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120 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 12. 1900/1901. Bei einer Geschwindigkeit von 25 km pro Stunde wurde ein 9 Tonnen schwerer Trambahnwagen im Gefälle von 30°/oo auf 1,8 Meter zum Stillstand gebracht. Eine größere Leistung liese sich zwar leicht noch erzielen wird aber vom Erfinder als vollständig überflüssig erachtet. Der Wagenführer hat nur die ihm bisher zur Verfügung stehenden Schaltvorrichtungen zu bedienen, worauf die Bremse in Funktion gesetzt wird. Nach 2 Minuten ist der Wagen wieder betriebsfertig und kann im Notfall die Bremse sofort wieder in Thätigkeit gesetzt werden. Das ganze Prinzip ist eine originelle Kombination von elektrischer Kurzschlußbremse mit automatischer Sandstreuvorrichtung und Hemmgestänge. Zu jeder gewünschten ferneren Auskunft ist die Gesellschaft für Patentverwertung der electromechanischen Notbremse (System Planta) in Basel (Byfangweg 26) gerne bereit. Die Konzession elektrischer Strassenbahnen Konstanz —Kreuz- lingen—Emmishofen—Konstanz, Kreuzlingen—Münsterlingen und Emmishofen-Ermattingen, wie sie der schweizerische Bundesrat ge nehmigte, wird auf 50 Jahre vom 21. Dezember 1900 an erteilt. Der Sitz der Gesellschaft ist in Kreuzlingen. Die Bahn wird mit Spurweite von einem Meter und eingleisig erstellt. Dem Bund und eventuell dem Kanton Thurgau ist unter den üblichen Bedingungen das Rückkaufsrecht Vorbehalten, das frühestens 30 Jahre nach Er öffnung des Betriebes geltend gemacht werden kann — W. W. Societa auonima Elettricitä Alta Italia, Turin. Im Betriebe der dieser Gesellschaft gehörenden Trambahn in Turin ist eine Ver änderung getroffen worden durch gänzliche Abschaffung der Akkumu latoren und Einführung der Oberleitung auf allen Linien, wodurch man wesentliche Betriebsersparungen erhofft. lieber die Wetterführung der elektrischen Hoch- beziehungs weise Untergrundbahnen von Siemens & Halske vom Potsdamer Bahnhof nach dem Spittelmarkt und dem Alexanderplatz fanden zwischen Vertretern des Magistrats und des Polizeipräsidiums Ver handlungen statt, die das Ergebnis hatten, daß allseitig die baldige Ausführung dieses Projektes für wünschenswert erachtet wurde. Es wurde auch darüber verhandelt, ob die Weiterführung der Hoch bahnen und die Anschlüsse der Untergrundbahn von der Stadt oder von Siemens & Halske ausgeführt und betrieben werden sollen. Bei den Verhandlungen wurden natürlich auch andere Pläne der städtischen Verkehrsdeputation erörtert, besonders der einer nord südlichen Unterpflasterbahn im Zuge der Friedrichstraße im Anschluß an die Untergrundbahn Potsdamerplatz — Alexanderplatz. Die Ver handlungen ergaben ein volles Einverständnis der Vertreter des Polizei präsidiums mit denen der Stadt. - B. T. Die erste elektrische Bahn für den Güterverkehr bei Berlin wird im Frühjahr eröffnet werden. Sie wird den Bahnhof Rummels burg mit Ober-Schön weide am rechten Spreeufer verbinden. Die Geleise sind bereits gelegt Den Betrieb übernimmt die Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen. Die Bahn, die normalspurig angelegt ist, hat in erster Linie den Zweck, die Güterwagen der Staatsbahn vom Bahnhof Rummelsburg ohne Umladung in die Höfe der Fabriken an der Oberspree zu bringen; dies geschieht durch elektrische Lokomotiven, die ihren Strom einer über die Strecke gezogenen Oberleitung entnehmen. Elektrische Bahn über die Pyrenäen. Von dem Ingenieur Rouviere ist ein Plan für eine elektrische Bahn über die Pyrenäen ausgearbeitet worden, der nach der Zeitschrift für Post und Telegraphie Aussicht hat, auf Annahme hei dem französischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Die Bahn soll von Lerida in Spanien ausgehen und im Thal von Arau auf französischem Boden endigen. Der