen aus an die Geleise der Gr. Badiscben Staatsbahn (Mannheim - Schwetzingen) angeschlossen; d:e Geleise der „Rheinau“ G m. b H. verbinden denselben direkt mit den drei von dieser Gesellschaft erbauten grossen Häfen und dem unmittelbar benachbarten grossen Lagerplatz des rheinisch-westfälischen Kohlensyndikats. Das Verbringen der Zufuhrgüter nach den einzelnen Verwendungsstellen im Betriebe und das Wegschaffen der fertigen Waaie durch die Bahn oder durch’s Schiff läßt sich mittels der vorhandenen mustergültigen Einrichtungen auf’s einfachste und billigste bewerkstelligen. Formerei und Schmelzerei sind zusammen in einem 120 Meter langen Bau untergebracht, dessen Hauptschiff 14 m und dessen Nebenschiffe je 8 m breit sind. Das eine Nebensehiff ist auf 78 m Länge bis auf 15 m erweitert und birgt die 2 basischen S. M. Oefen mit je 10 tons Fassungsraum sowie ein System von den Gußstücken zu entfernen bestimmt sind, teilweise auch diese und die Schmiedestücke bis zu jeder gewünschten Stufe der Fertigstellung bearbeiten. Dem Stande der heutigen Erfahrung entsprechend werden die kleineren Werk zeugmaschinen in Gruppen von Transmission, die größeren direkt elektrisch angetrieben Gemeinsam in einem Gebäude untergebracht, aber dennoch scharf getrennt, ist die Dolomitaufbereitung mit Cupolofen, Steinbrechern, Kollergang, Becher werk, Sieb und Theermischer und die Formmasse-Aufbereitung mit Zer kleinerung-,-, Sieb- und Mis -happaraten. Ein in abgetrennter Maschinenstube aufgestellter 30 PS Motor treibt die Transmission für alle diese Apparate sowie die Pumpe für den Akkumulator der Formpressen. Gleichzeitig werden von hier die Apparate der Wäsche in Bewegung gesetzt, die aus den Schlacken die noch verwendbaren Coksstücke trennen soll. Neben dem Dolomitbau steht die Halle der Generatoren, die von einem direkt elektrisch angetriebenen 15 PS Ventilator angefeuchteten Unterwind erhalten und das erzeugte Gas mittels eines weiten ausgemauerten Rohre3 nach den Oefen leiten Gesamtansicht. Mechanische Werkstätte. von 4 Tiegelöfen. Im Hauptschiff laufen 2 elektrische Dreimotorenkrähne mit 15 bezw. 7,5 tons Tragkraft, in den Seitenschiffen, hauptsächlich für Former arbeiten, mehrere leichte Handkrähne. Hier haben auch mehrere grössere und kleinere Zahnräderformmaschinen sowie hydraulische Formpressen für Massen artikel ihre Aufstellung gefunden Die Martinofenbühne liegt erhöht, der Last verkehr wird durch elektr. Aufzug bewirkt. Ein stattlicher Hofraum, dessen Zweckmässigkeit als Stapelplatz für Formkasten u. s. f. durch einen ihn voll kommen bestreichenden Laufkrahn erhöht wird, trennt drn Giessereibau von der mechanischen Werkstätte. Diese ist ebenfalls dreischiffig gebaut und hat bei 60 m Länge eine Breite von 25 m. 3 Laufkrähe, von denen der schwerste 12 tons trägt und mit drei Motoren ausgerüstet ist, bedienen die drei Schiffe Die Mittelschiffe der beiden Gebäude treten aus der eigentlichen Gebäudefront heraus; durch die Seitenwände dieser Vorsprünge geht das Fabrikgeleise hindurch, sodass man ohne weiteres mit den Laufkrahnen der Mittelschiffe die Waaren aus oder in Eisenbahnwagen verladen kann. In den überaus hellen luftigen Räumen sind durchweg erstklassige starke Werkzeugmaschinen aufgestellt, die teilweise nur die Einguß- und Saugtrichter Außer dem stattlichen Geschäftshaus sind noch die Modellschreinerei, die mit allen erforderlichen Hülfsmaschinen ausgerüstet ist, ein dreistöckiges Modell baus und das Pförtnerhaus zu erwähnen, das einen geräumigen Speisesaal sowie Brause- und Wannenbäder birgt. Interessieren dürfte, daß auf dem ganzen Werk bisher kein Dampfkessel in Betrieb ist. Die Kraft wird in Gestalt von Drehstrom mit 3000 Volt Spannung vom Elektrizitätswerk der „Rheinau“ G. m. b. H. bezogen, wird dann im Werk auf 220 Volt transformiert um nun teilweise unmittelbar die zahl reichen Drehstrommotore zu speisen, teilweise um nochmals durch Umformer- maschinen in Gleichstrom verwandelt zu werden, dessen Verwendung in ver schiedener Spannung für die elektrische Schweißanlage geboten und für den Krahnbetrieb durch Hauptstrommotore ökonomischer als solche von Dreh strom erschien. Die Erzeugnisse des Werkes dienen den verschiedensten Zwecken des Maschinen- und Schiffsbaues, der keramischen und chemischen Industrie, Zahn räder, Säurekessel, Preßcylinder, Brückenauflager, Schiffsschrauben, Kreuzköpfe