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XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 10. 1900/1901. 102 ein knatterndes Geräusch hören ließ, so oft im Nebenraum ein Induktorium in Betrieb gesetzt wurde. Er glaubte zuerst, in der Bogenlampe ein sehr gutes Reagens auf elektrischen Wellen ge funden zu haben, doch zeigten genauere Versuche, daß diese An nahme nicht zutraf; es stellte sich vielmehr heraus, daß der Grund zu dem Knattern der Flammen darin zu suchen sei, daß Induktorium und Lampe aus derselben Quelle gespeist wurden und die Leitungen auf eine längere Strecke nebeneinander herliefen ; es konnten also nur Induktionswirkungen des Induktöriumsstromes auf den Lampenstrom in Frage kommen. Das legte den Gedanken nahe, statt des Induktoriumsstroms den Strom eines Mikrophons induzierend auf den Gleichstrom der Lampe einwirken zu lassen. Der Versuch hatte ein günstiges Ergebnis und auch die Umkehrung desselben, das Ersetzen des Mikrophons durch ein Telephon war von Erfolg begleitet. Der Flammenbogen wirkte im ersten Falle als Telephon und gab, wie die Versuche zeigten, Pfeiffen, Singen, Sprechen laut und deutlich wieder; im andern wirkte er ebenso gut als Mikrophon. In England hat Duddell die von dem Vortragenden ursprünglich angegebenen Schaltungen geändert und hat dadurch wesentlich bessere Resultate erhalten. Gleichzeitig sind aber auch die Arbeiten im Laboratorium des Physikalischen Vereins fortgesetzt worden, und bereits im September wurden bei einem Samstags-Vortrag in dem Verein genauere Mitteilungen über die Erscheinung gebracht. Das Sprechen des Flammenbogens beruht auf Schwankungen der Temperatur in dem Lichtbogen. Den Temperaturschwankungen des Lichtbogens ent sprechenden Schwankungen in der Strahlungs-Intensität der Flamme. Zum Nacbrvveis solcher Schwankungen dient eine Selenzelle, die unter dem Einfluss von Strahlungsschwankungen ihren Widerstand ändert. Diese Widerstandsänderungen lassen sich mit Hülfe eines Telephons beobachten. Bereits im Jahre I8ö0 hatte Graham Bell die Wirkungen der Selenzelle zur Konstruktion eines Radiophons verwendet, eines Apparates, der Schallschwingungen durch Licht wellen überträgt, indessen wurde dabei mit viel zu geringen Strahlungsschwankungen gearbeitet, als daß sich praktisch brauchbare Resultate hätten erzielen lassen. Bei den sprechenden Flammen des Vortragenden sind die Schwankungen erheblich größer und umso bedeutender, je stärker der durch die Lampe gehende Strom ist, worauf bereits Braun in Straßburg hingewiesen hat. Man kann das ganze Licht einer Bogenlampe in einem Scheinwerfer konzentrieren und auf die in den Kreis eines Telephons eingeschaltete Selenzelle wirken lassen, um in dem Telephon zu hören, was in ein in den Stromkreis der Bogenlampe geschaltetes Mikrophon gesprochen wird, sodaß dadurch das Problem einer Telephonie ohne Draht gelöst erscheint. Welche Bedeutung die Beobachtungen für militärische oder nautische Zwecke gewinnen können, läßt sich noch nicht absehen; die bisherigen Erfolge lassen es aber aussichtsvoll erscheinen, auf dem betretenen Wege weiter zu wandern. -— Im Anschluß an den Vortrag wies Hei'r Hartmann auf die Stellung hin, welche Frankfurt auf dem Gebiete der elektrischen Nachrichten-Uebermittelung einnahm; er er innerte an Sömmerring, den Erfinder der Telegraphie, an Reis’ tele phonische Versuche und stellte diese neuen Versuche mit drahtloser Telephonie in eine Reihe damit. Blitzableiter-Kursus. Der alljährlich von Herrn Dr. Nippoldt im Lehrsaale''des Physikaliscüen Vereins in Frankfurt a, M. abgehaltene einwöchent liche Kursus über Anlage und Prüfung von Blitzableitern für