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XVI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 2. 1898/99. 27 Die „Jewett-Schreibmaschine“. Die Industrie der Schreibmaschinen steht gegenwärtig in Amerika in höchster Blüte, auch wird stets daran gearbeitet, die Qualität der Maschinen noch zu verbessern und ihre Leitungen za vergrößern. Der einsichtsvolle Kaufmann, welcher sich eine Schreibmaschine für seinen Bedarf anschaffen will (und die Vorteile der Schreibmaschinen überhaupt sind so viele, daß es überflüssig erscheint, den Nutzen der Schreibmaschinen noch besonders hervorzuheben), wird daher vor allen Dingen diejenigen neuesten Maschinen prüfen, welche zwar nach altbewährter Konstruktion gebaut wurden, aber darüber hinausgehend, praktische Neuerungen aufweisen, welche den erhöhten Bedürfnissen entsprechen. Eine solche Maschine, die in ihren Leistungen geradezu einzig ist und das lebhafteste Interesse aller Maschinenschreiber hervorruft, ist die erstklassige Schreibmaschine „Jewett“, die von den hervorragendsten Fachleuten als die weitaus beste Schreibmaschine bezeichnet wird. Uns liegt z. B. ein Gutachten einer anerkannten Autorität auf diesem Gebiete, des Handelsschul direktors Herrn Otto Burghagen vor (Verfasser fachwissenschaftlicher Werke und gerichtlicher Sachverständiger), der sich wörtlich äußert: „Seitdem ich die Jewett-Schreibmaschine in Gebrauch genommen habe, muß ich alle älteren Systeme als definitiv überholte Erfindungen bezeichnen, die fortab der Ver gangenheit angehören“ u. s. w. Die Jewett-Schreibmaschine macht einfache und schattierte Schrift, sie inacht mehrfarbige Schrift, sie hat selbstthätige Typenreinigung, und der Papier wagen läuft auf Kugeln. Was Konstruktion und Material anbetrifft, so ist Beides wohl nicht mehr zu übertreffen. — Den Vertrieb dieser Maschinen übernahm die Firma G. F. Lodde, Hamburg, welche schon seit Jahren Schreibmaschinen als Spezialität führt und stets den neuesten Erscheinungen auf diesem Gebiete ihr Interesse zuwendet. Schornstein-Aufsatz und Ventilator von Henry H. Brauer in Hamburg (Patent Coblenzer). Ein in jeder Beziehung trefflicher Bauch- und Dunstabsauger ist dieser als Ventilator wirkender Schornsteinaufsatz! Durch die vier unteren und die vier oberen Köhren (Fig. 1 und 2) geht ständig der Luftzug, sodaß eine Luft- verdünnung in der Kugel B entsteht. Infolgedessen saugt der Aufsatz den Bauch gleich einem Injektor an und wirft ihn, wie ein Ejektor wirkend, aus dem Schornstein hinaus. Weder Wind, noch Sonnenschein, feuchte Luft und Nebel stören die Wirksamkeit dieses Apparates. Selbstverständlich wird durch diesen Bauch- und Dunstabsauger der Zug im Schornstein derart befördert, daß vollständige Verbrennung und Ausnutzung des Heizmaterials erzielt wird. Auch ist der Zug, wie viele Zeugnisse be weisen, selbst dann noch genügend, wenn 4 bis 6 und mehr Feuerungen in denselben Schornstein münden. Fabrik-Schornsteine, welche dadurch, daß sie meist freistehend sind, er fahrenermaßen sehr unter den Unbilden der Witterung leiden, sollten von vorn herein mit diesem bewährten Aufsatze ausgerüstet werden. Den Hausfrauen, Köchinnen und Küchenchefs wird hierdurch die Arbeit bedeutend erleichtert, da der Herd oder Ofen immer zieht und wenig Schlacken Zurückbleiben. Es muß als ein besonderer Vorzug dieses Schornsteinaufsatzes gelten, daß er keine beweglichen Teile hat; Aufsätze letzterer Art leiden durch das ständige Hin- und Herdrehen; sie leiern sich aus, verrußen und ver rosten, sodaß sie sich leicht feststellen und möglicherweise in einer Bichtung, welche dem Wind gestattet, in die Oeffnung einzudringen und den Bauch im Schornstein zurückzudrängen, statt ihn auszutreiben; Bepiraturen, welche bei diesem Aufsätze schon durch die Konstruktion ausgeschlossen sind, verursachen dnreh das meistens nötig werdende Gerüst oft ungeheure Kosten. Der Schornstein-Aufsatz, Patent Coblenzer ist sehr dauerhaft, da er aus