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No. 24. 1901/1902. XIX. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ 267 Magnetisierung und die entsprechende Phaseneinstellung zwischen dem Strome und der Endspannung nimmt bei fortschreitender Ladung der Batterien zu, und es findet infolgedessen eine allmähliche Steigerung der elektromotorischen Kraft des Gleichstromes statt, wie dies der -Zustand der Batterien verlangt. Die relative Anzahl von Windungen der in Reihenschaltung an geordneten und der Nebenschluß Feldmagnetwicklung des Umformers und die Anordnung sowie Einstellung der Drosselspulen in der Wechselstromleitung desselben werden nach Maßgabe der besonderen Erfordernisse der Anlage, für welche die Anordnung bestimmt ist, geändert, indem es für den Sachverständigen ein Leichtes ist, die Einstellung entsprechend zu bewerkstelligen. Obwohl in der Figur ein zweiphasiger kreisender Umformer dargestellt und in der Beschreibung die Methode an einer Anlage für zweiphasige Ströme erläutert worden ist, so ist dieselbe auch für Anlagen verwendbar, bei denen einphasige Wechselströme oderStröme von mehr als zwei Phasen benutzt werden. —n. Erhöhung der Leuchtkraft von Glühkörpern. Bereits von Tyndall ist für die Wärmestrahlen und von Kirchhoff auch für die Lichtstrahlen der Satz aufgestellt und experimentell bestätigt worden, daß das Emmissionsvermögen eines Körpers für die ver schiedenen Arten von Strahlen in demselben Verhältnis steht, wie sein Absorptionsvermögen, daß also diejenigen Körper, welche Wärme oder Lichtstrahlen am leichtesten ausstrahlen, auch umgekehrt das größte Absorptionsvermögen besitzen. Zu Körpern, solcher Art ge hören unzweifelhaft die aus den seltenen Erden, Thor- und Ceroxyd bestehenden Glühkörper. Dieselben sind gute Ausstrahler und somit auch gute Einsauger. Würde es nun möglich sein, diese Glüh körper noch aufnahmefähiger für die ihnen zugeführte Wärme, also zu noch besseren Einsaugern zu machen, als sie schon sind, ohne jedoch andere schädliche, spezifische Eigenschaften, so müßten die selben nach dem genannten Gesetz auch bessere Ausstrahler werden und im Stand sein, von der sie erhitzenden Wärmequelle mehr auf zunehmen und als Lichtstrahlen wieder auszusenden. Eine Lösung dieser Aufgabe hat H. Süssmann in Berlin ge funden. Dieselbe basirt zunächst auf der Beobachtung, daß ein Draht, z. B. aus Platin, in der Flamme eines gebräuchlichen Bunsen brenners um so schneller und in um so höherm Grade die Tempe ratur der Flamme annimmt, glüht und daher um so intensiveres Licht ausströmt, je dünner er ist. Ein Platindraht von z. B. 10 mm Durchmesser kommt in dieser Bunsenflamme überhaupt nicht, ein solcher von 2 mm nur schwach zum Glühen; dagegen wird ein solcher von nur 0,2 mm Durchmesser in stärkste Weißglut versetzt. Es ergiebt sich hieraus die allgemeine Folgerung, daß das Glühen und das damit verbundene Liehtemmissionsvermögen eines Körpers um so stärker ist, je geringer die Masse desselben wird. Es steht demnach das Ausstrahlungsvermögen und damit nach genannten von Tyndall und Kirchhoff bewiesenem Gesetz das Absorptionsver mögen für die verschiedenen Strahlen eines Körpers im umgekehrten Verhältnis zu seiner Masse Man müßte nun annehmen, daß ähnliche Verhältnisse auch bei den aus Metalloxyden z. B. aus der bekannten zur Herstellung von ■Glühkörpern angewendeten Thor- Cer-Mischung bestehenden Körpern, wie Drähten, Fäden, Geweben, statthaben würden und daß damit die Lösung genannter Aufgabe auf einfache Weise gefunden sei. Dies trifft jedoch nicht unter allen Bedingungen zu, sondern nur Rann, wenn das Mischungsverhältnis