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108 XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 11. 1900/1901. Nach dem Glühen werden die Glühfäden in der üblichen Weise in den Lampen befestigt. Die gewöhnlich nun noch angewendete Ausgleichung des Fadens in der Lampe durch Ablagerung von Kohle kann unterbleiben oder durch eine entsprechende Ausgleichung mit Bor oder Borcarbid ersetzt werden, wie sie Langhans für die Kohle- oder Metallfäden angiebt, indem man die Lampe mit dem dureh den Strom glühend gemachten Glühfäden, statt mit Kohlen wasserstoffgas, mit einer flüchtigen Borverbindung, wie z. B. mit Borwasserstoff, Boräthyl und anderen gasförmigen oder in der Hitze flüchtigen organischen Bor- oder Siliciumverbindungen füllt. In Berührung mit dem glühenden Faden wird die Metall Verbindung zersetzt und schlägt auf dem Faden eine Schicht von hohem Wider stand aus reinem oder mit Kohlenstoff vermischtem Metall nieder. Wo hier von Bor und seinen Verbindungen gesprochen wurde, kann ebenso das Silicium verwendet werden, das nach dem Moi s san ’ sehen oder einem beliebigen anderen Verfahren hergestellt sein kann. Jedoch ist dasselbe leichter schmelzbar als das Bor und ist weniger zur Herstellung von Glühkörpern mit hohem Widerstand geeignet. —n. Modellbezeichmmg: Mittels elektrischen Stromes zu be- tlüitigende, mit einem um ein Ende drehbaren Stromschliiss- Platindralit ausgerüstete Zündvorrichtung an Acetylenlaternen. Die auf der beiliegenden Zeichnung in (Fig. 1) als ein Vertikal schnitt und in (Fig. 2) in einem dazu gehörigen Grundriß dar gestellte Neuerung betrifft eine selbstthätige Zündung an Acetylen lampen für Fahrräder. Sie bezweckt, die Benutzung von Zünd hölzchen überflüssig zu machen und damit das Anzünden selbst bei Wind und Regen vollkommen sicher herbeizuführen. Zu diesem Zweck ist in irgend einer unauffälligen Weise in der Nähe des Brennerrohres a der Lampe ein Trockenelement b angebracht. In der Zeichnung ist beispielsweise angenommen, daß die ganze Vorrichtung in einem Kasten c unter der Laterne unter gebracht ist. Neben dem Brennerrohre liegt ein links isoliert an der Kastenwand befestigter Metallstab d, während rechts in dem Auge eines gleichfalls isolierenden Hartgummilagerböckchens e ein dünnes, in der Zeichnung der Deutlichkeit wegen breit angegebenes Platin drahtstück f drehbar befestigt ist. Dieses Drahtstück ist ebenso wie der Metallstab d mit je einem Pole des Elements b durch einen Leitungsdraht verbunden. Unter dem Drahte f liegt ein auf der drehbaren Welle g festsitzender Hebel h. Die Welle g ist durch die Gehäusewand nach außen geführt und trägt dort einen Griffknopf i. Der Apparat wird folgendermaßen gebraucht: Will man die Lampe anzünden, so dreht man, nachdem das Gasrohr geöffnet wurde, den für gewöhnlich in der punktierten Lage verharrenden Hartgummihebel h mittels des Griffes i in die ausgezogen gezeichnete Lage und legt so das Platindrahtstück f auf den am Ende etwas nach oben gebogenen Metall streifen d. Hierdurch wird der Strom des Elementes geschlossen und das Platinstück f wird glühend. Das airsströmende Gas entzündet sich daran und nunmehr dreht man das Drahtstück f durch Hebel h in seine punktierte Lage zurück, worin es durch irgend eine Klemmvorrichtung gehalten und der elektrische Strom wieder unterbrochen ist. Schutz-Anspruch! An einer selbstthätigen elektrischen Zündung für Acetylenlaternen ein seharnierartig in einem isolierendem Hartgummilager e um ein Ende mittels aus Hartgummi bestehenden Hebels h drehbarer Platindraht f, der auf einem gleichfalls isoliert angebrachten Metallstäbchen d liegend den Stromkreis eines galvanischen Elementes b schließt und dadurch glühend wird. Zur Ausbreitung der Aeetylenbeleuchtung. Im Jahre 1899 gab es in Europa über 100 Firmen, die sich ausschließlich mit Ausführung von Acetylen gasanlagen beschäftigten, udü von diesen entfallen nicht weniger als 34 auf Deutschland, währe d Frankreich 24 und England 16 zählte Nordamerika wies etwa 50 derartige Firmen auf In Schweden ist neuerdings in dem großen Eisenwerk Elfkarleö, in Upsala-Lehn, von der Aktiengesellschaft „Koh-I-Noor“ eine Acetylenanlage ausgeführt worden, wie sie in solchem Umfange bloß erst in einigen deutschen Städten zur Durchführung gekommen ist. Schweden spielt bekanntlich auf dem Gebiete der Acetylenbeleuchtung eine