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ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ XVIII. Jahrgang. 71 No. 10. 1900/1901. 96 Es wird also auch hier bei gleichbleibendem Widerstand des Stromkreises die Zahl der Amperewindungen von J X (2 m + 12 n) bis auf J X 9 m in gleichen Abstufungen herabgemindert, dagegen sind hierfür nur vier Kabelleitungen und acht Klemmen am Schalter Schnellschreibtelegraph von Pollak-Viräg. Von Ernst Ruhmer, Berlin. Bei der ursprünglichen Einrichtung dieses Sehnelltelegraphen wurden die zu übermittelnden Zeichen der Morseschrift durch perforiertes Papier hergestellt, mittelst Schleifbürsten und Kon taktwalze die Stromstöße nach der Empfangstation geleitet und dort durch einen vibrierenden Lichtstrahl auf photographisches Papier übertragen. Die so erzeugte Schrift bestand aus Zickzacklinien, welche den Punkten und Strichen des Morsealphabets entsprechen ; es mußte demnach jedes Telegramm vor der Aushändigung an den Empfänger erst noch einmal abgeschrieben werden. Die Erfinder haben nun in neuerer Zeit ihren Apparat wesentlich verbessert, in dem die Depesche jetzt direkt in lateinischer Kurrentschrift geliefert wird und somit im Original an den Empfänger gegeben werden kann. Die Art und Weise, wie dies erreicht wird, soll in Nach stehendem beschrieben werden. Unter den Buchstaben unserer gewöhnlichen lateinischen Schreibschrift befinden sich einige, welche aus einfachen, regelmäßig auf und abgehenden Strichen gebildet sind, z. B. m n h p v w, die alle in einer gewissen Höhe über der Schriftlinie beginnen und auch dort wieder endigen. Der Buchstabe m ist z. B. aus je drei erforderlich. Die vorliegende Schaltung läßt sich auch für mehr polige Maschinen, und zwar sowohl für Nebenschluß- als auch Reihenschlußmaschinen und ebenso für sämtliche anderweitig benutzten Elektromagnete verwenden. — n. Federn mit rechtwinklig umgebogene Spitzen endigen. Eine dritte stärkere Feder F, ebenfalls mit einer rechtwinklig umgebogenen Spitze, ist in der Mitte des Magneten angesehraubt. Auf diesen drei Spitzen liegt ein kleines Eisenblättehen mit daran festgekitteten kleinen Hohlspiegel; dasselbe wird durch die magnetische Anziehung festgehalten. Da nun die Spitze vom rechts gelegenen Magnetschenkel etwa 1 mm senkrecht über der festen Spitze F, die andere Spitze der Feder am linken Magnetsehenkel, aber in gleichem Abstande in horizontaler Richtung von der festen Spitze sich befindet, so kann sich der Spiegel um seine horizontale oder um seine vertikale Axe drehen, je nachdem das rechte oder das linke Telephon anspricht. Befinden sich beide Telephone gleichzeitig in Thätigkeit, so kann der reflektierte Lichtstrahl auf dem Papier jede beliebige Kurve beschreiben. Damit nun die beiden, gemeinsam auf den Reflektor wirkenden Telephonmembrane die zur Bildung eines gewissen Buch stabens nötigen Bewegungen machen, werden die Magnete der Tele phone durch passend gewählte Stromstöße von der Absendestation aus erregt, und zwar sind diese Stromstöße für beide Telephone ge sondert, teils im positiven, teils im negativen Sinne, sie besitzen ver schieden große Spannungen und haben eine verschiedene Zeitdauer. Zu diesem Zweck sind die Erfinder von den früher angewendeten zweireihig gelochten Papierstreifen abgegangen und verwenden nun solchen Strichen, v und p aus je zwei solchen zusammengesetzt. Solche Buchstaben lassen sich ohne weiteres mit dem früher be schriebenen Pollack-Viräg’schen Apparat fernschreiben. Denkt man sich nämlich den Papierstreifen, wie in Figur 1 angegeben ist, ge locht, und diesen Streifen zwischen die Walze und Kontaktbürsten des Absendeapparates (Fig. 1 in Nr. 44, Jahrgang 1899 dieser Zeit schrift p. 484) gebracht, so wird die Empfangsstation eine Schrift liefern, wie sie in Fig. 1 mit den Durchlochungen korrespondierend gezeichnet ist, und woraus die Buchstaben m p v mit genügender Deutlichkeit zu lesen sind. Nun bestehen aber die Buchstaben des Alphabets der lateinischen Schrift nicht alle aus solch einfachen Strichen vielmehr sind die meisten aus Schleifen und geschlossenen Kurven gebildet, wie z. B. e o, die sieh natürlich nicht so einfach wiedergeben lassen. Denn dazu ist außer der auf- und abgehenden Bewegung des schreibenden Lichtstrahls noch eine, senkrecht zu ihr gerichtete, also horizontal hin- und hergehende Bewegung notwendig. Um diese ebenfalls zu ermöglichen, haben die Erfinder den kleinen Hohlspiegel am Empfangsapparat um eine horizontale und eine vertikale Axe drehbar gemacht und wenden zu dessen Bewegung zwei Telephone nebeneinander an, wie dies die Fig. 2 zeigt. M ist ein permanenter Magnet, dessen zwei Schenkel in eiserne fünfreihig gelochte, wie dies aus Fig. 3 zu erkennen ist. Dement sprechend besteht auch die Kontaktwalze aus fünf Schleifringen, welche durch zwischengelegte Ebonitringe von einander isoliert sind. Auf dieser Kontaktwalze schleifen zwei Kontaktbürsten (siehe Sehaltungsskizze Fig. 5), von denen die eine, mit der Fernleitung verbundene, über die drei ersten Schleifringe hinweggreift. Der erste Schleifring steht mit dem negativen Pol der Batterie, der zweite mit dem positiven Pol einer gleich starken Batterie in Verbindung, während der dritte Schleifring auch mit dem positiven Pol, jedoch einer doppelt so starken Batterie, verbunden ist. Wird daher der in Fig. 3 abgebildete Papierstreifen zwischen die Kontaktwalze und Bürste 1 durchgesehickt, so bewirken die Lochungen in Reihe I, daß negative Ströme durch das Telephon I der Empfangstation gehen, der Liehtzeiger wird somit eine gewisse Strecke nach oben abgelenkt und würde — wenn man sich das lichtempfindliche Papier langsam nach links bewegt denkt — auf diesem eine auf- und ab gehende Linie wie a Fig. 3 zeichnen. Die Löcher der Reihe II bewirken, daß ein positiver Strom durch die Leitung nach dem Telephon I gelangt, und der Licht strahl wird in diesem Falle die nach unten gerichtete Zickzack- kürve b Fig. 3 schreiben. Durch die Löcher der Reihe III wird