Kamm des Gebirges soll durch einen Tunnel von 3,8 Kilometer Länge durchschnitten werden. Die elektrische Kraft kann durch Ausnutzung der Wasserfälle der oberen Garonne bezw. aus dem Stromlauf des Noguera- Ribagorazana gewonnen werden. Eine deutsche Gesellschaft hat sich bereit erklärt, den Plan näher zu prüfen. — W. W. Die Gesamtlänge der Telegraphenleitungen hat 405,178 km, die der Telephonleitungen dagegen 526,652km betragen; Telephon teilnehmer waren Ende 1899 159,561 vorhanden. Telegramme wurden 41,280 Mill. befördert, während 574,020 Mill. Telephon gespräche vermittelt worden sind. Die Gesamteinnahmen haben 373,6 Mill. Mark gegen 349,1 Mill. Mark im Jahre 1898 betragen. Die fortlaufenden Ausgaben sind von 302 Mill. Mark im Jahre 1898 auf 322 Mill. Mark im Jahre 1899, die einmaligen Ausgaben von 47 auf 52 Mill. Mark gestiegen. Der Ueberschuß beziffert sich auf 4D/2 gegen rund 38 Mill. Mark im Jahre 1898. — W. W. Das lteisseu von schneehelasteten Telephondrähten in Liver pool hatte neulich ein größeres Unglück im Gefolge. Die herabge fallenen Drähte kamen mit der Leitung 'für die elektrischen Bahnen auf mehreren stark frequentierten Straßen in Berühung und die davon abgeleiteten Ströme brachten eine Reihe von Passanten und Tieren in Lebensgefahr. Es war unmöglich, die in die Drähte verwickelten Personen zu befreien; ein Polizist, der dies versuchte, erhielt einen heftigen Schlag. Leider konnte auch der Betrieb der elektrischen Bahnen nicht sofort eingestellt werden, da die telephonische Leitung zur elektrischen Zentrale ebenfalls unterbrochen war. Schließlich konnte man durch Abhacken der Drähte mit Beilen einige der Unglücklichen befreien. Es -wurden zwei Männer getötet und drei zehn weitere Personen verletzt. Auch vier Pferde sollen getötet würden sein. — W. W. Telephonisches ans Württemberg. Die Post Verwaltung ist in anerkennenswerter Weise bestrebt, dem beständig zunehmenden Telephonverkehr durch Vermehrung der Telephonleitungen bezw. deren bessere Ausnützung gerecht zu werden Wie aus dem Telephon kärtchen im Teilnehmerverzeichnis von 1901 ersichtlich, sind wieder verschiedene neue Telephonleitungen in der Ausführung begriffen oder schon gebaut. So wurde letzter Tage eine dem direktem Ver kehr mit Konstanz dienende Leitung Stuttgart—Tuttlingen—Konstanz fertiggestellt und dadurch einem längst empfundenen Bedürfnis abge holfen, da die Verständigung mit Konstanz auf dem bisherigen Weg über Rottweil—Villingen — Donaueschingen etc. meist sehr mangelhaft war. Eine weitere Verbindung Stuttgart—Konstanz läßt sich auch über Ravensburg durch eine neuerstellte Telephonleitung Ravens burg—Konstanz ermöglichen. Auf beiden Wegen wird nunmehr eine gute Verständigung mit Konstanz erzielt. Neu ist auch die direkte Fernleitung Stuttgart—Straßburg. — Zur besseren Ausnützung der Telephonleitungen ist neuerdings zwischen verkehrsreicheren Städten, welche durch mehrere Fernleitungen miteinander verbunden sind, das sogenannte Doppelsprechsystem eingeführt worden, d. h. aus den vier Drähten zweier Telephonleitungen werden durch besondere Vor richtungen drei Telephonleitungen kombiniert, so daß gleichzeitig drei Verbindungen hergestellt werden können, wo bisher nur zwei Ver bindungen möglich waren. Diese Einrichtung, welche sich bis jetzt bewährt hat und als ein Fortschritt in der Telephontechnik zu be zeichnen ist, kommt unseres Wissens erstmals in Württemberg zur Anwendung. — W. W. Erhöhung der Bearbeitungsfähigkeit des Aluminiums. Es ist bekannt, daß das Magnesium, in 10 bis 30 Gewichtsteilen dem Aluminium zugesetzt, die Bearbeitsfähigkeit desselben verbessert. Es werden durch einen solchen Zusatz dem Aluminium alle die Eigenschaften gegeben, welche demselben in reinem Zustande fehlen, und zwar ohne sein