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Frankfurt a. M., den 15. Mai 1899. No. 16. 1898 99 XVI. Jahrgang Telegramm-Adresse Elektrotechnische Rundschau Frankfurtmain. Oommi88ionair f. d. Buchhandel Rein’sche Buchhandlung, LEIPZIG. Zeitschrift für die Leistungen und Fortschritte auf dem G-ebiete der angewandten Elektrizitätslehre. Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Mark 4.- halbjährlich angenommen. Von der Expedition in Frankfurt a. M. direkt per Kreuzband bezogen: Mark 4.75 halbjährlioh. Ausland Mark 6.— . Redaktion: Prof. Dr. G. Krebs in Frankfurt a. M. Expedition : Frankfurt a. M., Kaiserstrasse 10 Fernsprechstelle No. 586. Erscheint regelmässig 2 Mal monatlich im Umfange von 2V» Bogen. Post-Preisverzeichniss pro 18£>9 No. 2299. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämmtliche Annoneen-Expe- ditionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 ^3>. Berechnung für */i> */,, 1 / 1 und '/, Seite nach Spezialtarif. Inhalt: Was ist elektrisches Licht und Elektrizität. Von Prof. W. Weiler, Esslingen. (Schluss). S. 185. — Bogenlampe von Siemens u. Halske. S. 187. — Die erste elektrische Hochbahn in Berlin. S. 187. — Die Telegraphie ohne (Leitungs-)Draht. Nach William Bissing (El. World). (Fortsetzung.) S. 190. — Kleine Mitteilungen: Dr. Lessings’s Dauerelemente „Ultra“. S. 191. — Tommasinas Fritter für Funkentelegraphie. S. 191. — Anwärmung der Nernst’schen Glühlampen. S. 191. — Isolierung der oberirdischen Leitungen S. 192. — Sammlerbatterie von Dujardin in Paris. S. 192. — Elektrische Strassenhahn in W T ürzburg. S. 192. — Kraftübertragungswerke Rheinfelden. S. 192. - Elektrische Strassen hahn in Neapel. S. 192. — Die Konzession für die elektrischen Strassenbahnen in Wien. S. 192. — Näheres vom Telegraphieren ohne Draht über den Kanal. S. 193. — Fernsprech- gehühren-Ordnung. S. 193. — Photographieren mit Acetylenlicht. S. 193. — Platina in Alaska. S. 193. — Gewinnungen von Kautschuk aus Musa-Pflanzen. S. 193. — Kontinentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen, Nürnberg. S. 193. - Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft. S. 193. — Allgemeine Gas- und Elektrizitäts-Gesellschaft. Bremen. S. 183. — Petersburger Gesellschaft für elektrische Beleuchtung. S. 193. — Berliner Elektrizitäts werke. S. 193. — Akkumulatorenwerke, System Pollak, Frankfurt a. M. S. 193. — G. Hammel, München. S. 194. — Grosse u. Bredt, Chemische Fabrik, Berlin. S. 194. — Illustrierte Preisliste der Rheinischen Elektro-Maschinenfabrik L. Döhmer, Krefeld. S. 194. — Das Städtische Technikum i. Neustadt i. Meckl. S. 194. — Ausstellung in Como. S. 194. — Bericht für den Monat April der Allgemeinen Carbid- und Acetylen-Gesellschaft m. b H., Berlin. S. 194. — Neue Bücher und Flugschriften. S. 194.—- Bücherbe sprechung. S. 194. — Patentliste No. 16. —• Börsenbericht. — Anzeigen. Was ist elektrisches Licht und Elektrizität? Von Prof. W. Weiler, Esslingen. (Schluß.) Ist eine Elektrisiermaschine im Gange und liefert sie nur einiger maßen Mengen von Elektrizität, so stellt sich ein eigenthiimlicher Geruch ein, der Ozongeruch. Ozon oder aktiver Sauerstoff läßt sich auch durch Papierstreifen, die mit Stärkekleister und Jod bestrichen sind, bei einem Gewitter nachweisen, und wächst der Ozongehalt der Luft mit der Stärke der elektrischen Entladungen. Man findet ferner bei jedem Gewitter, daß der Blitzstrahl Ver bindungen des in der atmosphärischen Luft enthaltenen und ge mengten Stickstoffes und Sauerstoffes erzeugt: Salpetersäure HN0 3 , Stickoxyd NO. Diese Verbindungen lassen sich auch in reichlichem Maße mittels der mächtigen elektrischen Ströme der neuen Dynamo maschinen erreichen; sodaß neulich der Vorschlag gemacht worden ist, die noch zahlreich vorhandenen Wasserkräfte mittels der Elek trizität dazu benutzen, Stickstoffverbindungen für die Fruchtbar machung der Felder in großem Maßstabe herzustellen. Der durch die Luft dringende elektrische Strahl bringt somit Veränderungen in den Bestandteilen