bahnbrechende Holle, Dank der Erfindung des Ingenieurs K. G. Gustafsson, der für seine verbesserten Apparate zur Herstellung von Acetylengas auf dem internationalen Acetylen kongreß in Budapest in 1899 die goldene Medaille erhielt, worauf es dem Er finder gelang, die Acetylenaktiengesellschaft Koh-I-Noor ins Leben zu rufen. Der von Gustafsson konstruierte Apparat zur Herstellung von Acetylengas ist in seiner Einfachheit verblüffend Man denke sich einen Eisenzylinder z. B von ungefähr 3 Meter Höhe und 1 Meter Durchmesser. An der einen Seite des selben ist ein Stapel kleiner, hermetisch verschlossener Metallbüchsen angebracht, die das Karbid enthalten, und auf dem Cylinder befindet sich ein Hebel, der mittels einer feinen Kette mit dem Deckel, der Glocke, des Cylinders in Ver bindung steht. Dieser Generator, in dem das Acetylengas dargestellt wird, ist durch eine Röhre mit einer ungefähr ebenso großen Reserveglocke verbunden, die ihrerseits wieder mittels Röhre mit einem kleinen Reinigungsapparat in Verbindung steht, der das Gas vom Schwefelstoff reinigt und von dem aus es ins Röhrennetz strömt. In demselben Maße, wie das Gas verbraucht wird, sinkt die Gasglocke des Generators und giebt dadurch in die Reserveglocke diejenige Menge Gas ab, die ins Röhrennetz geht. Ist die Generatorglocke bis zu einer gewissen Tiefe gesunken und braucht mehr Gas, so wirkt sie ganz mechanisch auf den er wähnten Hebel des Generators. Dieser Hebel greift die oberste der kleinen Karbidbüchsen, schiebt sie über die Oeffnung des Generators und entleert hier die Büchse, indem der Inhalt in den Generator fällt, während die Büchse auf die andere Seite des Generators geschoben wird, wo sich allmählich ein Stapel leerer Karbidbüchsen ansammelt. So bald das Karbid ins Wasser fällt, bildet sich unter lebhaftem Brodeln neues Acetylengas, das im Generator aufsteigt und durch die Röhre in die Reserveglocke geht. Der Apparat arbeitet vollständig automatisch, ohne Hülfe von Maschine oder Handkraft, und der Mann, der ihn bedient, hat nur nötig, Morgens die Karbidbüchsen aufzustapeln, dann bedarf der Apparat den ganzen Tag hindurch keiner Aufsicht. In einer Koh-I-Noor-Anlage spürt man weder Gasgeruch, noch sickert Wasser oder Oel auf den Fußboden hinab, und dies ist der inneren Einrichtung des Generators zu danken, für die eben das Patent gegeben wurde. Das Karbid muß nämlich, ehe es ins Wasser gelangt, eine Schicht Oel passieren und das Gas dringt dann nicht durch das Oel wieder nach oben, sondern wird gezwungen, den richtigen Weg zur Reserveglocke zu nehmen. Es werden übrigens auch Koh-I-Noor-Apparate hergestellt, deren SpeisuDg mit Karbid mittels Handbetrieb vor sich geht. Für schwedische Verhältnisse stellt sich die Acetylenbeleuchtung wie folgt: Ein Kilogramm Karbid, 300 Liter Gas erzeugend, kostet gegenwärtig im Markt 26 Oere, so daß sich ein Kubikmeter Acetylengas auf 87 Oere stellt. Zu einer Lichtstärke von 16 Normalkerzen sind in offenem Brenner 12 Liter Gas pro Stunde erforderlich, und der Preis für diese Flamme beträgt somit pro Stunde 1,04 Oere. Daraus ergiebt sich, daß Acetylengas beleuchtung ungefähr */„ so viel wie elektrische Beleuchtung in Glühlampen und noch nicht halb so viel wie Leuchtgas in offener Flamme kostet. Es stellt sich aber nicht billiger wie Auerlicht, von Gas erzeugt, das von der Stockholmer Gasanstalt zu dem billigen Preise von 12 Oere pro Kubikmeter geliefert wird. F. M. Die Münchener Elektrizitäts-Anlage. Von Aloys Nistler. Im Wettstreite der Städte, die Errungenschaften auf dem Gebiete der Elektrotechnik, speziell für Beleuchtungswesen sich aus- giebigst nutzbar zu machen, tritt München als Großstadt verhältnis mäßig spät in die Reihe. Allerdings waren die die Stadtgemeinde bis 1899 bindenden Verträge zwischen Magistrat und den Gaswerken der Entstehung und Entwickelung einer Elektrizitätsanlage ungemein hinderlich. In dem Ablösungsvertrage vom 29. April bezw. 9. Mai 1896, wonach die Gaswerke am 1. November 1899 in den Besitz der Stadtgemeinde übergehen sollten, war beschlossen worden, daß zunächst nur 300, und vom 1. Januar 1896 ab 600 PS zu elektrischer Straßen- und Privatbeleuchtung benützt werden sollten. In Hinsicht auf diese geringe Konzession mußte von einer Abgabe elektrischer Energie an Private Abstand genommen werden und lediglich Straßenbeleuchtung in Betracht kommen.