Gußeisen oder verzinktem starkem Eisenblech (im Stück verzinkt) her- gestellt wird; weil feststehend, ist keine Schmierung notwendig; auch ver ursacht er kein Geräusch, wie der sich drehenden Aufsätze. Er wird auf Wunsch 30 Tage auf Probe gegeben. Ueberall, wo sich Bauch oder gesundheitsschädliche Gase ansammelu können, sollte er Verwendung finden: in Fabrikräumen, Lokomotivschuppen, Krankenhäusern, Bestaurants, Schulen, Waschhäusern, Treibhäusern, Scblaeht- höfen, Ställen, Aborten u dergl. Eine sehr große Anzahl in hohem Grad anerkennender Zeugnisse aus den verschiedensten Gegenden und Betrieben bestätigen die vorzügliche Wirkung dieses Apparates, sowohl als Schornstein-Aufsatz, wie zu Ventilationszwecken. Hölzerne Riemscheiben der Firma Heinrich Clasen (Inhaber C. Nissen), Hamburg. Das beharrliche Bestreben nach Beschaffung leichterer Biemenscheiben führte dahin, daß man vor Jahren für das Eisen ein anderes leichteres, doch ebenso haltbares Material, das Holz, zur Herstellung solcher Scheiben erwählte. Das Holz ist um mehr als */ 3 leichter als Eisen und kann, was seine Haltbarkeit betrifft, in gewissen Arten gut mit dem Eisen konkurrieren, wie uns z. B. die hölzernen Bäder an den Frachtwagen durch ihre bedeutende Festigkeit beweisen Nun sind zwar Holzscheiben früher schon als eiserne im Maschinenbetriebe verwendet und doch wieder beseitigt worden; die Ursache aber, weshalb sie sich nicht bewähren konnten, lag an der Wahl einer hierzu ganz ungeeigneten Holzart, sowie an einer höchst mangelhaften Konstruktion und primitiven Ge samtausführung dieser Scheiben. Die jetzigen hölzernen Biemenscheiben haben mit jenen denn auch so wenig Aehnlichkeit, wie die maschinengeformten eisernen Scheiben der Gegenwart mit den alten eisernen Schwungrädern, Die Fabrikation der modernen hölzernen Biemenscheiben wurde vor un gefähr 15 Jahren von den Amerikanern aufgenommen, und zwar unter Mit benutzung eines alten aufgelassenen deutschen Patentes. Die Veranlassung dazu dürfte ihnen außer ihrem scharfen Verständnis für alles Praktische noch der Umstand gewesen sein, daß sie die geeigneten Hölzer in vorzüglichster Güte billigst und reichlichst zur Hand hatten. Für die vorteilhafte Verwendbarkeit der neuen hölzernen Biemenscheiben spricht in erster Linie die bekannte Thatsache, daß dieselben seitdem in den amerikanischen Fabriken eine solche Verbreitung erlangt haben, das ihre Anzahl nach fachmännischen Angaben gegen 90 Prozent aller dort laufenden Biemen scheiben beträgt. Dieser hohe Prozentsatz ist wohl auch mit darauf zurück zuführen, daß die amerikanischen Fabrikanten den Biemenantrieb als den vor teilhaftesten fast ausschließlich in ihren Betrieben in Anwendung gebracht haben. Die hölzernen Biemenscheiben sind billiger als die eisernen. Die Er klärung hierfür ist hauptsächlich in dem Umstande zu finden, daß die Bearbeitung von Holz eine leichtere und schnellere ist, als die von Eisen, dagegen mag sich der Preis für letzteres wohl niedriger stellen, als die zur Verwendung kommenden edleren Holzarten. Ein weiterer Vorteil der hölzernen Biemenscheiben besteht darin, daß sie sich ohne Mehrkosten zweiteilig ausführen, und daß sie sich ebenso leicht ballig, wie gerade abdrehen lassen. Ihre Befestigung auf der Welle erfolgt durch Aufklemmen vermittelst ihrer Verbindungsschrauben, also ohne Keil und ohne Nut; gleichfalls ein Vorteil. Diese Befestigungsweise ist einfach und zuverlässig auch für die größte Kraftübertragung und leicht wegen der Hand lichkeit der Scheiben. Durch auswechselbare hölzerne Achsbuchsen läßt sich die Scheibe für verschiedene Wellenstärken verwenden. Ein wichtiger Vorteil dieser Scheiben besteht in der bekannten größeren Adhäsion des Holzes auf den Kiemen, als des Eisens; dieselbe wird im Stühle’schen Ingenieur-Kalender mit 40 Prozent angegeben Durch diese größere Anhaftungskraft des Holzes auf den Treibriemen wird der beträchtliche und viel unterschätzte Gleitverlust der