von Thor und Cer, abweichend von dem bekannten Zusammensetzungsverhältnis, verändert wird, und zwar nach dem von Süssmann aufgefundenen Gesetz, daß •das beim Glühen von Fäden oder Geweben aus Thor-Ceroxyd emi- tirte Licht nur dann ein Maximum erreicht und von längerer Dauer ist, wenn mit der Massenverringerung eines solchen Körpers der prozentuale Gehalt an Cer vergrößert wird in demjenigen Verhältnis, in welchem die Masse verringert wird, oder, was dasselbe ist, wenn das absolute Gewicht an Cer in der Oxydkomposition kon stant bleibt, d. h. nicht mit der Masse verringert wird. Es gilt heute das Zusammensetzungsverhältnis von 99% Theroxyd zu 1% Cer oxyd als dasjenige, welches das höchste Lieht giebt. Man weiß jetzt, daß eine Abweichung von diesen Prozentsätzen nach oben oder nach unten verschlechternd auf das Licht wirkt. Der gewöhnliche Glühkörper wiegt ungefähr 0,6 g und enthält für weißes Licht 1 °/ 0 = 0,006 g Cer. Verringert man nach Vor stehendem die Masse von 0,6 g auf 0,35 g, so muß der Cergehalt im Verhältnis der Massenverringerung, d. i. auf 0,6:0,35 = l,72°/o vermehrt werden. Das absolute Gewicht von Cer in dem Glühkörper beträgt demnach (1,72 : 100) 0,35 = 0,006 g, genau dasselbe des ursprünglichen Glühkörpers. Da nun mit der Massenverringerung einer gegebenen Glüh körpertype bei Verwendung des gebräuchlichen Gewebes die ein zelnen Fäden der Leuchtoxyde dünner werden und dadurch ein großer Teil der lichtemittierenden Fläche verloren gehen würde, so ist diejenige Oberfläche, welche durch geringeren Umfang der ein zelnen Fäden verloren gehen würde, durch Vermehrung der Anzahl dieser dünneren Fäden wiederzugewinnen. Man erreicht dies am einfachsten durch Erhöhung der üblichen Maschenzahl des zu ver wendenden Gewebes. Wenn demnach die Masse M auf m verringert wird, so ist das Massenverhältnis u = M : m. Bezeichnet man den ursprünglichen Durchmesser des Thor-Ceroxydfadens eines Glühkörpers mit D und den mit verringerter Masse mit d, und entsprechend die Länge des Fadens mit L und 1, so muß L und d tu 1 = D 7t L sein , woraus sich d 7i 3 , D 3 1 = u — 4 4 1 = L : u berechnet. Mit der Länge des Fadens ist zugleich auch die Maschenzahl gegeben. Ein nach diesen Ueberlegungen hergestellter Glühkörper von 3,8 mg Gewicht und etwa 70 Maschen pro 1 qcm Mantelfläche und den üblichen normalen Abmessungen für gewöhnliche Glühlicht brenner zeigt bei einem Gasdruck von 34 bis 35 mm Wassersäule und dem normalen Gaskonsum von 115 bis 120 1 pro Stunde 120 bis 130 Hefnerkerzen, gegen nur 80 bis 90 Hefnerkerzen eines gewöhn lichen, unter denselben Bedingungen brennenden Glühkörpers. Man braucht also mit diesem neuen Glühkörper nur 1 bis 0,9 Stunden liter pro Hefnerkerze gegen 1,5 bis 1,4 Stundenliter mit dem ge wöhnlichen Glühkörper, woraus ein um 50°/o höherer Energiegewinn des verbrauchten Gases resultiert. Der analoge Effekt ergiebt sich mit anderen Brenner- und Glühkörpertypen. Erwähnt mag noch sein, daß es sich empfiehlt, diese Glühkörper, für Fälle, wo stärkere äußere Einflüsse, wie Erschütterungen, in Frage kommen, die geeignet sind, die leichten Glühkörper zu be schädigen, durch irgend ein die Leuchtkraft nicht erheblich beein trächtigendes Festigungsverfahren widerstandsfähiger zu machenn. —n. Städtische Elektrizitätswerke Stuttgart. Die bisherige Unter station der städtischen Elektrizitätswerke im Stöckaeh soll, wie wir erfahren, zur zweiten Zentrale ausgebaut werden, und zwar geht das Projekt dahin, daß später Maschinen aufgestellt werden können, die bis zu 5000 Pferdekräften leisten. Zurzeit ist der Bau so weit erweitert, daß zwei Maschinen von je 