spezifisches Gewicht zu erhöhen, sondern dasselbe entsprechend dem geringeren spezifischen Gewicht des Magnesiums etwas herabzusetzen. Die Versuche haben weiter ergeben, daß die Aluminium-Magnesium-Legierung mit zunehmendem Magnesiumgehalt spröder wird, daß man andererseits unter normalen Verhältnissen nicht unter den angeführten niedrigsten Magnesiumzusatz herunter gehen darf, wenn nicht die Bearbeitungsfähigkeit mit schneidenden Werkzeugen aufgehoben werden soll. Die von der Deutschen Magnalium - Gesellschaft in Berlin angestellten weiteren Versuche haben Mittel ergeben, durch welche die Bearbeitungsfähigkeit des reinen Aluminiums erhöht wird, selbst wenn man unter den genannten niedrigsten Gehalt von Magnesium (10 pCt.) heruntergeht. Zur Erreichung dieses Zweckes werden die Komponenten der Legierung in solchem Verhältnis zu einander zusammen geschmolzen, daß auf 100 Teile Aluminium 2 bis 10 Teile Magnesium entfallen. Auf diese Weise entsteht eine Legierung, welche sich in gegossenem Zustande kaum merklich von dem reinen Aluminium unterscheidet, welche sieh ebenso wie das Reinaluminium walzen und ziehen läßt, welche aber aueh ebenso wie das Rein aluminium die Uebelstände aufweist, daß es sich mit schneidenden Werkzeugen nicht gut bearbeiten läßt, und daß es beim Feilen schmiert. Wird dieses Material aber einem Verdichtungsprozeß durch Walzen, Ziehen, Pressen u. s. f. unterworfen, so zeigt sich die merk würdige Tbatsaehe, daß die Eigenschaften des Materiales völlig andere geworden sind. Dieses Material besitzt im Gegensatz zu dem in gleicher Weise behandelten Reinaluminium dieselben Eigenschaften, die sonst nur durch wesentliche höhere Magnesiumzusätze zum Aluminium erreicht werden können, d. h. die Legierung mit den geringenMagnesiumzusätzenläßt sich wieder vortrefflich mit schneidenden Werkzeugen bearbeiten. Bei der praktischen Ausführung des Walzens wird in folgender Weise vorgegangen. Die Materialstücke werden zunächst ein oder mehrere Mal kalt durch die Walzen hindurehgezogen, daun auf etwa 400 bis 500° C erhitzt, wieder ein bis mehrere Mal kalt gewalzt und diese abwechselnde Behandlung durch Erhitzen und Walzen so oft wiederholt, bis die gewünschte Materialstärke erreicht ist. Die Er hitzung der Legierung ist aus dem Grunde zweckmäßig, weil anderen falls durch das fortgesetzte Auswalzen das Material schließlich rissig werden würde. Durch das Erhitzen hingegen wird ihm seine ursprüngliche Zähigkeit wieder gegeben. In dieser Hinsicht verhält sich also die Aluminium-Magnesium-Legierung, welche auf 100 Teile Aluminium 2 bis 10 Teile Magnesium enthält, ähnlich dem Messing, der Bronze und einigen anderen Legierungen, bei denen das wieder holte Auswalzen ebenfalls durch abwechselndes Erhitzen ermög licht wird. Bemerkt sei noch, daß Legierungen, welche auf 100 Teile Aluminium 3 bis 5 Teile Magnesium enthalten, die günstigsten Resultate beim Auswalzen ergeben, indem dieses Material sowohl hinsichtlich seiner Festigkeit, als auch seiner Bearbeitungsfähigkeit dem Messing wenigstens gleichwertig und hinsichtlich mancher Eigen schaften, wie z, B. der Zähigkeit, sogar überlegen ist. Eine Aluminium-Magnesium-Legierung, welche unter 2 pCt. Magnesium enthält, läßt sich durch Walzen nicht mehr härten; ein Gehalt von über 9 pCt. Magnesium hingegen ergiebt ein verhältnismäßig sprödes Material, welches für den Walzprozeß weniger gut geeignet ist. Diese Legierung von Aluminium und Magnesium behält ihre Härtungsfähigkeit durch Materialverdichtung bei, auch wenn derselben größere oder geringere Zusätze von anderen Metallen, z. B. Antimon, Arsen, u. s. w., beigegeben werden. — n. Stahl mittels Elektrizität zu entwickeln. Dem beim Eisenwerk in Güsingen im Gofleborger Lehn angestellten Ingenieur Kjellin ist anscheinend