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No. 8. 1900/1901. XVIII. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ 81 erscheinungen auf den fortlaufenden Papierstreifen p projiziert werden, wo sie je nach ihrer Zeitdauer als Punkte und Striche photographisch fixiert werden. Die den Stellungen s und s 2 entsprechenden Lieht- erscheinungen sind dann abgeblendet und werden deshalb nicht mit photographiert. Es ist selbstverständlich, daß auch andere Schrift arten als die Morseschrift mit einem Apparat dieser Art aufgenommen werden können. Eine zweite Art der Verwendung der Ablenkungen des Kathoden strahls ergiebt sich, wenn die Ablenkungen durch ihre Größe be stimmte Buchstaben oder sonstige Zeichen ausdrücken sollen. Die durch den Geber in die Linie gesendeten Stromstöße haben in diesem Falle im allgemeinen gleiche Zeitdauer. Die verschiedenen Strom stärken, die den einzelnen Zeichen entsprechen sollen, werden ent weder durch Einschalten von Widerständen in einen Stromkreis von konstanter elektromotorischer Kraft hergestellt oder dadurch, daß man die Telegraphenleitungen bei der Zeichengebung so schaltet, daß verschiedene elektromotorische Kräfte auf sie einwirkeD. Letzteres läßt sich dadurch erreichen, daß man die Telegraphenleitungen je nach den verschiedenen Zeichen mit verschiedenen Kontakten einer Reihe von Kontaktstücken in Verbindung bringt, zwischen denen rach Art der Zellenschalter von Sammlerbatterien verschiedene elektro motorische Kräfte liegen oder welche verschiedene Stellen eines dauernd durch Widerstände geschlossenen Stromkreises bilden und dadurch die Abzweigung von Telegraphierströmen von verschiedener Stärke gestatten. Hierbei ist in erster Linie an Geber-Apparat ge dacht, die für Schnell-Telegraphie mit Streifen perforierten Papiers arbeiten und bei denen jedes Loch in dem Papier einen entsprechenden Stromschluß bewirkt. Es ist vorteilhaft, hierbei noch eine Hilfs kontaktstelle anzuwenden, die in den Stromkreis mit eingeschaltet ist und durch die Bewegung des Geber-Apparates zwangläulig so bethätigt wird, daß die eigentliche Schließung und Oeffnung des Stromkreises erst durch diesen Hilfskontakt erfolgt, und zwar nach dem der dem Loch im Papierstreifen entsprechende Kontakt herge stellt oder bevor dieser Kontakt unterbrochen worden ist. Hierdurch wird in bekannter Weise das auftretende Feuer in diesen Hilfskontakt verlegt, dessen der Zerstörung ausgesetzte Teile leicht auszu- weehseln sind. Eine Anordnung dieser Art ist in Fig. 2 schematisch darge stellt ; a ist der vor dem Telegraphieren perforierte Papierstreifen des Gebers, der über die Kontakthebel b gezogen wird. Erscheint über dem am Ende eines Hebels befindlichen Stift d ein Loch in dem Papierstreifen a, so wird der Stift durch die Feder e nach oben gedrückt, und es wird bei e ein Kontakt hergestellt. Die Punkte c sind alle mit dem einen Pol der Batterie f verbunden. Zwischen den Kontaktstücken b liegen die abgeglichenen Widerstände w. Der äußerste dieser Widerstände ist an Erde gelegt. Giebt nun einer der Hebel Kontakt, so wird der Stromkreis durch einen bestimmten Teil der Widerstände geschlossen, so daß ein Strom von bestimmter Stärke erzeugt wird, der eine bestimmte Ablenkung des Kathoden strahles bewirkt. Der Empfangsapparat der Fig. 2 unterscheidet sieh von dem in Fig. 1 dargestellten durch folgende Anordnung. Die Nullstellung des Kathodenstrahles befindet sich infolge der Einwirkung des Justiermagnetes m t auf dem unteren Teil des Fluors- cenzsehirmes in der Stellung s 0 und wird durch M stufenweise nach s t s 2 abgelenkt. Jede dieser Ablenkungen bedeutet einen Buch staben. Die Lichtpunkte s werden durch eine Linse q und die Spiegel r auf das Loch in dem Diaphragma t projiziert, hinter dem der photographische Papierstreifen sich vorüberbewegt. Auf den Spiegeln befinden sich Buchstaben aus lichtundurchlässigem Material, deren Bild dann auf dem Streifen photographisch fixiert wird, und zwar als Momentbild, da die Zeitdauer jedes Stromstoßes sehr kurz ist. Für die Projektion der verschiedenen Lichtpunkte s auf den einen Punkt, wo die Buchstaben photographiert werden sollen, können auch andere bekannte optische Hilfsmittel, als Prismen oder einzelne Linsen für jeden Punkt benutzt werden. Es können auch gleich Fluorescenzbuchstaben, die an den Punkten s angebracht werden und bei der Bestrahlung aufleuchten, auf das photographische Papier projiziert werden. Eine dritte Art der Benutzung der Ablenkung des Kathoden strahles für Telegraphierzwecke, ist folgende. Wenn man auf den Kathodenstrahl nicht einen Elektromagneten M wirken läßt, sondern zwei oder mehrere, die im Winkel zu einander aufgestellt sind und von verschiedenen Telegraphierströmen durchflossen werden, die jeder für sich auf der Geberstation inbezug auf Stärke und Richtung verändert werden können, so entstehen kombinierte Magnetfelder, die eine Ablenkung des Kathodenstrahles