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20 XVI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 2. 1898/99. zwanglos erklärt, besonders das kräftige Ueberspringen der Oeffnungsfunken in der Funkenstrecke der Nebenrolle. Zugleich ist hierdurch der Uehergang zur Betrachtung der Transformatoren der modernen Elektrotechnik ermöglicht. Bei konstanter Leistungsfähigkeit E J kann die elektromotorische Kraft E groß und die Stromstärke J klein, oder umgekehrt E klein und J groß sein Da die Induktionsströme einen Teil der Energie des Feldes aufnehmen und irgendwo Energie an dieses abgeben können, so rufen sie selbstverständlich im Felde Erscheinungen hervor, die mit den durch den Hauptstrom veranlaßten in Inter ferenz treten. (Fortsetzung folgt.) Autographische Vervielfältigung. Auf dem Gebiete der autographischen Vervielfältigung von Handschriften, Noten, Zeichnungen etc. ist neuerdings, wie es scheint, ein ganz bedeutender Fortschritt erzielt worden durch eine von Dr. Lanze in Dresden, dem Besitzer der „Dresdener Copir-Anstalt“, erfundene kleine antographische Kontor-Schnellpresse, welche, wie Dresdener und andere sächsische Tageshlätter auf Grund einer vom Erfinder in Dresden veranstalteten Vorführung berichten, jnbezug auf Schnelligkeit, Sicherheit und Bequemlichkeit der Handhabung sowie die mögliche Anzahl der Abzüge und deren Schärfe zweifellos alle- weit hinter sich läßt, was bisher durch die verschiedensten Copir-Apparate, autographisehen Pressen etc geboten worden ist, indem diese sinnreiche kleine Maschine den bisher ziemlich umständlichen Prozeß des Autographierens in geradezu wunder barer Weise vereinfacht. Ihr Hauptwert, heißt es weiter, und ihr Hauptvorzug gegenüber allen bisherigen, buchdruckfavbige Abzüge liefernden Autographie- Apparaten und Pressen liegt darin, daß bei ihr alles sonst erforderliche, so zeitraubende und lästige fortwährende Neu-Einfärben, Feuchten und Abwischen des sogen. Negativs wegfällt, indem hier die Maschine alle diese Arbeiten selbstthätig ausfühlt und der sie Benutzende schließlich nichts weiter zu thun hat als eine Kurbel zu drehen und mit der linken Hand mittels eines Hebels den neu zu bedruckenden Bogen anzulegen. I adurch wird es einer einzigen Person (und zwar ohne Motor) möglich, in der Minute ca. 20 und in ca. 1 Stunde 1000 Stück 1 — 2 seitige tadellose autographische Abzüge herzu stellen. Die kleine, kaum die Hälfte eines gewöhnlichen Tisches einnehmende Maschine leistet also trotz eines verhältnismäßig sehr geringen Preises (300 Mk,' mindestens ebensoviel resp. noch mehr als die komplizierte und meistens einen Motor erfordernde lithographische Schnellpresse. Sie bedeutet daher für die möglichst rasche und bequeme Herstellung von Autographien eine höchst wert volle Neuerung nicht blos für die Behörden und kaufmännischen Kontore, sondern selbst für Druckereien Die Herstellung und Uebertragung des zu verviel fältigenden Originals kann in der gewöhnlichen, beim Stein- und Zink-Drucke üblichen Manier, sie kann aber auch nach einem viel bequemeren, viel sichereren und viel schärfere Abzüge gebenden Dr. Lunze’schen Spezialverfahren erfolgen, wodurch die Autographie für sehr Viele benutzbar werden dürfte, denen sie bis her durch jene ältere Manier mit ihrer unangenehmen Tinte verleidet wurde. Vergleich der Wirtschaftlichkeit von elektrischem Einzelbetrieb, elektrischem Gruppenbetrieb und Transmissionsbetrieb.*) Von E. Hartmann. Es gilt zwar als allgemein anerkannte Regel, daß der elektrische Einzelbetrieb für in größeren Zwischenräumen arbeitende Betriebe sich als wirtschaftlich vorteilhafter erweist, als der Gruppenbetrieb. Aber andererseits ist auch nicht zu verkennen, daß es Fälle giebt, wo diese Zwischenräume des Stillstandes klein sind, sodaß es sich als wirtschaftlicher erweist, Gruppenbetrieb einzurichten, sofern der hierzu anzuwendende größere Motor einen um so viel höheren Wirkungsgrad aufweist, daß die Verluste während seines Leerlaufs gegenüber den geringeren Wirkungsgraden der beim Einzelbetrieb verwendeten kleineren Motoren trotz der Ersparnisse an Leerlaufstrom wieder aufgewogen werden. Hieraus erhellt unmittelbar, daß die Größe der Zeitzwischenräume zwischen zwei Arbeitsperioden, d. h. also die Größe der Arbeitspausen mit den Wirkungsgraden der Motoren bei diesen beiden Betriebsarten (Einzelbetrieb und Gruppenbetrieb) in einem reziproken