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Frankfurt a. M., den 1. September 1902 No. 23. 19011902 Telegramm-Adresse Elektrotechnische Rundschau Frankfurtmain, XIX. Jahrgang. Oommissionair f. d« Buchhandel F, Yolckmar, LEIPZIG. Zeitschrift für die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete der angewandten Elektrizitätslehre. Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Mark 4-..— halbjährlich angenommen. Von der Expedition in Frankfurt a, M. direkt per Kreuzband bezogen: Mark 4.7& halbjährlich. Ausland Mark 6.—. Redaktion: Prof. Dr. G. Krebs in Frankfurt a. Expedition : Frankfurt a. NI., Kaiserstrasse 10 Ferniprechitelle No. 586. Erscheint regelmässig 2 Mal monatlich im Umfange von 2'U Bogen. Post-Preisverzeichniss pro 1902 No. 2310. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank* furt a. M. sämmtliche Annoncen-Expe- iitionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 4^, Berechnung für ‘/„ */». 1 U un d V« Seite nach Spezialtarif. 'Inhalt: Förder-Anlagen mit elektrischem Antrieb. Von O, Lasche, Berlin. S. 250. — Einpolige Stöpselsichernng für Spannungen bis 550 Volt. — D. R. P. Angemeldet und D. R. G. M. Bergmann-Elektrizitäts-Werke, Berlin. S. 252. — Ausgleich von Belastungsschwan kungen in Gleichstrom. S. 253. — Elektrotechnische Gesellschaft zu Köln. Vortrag des Herrn Fabrikbesitzers Ad Hohnholz, Rheydt: Ueber seine Reise durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika. (Fortsetzung folgt.) S. 254. — Elektrische Ausrüstung einer modernen Schiffsbau-Werft. S. 255. — Kleine Mitteilungen: Fernschalter für auto matische Strassenbeleuchtung, hergestellt von der Firma Paul Firchow Nachfgr., Berlin. S. 253. — Umwandlung von Leuchtkörpern aus Kohle in solche aus Osmium. S. 256. — Elektrizitäts-Werke in Kiebingen a. N. S. 257. — Elektrizitäts-Werk in Tübingen. S. 257. — Ueber die Entwicklung der Kraftwerke am Niagarafall. S. 257 — Die Stadt Wien. S. 257. — Zusammenarbeit einer amerikanischen mit einer österreichischen Elektrizitäts-Gesell schaft. S. 257. — Elektrischer Betrieb auf den amerikanischen Eisenbahnen. S. 257. — Förder-Anlagen mit elektrischem Antrieb. Von 0. Lasche, Berlin. I. Die erste elektrische Hauptförderanlage wurde durch die All gemeine Elektrizitäts-Gesellschaft im Jahre 1894 für die Eisenerz grube „Hollertszug “ bei Herdorf a. d. Sieg ausgeführt für eine Leistung von stündlich 40 t Erz aus 120 bezw. 240 m Teufe. Der elektrische Antrieb war hier bedingt durch Aufstellung der Maschine unter Tage. Die Anlage bewährte sieh von Anfang an in jeder Weise als unbedingt betriebssicher, wirtschaftlich und einfach in der Bedienung und ist seit nunmehr 8 Jahren dauernd im Betrieb. Bemerkenswert ist, daß schon bei dieser ei’sten Anlage das Prinzip der Centrali- sation des ganzen Betriebes in vollem Maße durchgeführt wurde. Zwar wurde entsprechend der später zu beschreibenden Schaltung eine besondere Dynamo für den Förderbetrieb und eine zweite für Wasserhaltung, Luftkompressor, Lokomotivbetrieb u. a. m. aufgestellt; doch wurden beide Maschinen von einer gemeinsamen Dampfmaschine aus angetrieben und die Belastung derselben durch Schwungmassen und eine Pufferbatterie gleichmäßig gehalten. Trotz dieser günstigen Resultate fanden elektrisch betriebene Hauptschaehtfördermasehinen gößerer Abmessungen zunächst wenig Eingang, und erst jetzt zeigt sich immer mehr, welchen Einfluß auf die Frage der Centralisierung der ganzen bergmännischen Kraftbetriebe und deren Wirtschaftlichkeit die Lösung dieser Aufgabe hat. Nachdem der elektrische Antrieb auch größter unterirdischer Wasserhaltungen sich seit vier und fünf .Jahren bewährte, und bei Nebenbetrieben aller Art mit gleich günstigen Resultaten sich einbürgerte, ist heute der elektrische An trieb von Hauptschachtförderungen in den Vordergrund des allge meinen Interesses getreten. Nachstehend seien zwei charakteristische Förderanlagen kurz beschrieben, von denen die eine mit Gleichstrom, die andere mit hochgespanntem Drehtsrom ausgeführt ist, hei beiden wurde als erste