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106 ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.' No. 11. 1900/1901. XVIII. Jahrgang. die mit dieser Anordnung versehen werden, verlieren vollständig den Eindruck des Komplizierten und Unübersichtlichen, da neben jeder Maschine der zugehörige Bedienungsapparat steht, welcher zu gleich auch die Kontrolapparate für die Dampfmaschine trägt. Vor allem jedoch liegt in der Trennung der stromführenden Apparate von den Bedienungshebeln bei Hochspannungsanlagen ein ganz besonderer Vorteil insofern, als jegliche Gefahr für das Personal bei Bedienung der Anlage ausgeschlossen ist. Von den seitlich (siehe Fig. 1) angeordneten Hebeln mit Sperr vorrichtung bethätigt der eine durch ein Gestänge den Nebenschluß widerstand der Erregermaschine, der andere den Vorschaltwiderstand für die Feldmagnete der Maschine selbst, sodaß also beide zur Regu lierung der Spannung dienen. Eine vom Steuerrade direkt nach unten führende Stange setzt vermittelst einer Kegelradübertragung den Hauptstromausschalter (siehe Fig. 2) in Bewegung. Da die Maschine in Paris Drehstrom in das Netz abgeben sollte, wurde der Schalter dreiteilig ausgeführt und die Anordnung so ge troffen, daß nach einander die drei Phasen durch Einschalten der Messer an das Netz angeschlossen werden. Der Schalter ist außer dem als Automat ausgebildet und zwar in der Weise, daß das auto matische Funktionieren auf beliebige Stromstärken eingestellt werden kann. Es geschieht dies in einfacher Weise durch Regulierung der Belastung eines kleinen Sperrhebels, welcher durch ein Starkstrom relais angehoben wird und dadurch das Schaltmesser freigiebt. Im Allgemeinen weicht die Konstruktion der Sehaltmesser und des ganzen Schaltteiles nicht von der beim Helios schon länger be währten Konstruktion ab, ja es fällt sogar auf, daß die Sehaltmesser verhältnismäßig kurz sind, da doch der Sehaltapparat mit Rücksicht nahme auf die zur Verwendung kommende hohe Spannung konstruiert wurde- Dies hat jedoch seinen Grund in der vom Verfasser an gegebenen Neuerung, der Auslöschung des Lichtbogens durch einen Druckluftstrahl. Zwischen den Kontaktstücken des Schalters befinden sich Düsen aus Hartgummi, welche sich zugleich mit dem Aus schnappen der Sehaltmesser öffnen und einen Druckluftstrahl in einem bestimmten Winkel zu dem entstehenden Lichtbogen aussenden; so wird dieser schon gleich im Entstehen unterdrückt. Pig. 3. Die Erzeugung der Druckluft erfolgt in einem Apparat, der aus einer von einem Drehstrommotor angetriebenen Pumpe, mit selbstthätig wirkender Vorrichtung zum Regulieren des Druckes besteht. Da schon die kleinsten Undichtigkeiten bei einem Drucke von 20 Atm., der hier in Frage kommt, sich sehr unliebsam be merkbar machen würden, war es notwendig, dafür Sorge zu tragen, daß der Druck beständig auf gleicher Höhe gehalten werde Die Lösung dieser Aufgabe ist aus Fig. 3 ersichtlich, Die Pumpe preßt die Druckluft in einen Sammelkessel; an diesem befindet sich ein cylinderförmiger Ansatz, in welchem mit der nötigen Dichtung ein Kolben beweglich angeordnet ist. Der Kolben steht unter dem Kesseldruck, welchem zwei Spiralfedern entgegenwirken; diese sind so abgemessen, daß sie bei einem Drucke von gerade 20 Atm. den Kolben in einer bestimmten Stellung festhalten. Sinkt der Druck unter den normalen Betrag, so wird durch den überwiegenden Federzug der Kolben nach unten gezogen und schaltet bei dieser Bewegung mit einer einfachen Vorrichtung den Drehstrommotor ein. Herrscht in dem Kessel wieder der richtige Druck, so wird ebenso einfach der Kolben wieder gehoben und schaltet den Motor wieder aus. Die Einrichtung wirkt also vollständig automatisch und hat sieh vorzüglich bewährt. Das Reservoir ist durch entsprechende Leitungen, zum Teil aus Gummischlauch bestehend, mit den Schaltern verbunden. Schnappt nun ein Hebel aus, so öffnet er gleichzeitig das ihm angeordnete Ventil, welches der Druckluft den Zutritt zur Düse freigiebt, sie kann ausströmen und unterdrückt den Lichtbogen sofort noch in seinem Entstehen. Zu bemerken ist noch, daß der Ausschalter in Paris mehrfach in Thätigkeit treten mußte und dabei allen Erwartungen entsprach. Unter Anderem hat derselbe bei einem im Netz eingetretenen Kurz schluß die mit 500 PS belastete Maschine vom Netze so schnell und sicher abgeschaltet, daß nicht die geringste Störung verursacht wurde. Ueber (las Verhalten parallel geschalteter Wechselstrommaschinell. Von Hans Görges. („El. Ztsclir.