Mechaniker, Spengler, Schlosser, Dachdecker u. s w. findet in diesem Jahre vom 11. bis l(j. ev. vom 18. bis 23. März statt. Honorar praenumerando 30 Mark. Anmeldungen bei Herrn Dr. C. Deguisne, Frankfurt a. M., Stiftstraße 32. Uebersetzungs-Bureau Hiermit lenken wir die Aufmerksamkeit der Herren Exporteure, sowie sonstiger Interessenten auf das Inserat des Herrn Juan Carlos Stern, der sein seit 1892 bestehendes Uebersetzungs-Büreau für alle modernen Handelsspiaehen nach Frankfurt a. M, Kaiserstraße 10a. verlegt hat. Herr Stern, der eine nahezu 20jährige Praxis als fremdsprachlicher Korrespondent, Konsulats-Sekretär und Uebersetzer, sowohl in Nord- und Süd- Amerika, als auch iu Deutschland hinter sich hat, ist auch Uebersetzer des hierorts ebenfalls im Verlage der Firma G. L. Daube & Co. erscheinenden und in der ganzen Welt bekannten „Export Trade Journal“, sowie erster deutscher Export-Firmen. Spezialität seines Bureaus sind technische Ueber- setzungen, es werden aber auch E x p o r t-K a t alo g e und sonstige Ueber- setzungen in jeder beliebigen Handelssprache angefertigt, wobei Herr Stern durch die Mitwirkung akademisch und technisch gebildeter Mitarbeiter der in Betracht kommenden Nation aufs Beste unterstützt wird, so daß er hei nur mäßiger Preis-Notierung jede Garantie für absolute Korrektheit und prompte Bedienung zu bieten vermag. Neue Bücher und Flugschriften. Siichting, F. Ing. Der Elektrotechniker. Mit 96 Abbildungen im Text und einem Titelblatt. II. Band von: Das Buch der Berufe. Hannover. Gebr. Jänecke Preis 4 Mk. Karapetoff, AVIad. Ueber mehrphasige Stromsysteme bei ungleichmäßiger Be lastung. Mit 65 Figuren. Heft 7 und 8 des II. Bandes der Sammlung e 1 e k t r ot e c h n i s ch er V or t rä ge, herausgegben von Prof. Dr. E. Voit, Stuttgart, Ferd. Enke, Preis 2.40 Mk Betzold, W. von Prof. Dr. Theoretische Betrachtungen über die Ergebnisse der wissenschaftlichen Luftfahrten. Mit 17 in den Text gedruckten Ab bildungen. Braunschweig, Fr. Vieweg u. Sohn. Preis 1 Mk. Dahn, E. Prof. Pädagogisches Archiv, Monatsschrift für Erziehung und Unter richt. Zugleich Zentralorgan für die gesamten Interessen des Realschul wesens. 42. Jahrgang, 10.—12 Heft. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung. Preis pro Jahr 16 Mk Büclierbesprechuug. Süchting, F. Ing. Der Elektrotechniker (siehe oben.) Dieses Buch, geziert mit dem Bildnis von Werner v Siemens, enthält im I. Teil eine übersichtliche Darstellung der Erfindungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik. Im II. Teil wird sodann die Thätigkeit des Elektrotechnikers nach den verschiedensten Richtungen, seine Ausbildung von unten auf, sowie die Aussicht geschildert, welche sich ihm auf diesem Gebiet eröffnen. Jedenfalls ist das kleine Werk jedem von Nutzen, der sich als Elektro techniker auszubilden gesonnen ist. Riedel, Carl. Die W echseist rom- u n d die D r eh s tro m-Mas ch in e n. Für Elektrotechniker, Monteure, Mechaniker, Schlosser etc. zum Selbst-Studium in leicht verständlicher Dar stellung. Mit 120 Textfiguren und 12 Tafeln. Leipzig, Oskar Leiner. Preis 3.50 Mk Aus Vorträgen, welche der Verfasser vor Praktikern gehalten, ist dieses Buch entstanden. Es hat sich zur Aufgabe gestellt, Leuten, welche nicht gerade auf Hochschulen studiert haben in die immerhin nicht ganz leichte Materie über Wechsel- und Drehstrom einzuführen. Der Verfasser beginnt natürlich mit den ersten Elementen des Magnetismus und der Elektrizität, erläutert die Ent stehung der Wechselströme und geht dann zur Beschreibung der Weehselstrom- und Drehstrommaschinen und Motoren über. Es ist nicht zu leugnen, daß das mit Geschick für populäre Darstellung geschriebene Buch seinen Dienst für nicht studierte Elektrotechniker in bester Weise thut. Polytechnisches. Beschreibung des „Guilleaume-Kessels“ (Zirkulations-AVasserrohrkessel D.