nach mehreren Richtungen bewirken. Man kann auf diese Weise Ablenkungen des Kathoden strahles rings um die Nullstellung erreichen und bei jeder von diesen Ablenkungen einen bestimmten Buchstaben nach der Stelle, an der der fortschreitende Streifen photographischen Papiers exponiert wird, projizieren. — n. Die Telegraphie ohne Draht im Dienste der Armee. Man schreibt uns: Interessante Versuche mit Telegraphie ohne Draht hat das russische 148. Infanterie-Regiment während der letzten Manöver im Militärbezirk St. Petersburg gemacht. Ein Telegraphistenkommando, bestehend aus dem Leutnant des Jagdkommandos, einem Kapitulanten, einem Techniker und vier Jägern, wurde vier Monate hindurch im Telegraphendienst ohne Draht ausgebildet. Da das Regiment nicht über Mittel zur Beschaffung des Materials verfügte, wurden für die Manöver alle nötigen Geräte für die Telegraphenstationen stückweise da und dort entlehnt, Telephone, Drähte, Bambusstangen etc. Während der dreiwöchentlichen Manöver stellte das 148. Regiment auf Entfernungen bis zu 2% km damit Versuche an, die eine viel raschere Uebermittlung der Meldungen ergaben als durch Ordonnanz reiter und im Wesentlichen feststellten: 1. Der Telegraph ohne Draht funktioniert auf die entsprechende Entfernung immer ohne Schwierigkeiten bei Tag und bei Nacht, außer während eines Gewitters. 2. Wird das Material jeder Station auf einem Wagen verladen, j so erfordert die Aufstellung des Apparats nur einige Minuten. 3. Der die Telegramme abgebende und empfangende Draht I war an Bambusstangen, nicht an sogen. Drachen befestigt: mit Hilfe der letzteren ließe sich auf weit größere Entfernungen korre spondieren. 4. Das Gewicht des Stations-Materials — etwa 50 kg — ist zu schwer, um von Mannschaften getragen zu werden ; es ist anzu streben, leichtere Apparate zu konstruieren. 5. Unter der Voraussetzung, daß mit stärkeren und leichteren I Apparaten gearbeitet wird, ist die Telegraphie ohne Draht für den ! Sicherheits- und Aufklärungsdienst der Infanterie und, in noch höherem Maße, der Kavallerie von Bedeutung und anwendbar. 6. Die Beschaffung des Materials für zwei Feldtelegraphen- | Stationen einschließlich der erforderlichen Wagen würde einen Kostenaufwand von etwa 3200 Mk. verursachen. Wenn man die beträchtlichen Gewichtsmengen bedenkt, welche bei den Armee-, Armeekorps- und Divisions-Telegraphen mitgeführt werden müssen, und die vielerlei sonstigen telegraphischen Ver bindungen ins Auge faßt, die beim Feld- und Festungskriege anzu legen sind, erscheint die Ersparnis an Material und Zeit durch wenigstens teilweise Verwertung der Telegraphie ohne Draht bedeutend genug, um auch für diese Gebiete umfangreiche Versuche anzustellen. — W. W. Der Bau weiterer Telephonleitungeu zwischen Stuttgart und Hall, Hall und Künzelsau, sowie zwischen Heilbronn und Hall ist ange ordnet. Diese neuen Leitungen dienen zur Entlastung der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Leitungen Stuttgart—Hall und Hall— Künzelsau—Mergentheim, die infolge der allgemeinen Steigerung des Verkehrs erheblich belastet sind. —W. W. Fernsprechverbindung Leipzig- Stuttgart. Auf eine Eingabe der Handelskammer zu Leipzig auf Schaffung einer Fernsprech verbindung zwischen Leipzig und Stuttgart ist nach der Post reisender Kaufleute Deutschlands von der kaiserlichen Oberpostdirektion die Mitteilung eingegangen, daß nach einer Entscheidung des Reichs postamts dem Anträge zurzeit keine Folge gegeben werden könne, da eine geeignete Leitung für die Abwicklung dieses Verkehrs nicht zur Verfügung stehe. Nach der im Laufe dieses Jahres zu erwartenden Fertigstellung weiterer Fernsprechverbindungen nach Süddeutschland werde aber die Angelegenheit erneut geprüft werden. — W. W. Wichtige Neuerung auf dem Gebiet des Fernsprech wesens. Mit anfang Dezember v. J. ist im staatlichen Fernsprechwesen Stockholms eine Erfindung in Kraft gesetzt worden, die eine bedeutsame Verbesserung im Fernsprechwesen darstellt. Die Regelung eines Fernsprechgespräches wird bekanntlich von ein und derselben Person ausgeführt. Es liegt nun in der Natur der Sache, daß einzelne Tische der Vermittlungsstation eine weit größere Arbeit als andere zu bewältigen haben, z. B. sind die Telephonistinnen, die mit kaufmännischen und ähnlichen Abonnenten zu thun haben, bei denen das Telephon zu gewissen Zeiten so gut wie stets in Thätigkeit ist, kaum mit Aufbietung aller Kräfte imstande, den An forderungen zu genügen, während der Teil des Personals, der mehr mit Privaten zu thun hat, verhältnismäßig wenig beschäftigt ist. Die Folge davon war natürlich eine Ungleichheit in der Bedienung der Abonnenten. Während ein Teil sofort Anschluß erhielt, mußte ein anderer Teil mehr oder weniger warten, und es kann daher nicht ausbleiben, wenn oft Mißlielligkeiten zu Tage treten. Eine von Ingenieur Anton Aven gemachte Erfindung will nun hierin Wandel schaffen. Das Neue dabei besteht darin, daß die