Verhältnisse stehen müssen. Es soll nun in Folgendem gezeigt werden, daß hier in der That ganz bestimmte mathematische Gesetze bestehen, mit deren Hülfe bezw. Benutzung es möglich ist, in jedem einzelnen Falle klar zu erkennen, welche der verschiedenen Betriebsweisen die wirtschaftlich günstigere und deshalb zweckmäßigere ist. Man wird auch an der Hand dieser Gesetze genau die Verhältnisse bestimmen können, wo diese Wirtschaftlichkeit sich umkehrt, wo also die Grenze zwischen beiden liegt, bei der beide Betriebsweisen wirtschaftlich einander gleichwertig sind. *) Das mathematische Gesetz wurde in seinen Grundzügen bereits in der letzten Jahresversammlung April 1897 von dem Verfasser mündlich entwickelt. 1. Einzelbetrieb. Trägt man auf einer horizontalen Linie (Abscissenachse) die Werte der Zeitabschnitte der Arbeitsperioden und der Arbeitspausen vom Nullpunkt o auf, so daß man die Punkte a, b, c, d erhält, und errichtet über denselben vertikale Linien (Ordinaten), deren Länge dem Arbeitswerte in der Zeiteinheit entspricht, so erhält man unter der Voraussetzung, daß die Arbeitsleistung konstant, also der Länge der Ordinaten N gleich lang ist, durch Verbindung der oberen End punkte derselben Rechtecke, deren Inhalt dem innerhalb der Zeit a b bezw. c d geleisteten Gesamtarbeitswerte, etwa in Pferdekraftstunden proportional ist. In dem Zeitraum b bis c wird keine Arbeit ge leistet und weil der Motor still steht, auch kein Strom verbraucht. 2. Transmissions- und G r u p p en b e t r i eb. In gleicher Weise läßt sich auch ein graphisches Bild für den Gruppenbetrieb in Fig. 2 herstellen, indem man für die Arbeitsperioden die Zeitabschnitte e f und g h herstellt und über diesen die Recht ecke mit den Ordinaten N 2 errichtet. Zwischen diesen liegen die Perioden für den Leerlauf, in denen der Motor zwar ebenfalls Arbeit liefert bezw. Strom verbraucht, jedoch nur im Werte von L=c i~f k = g l = h m, wo L den Leerlaufsarbeitswert in der Zeiteinheit bedeutet. Der Flächeninhalt der Rechtecke L=k fgl stellt diese Arbeitsleistung während der Arbeitspausen dar. Bezeichnet man nun für den Fall 1 (Einzelbetrieb) diejenige Energiemenge, welche die Arbeitsmaschine zu ihrer Bewegung bedarf, mit N, und diejenige, welche in den Elektromotor in Form 1 von Elektrizität eingeleitet werden muß, damit die Arbeitsmaschine die Energiemenge N erhält, die also entsprechend den Wirkungsgraden des Motors und der Uebersetzung größer sein muß, mitN,, so ergiebt sieh als Verhältnis zwischen diesen beiden der Wirkungsgrad dieser Energieumsetznng N 1. Bezeichnet man ferner beim Fall 2 Energiemenge, welche zum Betrieb der (Gruppenbetrieb) diejenige leerlaufenden Transmission allein erforderlich ist, mit L 2 , und diejenige, welche zum Betrieb derselben Arbeitsmaschine samt der Transmission erforderlich ist, mit N 2 , und vernachlässigt der Einfachheit halber den Unterschied im Kraftbedarf der leergehenden und demjenigen der belasteten Trans mission, sodaß N 2 =N + L 2 gesetzt werden kann, so hat man als Wirkungsgrad beim Grüppenbetrieb Während des Vollgänges: N N ' V2 TS t N + L 2 Bezeichnet man nun mit P den in den Arbeitsperioden beim Einzel betrieb geleisteten Arbeitswert, ebenso mit Q den analogen beim Gruppenbetrieb und mit f e == ä b = c d bezw. t, = e f = g h die Zeiten, in denen die bezüglichen Arbeitswerte geleistet werden, nennt man endlich ti diejenige Zeit, in denen beim Gruppenbetrieb der Möter mit seiner Transmission leergeht, so hat man die Gleichungen: P=N, te Q = N, t e + L 2 ti Will man nun die Bedingungen erfahren, unter denen beide Betriebsarten, Einzelbetrieb und Transmissionsbetrieb einander wirt schaftlich gleichwertig sind, so braucht man nur P = Q, zu setzen. Durch Einsetzung der obigen Werte für P und Q, erhält man die Bedingungsgleichung: N, t e = N 2 t e + L 2 t! Setzt man in diese Gleichung die Werte von N„ N 2 und L ein, welche aus deri Gleichungen 1 und 2 gewonnen werden können, nämlich: -v t N AT N _ N t = —; N 2 = —; L 2 V, V N-Nr], y, =N i-y> y. so erhält man: N te Vi N 1 — t e + N -—- ti woraus durch Umformung Vi Mi*, te 1 Vt 1 = — + —^“2 oder *1. — = 1 + (1- Ti.) — und daraus das Verhältnis t, m = — te y’-y, gewonnen wird. Diese Formel kennzeichet also in der That die Bedingungen zwischen den Arbeitspausen und Wirkungsgraden der Motoren, Unter welchen die Wirtschaftlichkeit beider Betriebsweisen gleichwertig ist.