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XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 11. 1900/1901. 107 dieser Betrachtung können wir nunmehr die Bedingung fallen lassen, daß die Maschinen gleich groß seien. Verbindet man die entsprechenden Polklemmen beider Maschinen leitend miteinander, so müssen Ströme auftreten. Wir können uns unbeschadet der Allgemeinheit auf die Betrachtung je eines Zweiges beschränken, indem wir Sternschaltung zugrunde legen, und uns die Nullpunkte beider Maschinen kurz miteinander verbunden denken. In dem so hergestellten Stromkreise sind die elektromotorischen Kräfte OM, und OM ä vorhanden. Ihre für die Erzeugung der Strom stärke in Betracht kommende geometrische Differenz wird dnrch die Strecke M, M 2 dargestellt. Die im Stromkreise vorhandene Strom stärke J muß wegen der Selbstinduktion eine beträchtliche Phasen verschiebung gegen M, M, besitzen, die sich in bekannter Weise aus dem wahren Widerstande und der Selbstinduktion berechnen läßt. Diese Phasenverschiebung werde durch den Winkel M 2 M,A dargestellt. Von der Spannung M, M 2 wird nun ein Teil M, A, der die Phase der Stromstärke besitzt, durch wahren Widerstand, der andere rechtwinklig zu M, A liegende Teil A M 2 durch Selbstinduktion auf gezehrt. Da der Spannungsverlust durch Selbstinduktion vielmals größer ist, als der durch wahren Widerstand verursachte, so ist <t M, M, A nahezu ein Rechter, und man sieht, daß M,A nur geringe Winkel mit M, 0 und M 2 0 einschließt. Daraus folgt, daß beide Maschinen relativ viel Arbeit leisten, wenn der Winkel M,OM 2 sich nicht zu sehr einem Rechten nähert, z. B. Maschine I die Arbeit M A E, J cos cp = 0 M,. * cos (0 M, , M, A), R wobei R den wahren Widerstand des gesamten aus den Wicklungen beider Maschinen und den Verbindungsleitungen bestehenden Strom kreises bedeutet. Wenn dieser Stromkreis keine Selbstinduktion, sondern nur wahren Widerstand besäße, so würde die Stromstärke die Phase von M,M 2 besitzen und daher bedeutende Winkel mit OM, und OM 2 einsehließen. Bei derselben Stromstärke wie vorher würden daher die Leistungen der Maschinen erheblich geringer sein. Sie wären ebenso groß wie zuvor, wenn die Stromstärke in dem Verhältnisse M, M 2 zu M, A größer wäre, als vorher. wäre immer diejenige Maschine der Stromerzeuger, deren Vektor OM der größere ist, ganz einerlei, ob dieser Vektor vor- oder nacheilt. Da aber thatsächlich Selbstinduktion vorherrscht, so kann 0 M, auch beträchtlich kleiner als 0 M 2 sein. Maschine I bleibt dann solange Generator, wie 0 M t J, ein spitzer Winkel bleibt (Fig. 2 und 3.) Das Diagramm einer synchronen Kraftübertragung mit zwei gleichen Maschinen ist demnach durch Figur 4 dargestellt. In der ersten Maschine findet eine Potentialverschiebung von M, bis P„ im äußeren Kreise eine solche von P, bis P 2 , in der zweiten Maschine endlich eine solche von P 2 bis M 2 statt. OP, und 0 P 2 stellen die Klemmenspannungen der Maschinen vom Nullpunkt bis zu den betreffenden Klemmen gemessen dar. (Fortsetzung folgt.) yk Es ist also gerade die Selbstinduktion in den Maschinen, die bei einem Arbeiten der einen Maschine auf die andere die Arbeits komponente der Stromstärke groß, die wattlose Komponente gering macht. Ohne Selbstinduktion würden bei gleich großen elektro- I motorischen Kräften, d. h. wenn OM, =OM 2 , nahezu nur wattlose 1 Ströme entstehen, solange OM, und OM 2 einen kleinen Winkel mit- j einander einschließen. Arbeitsströme ohne starke wattlose Ströme j wären nur möglich, wenn OM,>OM 2 . Man erkennt schon hieraus die Bedeutung der Selbstinduktion für das Zusammenarbeiten der Maschinen. Offenbar muß, wenn Arbeitsstrom vorhanden ist, die eine Maschine als Generator, die andere als Motor arbeiten. Hierfür ist jetzt ein Kennzeichen zu suchen. Wir können die Spannung M,M 2 beliebig von M, nach M 2 oder umgekehrt gerichtet annehmen. Denken wir uns dann die Zeitlinie, auf die alle Strecken zu projizieren sind, um die Augenblickswerte zu erhalten, im Sinne des Uhrzeigers rotierend, so muß die Stromstärke wegen der Selbst induktion immer nach rechts verdreht erscheinen. Sie kann also durch M, J, oder durch M 2 J 2 dargestellt werden. Nun verschiebt die Stromstärke das Potential durch wahren Widerstand immer in ihrer eigenen Richtung. 1 ) Wählt man daher M,J„ so wird der Abstand ; des Potentials vom Nullpunkt 0 kleiner; wählt man dagegen M 2 J 2 , so wird der Abstand des Potentials größer. Wir wissen aher ferner vom Gleichstrom her, daß die Spannung kleiner wird, wenn man sich i von der Stromquelle durch Widerstand entfernt, dagegen größer I wird, wenn man sich vom Stromaufnehmer entfernt. Demnach gehört j in unserem Falle 0 M, dem Stromerzeuger, 0 M 2 dem Strom-Empfänger an. Bei dem angenommenen Drehungssinne der Zeitlinie ist ferner , OM, der voreilende, OM 2 der nacheilende Vektor. Wir schließen ! daraus, daß die voreilende Maschine als Stromerzeuger, die nach- j eilende als Motor läuft. Wäre keine Selbstinduktion vorhanden, so [ *) Vgl. H. Gorges: „lieber die graphische Darstellung des Wechsel potentials und ihre Anwendung.