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XVIII. Jahrgang. .ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 12. 1900/1901. 119 Lautt(inendes Wechselstrom-Läutewerk. Dieses Läutewerk von Siemens & Halske arbeitet mit kommutiertem Gleichstrom, welchen es selbst kommutiert. Zu diesem Zweck sind innerhalb des Läutewerkes zwei Stromwender vorgesehen, welche sich wechselweise mittels polarisierter Elektrömagnete antreiben, und von denen der eine, vermittels besonders kräftiger Magnete be triebene, gleichzeitig zur Bewegung des Glockenklöppels dient. Für gewisse Zwecke, insbesondere für Eisenbahnsignalanlagen dürfte es vorteilhaft sein, beide Stromwender unter Verwendung kräftiger Elektro-Magnete zum Betriebe je eines Klöppels zu benutzen, so daß sie besondere wechselweise tönende Läutewerke bilden, die also nur in elektrischer Abhängigkeit von einander stehen, sonst aber in verschiedene Gehäuse eingebaut werden können. In nebenstehenden Figuren ist dieses Läutewerk zur Darstellung gebracht. Wie Fig. 1 übersichtlich veranschaulicht, kommen zwei Strom- j Wender I und II zur Anwendung, welche aus je zwei Doppelfeder paaren a b und c d beziehungsweise a, b, und e, d x gebildet sind. Zur Bewegung dieser Federn dient je ein am oberen Ende mit j Isolationsknopf versehener Arm f, welcher auf einer Achse g be- { festigt ist, die gleichzeitig als Träger der Anker h dient. Letztere bewegen sich zwischen polarisierten Elektromagneten i und k (Fig. 2). | Eine dieser Ankerachsen, in Fig. 1 die obere, dient gleichzeitig als Träger des Glockenklöppels 1 und ist demgemäß, um eine energische Bewegung dieses Klöppels zu erreichen, die Anzahl der auf der Achse vorgesehenen Anker, sowie der zum Betriebe derselben ) dienenden polarisierten Elektromagnet entsprechend vermehrt, wie ( Fig. 3 veranschaulicht. Die Leitungsverbindung der einzelnen Teile ist aus Fig. 1 ersichtlich. Wird vermittels des Schalters m die Leitung geschlossen, t so fließt ein Strom vom positiven Pol der Batterie n über die Leitung 1 einerseits zum Stromwender I, anderseits zum Strom- i wender II. Nimmt man an, daß in der Ruhelage beide Stromwender- j arme die gezeichnete Lage einnehmen, so wird der eine Zweigstrom | über die Federn a, Leitung 2, 3, Elektromagnet k, Leitung 4, Federn b, Leitung 5 zur Batterie und der andere Zweigstrom über Federn c„ Leitung 6, 7 Elektromagnet i, Leitung 8, Federn d, Leitung'9 und 5 ebenfalls zur Batterie n zurück. Beide Magnete werden erregt; da jedoch die Lage des Stromwenderarmes f von I dem Sinne der Magnetpolarisation bereits entspricht, s.o wird ein Umlegen dieses Armes nicht stattfinden, wohl aber ein Umlegen des Armes f vom Stromwender II, da der durch die zugehörigen Magnet spulen fließende Strom hier die Polarität des Magneten wechselt. Der Arm f des Stromwenders II wird demzufolge die Federn e, d, freigeben, dagegen die Federn a, b, zusammendrücken, wodurch der Zweigstrom über die Federn a,, Leitung 10, 8, Elektromagnet i, Leitung 7, Federn b, und über Leitung 9 und 5 wieder zur Batterie zurückfließt. Da dieser Strom, wie ersichtlich, die Elektrömagnete i in anderer Richtung durchfließt als der erstere, so wird der Arm f des Strom wenders I diesmal umgelegt werden und unter Freigabe der Federn a, b die Federn c, d zusammenpressen. Die Folge hiervon ist, daß der den Stromwender I durchfließende Zweigstrom diesmal über die Federpaare c, d in umgekehrter Richtung durch Elektro magnet k des Stromwenders II geleitet wird. Der Arm f desselben wird wieder in die gezeichnete Lage umgelegt werden und somit wieder die dieser Stellung des Stromwenders entsprechende Strom richtung auf die Elektrömagnete i des Stromwenders I wirksam werden. Dieses Wechselspiel vollzieht sich ohne Unterbrechung des Stromes, so