1000 Pferdekräften Platz finden, wovon eine sofort zur Aufstellung gelangen soll. Das Maschinenhaus wird um 15—16 Meter verlängert; daneben wird ein Kesselhaus mit einer Länge von 32 Meter und einer Breite von 16 Meter erstellt. Der für die Anlage nötige Schornstein, der bis jetzt auf ungefähr 2 /s Höhe gebaut ist, erhält eine Höhe von 60 m und 2,5 m oberen Liehtdurchmesser. Außer den erwähnten Gebäuden wird noch ein Pumpenhaus erstellt, in welchem zu gleicher Zeit die Wasserreinigung, Bade-, Wasch- und sonstige Räume untergebraeht werden. Die Dampfmaschine, die wie der übrige motorische Teil von der Maschinenfabrik G. Kuhn in Berg geliefert wird, ist eine stehende Compound-Dampfmaschine mit Ventilsteuerung (minimal 1000, maxi mal 1250 Pferdekräfte bei 100 Umdrehungen in der Minute) und wird wie in der Zentrale Marienstraße direkt mit der Dynamomaschine gekuppelt. Der erforderliche Dampf wird in zwei Großraumwasser röhrenkesseln mit rauchverzehrender Feuerung (System Kuhn) erzeugt; jeder Kessel erhält 23 qm Heizfläche und ist für zehn Atmosphären Ueberdruek gebaut. Die Rückkühlung des Kondensationswassers wird in einem neben dem Gebäude zu erstellenden Kühlturm von 25 m Höhe und 6 m Durchmesser vorgenommen. Der elektrische Teil wird von der Elektrizitätsaktiengesellschaft vorm. Sehuekert u. Co., Nürnberg geliefert und besteht aus der vorerwähnten Dynamo maschine, die zu gleicher Zeit als Reserve für die Marbacher Anlage dienen soll und daher für 3000 Volt bei 50 Perioden per Sekunde gebaut wird. Ferner werden die Pumpen für das Gradierwerk mit einer Stundenleistung von 360 cbm bei einer Förderhöhe von ca. 10 m ebenfalls durch Elektromotoren angetrieben. Die Gebäude werden von Hofwerkmeister Haußer, der Schornstein vom Bauge schäft Huber ausgeführt. — W. W. Elektrizitätswerk iu Tientsin. In Brüssel ist eine Internatio nale Gesellschaft mit einem Kapital von 6% Mill. Francs begründet worden, um die chinesische Großstadt Tientsin mit elektrischem Licht, einem Netz von elektrischen Bahnen und überhaupt mit allem zu versehen, was mit der Ausnutzung elektrischer Energie in Verbin dung steht. —W.W. Der Bau der elektrischen Bahn von Dornbirn nach dem kürzlich zum Markt erhobenen österreichischen Grenzort Lustenau ist auf der ganzen Strecke in Angriff genommen. Dornbirn hat 13 000 und Lustenau 4200 Einwohner. Dornbirn besitzt die aus gedehnteste Baumwollindustrie in Vorarlberg; Lustenau (Station der Bahn Bregen?—St. Margrethen) weist große Sägen und Stickereien auf. Die neue elektrische Bahn ermöglicht Dornbirn raschere Ver bindung mit der Schweiz und Lustenau mit dem größten Teil Vor arlbergs und mit Tirol. •—W.W 7 . Die elektrische Hochbahn von Liverpool. Diese 6,5 Meilen lange Linie, welche vor 10 Jahren mit einer dritten Schiene auf doppeltem Geleise undKück- strom durch die Fahrschienen installiert wurde, funktioniert mit Gleichstrom a 500 Volt; eine wichtige Neuerung wird jetzt daselbst vorgenonimen. Die Züge enthalten 2 oder 3 Wagen mit einem Gesamtgewicht von 55 t. Mit dem alten Material wurde die Entfernung in 32 Minuten, incls. 16 Halte, bei einer mittleren Geschwindigkeit von 12,5 Meilen pro Stunde zurückgelegt. Für den Betrieb mußte man daher ein Minimum von 14 Zügen mit o-Minutenverkehv haben. Neuerdings wurden Versuche mit einem neuen Material angestellt, um eine Beschleunigung im Betrieb zu sichern, und die Herrn Dick, Kerr & Co. konnten eine Fahrtdauer von 20 Minuten garantieren incl. 16 Halte von 12 Sekunden, um eine Geschwindigkeit von 19 Meilen zu sichern. Die Versuche haben bewiesen, daß das Projekt sehr leicht auszuführen sei, Bei diesen Ver-