“ „ETZ“ 1898, S. 164. Kleine /Mitteilungen. Neuer Glühkörper. Die gewöhnlichen Kohleglühkörper haben den Nachteil, nur in sehr geringer Stärke verwendbar zu sein, da der spezifische Widerstand des Kohlenstoffes ein zu geringer ist. Diese Kohlefäden sind daher sehr zerbrechlich und vertragen nicht Temperaturen von genügender Höhe, um einen günstigen Nutzeffekt zu ergeben. Auch lassen sie sich nur schwer für Lampen mit mehr als 110 Volt verwenden. Man hat den spezifischen Widerstand da durch zu erhöhen gesucht, daß man ein Gemisch von Bor mit Kohlenstoff, aus dem man dünne Plättchen ausstanzte (Edison), oder einen besonderen krystallisierten Kohlenstoff (Maxim) oder krystallinisehe Borverbindungen verwendete, oder indem man einem aus Sulfocellulose hergestellten Faden geringe Mengen von Bor oder Silicium in genügender Menge zur Erzeugung von Borearbid oder Siliciumcarbid einverleibte (Langhans). Die krystallinischen Massen halten aber schlecht zusammen und geben sehr zerbrechliche Glühkörper. Edison’s Verfahren giebt nur wenig widerstandsfähige, unelastsiche Körper von rechtwinklichem Querschnitt. Das Langhans’sche Verfahren schließlich liefert nach Angabe von Blondei in Paris spezifische Widerstände, die nur das doppelte des Kohlewiderstandes betragen. Die vorliegende Neuerung von Blondei, die Verwendung von reinem oder fast reinem Bor oder Silicium in Drahtform, unterscheidet sieh von den genannten dadurch, daß er einen durchaus homogenen regelmäßig geformten Glühkörper ergiebt, dessen spezifischer Widerststand das Hundertfache des Kohlenwiderstandes betragen kann, während seine Schmelzbarkeit kaum größer ist als die der Kohle. Man erreicht dies dadurch, daß man als Hauptbestandteil des Glühfadens reines Bor in Form eines feinen Pulvers, vorzugsweise das amorphe Bor von Moissan, unter starkem Druck durch eine Drahtpresse mit hartem, sehr engem Ziehloch hindurchführt, nach dem man es vorher mit einem kohlenstoff-, bor-siliciumhaltigen Binde mittel vermischt hat, das einerseits das Zieheisen einschmiert und dem Faden Konsistenz verleiht, andererseits sich in der Glühhitze zersetzt und einen nur sehr schwachen Rückstand von Kohle, Bor oder Silicium hinterläßt, der durch Anbacken die Bormoleküle so mit ein ander verbindet, daß sie einen widerstandsfähigen und doch elastischen Glühkörper abgeben. Als Beispiele für derartige Binde mittel seien hier Theer, Pech, Asphalt, Zucker, Gummi, Harze, Kaut schuk oder Lösungen dieser Stoffe in Wasser, Alkohol, Benzin oder anderen Lösungsmitteln genannt. Erfahrungsgemäß kann man mit Hilfe von verdünnten Lösungen kohlenstoffhaltige Körper äußerst widerstandsfähige Glühkörper aus fast reinem Bor erzeugen, deren Widerstand sehr beträchtlich ist. Je nach der Bestimmung der her zustellenden Glühfäden werden mehr oder weniger Kohlenstoff ent haltende Stoffe oder Lösungen angewendet. So eignet sich z. B. Theer gut für die geringen Widerstand bietenden Glühkörper einer 220 Volt-Lampe, während für diejenigen von 500 Volt-Lampen der Theer in Benzin gelöst werden muß. Ferner können auch organische Verbindungen des Bors und Siliciums als Bindemittel zur Anwendung gelangen, so die Rhodanide oder die Pyridin verbin düngen. Die Herstellung von Glühkörpern aus Bor und diesem Bindemittel geschieht in der Weise, daß die einzelnen Bestandteile erst in be stimmtem Verhältnis gemischt und dann in eine kleine Drahtpresse von sehr geringem Durchmesser eingefüllt werden, die einen sehr starken Druck aushält und deren Ziehloch eine entsprechend geringe Weite besitzt. Ist das Gemisch bei gewöhnlicher Temperatur fest, so wird es durch Erwärmen verflüssigt. Wird dasselbe nun unter hohem Druck herausgepreßt, so erhält man Fäden, die in entsprechenden Formen gelegt und mit diesen in geschlossene Tiegel eingesetzt werden, die mit Kohle oder, wenn möglich, mit Titon ausgefüttert sind, um ein Oxydation des Bors oder eine Verbindung desselben mit Stickstoff bei hoher Temperatur zu verhindern. Im Tiegel werden die Fäden in den bei der Herstellung von Kohlefäden ge bräuchlichen Oefen geglüht, wobei man durch die üblichen Vor sichtsmaßregeln den Zutritt der Luft zum Innern der Tiegel ver hindert. Schließlich kann man auch, was aber nicht notwendig ist, die Tiegel, statt im gewöhnlichen Ofen, im geschlossenen elektrischen Ofen erwärmen, wie er von Gerard und Street angegeben worden ist. Dadurch kann ein Glühen bei noch höherer Temperatur ohne Sauerstoff- oder Stickstoffaufnahme erzielt werden.