lange die Batterie in der Leitung eingeschaltet ist. Jede Umlegung des Ankers h unter der Wirkung der kräftigen polarisierten Magnete hat, wie ersichtlich, einen Glockenanschlag zur Folge. Diese Anschläge geschehen in schneller Aufeinanderfolge und überaus energisch, so daß die Lautwirkung des Werkes eine ungemein starke ist. Eine höhere Betriebssicherheit des Läutewerkes wird dadurch erreicht, daß jedem Stromwender I und II noch ein zweiter Strom wender zugeordnet ist. Beide Stromwender I beziehungsweise II sind dann parallel zu einander geschaltet und auf jeder Seite der Anker h derart angeordnet, daß sie mittels zweier auf jedem Ende der Anker achse vorgesehener Arme f x (Fig. 3) bewegt werden können. Obgleich von diesen beiden Stromwendern immer nur einer wirksam sein, d. h. den Strom wenden wird, werden sie sich doch beim Versagen oder nach Abnutzung des einen durch Wirksamwerden des anderen gegenseitig ersetzen Wie bereits erwähnt, ist es für verschiedene Zwecke, z. B. bei unbewachten Wegübergängen über Eisenbahngeleise, von Vorteil, auch den zweiten lediglich als Kommutator wirkenden Stromwender unter entsprechender Vermehrung der polarisierten Elektrömagnete und Anker mit einem Klöppel zu versehen und so als selbständiges Läutewerk zum Betriebe zweier Glocken zu benutzen. Beide Läute werke können dann mechanisch vollkommen unabhängig von einander in verschiedene, beispielsweise bei Wegübergängen zu beiden Seiten des Eisenbahngeleises angeordnete Signaltürme eingebaut werden und kommen bei Stromschluß in schneller Folge wechselweise zur j Wirkung. —n. Kleine /Mitteilungen. Neuer Faden für Glühlampen. Karl Kellner in Wien hat sich einen neuen Faden für Glühlampen patentieren lassen, welcher die Eigenschaft hat, eine größere Menge elektrischer Energie wie die jetzigen Kohlenfäden in Leuchtkraft zu verwandeln. Dieser Faden kann durch zwei verschiedene Verfahren erhalten werden. Das erste besteht darin, unter sehr starkem Druck ein sehr unschmelzbares Metall in feines Pulver wie das Thorium zu formen; hierauf wird der erhaltene Faden an seiner Oberfläche oxydiert, indem man ihn zum Glühen in einer oxydierenden Flüssigkeit bringt, in welcher man ihn als Anode in einem Elektrolyt anwendet, welches sich, Sauerstoff liefernd, zersetzt. Die so gebildete Oxydschicht haftet, wie es scheint, sehr fest auf dem Metall an. Beim zweiten Verfahren wird der Faden durch ein Anhäufen von Metalloxyden gebildet, welche die Eigenschaft besitzen, das Licht bei verhältnismäßig niedriger Temperatur mit einer geringen Quantität in Zinkchlorid aufgelöste Cellulose auszugeben; diese Oxyde sind vorher in sehr feines Pulver reduziert. Man erhält die Fäden durch Kompression nach Verkalkung, was die Cellulose in amorphen Kohlen stoff umwandelt; hierauf setzt man die erhaltenen Fäden einem Strom aus, um diesen amorphen Kohlenstoff von Neuem in Graphit von großer Dichte zu verwandeln. F. v. S. Notbremse für Strassenbahnen. Eine Erfindung die in Fach kreisen lebhaftes Interesse hervorruft ist vom Direktor der Trambahn Luzern, Schweiz, Herrn E. v. Planta zu Tage gefördert worden. Die Erfindung bezweckt nicht weniger als einen Trambahnwagen im Notfälle auf ganze kurz Distanz aus vollem Laufe zum Stillstand zu bringen und zwar so, daß der Stoß den Insassen beim Funktionieren der Bremse verspüren, nicht stärker wird als wenn der Wagenführer die Handbremse plötzlich stark anzieht. Das Schweiz. Eisenbahndepartement hat den Proben mit einer an einem Wagen angebrachten Bremse beigewohnt und haben die Organe genannter Behörde sich über die geradezu erstaunliche Leistung der Planta’schen Notbremse, höchst befriedigend ausge sprochen sodaß das Anbringen dieser Notbremse bald für die Schweizerischen Tramways zur Vorschrift werden dürfte.