Begingung größte Einfachheit und Betriebssicherheit angestrebt. Welches System im besonderen Falle .das günstigere ist, dürfte an Hand dieser Beispiele nicht schwer zu entscheiden sein. Förderanlage für Zeche Preussen II, Schacht I der Harpener Bergbau-Akliengesellschaft Dortmund. Die Fördermachine dient dazu, aus einer Teufe von 700 m stündlich 100 t Kohle zu fördern und wurde von Herrn General direktor Müser angelegt, um die Vorteile, welche der elektrische Neue Versuche mit drahtloser Telephonie in London. S. 257. — Die Versuche mit draht loser Teldphonie. S. 257. — Die Marconischen Patentanträge. S. 257. — Eine Aufsehen er regende Mitteilung über Marconi. S. 257. — Telephonisches. S 258 — Strassburger Strassen- hahn-Gesellschaft. S. 258. — Akt.-Ges. für elektrotechnische Unternehmungen, München. S. 258. — Deutsch-Atlantische Telegraphen-Gesellsehaft. S. 258. — Watt-Akkumulatorenwerke S. 258. — Düsseldorfer Ausstellung: Baumaschinenfahrik Bünger u. Leyrer, Düssel dorf. S. 259. — Mit der Deutschen Städteausstellung 1903 in Dresden. S. 260. — Das Stu dentische Arbeitsamt der Wildenschaft der Technischen Hochschule zu Berlin. S. 260. — Erdmann Kircheis, Aue (Erzgeh.) Illustrierter Sonder-Katalog über Pressen (Stanzen) und Fallwerke. S. 260. — Neue Bücher und Flugschriften. S. 260. — Bücherbe sprech uu gen. S 260, — Polytechnisches: König, Kücken u. Co., Berlin. S. 260. — Patentliste No. 23. — Börsenbericht. — Anzeigen. Antrieb größerer Förderanlagen bringen sollte, praktisch zu er proben, und um so für Neuanlagen die Möglichkeit zu schaffen, mit elektrischem Antrieb rechnen zu können. Entsprechend dem Haupt moment der heutigen Bestrebungen „Zentralisation der Krafter zeugung“ wurde die unmittelbare Verwendung vtfn Drehstrom ange nommen, und zwar von Drehstrom höherer Spannung, welcher eine Fernleitung großer Strommengen auf mehrere Kilometer ohne nennenswerte Verluste gestattet. Zudem bieten die Anlaß- und Regulierapparate für Drehstrom größte Einfachheit und lassen sieh durch Verwendung von Flüssigkeit als Widerstandsmaterial in einer für andauernden, harten Betrieb geeigneten Ausführung herstellen. Als Vorbild dieser Anlaß- und Regulierapparate diente das s. Z. für einen Sehnellbahnwagen mit vorzüglichem Erfolge angewandte Modell,*) entsprechend den gleichen Bedingungen schnellsten Anfahrens und der Möglichkeit, dauernd beliebig langsam fahren zu können. Es sind mit diesem Apparat die unzähligen, große Stromstärken führenden Kontake, Kontakttrommeln oder Kontaktscheiben und Bürstenapparate vermieden, welche trotz weitester Unterteilung stets funken und mehr oder weniger schnell verbrennen, und auch bei dauernder, sorgsamer Pflege häufiges Nacharbeiten und Ersetzen bedingen. Die Förder- Anlage wurde in ihren Einzelheiten mit Herrn Oberingenieur Schulte der Harpener Bergbau - Aktiengesellschaft dnrchgearbeitet, und dürfte dank dieser energischen und fördernden Unterstüzung, obschon erst Anfang d. J. bestellt, breits Anfang August in Betrieb kommen. Zur Aufstellung gelangen drei Primärmaschinen, welche, in Parallelbetrieb arbeitend, auch den Strom für unterirdische Wasser haltungen und Nebenbetriebe über und unter Tage zu liefern haben. Jede Maschine ist für eine Leistung von 550 KW bei 50 Wecheln und 94 Umdrehungen p. Min. bemessen. Die Spannung beträgt 2000 Volt. Ausgeführt sind die Maschinen nach den Patenten der A. E. G. als Spannwerkmaschinen ohne volles Gehäuse. Der Antrieb erfolgt durch horizontale Zwilling-Verbund-Maschinen von 800 PS Leistung, gebaut von der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rieh. Hartmann, Chemnitz. Die Fördermaschine gebaut von der A.-G. Eisenhütte Prinz Rudolph, Dülmen, ist in der Fig. I dargestellt; zur Verwendung kommt eine Köpescheibe von 6 m Durchmesser. Die Stärke des Seiles beträgt 45 mm. Bei der Lastfahrt setzt sich die Belastung des Seiles wie folgt zusammen: *) Vergl.: Der Sehnellbahnwagen der Allgemeinen Elektrizitäts-Ge sellschaft. Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure, 1901, Seite 1303 u. ff.