der Luft hervor, und diese sind es, die ihm seine Farbe geben. Also auch in diesem Falle sehen wir die Elektrizität nicht, sondern die durch ihren Durch gang in Schwingungen und Verbindungen gesetzten Bestandteile der Luft. Die Moleküle der Luft in ihren Aetherhüllen besitzen eine solche Beweglichkeit, daß die durchgehende Elektrizität, vermutlich der Weltäther, ihnen stets die Schwingungszahl des Glühens aufzuzwingen vermag. Doch nicht jeder Blitzstrahl zündet, nur der verzögerte thut es; es ist Aufgabe des Blitzableiters diese Verzögerung zu ver hindern. Wenn der Blitzstrahl zertrümmert, welche Erscheinung man nachahmt, indem man die Entladung einer Batterie von Leydner Flaschen mittels Metallelektroden durch Pulver leitet, so vermag dieser A etherstrahl bei seinem fast momentanen Durchgang zwar den Körperäther in seine Bewegung hineinzureißen, dieser jedoch seine Körpermoleküle nur teilweise, sodaß sie wohl zerstreut werden, aber nicht in Gleiehschwingungen geraten. Sollte die Behauptung, daß wir im elektrischen Funken einer Elektrisiermaschine, einer Leydner Flasche, eines Induktoriums glühende Luft oder glühende Luft mit verbrennenden Metall- und Kohlenteilen sehen, als noch nicht hinreichend bewiesen erscheinen; so fällt sofort aller Zweifel beim Anblick von Geißler’sehen Röhren, überhaupt beim Studium der elektrischen Erscheinungen im luftver dünnten Raum. Die Farbe des vom positiven Pol ausgehenden Lichtstromes hängt von mancherlei Umständen ab; zunächst davon, welches Gas im verdünnten Zustande die Röhre erfüllt; sie ist bleichweiß grau in Röhren, welche Queksilberdampf enthalten; violett in ver dünnter Luft; im Stickstoff orange; in Kohlensäure violett-grünlich; in Chlorwasserstoff rot; bei verdünnter Luft ist die Schichtung sehr schön sichtbar, wenn auch nicht scharf; unter Schichtung versteht man dunkle Streifen zwischen dem Farbenstrahl, die senkrecht zum Farbenstrahl sieh ausbilden. Ferner hängt die Färbung des Lichtstromes von der Weite der Röhren ab; der Lichtstrom erscheint im engen Teil einer mit verdünntem Wasserstoffgas gefüllten Röhre prachtvoll purpurrot, während er im weiteren Teile der Röhre von blaßblaugrüner Färbung auftritt Endlich ist die Färbung des Liebtstromes auch durch die Stärke des elektrischen Stromes bedingt, welcher durch das verdünnte Gas entladen wird; die genannte intensiv purpurrote Farbe, welche man im engen Teil der Wasserstoffröhre beobachtet, wird, wenn man kräftige Induktionsströme anwendet, matter, orangerot für schwächere Ströme, sogar blaßbläulich, wenn man Funken vom Konduktor einer Elektrisiermaschine durchschlagen läßt. Bei fortgesetztem Durchleiten des elektrischen Stromes in der selben Richtung bedeckt sich die Glaswand, welche die negative Elektrode umgiebt, bald mit einem metallischen Anflug, während die Elektrode selbst rauh und korrodiert, d. h. angefressen, erscheint. Die Farbe des Anflugs entspricht der des fein verteilten Metalles der Elektrode; der Anflug ist bläulich bei einer Silber-, schwärzlich bei einer Platinelektrode. Eine negative Elektrode von Aluminium wird nur wenig korrodiert. Würden wir in diesen Fällen die Elektrizität selbst sehen, so dürfte die Farbe sich nicht ändern, jedenfalls nicht in solchen Ver schiedenheiten. Wir erblicken also auch bei diesen Erscheinungen der Elektrizität nur verstärkte Molekularschwingungen der Körper. Hittorf und Crookes haben mittels Quecksilberpumpen die Verdünnung in den Glasröhren noch viel weiter getrieben als Geißler und so ganz neue Erscheinungen entdeckt und vorbe reitet. Crookes hat auf seine Beobachtungen hin die eigen tümliche Hypothese vom vierten Aggregatzustande gegründet: den ultragasigen; sodaß wir die Aggregatzustände hätten: fest, flüssig, gasig, ultragasig. Die in diesem Zustande befindlichen Körper nannte er ^strahlende Materie“, da sie gewisse Eigenschaften und Bewegungsgesetze zu besitzen scheint, welche an die Licht- und Wärmestrahlen innern. Bei einer Geißle r’schen Röhre ist die negative Elektrode