-R.-P.) Der Guilleaumekessel der Guilleaume-Werke in Neustadt a. d. Hdt. ist ein Zweikammerkessel und besteht aus zwei Hauptteilen, dem Ober- uud dem Unterkessel. Der zylindrische Oberkessel enthält die Dampf- und Wasser reserve; der Unterkessel ist der eigentliche Dampferzeuger und besteht aus zwei geschweißten Wasserkammern, die durch eingewalzte und umgebördelte Siede rohre miteinander verbunden sind. Entgegen der sonst bei Zweikammerkesseln üblichen Anordnung ist nur die vordere Kammer mit dem Oberkessel starr ver bunden, während die hintere Kammer keine direkte Verbindung- mit dem Ober kessel hat und frei auf leicht beweglichen Rollen gelagert ist. Oberkessel und Röhreuelement könuen also unabhängig voneinander und vollständig ungehindert der jeweiligen Erwärmung entsprechenden Ausdehnung folgen. Das Röhrenelement setzt sich aus den Zuflußrohren und den Siederohren zusammen. Erstere sind über den Siederohren gelagert und vermitteln die Verbindung des Oberkessels mit der hinteren Kammer, dadurch daß ihre Mün dungen von denen der Siederohre durch eine Scheidewand getrennt sind. Durch diese Anordnung wird eine äußerst günstige Zirkulation erzielt, die sich wie folgt gestaltet. Das Wasser tritt in den Kessel durch ein Speise rohr ein, welches im hinteren, tiefstgelegenen Teil des Oberkessels aasmündet. Durch die Erwärmung des Speisewassers wird ein Niederschlag der darin ent haltenen kesselsteinbildenden mineralischen Beimengen, wie Schlamm etc. be wirkt, der sich bei dem verhältnismäßig ruhigen Wasserstand dieser Stelle hier gut absetzt und jederzeit leicht entfernt werden kann. Von hier fließt das Wasser über ein im Oberkessel eingebautes, als Schlammfänger dienendes Quer blech nach vorn in den abgeschlossenen Teil .der vorderen Kammer, in den die Zuflußrohre münden, verteilt sich hier auf letztere, gelangt durch dieselben in die hintere Kammer und von da iu das Siederohrbündel. Hier entwickelt sich der Dampf, der in seinem Bestreben, nach oben zu steigen, durch die geneigte Lage des Rohrbündels wirksam unterstützt wird. Durch die vordere Kammer und einen in dieselbe eingebauten Trichter entweicht der Dampf nach dem Oberkessel, wird hier, indem er über eine der Länge nach darin eingebaute horizontale Wand aus perforirtem Blech geleitet wird, von dem ihm anhaftenden Wasser befreit und tritt dann erst in das Dampfentnahmerohr ein. Der Hauptvorteil des Guilleaumekessels gegenüber den übrigen Zwei kammerkesseln besteht darin, daß durch die Anordnung der Zuflußrohre die sonst bei Zweikammerkesseln übliche direkte Verbindung der hinteren Kammer mit dem Oberkessel in Wegfall kommt und dadurch die dabei stets auftretqpden Leckagen sowohl, als auch das Krummziehen der Rohre, was beides von der durch die stärkere Erwärmung bedingten größeren Ausdehnung des Röhren bündels herrührt, gänzlich vermieden werden. Diese Momente gestatten eine sehr starke Beanspruchung des Kessels, ohne daß ein Undichtwerden der Rohre etc. zu befürchten ist. Vor und hinter jedem Rohr befindet sieh in der der Rohrmündung gegen überliegenden Oeffnnng der Kammerwand ein Sicherheits-Innenverschluß, der durch den Dampfdruck angepreßt wird und daher dauernd dicht hält. Die Ver schlüsse sind leicht zugänglich und gestatten eine bequeme Besichtigung, gründ liche Reinigung und erforderlichenfalls schnelle Auswechselung der Rohre. Dieser Kessel besitzt nach dem Mitgeteilten Vorzüge, wie sie kaum ein anderer aufzuweisen hat.