“) I. Einleitung. Die neueren Arbeiten über das Verhalten parallel geschalteter Wechselstrom- und Drehstrommaschinen beziehen sieh besonders - darauf, die Schwingungen zu untersuchen, die sie relativ zueinander ausführen. Bereits im Jahre 1892 hat P. Boucherot 1 ) die Schwingungsdauer dieser Oszillationen berechnet. A. Blondei 2 ) hat in demselben Jahre eine eingehende graphische und analytische Untersuchung angestellt. Er stellt die Schwingungen durch eine Fourier’sche Reihe dar und berechnet ebenfalls die Schwingungs dauer. Beide Autoren machen auf die Gefahr des Mitschwingens aufmerksam, das eintritt, wenn die Impulse der Antriebsmaschine in demselben Takte erfolgen, wie die Eigenschwingungen der Dynamo maschine. Während indessen Boucherot dem Trägheitsmoment nur eine geringe Rolle zuweist, hält Blondel dieses für besonders wichtig. Hutin und Leblanc 3 ) haben, ebenfalls im Jahre 1892, eine Dämpfung vorgeschlagen, um diese Schwingungen zu verkleinern. Eine genauere mathematische Theorie der Dämpfung zu geben, wird von Blondel abgelehnt und auch von Hutin und Leblanc nicht versucht. Im vorigen Jahre hat G. Kapp 4 5 ) eine einfache Methode angegeben, die Schwingungsdauer parallel geschalteter Maschinen zu berechnen. Er sieht die Hauptschwierigkeit beim Parallelbetrieb in dem Mitschwingen der Dynamomaschinen. Ueber diese Arbeit berichtet J. Guillaume in „L’Eclairage Electrique“ 6 ) und fügt einige Bemerkungen über den allgemeinen Ausdruck der Schwingungen hinzu, der einer Arbeit von Cornu „Sur la Synchronisation electro- magnetique“ entnommen ist und auch die Dämpfung enthält. Zu diesem Bericht nimmt Boucherot 6 ) das Wort und gibt einen einfachen Ausdruck für die Schwingungsdauer der Dynamomaschine, indem er sich auf seine frühere Arbeit bezieht. Im Folgenden ist der Versuch gemacht, eine möglichst einfache Darstellung der Vorgänge beim Parallelbetrieb mit Hilfe graphischer Methoden zu geben und daran eine analytische Theorie der Schwingungen anzuschließen, wobei die Dämpfung mitberücksichtigt werden soll. I. Graphische Darstellung der Vorgänge heim Parallelbetrieb. 1. Generator und Motor. — Die Bedeutung der Selbstinduktion. Wenn die Feldmagnete einer im Betrieb befindlichen Wechselstrommaschine eine Drehung von der Größe des Winkels zurückgelegt haben, den die Mittellinien zweier benachbarter gleichnamiger Pole einschließen, so hat die EMK alle Phasen einer Welle durchlaufen. Man kann daher aus der momentanen Phase der EMK auf die jeweilige Stellung der Feldmagnete schließen. Die Feldmagnete zweier gleicher Maschinen müssen vollkommen überein stimmende Lage einnehmen, solange ihre elektromotorischen Kräfte gleiche Phasen besitzen. Tritt zwischen den elektromotorischen Kräften eine Phasenverschiebung auf, so müssen einander ent sprechende Radien beider Feldmagnete einen Winkel einschließen, der jener Phasenverschiebung proportional ist. Der räumliche Winkel ist der ate Teil der Phasenverschiebung, wenn a Polpaare vor handen sind. Wir nehmen im Folgenden an, daß die elektromotorischen Kräfte dem Sinusgesetz folgen. Dann kann man durch die Vektoren OMj und OM 2 (Fig. 1) die halben elektromotorischen Kräfte zweier Wechselstrommaschinen oder die elektromotorischen Kräfte je eines Zweiges der in Stern geschalteten Wickelungen zweier Drehstrom maschinen darstellen Noch allgemeiner kann man O als das Potential der Nullpunkte, M, und M 2 als die Potentiale je einer Polklemme zweier Maschinen bei offenen Ankerstromkreisen betrachten. Wenn die Maschine II vollkommen gleichförmig läuft, so können wir dies dadurch zum Ausdruck bringen, daß wir die Richtung von OM 2 als vollkommen unveränderlich ansehen. Jede Ungleiehförmigkeit im Gange der Maschine I wird sich dann in einem Schwingen des Vektors OM, zu erkennen geben. Eilt die Maschine I vor, so wird der Winkel « größer, bleibt sie zurück, so wird er kleiner. Bei •) „La Lum. El.“, Bd. 45. S. 265. 2 ) „La Lum. El.“, Bd. 45 u. 46. 3 ) „La Lum. EL“, Bd. 46. S. 601 u. 651. 4 ) „ETZ“, 1899. S 134. 5 ) „L’Eclairage Electrique“, Bd. 20. S. 281. 6 ) „L’Eclairage Electrique“, Bd. 21. S. 121.